5 harte Western 1/2020: Das unbarmherzige Gesetz des Revolvers: Sammelband mit 5 Wildwestromanen. Alfred Bekker

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5 harte Western 1/2020: Das unbarmherzige Gesetz des Revolvers: Sammelband mit 5 Wildwestromanen - Alfred Bekker


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als er in der Mittagsstunde das Dickhornschaf oben auf dem Grat eines Felsens entdeckte. Es war ein Widder mit seinem gewaltigen Gehörn. Er wirkte groß und kräftig, und Tom kannte die Dickhornschafe eigentlich nur vom Hörensagen oder aus größerer Entfernung. Aber dieser kräftige Kerl dort oben wirkte riesig, zumal die Sonne hinter ihm stand und er wie eine Statue aussah.

      Bis zu diesem Widder waren es von Tom aus gut hundert Schritt... nur konnte er die nicht gehen. Denn zwischen dem Grat, auf dem der Widder stand und herüberäugte, und dem Platz, wo Tom beim Anblick des Widders wie versteinert stehengeblieben war, befand sich eine Schlucht. Wie tief sie war, wie breit sie sein mochte, das alles konnte Tom von hier aus nicht erkennen. Davon wusste er noch nicht mal etwas. Er hielt es für eine flache Vertiefung.

      Sam, der instinktiv den Gegner in jenem fernen Widder erkannte, der das Tier auch riechen konnte, weil der Wind ihm die Witterung zutrug, stand mit gesträubtem Fell, knurrte dumpf und bleckte gierig die Zähne. Aus seinen Lefzen troff der Speichel. Sam hatte Hunger, und was für welchen. Jetzt war er der Sohn der schwarzen Wölfin, nicht mehr und nicht weniger. Und dort drüben stand Futter.

      Der Widder bekam keine Witterung von den beiden, aber er sah sie. Und für den Moment war er erschrocken, stand einfach still. Der Kuckuck wusste, warum er sich nicht mit einem Sprung hinter den Felsengrat rettete.

      Tom handelte kurzentschlossen und rasch. Er riss die Marlin an die Schulter, zielte und schoss.

      Der Schuss traf genau aufs Blatt, und der Widder machte einen gewaltigen Satz nach vorn, überschlug sich in der Luft... und verschwand.

      Tom stürzte vorwärts, das Gewehr in der Rechten. Noch schneller fegte Sam nach vorn, um jäh mit allen Vieren zu stoppen, dass er noch ein Stück auf den Pfoten über den Fels rutschte und unmittelbar an einer scharfen Kante zum Stillstand kam. Als er vor sich blickte, sah er den Abgrund, der sich da vor ihm auftat. Indessen war auch Tom da, konnte gerade noch anhalten und spähte in die Tiefe.

      „Eine Schlucht, zum Teufel! Er ist in die Schlucht gestürzt!“, stöhnte er, und ihm krampfte sich vor Hunger der Magen zusammen.

      In diesem Augenblick hörte Tom seinen vierbeinigen Freund böse knurren. Er sah Sam an, gewahrte dessen Blickrichtung, und als er selbst dorthin schaute, entdeckte er sie.

      Sie hatte einen rötlich-grünen Körper, den sie zusammengeringelt hatte. Ihr Kopf aber war kupferrot. Und ihre gespaltene Zunge vibrierte in nächster Nähe von Toms Knie. Sie hielt den Kopf und den Hals erhoben, wie es Schlangen tun, die jeden Augenblick zum Biss zustoßen wollen.

      Da sie auf einem kleinen Felsenvorsprung saß, war sie hoch genug, um Toms Knie zu erreichen, sobald er es bewegen sollte.

      Aber da flog Sam wie von der Sehne geschnellt auf den Vorsprung hoch. Er, der schon eine Waldklapperschlange besiegt hatte, die bedeutend größer war als diese hier, schien Schlangen zu hassen.

      Wie ein Berserker ging er auf die Kupferkopfschlange los, und sie zuckte sofort herum, wollte ihn beißen, doch er wirbelte um sie herum, biss sie kurz, fuhr zurück, wich ihrem vorstoßenden Kopf aus, biss geschickt wieder von hinten, und als sie abermals herumzuckte, hatte er sie mit einem blitzschnellen Biss am Genick und hielt sie fest, während sie sich rasend ringelte und versuchte, ihn zu umschlingen. Er strengte sich an, und dann knackte es wieder, wie er es schon von der Klapperschlange her kannte. Diesmal war alles leichter gegangen, und als tödliche Zuckungen den glatten Leib durchfuhren, wirbelte Sam den besiegten Feind hin und her, ehe er endlich losließ und knurrend auf das zuckende Bündel blickte.

      Tom packte die Schlange an der Schwanzspitze, schlug ihr mit dem Bowiemesser den Kopf ab und sagte zu Sam: „Wir werden sie braten und zwischen uns teilen. Danke, Sam!“ Er streichelte Sam mit der freien Hand, was der Wolfshund mit einem freudigen Jaulen quittierte.

