Banditen und Revolver-Docs: Super Western Sammelband 9 Romane. Pete Hackett

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Banditen und Revolver-Docs: Super Western Sammelband 9 Romane - Pete Hackett


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weitem Bogen ritt Harry Scott mit seinen Männern um die Herde. Dann hielt er ein und sagte: „Sie lagern unterhalb der Herde; vielleicht weil das Vieh immer weiter auf das Tal zudrängt. Sie wollen sie am Fleck halten. Ich bin sicher, dass es die Furt ist, wo sie lagern.“

      „Und wie fangen wir es an?“

      „Das Vieh ist uninteressant. Es geht um diese Bande. Ich weiß nicht, wer sie führt, aber das ist jetzt auch nicht wichtig. Stoßen wir sie einfach unter die Herde.“

      „Verdammt, Harry, das ist eine verflucht harte Sache“, meinte Deville.

      „Strafe, wem Strafe gebührt“, sagte Stratz und lachte sadistisch.

      „Wir könnten sie auch von der Südseite aus angreifen. Dann können sie nicht zurück“, schlug Corners vor.

      „So einen blöden Vorschlag kann nur Burt machen“, entgegnete Stratz.

      „Du, hör mal, ich werde dir eines Tages ...“

      „Dazu bist du doch zu blöd!“, lachte Stratz.

      „Schluss!“, fuhr Scott dazwischen. „Wir treiben die Herde. Das kann einer von uns. Wir anderen kommen von der Seite und lassen sie nicht mehr aus der Zange. Sind die Gewehre klar?“

      Alle stimmten zu.

      „Gut, Burt, du nimmst die Herde. Jim, du reitest auf die andere Seite des Flusses. Los, du musst sofort weg! Vom anderen Ufer aus knallst du, was das Zeug hält. Und dann werden sie nach rechts vor der Herde ausweichen wollen. Und da wiederum sind wir. Los jetzt, Burt, du vergisst hoffentlich die Magnesiumbeutel nicht. Schieß nicht, sondern wirf sie hinter die Herde. Das ist für die Tiere schlimmer als ein Schuss. Nun ab!“

      „Ich habe die Päckchen nicht. Wo sind sie denn?“, fragte Corners.

      „Hier, ich hab’ sie in meiner Satteltasche“, erwiderte Deville. „Hoffentlich sind sie trocken. Und wirf sie nicht alle. Ein paar heb dafür auf, wenn die Herde wieder ins Stocken kommt!“

      „Ich weiß schon Bescheid.“

      Corners ritt los, Stratz war schon am Fluss und trieb sein Pferd ins Wasser. Harry Scott und Deville ritten auf Wendover zu, um ans untere Herdenende zu gelangen, wo die Treibermannschaft lagerte. Dann warteten sie im Schutze der Dunkelheit. Endlos lange schien es, bis Deville sagte: „Es leuchtet! Er wirft die Pakete.“

      Am Nordende der Herde zischte es grell wie bei einem Gewitter. Nur dass diese Helligkeit lange anhielt. Die Stiere brüllten noch lauter. Unruhe kam von Norden her in die Herde. Kühe, Kälber und jüngere Bullen drängten bergab. Die Herde geriet in Bewegung. Immer mehr grell leuchtende Pakete zischten auf. Und immer schneller drängte das Vieh bergabwärts.

      „Er hat noch zwei Päckchen. Die muss er aufheben. Aber sie laufen schon ganz schön.“

      Da begann ein Gewehr auf der anderen Flussseite zu krachen. Schuss auf Schuss blitzte auf.

      Und nun sahen Scott und Deville, wie es vor der Herde lebhaft wurde. Männer schrien, ein Pferd wieherte schrill, und im Handumdrehen bewegte sich auch das untere Herdenende, wo auch die Leitbullen standen, auf diese Männer zu.

      Jetzt war der Augenblick für Scott und Deville gekommen. Sie legten die Gewehre an und begannen wie auf einem Schießstand zu feuern.

      Die Herde begann zu laufen. Immer schneller, immer rasender. Und wieder blitzten hinten Magnesiumpäckchen auf. Das Gebrüll der entsetzten Rinder wuchs zum orkanartigen Inferno an.

      16

      Glenn zügelte sein Pferd. Er sah weit in der Ferne das Aufblitzen von Schüssen. Dann hörte er sogar einzelne Schüsse bis hierher. Aber mehr noch hörte er ein anderes Geräusch, das jeden Cowboy mit Entsetzen erfüllt. Er vernahm das urige Gebrüll einer in Panik befindlichen Herde. Stampede. Und als sein Pferd stand, meinte er tatsächlich die Erde dröhnen zu hören. Vierundzwanzigtausend Hufe trampelten auf die Prärie. Die Erde musste ja erzittern unter diesem Stakkato.

