Lese-Paket 1 für den Strand: Romane und Erzählungen zur Unterhaltung: 1000 Seiten Liebe, Schicksal, Humor, Spannung. Sandy Palmer

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Lese-Paket 1 für den Strand: Romane und Erzählungen zur Unterhaltung: 1000 Seiten Liebe, Schicksal, Humor, Spannung - Sandy Palmer


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Erschüttert blickte er auf sein Spiegelbild, das er über dem Waschbecken sah.

      In die Wüste geschickt, murmelte er. Wahrscheinlich haben sie recht. Er hat mich in die Wüste geschickt. Ein ganz winziger Fehler, eine winzige Nachlässigkeit, und alles das, was du vorher geleistet hast, was sie an dir gerühmt haben, ist einen Dreck wert. Und jetzt soll ich mit diesen Leuten aus Frankfurt reden, soll mit ihnen eine Forschungsserie vorbereiten. Und irgendwann dann wird man ihnen erzählen, was sich hier ereignet hat, und sie werden mich höflich, aber mit einem inneren mitleidigen Grinsen behandeln. Nein, ich werde nicht mit ihnen reden, ich werde nichts mit ihnen tun, ich werde in Urlaub gehen. Ich habe noch vom vorigen Jahr zwei Wochen und den von diesem Jahr, und wenn sie Ingrid herauslassen, fahre ich mit ihr zusammen irgendwohin. Irgendwo werden wir noch einmal so leben, als läge die Zukunft noch vor uns. Und vielleicht könnte ich es anders machen, könnte ihr helfen, die furchtbaren letzten Wochen nicht erleben zu müssen.

      Er dachte an Heidi. Immer, wenn er an sie dachte, war es, als würde alles in ihm aufgewühlt. Aber zugleich empfand er ein Schuldgefühl Ingrid gegenüber, das ihn lähmte, das seine Phantasie regelrecht auslöschte, so dass er sich nicht einmal vorzustellen wagte, wie er sie in Erinnerung hatte.

      Als er zehn Minuten später drüben in der Frauenklinik war, traf er an der großen Pforte seinen alten Freund Dr. Hartmut Timmel.

      „Hallo, alter Junge, wie geht’s dir?“, rief Dr. Timmel, der gerade aus dem Lift getreten war und offensichtlich das Haus verlassen wollte.

      Sie begrüßten sich, und Hans fragte: „Wie geht es ihr?“

      Dr. Timmels Gesicht wurde sehr ernst. „Wir können so gut wie nichts machen“, sagte er. „Die Medikamente, die sie braucht, hat sie, die Dosis an Bestrahlungen können wir nicht mehr überschreiten, die Nebenwirkungen haben schon deutlich eingesetzt. Ich glaube, lieber Hans, es wäre vielleicht am besten, wenn wir sie nach Hause entlassen. Das ist das, was sie sich wünscht. Und noch etwas wollte ich dir sagen: Ich habe den Verdacht, dass sie durchaus weiß, was mit ihr los ist.“

      „Wie lange, glaubst du, hat sie noch?“, fragte Hans.

      „Im günstigsten Falle sechs Monate. Aber wie gesagt, die Sache schreitet bei ihr trotz der Bestrahlungen und trotz der chemotherapeutischen Mittel fast unaufhaltsam fort, und zwar viel schneller, als das normalerweise der Fall ist. Aber das hat man oft bei jungen Menschen, dass es da besonders schnell geht. Und sie ist ja noch relativ jung, vor allen Dingen viel zu jung für ihr Schicksal.“

      15

      Dieter Pechner hielt das kleine Notizbuch seiner Frau in der Hand, blätterte darin, las die eingetragenen Daten, die Bemerkungen, Notizen von Alltäglichkeiten, aber auch von Namen. Adressen standen dort, Termine von Kundenbesuchen und dann, an einem Tag Mitte August war ein Name mit schwarzem Farbschreiber durchgestrichen. Er war neugierig geworden. Als er das Notizblatt vors Licht hielt, konnte er deutlich die darunterliegende Kugelschreiberschrift erkennen. Dr. Hans Berring stand da.

      Dr. Hans Berring, murmelte er. Der Mann, mit dem wir neulich noch gesprochen haben, bei dem wir in Köln gewesen sind. Wie kommt der Name in dieses Buch? Wie kommt er zu jenem Tag, an dem sie von Salzburg zurückgefahren ist? Was hat der Name im Notizbuch meiner Frau zu suchen?

      Er blickte sich um. Er saß in dem kleinen Zimmer, das sie ursprünglich einmal für sich reserviert hatte. Da stand dieser Zeichentisch, rechts das Regal mit den Entwürfen, an der Wand die Skizzen. Fotos von Kostümen und linker Hand ein weiteres Regal mit vielen Nachschlagewerken, in denen historische Kostüme abgebildet waren.

