Evolution Bundle. Thomas Thiemeyer
Читать онлайн книгу.hockten sie alle beisammen. Der Duft von Earl Grey schwebte über dem Lager.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Marek.
»Das sollten wir uns gut überlegen«, antwortete Bennett. »Der Bus ist beschädigt und muss repariert werden. Ich würde sagen, das hat absolute Priorität, schließlich ist das Fahrzeug die einzige Möglichkeit, um wieder zu den anderen zurückzukehren. »Tja, aber ob es hier jemanden gibt, der uns bei der Reparatur behilflich sein kann?«, fragte Jem. »Oder der uns Ersatzteile zur Verfügung stellt?«
»Daran habe ich so meine Zweifel«, schaltete sich Connie ein. »Bislang habe ich jedenfalls noch keine Menschenseele gesehen.«
»Umso wichtiger, dass wir jederzeit schnell von hier verschwinden können«, sagte Bennett. »Die Frage lautet also: Wo bekommen wir ein intaktes Ersatzrad her? Irgendwelche Vorschläge?« Er blickte in die Runde.
»Vielleicht finden wir eine Schule oder ein Busdepot«, überlegte Zoe. Sie war gerade dabei, ihren Bogen zu spannen. »Oder wir sehen in einer Tiefgarage nach.«
Bennett nickte. »Tja, wenn wir nur wüssten, wo wir mit unserer Suche beginnen sollen.«
»Paul hat doch Reiseführer und Karte dabei«, sagte Jem. »Gib mal her, Paul.«
Jem sah, dass Paul rote Ohren bekam. »Klar, hier.«
Bennett breitete den Stadtplan auf dem Boden aus und strich die Ränder glatt. »Wo sind wir denn? Ah, hier, am Hauptbahnhof.« Er tippte auf den Plan. »Die Universität liegt nur ein paar Straßen weiter südlich. Aber ob die Schulbusse haben, ist fraglich.«
»Ich würde es noch weiter südlich versuchen«, schlug Olivia vor. »Wenn ich das richtig sehe, liegt oder lag dort die Colorado High School. Das ist ein Gymnasium, die dürften so etwas haben.«
»Und wenn das nichts bringt, befindet sich gleich auf der anderen Flussseite die Fairview Elementary School«, warf Arthur ein. »Was auch den Vorteil hätte, dass man auf dem Weg dorthin an der Atlas Metal & Iron Company vorbeikäme. Seht ihr, hier. Ich schätze, dort dürfte es Ersatzteile geben.«
Bennett nickte. »Dann versuchen wir es in diese Richtung. Aber wie weit mag das sein? Ein Rad können wir bestimmt nicht so weit schleppen.«
»Aber M.A.R.S.«, sagte Arthur. »Er kann so etwas problemlos transportieren.«
»Hm.« Bennett dachte nach. »Nein«, entschied er nach einer Weile. »Wir sollten es erst mal ohne seine Hilfe versuchen. Der Roboter ist zu schwerfällig. Er hält uns nur auf. Ich denke, Jaeger und ich bekommen das alleine hin.«
»Und was ist mit uns? Ich finde es nicht okay, dass wir hier tatenlos rumsitzen und warten sollen, dass etwas passiert«, sagte Jem.
Bennett schüttelte den Kopf. »Das verlangt auch keiner. Aber glaub mir, Junge, diese Tour ist für euch zu gefährlich.« Er nickte Jaeger zu. »Außerdem sind zwei Mann für so eine Unternehmung genug.«
Jem spürte Wut in sich aufsteigen. Wenn er eins nicht leiden konnte, dann war es, nicht ernst genommen zu werden. Er musste sich von Bennett doch nicht wie ein kleiner Junge behandeln lassen! Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, einfach heimlich aufzubrechen, ohne jemandem davon zu erzählen.
»Also, ich will Ihnen mal was sagen …«, begann er, als er plötzlich eine Hand an seinem Arm spürte.
»Komm, lass gut sein«, meinte Lucie sanft. »Uns wird hier bestimmt nicht langweilig.«
Er sah sie an und verstummte. Vielleicht hatte sie recht. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, wenn Bennett und Jaeger verschwanden. Dann konnten sie sich in Ruhe hier umsehen, ohne dass die beiden sich aufspielten.
Er entspannte sich wieder ein bisschen. »Na, dann viel Erfolg«, entgegnete er schnippisch und stand auf.
