Pferdepsychologie. Sanja Panea

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Pferdepsychologie - Sanja Panea


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dem Pferd und auch im Training niemals außer Acht lassen sollte.

       VERHALTEN

      Bei den Pferden kann man verschiedene Verhaltensarten beobachten. Grundlegend werden diese in sieben Bereiche aufgeteilt:

       Sozialverhalten

      Da Pferde Herdentier sind, ist das Zusammenleben in einer Gruppe überlebenswichtig. Um in einer Herde leben zu können, müssen die Pferde von klein auf die Körpersprache erlernen, indem sie ihre Rangspiele spielen – auch in den täglichen Auseinandersetzungen untereinander. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, dass Fohlen und Jungpferde in einer Gruppe gehalten werden. Dazu gehören auch die Dominanzspiele der Pferde. Das ist ein ganz wichtiger Bestandteil der Pferdebeziehung.

      Schauen wir uns den Punkt Dominanz noch mal genauer an:

       Dominanzspiele

      Dominanzspiele dienen folgenden zwei Gründen:

      1. Recht zur Fortpflanzung

      2. Recht zum Fressen und Trinken

      Es ist ein sehr wichtiges Element des Pferdeverhaltens, denn wenn die Pferde sozial benachteiligt sind, indem sie keine Möglichkeit bekommen, diesen natürlichen Bedürfnissen nachzugehen, weil sie alleine gehalten werden, kann sie das emotional und psychisch extrem negativ beeinflussen. Wenn z. B. Hengste falsch gehalten werden, zeigen sie ein abnormales Verhalten, weil ihr Lebensraum und das Umfeld unnatürlich sind und sie ihren Bedürfnissen nicht nachkommen können. Sie leben oft in Isolation, werden zu gefesselten Stuten gebracht oder müssen Dummies decken, und das alles in einem vom Menschen kontrollierten Umfeld. Kein Ausschlagen, kein Beißen, kein Quietschen … alles Teil des Vorspiels und gleichzeitig eine Wichtigkeit der emotionalen Balance der Pferde. Der Drang, Dominanzspiele zu spielen, ist sehr groß, völlig unabhängig davon, ob es ein junges oder altes Pferd ist. Nur wenn das Pferd krank oder verletzt ist, ist dieser Drang nicht da. Viele Menschen können es nicht ertragen, wenn ihre Pferde anfangen, sich gegenseitig zu dominieren, sie haben Angst, dass sie verletzt werden. In den heutigen Haltungsbedingungen ist es tatsächlich schwieriger, solch natürliches Verhalten zu erlauben, denn es gibt oft nur kleine Paddocks, Ecken und Begrenzungen. Im natürlichen Umfeld der Pferde gibt es hingegen keine Zäune, sie können dort nicht in eine Ecke gedrängt werden. Hast Du schon mal beobachten können, wie ein dominantes Pferde ein anderes die ganze Zeit in Bewegung hält? Wenn Dein Pferd versucht, Dich zu bewegen, dann denkt es, dass es der Dominantere von euch beiden ist, und noch schlimmer: Es will überhaupt keine Freundschaft mit Dir, weil es Dich nicht respektiert: Pferde möchten sich mit den Dominanteren anfreunden.

      Wenn man das Prinzip einmal verstanden hat, wer wen bewegt, dann ist es auch sehr einfach, verschiedene Techniken beim Pferd anzuwenden, sodass es einen versteht.

       Ernährungsverhalten

      Durch das energiearme Futter in den Weiten der Steppe müssen sich die Pferde den ganzen Tag fortbewegen, um ausreichend Nahrung zu bekommen. Der Verdauungsapparat ist so ausgelegt, dass sie den ganzen Tag fressen müssen, 16 Stunden lang, und vor allen Dingen kauen. Ein Pferd benötigt circa 3000–3500 Kauschläge für ein Kilo Heu. Die Kauschläge sorgen für ein gutes Einspeicheln des Futters. Ein normales Warmblut bildet pro Minute circa 40–90 Milliliter Speichel, auf den ganzen Tag verteilet wären das dann 5–10 Liter. Der Mensch z. B. produziert umgerechnet einen Milliliter Speichel pro Minute und anderthalb Liter pro Tag.

      Der Speichel ist beim Pferd von großer Bedeutung, denn er enthält größere Mengen an Mineralstoffen und Bikarbonat, die zur Neutralisierung der Magensäure im Mageneingang dienen. Dadurch wird das Futter auch feucht und lässt sich besser abschlucken.