      Aber er hatte alles durcheinander gewühlt, das Unterste zuoberst gekehrt, viele der Entwürfe lagen herum. Seit zwei Stunden war er hier in diesem Zimmer und suchte. Aber er glaubte nun, etwas gefunden zu haben.

      Woher hat sie diesen Namen? Das gibt es doch gar nicht! Sie kann diesen Mann ja gar nicht gekannt haben. Ich habe den Namen von ihm nie erwähnt. Vielleicht weiß sie es von Veronika, dass Dr. Gstaad mit seiner Frau gesprochen hat. Nein! Dann hätte sie ihn sich nicht in dieses Buch geschrieben. Und dann so durchgestrichen! Er steht genau an dem Tag, wo sie unterwegs übernachtet hat.

      Hin und hergerissen von dem Gedanken, ob dieser Dr. Hans Berring mit seiner Frau etwas zu tun gehabt haben könnte oder nicht, kam ihm eine Idee. Dr. Gstaad, sein Kollege Mauermann und er waren erst gestern Abend von Köln zurückgekommen. Mauermann war mit seiner Frau weggegangen, aber von Dr. Gstaad wusste er, dass der zu Hause sein wollte. Also rief er ihn an.

      Aber es war Veronika, die sich meldete, und als sie Dieters Stimme hörte, da sagte sie etwas pikiert: „Was wünschen Sie denn?“

      „Ich wollte Ihren Mann sprechen.“

      „Wie wäre es denn, wenn Sie sich mal mit Ihrer Frau unterhalten?“

      Er schnappte nach Luft. „Hören Sie mal, das ist wohl meine Sache“, fauchte er sie an.

      „Ihre Sache, die Sache von Renate Friedländer und die Sache Ihrer Frau. Oder gibt es noch jemanden, der daran beteiligt ist?“

      „Ich will Ihnen etwas sagen“, erwiderte er gefasst. „Wenn Sie Renate hier ins Spiel bringen, dann wäre es vielleicht ganz angebracht, wenn ich Ihren Mann mal auf etwas anderes hinweise.“

      Er hörte ihr dunkles Lachen. „Wollen Sie petzen?“, fragte sie amüsiert. „Dann sagen Sie es doch meinem Mann. Er kommt gleich. Sie können ihm alles erzählen. Aber ich möchte Ihnen etwas anderes sagen. Sie haben Heidi gar nicht verdient. Sie sind eine Frau wie Heidi nicht wert. Das wollte ich Ihnen unbedingt noch sagen und jetzt hol ich meinen Mann.“

      „Hören Sie ...“ Aber er kam nicht mehr dazu, seinen Satz auszusprechen, sie hatte den Hörer hingelegt. Wenig später meldete sich Dr. Gstaad. „Was ist denn, mein Lieber? Irgendwas schiefgelaufen?“

      „Ich wollte Sie etwas fragen, Herr Dr. Gstaad. Es geht um diesen Dr. Berring, mit dem wir zu tun hatten. Wieso macht er eigentlich bei den Versuchen nicht mehr mit?“

      „Er hat sich Urlaub genommen“, sagte Dr. Gstaad. „Seiner Frau geht es sehr schlecht, hab ich gehört. Prof. Herfurth erzählte mir, dass sie todkrank ist. Wird wahrscheinlich sterben.“

      „Sie wissen nicht zufällig, ob er am 16. August irgendwo in München oder etwa in Salzburg gewesen ist?“

      „Wie kommen Sie darauf? Weshalb wollen Sie das erfahren?“

      „Ach, das ist eine lange Geschichte. Ich will Sie damit nicht langweilen. Wenn Sie es nicht wissen, hat es auch keine Bedeutung. Es bleibt ja dabei, dass wir am Montag wieder nach Köln fahren.“

      „Ja, dabei bleibt es. Und ich wünsche Ihnen auch ein schönes Wochenende, lieber Herr Pechner.“

      Sie verabschiedeten sich, und Dr. Gstaad blieb noch einen Augenblick kopfschüttelnd neben dem Telefon sitzen, sah dann zu seiner Frau hinüber, die auf der anderen Seite des Tisches auf der Couch saß und in einem Modejournal blätterte. „Sag mal, begreifst du das?“

      Sie hob den Kopf, blickte ihn an und fragte: „Was soll ich denn begreifen, mein Lieber?“

      „Der fragt mich, ob ich wüsste, ob dieser Dr. Berring irgendwann mal in der Vergangenheit in München oder in Süddeutschland gewesen sein könnte.“

      „Wer ist


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