7 Wichita Western Oktober 2019 - Wildwest Sammelband 7008: Sieben Romane um Cowboys, Killer, Gunfighter. Pete Hackett

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7 Wichita Western Oktober 2019 - Wildwest Sammelband 7008: Sieben Romane um Cowboys, Killer, Gunfighter - Pete Hackett


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geht auf den Mann zu und drückt ihm die Augenlider herunter. Er nimmt das Geld mit einer mechanischen Handbewegung vom Tisch und steckt es ein. Dann trägt er die beiden Toten in den Raum, nimmt die Lampe von dem rostigen Draht, der von der Decke hängt, und schleudert sie gegen die Wand.

      Der penetrante Petroleumgeruch breitet sich aus. Die Flüssigkeit rinnt an der Wand nach unten, und die Flammen rennen hinterher. Es wird heller in der Hütte.

      Rauch quillt Bill Jackson entgegen, als er zur Tür geht.

      Die Pferde stampfen im Schnee und zerren an den Zügeln. Bill halftert sie aneinander, steigt in den McClellan-Sattel und reitet los. Hinter ihm prasselt das Feuer. Er ist noch keine fünfzig Meter gekommen, als das Dach in die Hütte hineinbricht und ein Funkenregen in die Höhe stiebt, um wieder zusammenzubrechen. Roter Feuerschein leuchtet bis zu den Föhren und Eisenholzbäumen.

      Bill reitet über einen Hügel. Noch nie hat er einen Mann so beerdigt. Aber sicher hat Tetley recht. Es ist besser, als von den Wölfen aus dem Schnee gescharrt zu werden.

      *

      Der Stallmann in Central City furcht die Stirn, als er den Mann mit den vier ledigen Pferden hinter sich aus den nördlichen Bergen kommen sieht.

      „Unglaublich", murmelt er.

      „Was?", fragt der greise Storekeeper, der stehengeblieben ist.

      „Dass ein Mann bei diesem Schneetreiben durch die Berge steigt."

      „Ja. Und auch noch heute! Aber vielleicht weiß er gar nicht, dass Weihnachten ist."

      Der Reiter kommt langsam näher. Winzige Eiskristalle hängen an seinen Brauen und geben ihm ein seltsames Aussehen.

      Bill Jackson blickt an den Häuserzeilen entlang. Er kann sich nicht erinnern, schon einmal hiergewesen zu sein.

      Vor dem Stallmann hält er an.

      „Wie heißt diese Stadt?", fragt er.

      „Central City, Fremder."

      „Aha. Kennen Sie eine Stadt, die Hassel Junction heißt?"

      Der Stallmann schüttelt den Kopf.

      „Hast du das schon einmal gehört?", wendet er sich an den Storekeeper.

      „Lass mich nachdenken! Doch, ja, das hörte ich schon. Im letzten Sommer. Es soll dort einen mächtigen Rancher geben. Das ist da drüben, hinter den Bergen." Die Hand des Mannes zeigt auf die schneebedeckten und teilweise blank gefegten Gipfel im Westen.

      „Noch weit?"

      „Etwa einihundertfünfzig Meilen können es sein", sagt der Mann. „Ich fürchte aber, dass es um diese Zeit keinen Weg da hinüber gibt."

      „Ist in den letzten zwei Tagen ein Mann hier durchgekommen, der auch nach Westen wollte?", erkundigt sich Bill.

      Die beiden Männer schütteln bestimmt die Köpfe, und der Stallmann sagt: „Sicher nicht, Stranger!"

      „Dann muss es noch einen anderen Weg nach Hassel Junction geben."

      „Wollen Sie die Pferde alle mitneihmen? Ich würde Ihnen ein paar davon abkaufen. Jetzt im Winter ist die Armee ein dankbarer Abnehmer."

      Bill blickt auf die Berge. Hinter den ersten Gipfeln scheint eine senkrechte Schneewand zu stehen.

      „Ich glaube, ich werde sie besser mitnehmen", sagt er. Suchend hält er nach einem Saloon Ausschau. Er denkt daran, dass es besser ist, wenn er den nächsten Morgen abwartet. Er wird oft genug im Freien kampieren müssen.

      „Heute ist Weihnachten", sagt der Storekeeper.

      Bill, der schon absteigen wollte, lässt sich wieder in den Sattel fallen.

      „Weihnachten?", fragt er verblüfft.

      „Ja. Das wird hier in Central City sehr nett gefeiert. Hier leben viele Männer, die noch in Europa in die Schule gingen."