      *

      Er stand vor seiner aus schweren Baumstämmen errichteten Hütte wie eine Statue. Die Abendsonne fiel auf sein kantiges, von tiefen Furchen durchzogenes Gesicht. Kühn blickte das Augenpaar auf Tom und den Wolfshund, die sich müde, mit wunden Füßen den Hang herauf quälten.

      Wild John Stafford trug eine abgeschabte, in undefinierbaren Farben schillernde Wildlederkleidung, die ganz deutlich die indianische Herkunft verriet. Und nicht nur die Weste, das Lederhemd und die Hosen stammten von Indianern, auch die Mokassins, die Wild John trug. Nur sein Hut, der auf dem langen weißen Haar saß, der war von Weißen gemacht. Und auch das Gewehr, eine langläufige Büchse, wie sie Tom noch nie gesehen hatte. Der Lauf schien versilbert zu sein und war vom Schaft bis zur Mündung mit herrlichen Gravierungen verziert.

      Tom kannte seinen Vater, wenn der in Musselshell gewesen war. Kurze Besuche, bei denen sich Wild John am meisten Hennie Cadburn gewidmet hatte. Doch er sollte, wie Hennie Cadburn behauptete, sich immer sehr für den Werdegang seines Sohnes interessiert haben. Tom erinnerte sich, dass ihm seine Mutter einmal erzählt hatte, sie wäre einige Zeit mit Wild John in den Wäldern im Norden gewesen, hätte dann aber ihr Bündel gepackt, um in eine Stadt zurückzukehren.

      Wild John aber war in der Einsamkeit der Wildnis geblieben. Und hier, auf diesem Berg, da war seine Heimat in Form einer halb in die Erde gebauten Hütte, deren Wände aus so dicken Stämmen bestand, dass diese Hütte bestimmt einige Jahrzehnte überstehen konnte.

      Als Tom dann vor seinem Vater stand, sahen sie sich an. Sie waren beide gleich groß, aber Tom war noch etwas schmaler in den Schultern und hatte noch nicht so muskulöse Arme wie sein Vater. Aber die Ähnlichkeit konnte niemand übersehen.

      „Was ist?", fragte Wild John rau. „Was willst du mit diesem Halbwolf?“

      Er sah Sam an, der ihn misstrauisch anblickte und gereizt knurrte, wie er es stets tat, wenn er in die Nähe von Menschen geriet. Dass dieser dort in der merkwürdig riechenden Kleidung der Vater seines Freundes war, konnte Sam nicht wissen.

      Tom fand die Begrüßung nicht gerade überaus herzlich und erwiderte: „Sie wollten mich aufhängen. In Musselshell. Old Cliff und Mutter haben mich aus dem Jail befreit. Dutch-Billy ist hinter mir her.“

      Die Stirn des Mannes schlug Falten. „Der Sheriff?“

      Tom nickte.

      Wild John nickte. „Hm, so also. Warum?"

      Tom erzählte es. Zwischendurch dachte er: Warum gibst du uns nichts zu essen und zu trinken, verdammt? Statt dessen machst du dieses verdammte Verhör.

      Wild John wusste genau, wie es um Tom und seinen kleinen Freund stand. Doch für ihn, der es gewohnt war, zu hungern, Durst zu leiden, Selbstdisziplin zu wahren, hatte Tom sich zusammenzunehmen. Das musste er eben lernen, falls er es noch nicht gewohnt war.

      Sam sah das anders. Er hatte den Duft von Fleisch in die Nase bekommen und nahm diese Witterung jetzt so deutlich auf, dass er angestrengt in die Richtung auf die Hütte blickte, neben der dieser Geruch zu sein schien.

      Um die Sache genauer zu erkunden, machte sich Sam völlig unbeachtet auf den Weg. Ohne dass Wild John ihm Aufmerksamkeit schenkte und Tom es in seiner innerlichen Erregung merkte, schlich Sam auf die Hütte zu. Und da plötzlich geschah etwas, das Sams Leben völlig verändern sollte.

      Sam roch Fleisch, und weil er wieder einmal entsetzlichen Hunger hatte, zog ihn diese Witterung an wie ein Magnet ein Stück Eisen. Er sah auch, woher der Geruch kam. Da hing ein ausgeweidetes Stück Wild, ein Wapitihirschkalb, an der Hüttenwand zum Ausbluten. Das Fell war abgezogen und bereits aufgespannt zum Trocknen.

      Der Fleischgeruch stieg in Sams Nase wie ein betäubendes Parfüm. Und so sah er den Husky nicht.

      Der Husky war pechschwarz, auch an Bauch und Beinen. Er war für einen Schlittenhund ungewöhnlich kräftig und groß, und wie alle Huskys stand er dem Wolf von der Herkunft her sehr nahe. Das sah man ihm an, wenn es auch nicht so ausgeprägt war wie bei Sam.

      Das allerdings waren Dinge, die im Augenblick Sam einen feuchten Staub kümmerten, und den viel größeren Husky womöglich noch weniger.

      Sam sah ihn, als er fast bei diesem herrlichen


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