      Wie man anhand der Fressdauer und der Kauschläge deutlich sehen kann, ist eine ausreichende Raufutterversorgung sehr wichtig, nicht nur für den Organismus, sondern es dient auch der Beschäftigung. Der Erhaltungsbedarf eines Pferdes beträgt anderthalb Kilo Heu pro 100 Kilo Körpergewicht. Aber viele verstehen das falsch: Das ist der Erhaltungsb edarf und in den meisten Fällen zu wenig. Zu wenig Futter wiederum führt bei Pferden zu Unruhe, Unausgeglichenheit, Nervosität und Unbehagen. In diesem Zusammenhang ist auch zu beachten, dass die Fresspausen nicht länger als vier Stunden andauern dürfen. In den Wintermonaten benötigt das Pferd außerdem 30 Prozent mehr Futter als in den Sommermonaten, da die Energie durch Kälte, Wind und Wetter schneller verloren geht.

      Durch eine verbesserte Kauaktivität entsteht auch ein besserer Abrieb der Zähne. Bei einer ungleichen Abnutzung der Zähne – durch zu geringe Kauaktivität oder eine krankhafte Veränderung der Kaumuskulatur, der Kiefergelenke oder der Zähne – kann es zu hakenartigen Veränderungen an den Zähnen mit fatalen Folgen kommen, schmerzende scharfe Kanten, die das ordentliche Zermahlen des Futters beeinträchtigen und zu Verletzungen an der Zunge und im Maulbereich führen können. Dann wiederum kann es zu Schlundverstopfung oder auch Koliken kommen, da das Futter nicht mehr richtig zerkleinert werden kann.

      Du siehst also, wie wichtig es ist, dass Dein Pferd ausreichend Raufutter zur Verfügung hat.

       Fortbewegungsverhalten

      Das Pferd als Flucht-, Beute-, Steppen- und Herdentier hat das Bedürfnis, sich ständig fortzubewegen. Die zwei primären Gründe dafür sind Futter und Flucht. Für die Nahrungsaufnahme bewegt sich das Pferd 12–16 Stunden im Schritt. Da es auch ein Beutetier ist, kann es kurzfristig sehr hohe Geschwindigkeiten erreichen, z. B. bei Gefahr, dies findet dann im schnellen Galopp statt.

      Diese Verhaltensweise müssen wir bei unseren Pferden immer berücksichtigen, denn das ist bei ihnen in der DNA verankert. Man muss darauf achten, dass das Pferd soviel Auslauf wie nur möglich bekommt, das sorgt dann auch für eine ausgeglichene Psyche. Nehmen wir ihm das weg, dann entstehen Spannungen, Verhaltensstörungen, Stress, Unbehagen, Aggression, Frust, Unkonzentriertheit und Nervosität.

      Die Intensität der eben genannten Verhaltensmuster ist abhängig von Rasse und Spirit des Pferdes. Besonders gefährdet sind die Boxenpferde, die im schlimmsten Fall nur ein oder zwei Stunden an die Luft dürfen und das vielleicht noch ganz alleine ohne Artgenossen. Das ist keine artgerechte Haltung, da die primären Bedürfnisse der Tiere nicht beachtet werden. Wildpferde legen pro Tag 8–40 Kilometer in Bewegung zurück. Ihre Schrittlänge beträgt dabei 80 Zentimeter. Bei einem Boxenpferd, das einen täglichen Auslauf von etwa zwei Stunden bekommt, beträgt die Schrittlänge nur 30 Zentimeter. Das bedeutet, dass sich das Boxenpferd in den zwei Stunden nur 170 Meter bewegt. Dass das nicht artgerecht ist, versteht sich von selbst.

      Das Pferd als Pflanzenfresser und Fluchttier verfügt über einen angeborenen kontinuierlichen Fortbewegungstrieb. Physiologisch mangelhafte Bewegung – zeitlich zu kurz, zu wenig und dann zu schnell –, ist die Hauptursachen für Erkrankungen. Diese erkennt man dann an Durchblutungsstörungen, geschwollenen Beine, Atmungsproblemen etc. Auch die pure Lebensfreude bleibt dabei aus, denn das Pferd hat keine Möglichkeit, sich zu entfalten – physisch und psychisch.

      Der Mensch hat sich die Schnelligkeit des Pferdes und seinen Fluchtinstinkt zunutze gemacht, das sehen wir im Rennsport. Wenn wir uns den Rennsport aber genauer ansehen, dann sehen wir alles andere als entspannt galoppierende Pferde, sondern weit aufgerissene Augen, Stress, Schweiß auf dem Pferdekörper, obwohl es noch gar nicht am Start ist, und wir sehen Angst – Todesangst; wir sehen Pferde, die um Ihr Leben laufen, fliehende Pferde. Hier wird der Fluchtinstinkt völlig missbraucht, für den Egoisten Mensch, der nur auf Profit, Anerkennung und Lob aus ist.

      Wenn man seinem Pferd das Ausleben seines Fortbewegungstriebes nicht ermöglicht und dann erwartet, das es sich genau in dem Moment, in dem der Mensch es verlangt, konzentriert und das tut, was von ihm verlangt wird,


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