Arthur räusperte sich. »Wir haben hier etwas, das uns vielleicht nützlich sein könnte.« Er zog die beiden bunten Holotalkies aus seiner Umhängetasche. Bennett und Jaeger sahen ihn skeptisch an. »Wo habt ihr die denn her, aus dem nächsten Toys”R”Us?«
Doch als Arthur ihnen die Geräte erklärt hatte, machten sie einen zufriedenen Eindruck. »Nicht schlecht.« Bennett nickte anerkennend. »Dann sind wir ja gut ausgestattet, würde ich sagen.«
Ohne unsere Hilfe wärt ihr total aufgeschmissen, dachte Jem.
Nachdem Bennett und Jaeger aufgebrochen waren, hatte Connie vorgeschlagen, das Bahnhofsgebäude genauer unter die Lupe zu nehmen. Schließlich wusste niemand, wie lange sie hierbleiben würden, und in der Halle hatten sie mehr Platz als im Bus.
Lucie konnte es Jem nicht verübeln, dass er immer noch ziemlich geladen war. Bennett hatte ihn ganz schön blöd dastehen lassen.
»So ein arrogantes Arschloch«, hörte sie Jem fluchen. Sie sah, wie er eine leere Coladose wegkickte. »Wir sind doch keine fünf mehr! Glaub mir, Junge, diese Tour ist für euch zu gefährlich!«, äffte er Bennett nach. Er hatte sich richtig in Rage geredet. »Na ja, wir werden ja sehen, wie weit die beiden kommen. Und wir sollten uns von den Idioten nichts verbieten lassen, sondern uns selbst auf die Suche machen. Es kann doch nicht sein, dass es hier nirgendwo Menschen gibt!«
»Eins nach dem anderen«, sagte Connie. »Vielleicht finden wir ja hier im Bahnhof jemanden. Und wenn nicht, überlegen wir uns, wie wir am besten weitermachen.«
Der Bahnhof war in einem akzeptablen Zustand. Die ebenerdige Wartehalle war zwar ziemlich verdreckt und ebenfalls dicht mit Pflanzen überwuchert, dafür war der erste Stock einigermaßen sauber und bot sogar einige Ledersofas, die die Zeit überraschend gut überdauert hatten. Wenn man die ein bisschen zusammenschob, konnte man hier zur Not auch eine Nacht verbringen. Dass sie heute noch zurückfuhren, hielt Lucie für ziemlich unwahrscheinlich.
Sie blickte über die rundbogige Balustrade nach unten. Im Erdgeschoss sah sie M.A.R.S. in Begleitung seiner drei Betreuer durch die Halle watscheln. Er trug einen Stapel Feuerholz und schichtete es nebenan zu einem Haufen auf. Seine Schritte hallten von den Wänden wieder.
»Kaum vorstellbar, dass hier mal täglich Tausende von Menschen durchgekommen sind, oder?«, sagte sie zu Jem, der vor einem Schaukasten mit einem riesigen Stadtplan stand. »Dabei war das bestimmt mal einer der zentralsten Punkte der Stadt.«
»Hm«, machte er nur und hielt seinen Blick stur auf den Plan gerichtet. Sie musste jetzt vorsichtig sein, seine Aura war gerade hellgelb und brannte lichterloh. Langsam hatte sie das Gefühl, dass noch viel mehr dahintersteckte. Dass Bennetts Worte irgendetwas in ihm ausgelöst oder eine Erinnerung wachgerufen hatten.
»Bennett hat es wahrscheinlich gar nicht so blöd gemeint, wie es rübergekommen ist«, sagte sie vorsichtig. »Wahrscheinlich fühlt er sich irgendwie verantwortlich für uns.«
»Ist er aber nicht!« Jem drehte sich zu Lucie um und sah ihr in die Augen. »Wir sind alle in derselben beschissenen Lage, da ist niemand für irgendwen verantwortlich. Wir sollten zusammenhalten und gemeinsam versuchen, diesem Albtraum hier zu entkommen. Aber nein, der Kapitän, der mit seinem dämlichen Flugmanöver dafür gesorgt hat, dass wir überhaupt hier gelandet sind, spielt sich wie der Oberboss auf. Das ist doch echt ein Witz.«
»Dämliches Flugmanöver? Ich glaube, er hat uns das Leben gerettet. Was, wenn es überall so aussieht wie hier? Hast du dir das mal überlegt?« Sie senkte den Kopf, ließ ihn dabei aber nicht aus den Augen.
Jem schien sich ihre Worte tatsächlich durch den Kopf gehen zu lassen. Zumindest rastete er nicht gleich wieder aus, sondern beruhigte sich und konnte sogar wieder ein bisschen lächeln.
»Vielleicht hast du ja recht«, lenkte er ein.
»Kann es sein, dass es gar nicht um Bennett geht?«
»Wie meinst du das?«
»Ich könnte mich täuschen, aber ich habe den Eindruck,