Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga. Pete Hackett

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Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga - Pete Hackett


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als sie sich in Sicherheit wähnten und von den Pferden gestiegen waren. »Warum kommen Whitlock und die anderen nicht zurück? Es war ein Fehler von dem Lieutenant, den Skalpjägern zu folgen. Er hätte bei der Patrouille bleiben müssen.«

      »Wenn er noch lebt, wird er sich verantworten müssen«, versetzte Sergeant Billinger. »Sicher wird man ihm seine Schulterklappen herunterreißen. Einerseits schade. Whitlock ist ein hervorragender Mann. Ich hätte an seiner Stelle wahrscheinlich nicht anders gehandelt. Leider entsprach es nicht seinem Auftrag. Und da für jedes Versagen ein Schuldiger bluten muss...« Vielsagend brach der Sergeant ab.

      »Was jetzt? Wir sind nur noch ein kläglicher Haufen Verlorener. Mission gescheitert, würde ich sagen. Wollen wir nicht versuchen, uns nach Fort Wingate durchzuschlagen.«

      »Das Scheitern der Mission wird man Whitlock an die Fahne heften«, knurrte Billinger. »Es sei denn, wir gehen auf dem Weg nach Norden noch vor die Hunde. Dann gibt es keinen mehr, der über die Ereignisse berichten kann.«

      »Also nach Norden!«, rief der Corporal.

      Die Patrouille zog weiter nordwärts. Unablässig sicherten sie Soldaten um sich. Die Anspannung grub Spuren in die eingefallenen, stoppelbärtigen Gesichter mit den fiebrig glänzenden Augen.

      Sie zogen zwischen hohen Felsen hindurch durch eine schneebedeckte Senke. Nur ein paar Felsen boten Deckung. Skelettartige, dornige Comas hatten sich neben den Felsen eingenistet. Ringsum dehnte sich ödes Land; Felsketten, Hügel, ausgetrocknete Bachläufe, die vom Schnee zugeweht waren, und steinige Senken. Spärliche Büschel harten Galletagrases ragten dort aus dem Schnee, wo ihn der Wind bis auf eine dünne Schicht, die den Boden bedeckte, weggeweht hatte. Dornengestrüpp, Kreosot- und Mesquitebüsche bildeten die ganze Vegetation.

      Im Norden beherrschte eine gewaltige Felswand mit tiefen Einschnitten das Blickfeld. Die Einschnitte waren Canyons und Schluchten.

      Zwischen den Felsen im Norden schien jede Art von Leben erloschen zu sein. Grübelnd starrte Sergeant Billinger auf die düsteren Durchlässe. Jeder von ihnen schien Unheil und Untergang zu verkünden.

      Billinger wandte sich an Nolan: »Wir bilden eine Vorhut, Swift. Ich selbst werde sie führen. Such mir fünf erfahrene Burschen aus.«

      »Soll nicht ich die Vorhut führen, Tom?« fragte der Corporal. »Wenn es schief geht, musst du den Rest der Männer nach Fort Wingate durchbringen. Du hast die nötige Erfahrung.«

      »Nein.« Billinger schüttelte den Kopf. »Du nimmst hier mit dem Rest der Leute Gefechtsstellung ein. Möglich, dass sie in der Schlucht über uns herfallen, und dann werden sie auch über euch kommen. Also seid auf der Hut.«

      »Wenn es so kommt, dann sind wir so oder so verloren. Keine der beiden Gruppen ist stark genug, um einem weiteren Angriff zu trotzen.« Nolan hob die Schultern, ließ sie wieder sinken und rief schließlich fünf Namen.

      Die Reiter trieben ihre Pferde aus dem Glied.

      »Okay, Männer«, sagte Billinger. »Nehmt eure Karabiner zur Hand und macht sie schussbereit. Ihr wisst hoffentlich, dass das kein Spazierritt wird.«

      Sie nickten mit grimmigen Gesichtern, zogen die Gewehre aus den Scabbards und luden sie durch.

      Im Trab ritt die kleine Kavalkade auf einen der Felsdurchlässe zu. »Hals- und Beinbruch!« - »Viel Glück!« - »Haltet die Ohren steif!« riefen ihnen ihre Kameraden hinterher, schließlich bellte die Stimme des Corporals klare Befehle. Sie hobbelten ihre Pferde, damit sie nicht wegrennen konnten, dann verschanzten sie sich hinter den Felsen und Sträuchern, die Deckung boten.

      Billinger und die fünf Soldaten ritten zwischen die Felswände. Zwischen den Felsen, wo die grelle Sommersonne den Boden nicht gar zu sehr ausbrennen konnte, wuchsen einige Bäume. Viele waren jedoch abgestorben und reckten ihre kahlen Äste zum Himmel.