      Aber er sah die Herde nicht. Nur die Unruhe seines Cayusen deutete darauf hin, dass das Vieh möglicherweise auf ihn zuraste.

      Auch mich zu?, fragte er sich und drehte sich instinktiv nach der nahen Stadt um. Und wirklich wurde das Dröhnen lauter, das Gebrüll immer deutlicher.

      Glenn begriff, dass die Herde wirklich auf ihn zukam. Er würde Zeit zum Ausweichen haben, gewiss. Aber die Stadt? Eine Stadt aus zwei Dutzend oder nur wenig mehr Holzhäusern. Keines für die Ewigkeit gebaut, keines ein Schutz gegen eine in Stampede befindliche Herde von vielleicht Tausenden aufgepeitschter Rinder. Wie eine Sturmflut würden sie über die Stadt hereinbrechen. Wie das Ende der Welt. Und viele der Menschen in Wendover würden die nächsten Minuten nicht überleben.

      Was kann man tun? Was kann ich tun?, überlegte Glenn fieberhaft. Und das Dröhnen wurde lauter, immer lauter, das Gebrüll gefährlicher und drohender. Der Cayuse tänzelte aufgeregt. Er würde nicht mehr lange stehenbleiben. Dann nutzte Glenn die beste Dressur nichts.

      Der Selbsterhaltungstrieb in Glenn riet ihm zu fliehen, einfach nach der Seite auszuweichen. Was ging ihn Wendover an? Hatte ihm dort einer außer Mrs. Howard je geholfen? Warum sollte er hier den Helden spielen?

      Aber Mrs. Howard allein war es schon wert, dachte Glenn. Und die vielen Kinder, die nie etwas gegen ihn hatten. Und mancher alte Mann, manche alte Frau.

      Jetzt sah er die Herde. Diese dunkle Masse, die da herantobte.

      Was tun, was tun?, schrie es in ihm.

      Er zwang sich zu eiskalter Überlegung. Jetzt ist deine Bewährung, sagte er sich. Jetzt kannst du zeigen, ob du wirklich nur eine Null oder ein Mann mit Verstand und Mut bist. Ich muss zurück. Ich muss etwas mehr Abstand haben. Und dann draufhalten. Eiskalt draufhalten.

      Er riss den Cayusen so hart herum, wie er es noch nie getan hatte. Das Pferd raste los, gepeinigt von der Furcht, unter die drohende Walze zu geraten. Wie ein Pfeil schnellte der Cayuse auf, doch Glenn hatte es mit eisenharter Hand im Griff.

      Er wendete das Pferd, riss das Gewehr aus dem Scabbard und begann auf die sich rasend nähernde dunkle Masse zu schießen. Aber es war, als schösse er in den Sand. Die Walze aus zuckenden Leibern jagte weiter, jagte mit einer unerhörten Schnelligkeit auf ihn zu. Wenn sie noch auf fünfzig Schritt näher an ihn herankamen, würde er nicht mehr ausweichen können. Nie mehr!

      Das Brüllen der Tiere wurde ohrenbetäubend. Glenn, meinte, das Schnauben schon zu hören, aber er dachte nicht darüber nach. Als der Cayuse wie verrückt zu tanzen begann, sprang Glenn vom Pferd. Der Cayuse raste reiterlos auf die Stadt zu.

      Glenn lud nach, schoss, lud nach, und keine zwanzig Schritt vor ihm brachen zwei Stiere zusammen, andere prallten darauf, stürzten, weitere wälzten sich darüber. Und immerzu knallte die Winchester.

      Ein einzelner Bulle jagte genau auf Glenn zu. Glenn hatte keinen Schuss mehr im Lauf. Er zog den Colt, ließ die Winchester einfach fallen. Und schoss auf den Bullen. Das Tier raste weiter. Glenn sprang zur Seite, und hinter Glenn überschlug sich das Tier.

      Andere rasten auf Glenn zu, und der feuerte den Revolver leer.

      Die Herde hatte sich schon geteilt. Der eine Teil jagte genau auf den Fluss zu, der andere in die Prärie hinaus. Doch einzelne Tiere prellten von hinten in die Mitte vor. Ein Dutzend vielleicht oder mehr. Und eines wäre für Glenn zu viel gewesen. Er hatte keine Zeit mehr zum Nachladen.

      Er rannte, rannte wie besessen, aber die aufgeputschten Tiere hinter ihm waren schneller. Dann sah er den Bullen, der weit ab von den anderen auf die Stadt zuraste.

      Glenn wollte stehenbleiben, wollte das Tier vorbeilassen, aber es gab kein Ausweichen mehr. Nur ein Sprung konnte Glenn noch retten, der selbstmörderische Sprung auf das Tier.

      Er sprang, krallte sich instinktiv im Fell fest, wurde nach hinten geschleudert und hing an der Seite herunter. Der aufgeregte Bulle


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