      „Ach so. Dann werde ich besser reiten."

      „Das ist aber nicht nötig."

      „Ich glaube, doch", beharrt Bill. „Weihnachten ist ein Fest der Familie. Einen einsamen Mann erinnert es nur daran, wie einsam er ist." Kratzig schnalzt er mit der Zunge.

      Kopfschüttelnd blicken ihm die beiden Männer nach.

      *

      Zwei Tage später rutscht sein Pferd ab und drängt Tetleys Braunen mit sich in den Abgrund.

      Bill Jackson rettet sich durch einen Seitensprung und kann sich an einem Busch mit durchgefrorenen Händen festhalten.

      Steine poltern in die Schlucht hinunter. Ein markerschütterndes Wiehern schallt zur Bergschulter herauf.

      Die drei anderen Pferde drängen zurück. Hastig springt Bill auf und hält sie fest. Er beglückwünscht sich jetzt dazu, kein Pferd verkauft zu haben. Er zieht den Sattelgurt des nächsten Tieres fest und steigt auf.

      „Weiter!", schnarrt er.

      Zögernd und tastend setzen sich die Tiere in Bewegung. Schneidender Wind fährt über die vom Schnee freigefegte Höhe.

      Bill Jackson denkt daran, dass er sein Versprechen nur einlösen kann, wenn er durchhält. Natürlich hätte er in Central City die Schneeschmelze abwarten können. Aber was wäre dann gewesen? Hätte er noch jemals eine Chance gehabt, das Geld bekommen zu können?

      Aber wird er so eine haben? Er muss immer wieder an den Ruf denken, der aus der windschiefen Hütte schallte, als der eine Mann davor in der verschwommenen Lichtbahn aufgetaucht war. Es hatte so geklungen, als denke dieser Mann gar nicht daran, eine andere Stadt als Hassel Junction aufzusuchen.

      Der Pfad windet sich, an den Berg geklebt, um eine Steilwand herum. Das Pferd unter seinem Sattel ist stehengeblieben. Es schnaubt ängstlich und ein Zittern durchläuft den Körper. Die Unruhe geht auf Bill Jackson über. Die schneidende Kälte hat ihm Tränen in die Augen getrieben, und so kann er nicht sehen, wie tief die Schlucht an der Seite ist.

      „Weiter!", drängt er und drückt mit den Absätzen.

      Das Pferd schnaubt und weicht zurück. Da steigt Jackson ab, drängt sich an dem verängstigtem Tier vorbei und nimmt die Zügel kurz. Er zieht das Pferd weiter.

      Als er um eine Kante kommt, springt ihn der Wind mit elementarer Gewalt an und will ihn wie ein Stück Papier zurückschleudern. Er spürt, wie seine Schulter das Maul des Pferdes berührt, und wie er unfähig ist, noch einen Schritt vorwärts zu machen.

      War er ein Narr?

      Schnee weht ihm entgegen. Die Kälte ist so beißend, dass ihm die Zähne schmerzen, als er den Mund öffnet, weil er durch die Nase keine Luft mehr bekommt.

      Verdammt, er war wirklich ein Narr, als er aufbrach, um durch die ihm unbekannten Berge zu reiten. Um zwanzigtausend Dollar für eine ihm unbekannte Bahngesellschaft zurückzuholen. Und um einen Mörder zu stellen, den er ebenfalls nicht kennt und mit dem ihn nichts verbindet.

      Der Schnee hat sich vor ihm zu einem Haufen aufgetürmt, der immer höher wird. Er spürt die Füße in den Stiefeln nicht mehr. Zugleich weiß er, dass er die Pferde hier auf der Felsleiste nicht einmal wenden könnte, um nach Central City zurückzukehren.

      Er hat zwanzigtausend Dollar in der Brusttasche. Er könnte sich ein warmes Zimmer nehmen und den besten Whisky trinken. Er könnte mit den Mädchen scherzen und spielen, die es schließlich in jeder Präriestädt gilbt und die um diese Jahreszeit bestimmt keine großen Ansprüche stellen.

      Bisher hat er nie ebwas anderes als seine eigenen Interessen vertreten. Niemals fasste er etwas an, das ihn nichts anging.

      Warum nur auf einmal? Was hat ihn dazu getrieben, Tetley etwas zu versprechen? Stimmt es, was Ike sagte, dass er nichts als ein Abenteurer ist, der nur immer etwas anderes und Neues erleben muss?

      Der Schnee reicht ihm schon bis über die Knie.


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