      Sie drangen etwa hundert Yards in die Schlucht ein, die ein Stück weiter einen scharfen Knick machte. Der Blick Billingers endete an einer zerklüfteten Felswand, die sich ihnen unüberwindbar und geradezu drohend in den Weg stellte.

      Die Stille, die eingetreten war, nachdem die sechs Soldaten ihre Pferde angehalten hatten, schien genauso unüberwindlich wie die glatten Felswände zu beiden Seiten und vor ihnen.

      »Irgendwo vor uns stecken diese roten Teufel«, knurrte einer der Kavalleristen.

      »Weiter«, befahl Billinger. Er saß ab. »Wir führen die Pferde. Die Tiere bieten uns wenigstens etwas Deckung.«

      Langsam bewegten sie sich tiefer in die Schlucht hinein. Sie marschierten zwischen ihren Pferden. Die Hufe tackten und klirrten. Dann erreichten sie den Knick. Im Osten endete die Felswand nach etwa zweihundert Yards. Nach Süden erstreckte sie sich doppelt so weit, lief flach aus und ging über in Hügelland. Auf den Hügelkuppen wuchteten von der Erosion zernagte Felsen zum Himmel.

      »Keine Feder zu sehen«, knurrte ein Kavallerist. »Aber sie sind da. Ich kann sie geradezu spüren.«

      »Reiten Sie zurück, Trooper Hartley, und führen Sie Corporal Nolan und den Rest der Patrouille her. Trooper Donelly, Sie begleiten Reiter Hartley.«

      Die beiden nahmen die Pferde herum und gaben ihnen die Köpfe frei. Im Galopp sprengten sie zurück. Die Hufschläge stiegen an den Felswänden in die Höhe und verschluckten alle anderen Geräusche.

      Nolan und seine Leute kamen. Billinger führte sie nach rechts, nach Osten also, wo die Felswand nach etwa zweihundert Yards endete.

      Sie ritten schließlich wieder nach Norden, zwischen Geröllhängen und steilen Hügelflanken.

      Und plötzlich waren die Apachen da. Auf den Hügeln zur Rechten und zur Linken wuchsen ihre bronzefarbenen, sehnigen Gestalten in die Höhe.

      »Es geht los!« brüllte Billinger. »Wir brechen...«

      Seine weiteren Worte gingen im Krachen der Schüsse unter. Er gab seinem Pferd die Sporen. Pfeile schwirrten wie schwarze Striche in die Tiefe. Heiseres Gebrüll wurde laut. Pferde stampften und wieherten. Zwei - drei Soldaten stürzten von ihren Pferden. Pferde brachen zusammen und keilten im Todeskampf mit den Hufen aus. Die Soldaten rannten zu den Tieren ihrer am Boden liegenden Kameraden und saßen auf.

      Die Springfield-Kavalleriekarabiner begannen zu dröhnen. Jetzt donnerte auch der letzte der Soldaten hinter Billinger her. Im vollen Galopp jagten sie ihre Kugeln die Hügelflanken hinauf.

      Das Geheul der Indianer, das zwischen den Salven zu hören war, zerrte an den Nerven. Wieder wurde ein Reiter vom Pferderücken gefegt. Das Tier rannte im Verbund der dahinjagenden Soldaten mit. Ein anderes Tier stürzte und warf seinen Reiter ab.

      Und als die Soldaten schon glaubten, dem Hinterhalt entkommen zu sein, tauchten vor ihnen über einer Hügelfalte weitere Indianer auf. Sie waren beritten. In einer auseinandergezogenen Reiterkette donnerten sie über die Ebene heran. Das spitze, abgehackte Geschrei voll heidnischer Grausamkeit ging durch Mark und Bein. Es waren gut und gerne zwei Dutzend.

      Billinger zerrte sein Pferd in den Stand, brüllte einen Befehl, der im knatternden und heulenden Inferno unterging, und sprang vom Pferd. Geduckt, das Pferd am Zügel hinter sich herzerrend, rannte er zu einem Felsen, der zumindest Deckung nach zwei Seiten versprach.

      Auch die Kavalleristen waren abgesessen. Ebenfalls die Tiere mit sich ziehend suchten sie Deckung. Als das Pferd eines der Soldaten tot zusammenbrach, warf er sich einfach dahinter.

      In der Ebene hatten die wie auf dem Schlachtfeld formierten Angreifer schon die halbe Strecke bis zu der Patrouille zurückgelegt. Sie schossen wie rasend. Aber die Soldaten boten Paroli. Immer neue Pferderücken wurden leergefegt. Die reiterlosen Gäule preschten in der donnernden Angriffswelle weiter, wurden regelrecht mitgerissen.

      Innerhalb weniger Minuten starben ein Dutzend Indianer.

      Die Horde drehte ab und floh zurück über die Bodenfalte.

      Aber die Kavalleristen wurden weiterhin von beiden Seiten unter Feuer genommen.


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