Sommer Roman-Paket Unterhaltungsromane und Erzählungen: In Paris und andernorts. Sandy Palmer
Читать онлайн книгу.geschickt an, Frau Hagen.«
Marina lächelte. »Ich habe ja auch den besten Lehrer. Als ich meine erste Fahrstunde hatte, dachte ich: Das lernst du nie! Unglaublich, was man alles tun und beachten muss, damit sich so ein Auto unfallfrei durch die Stadt bewegt. Ich hätte nicht gedacht, dass einem das schon nach kurzer Zeit in Fleisch und Blut übergeht.«
»Wenn man talentiert ist«, schränkte Tommy ein. »Es gibt Leute, die lernen es wirklich nie.«
»Biete unserem netten Gast einen Aperitif an, Schatz«, sagte die Schauspielerin. »Sie nehmen doch einen Drink vor dem Essen, Tommy, nicht wahr?«
»Sehr gern, Frau Hagen.«
»Lassen Sie doch das dumme Frau Hagen. Sagen Sie einfach Veronika. Marinas Freunde sind auch meine Freunde. So, und nun müssen Sie mich noch einige Minuten entschuldigen. Ich habe in der Küche zu tun.«
»Deine Mutter ist super!«, stellte Tommy begeistert fest.
»Sie ist zu alt für dich.«
»So meine ich das doch nicht. Sie ist so ... so wohltuend leger, überhaupt nicht arrogant und unnahbar.«
»Warum sollte sie das denn sein?«
»Bei ihren beruflichen Erfolgen ...«
»Ist das ein Grund, die Nase so hoch zu tragen, dass es einem hineinregnet?«
»Manche Schauspieler tun es«, behauptete Tommy.
»Woher weißt du das?«
»Man liest es ...«
»In den Klatschspalten«, fiel ihm Marina ins Wort. »Du solltest nicht glauben, was diese Journalisten schreiben. Sie saugen sich das Meiste aus den Fingern. Es ist nicht immer sehr schmeichelhaft, was sie zu Papier bringen. Veronika hat es sich abgewöhnt, diesen Mist zu lesen. Warum soll sie sich ärgern? Ärger macht Falten, und an denen hat Veronika kein Interesse.«
Sie führte Tommy zur gut sortierten Hausbar, zeigte auf die Flaschen und fragte: »Was möchtest du trinken?«
»Dasselbe wie du.«
»Ich nehme keinen Aperitif.«
»Warum nicht?«
»Ich vertrage vor dem Essen keinen Alkohol.«
Tommy entschied sich für einen trockenen italienischen Wermut.
»Darf ich dich kurz allein lassen?«, fragte Marina und reichte ihm das gefüllte Glas. »Ich möchte Veronika zur Hand gehen, damit das Essen schneller auf den Tisch kommt.«
Er lächelte. »Die Erlaubnis wird dir nur erteilt, wenn du mich mit einem Kuss bestichst.«
»Kein Problem.« Tommy bekam den Kuss. Als Marina sich endlich von ihm löste, lachte sie: »Artig sein!«
Tommy grinste breit. »Wenn du mir die Gelegenheit einräumst, verspreche ich, sogar großartig zu sein.«
Marina schüttelte rügend den Kopf und ging aus dem Zimmer. In der Küche holte Veronika gerade den Schmorbraten aus dem Ofen.
»Mm, wie gut das riecht.« Marina zog genießend die Luft durch die Nase ein.
»Hoffentlich schmeckt das Fleisch auch so«, erwiderte Veronika. »Ich möchte mich vor meinem zukünftigen Schwiegersohn nicht blamieren.«
Marina stieß sie mit dem Ellenbogen an. »So weit sind wir noch nicht, aber wenn wir schon beim Thema sind: Wie gefällt dir Tommy?«
»Er ist sehr nett, sieht gut aus, hat Manieren ... Ich kann verstehen, dass du dich in ihn verliebt hast, und er scheint dich auch sehr gern zu haben.«
»Er erwidert meine Liebe.«
»Das freut mich für dich, Kleines.«
»Sagst du das eigentlich, um dich jünger zu machen?«
»Was?«, fragte Veronika irritiert.
»Kindchen, Schätzchen, Kleines und all das Zeug.«
»Entschuldige. Ich weiß, du fühlst dich wie deine eigene Großmutter. Tut mir leid. Ich werde versuchen, von nun an daran zu denken.«
»Ja, ja«, maulte Marina. »Zieh mich nur auf!«
Während Veronika das Fleisch mit dem elektrischen Küchenmesser in Scheiben schnitt, kümmerte sich Marina um die Beilagen. Die Platten mit den Warmhalteglocken kamen auf den Servierwagen, und dann ging es ab in Richtung Esszimmer.
5
Tommy hatte noch nie so viel und so gut gegessen. Zum Nachtisch gab es ein köstliches Himbeersorbet, von Marina ohne Hilfe zubereitet. Ihre Mutter strich das so dick heraus, dass es ihr direkt peinlich war.
Der Nachmittag wurde ausgesprochen vergnügt. Tommy verlor seine anfängliche Scheu völlig. Er sah in Veronika nicht mehr die bekannte Schauspielerin und auch nicht Marinas Mutter, sondern erlaubte sich, sie als Freundin zu betrachten. In allen Ehren selbstverständlich.
Als er sich nach vier Stunden verabschiedete, sagte Veronika, er müsse bald wiederkommen. Marina freute sich über diese freundlichen Worte, denn ihre Mutter hätte das nicht gesagt, wenn ihr Tommy aus irgendeinem Grund missfallen hätte.
Draußen bekam Tommy einen sanften Abschiedskuss von Marina. »Du hast bei Veronika einen Stein im Brett«, verriet sie ihm.
Er strahlte. »Wirklich?«
»Sie mag dich.«
»Ich mag sie auch. Sie ist eine wunderbare Frau.«
»Und was bin ich?«, wollte Marina wissen.
»Du bist die wunderbarste Frau.« Er küsste sie noch einmal, stieg in den Wagen und fuhr los.
Marina winkte ihm glücklich hinterher. Als sie mit leicht geröteten Wangen ins Haus zurückkehrte, meinte Veronika: »Donnerwetter, Schätzchen, dich hat es ganz schön erwischt.«
»Das ist der Lauf der Welt«, erwiderte Marina altklug. »Die Kinder werden erwachsen, verlieben sich, heiraten, bekommen selbst Kinder ...«
Veronika hob abwehrend die Hände. »Moment, Moment, nicht so hastig! Wenn du die Absicht hast, mich in diesem Eilzugtempo zur Großmutter zu machen, muss ich auf das Energischste protestieren. Du bist doch noch so jung ...«
»Muss ich dich daran erinnern, dass du auch nicht älter warst, als ich zur Welt kam? Hast du damals auf deine Mutter Rücksicht genommen?«
»Meine Mutter, deine Großmutter, war eine wohlbeleibte Frau in gesetztem Alter. Zu ihr passte es, Oma zu sein, und sie hatte auch nichts dagegen ...«
Marina umarmte ihre Mutter. »Mach dir keine Sorgen! Noch ist es ja nicht soweit. Aber ich habe noch einen Wunsch ...«
»Was ist es?«, fragte Veronika vorsichtig. »Wenn du dir einen Rolls-Royce wünscht ...«
»Ich geb’s viel billiger«, sagte Marina. »Mir würde es schon genügen, wenn du mir deinen Zweitwagen für eine Urlaubsreise zur Verfügung stellen würdest.«
»Eine Reise wohin?«, wollte Veronika wissen.
Marina zuckte die