Die Stunde der Revolverschwinger: Wichita Western Sammelband 7 Romane. Pete Hackett

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Die Stunde der Revolverschwinger: Wichita Western Sammelband 7 Romane - Pete Hackett


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die neben dem Wagen standen, hatten nur zwei die Revolver gezogen. Einer von ihnen hielt eine lange Treiberpeitsche in der Faust, was weder Hackett noch Forster zuvor sonderlich beachtet hatten. Das lange Leder fetzte plötzlich mit lautem Knall nach vorn, traf Forster mitten ins Gesicht, als er den ersten Schuss abfeuerte, und schlug Hackett im Zurückschnellen das Gewehr aus den Fäusten.

      Forster hatte die Linke instinktiv vor das Gesicht gerissen, so dass sein erster Schuss fehlte. Auch der zweite ging daneben, weil er der abermals vorzuckenden Peitsche ausweichen wollte. Diesmal traf ihn der Schlag nicht ins Gesicht, sondern auf die Faust und sein Gewehr — das war auf einmal weg. Dann stürzten sich die drei Männer auf ihn und schlugen ihn zusammen. Das letzte, was er noch sah, war, dass Hackett unter dem Grauhaarigen zusammenbrach, der sich vom Wagen herab auf ihn geworfen hatte. Als er zu sich kam, stand Hackett jedoch schon wieder vor ihm und rieb sich das aufgeschlagene Gesicht. Die Wagen, die Schafe, das Geld, Marie und ihre Waffen aber waren weg.

      Hackett verlor kein Wort, er sah „seinen“ Pinky nur an.

      Forster rieb sich die Taubheit aus dem Schädel, schüttelte sich und stemmte sich auf die Ellenbogen.

      „Sind sie schon lange weg?“, krächzte er.

      „Sie ziehen im Westen aus dem Canyon“, brummte Hackett.

      Forster stand auf, wankte zu einem Stein und ließ sich darauf nieder. Er blickte aus glasigen Augen nach Westen. Aber mehr als eine Staubfahne war nicht zu sehen.

      „Sie haben Marie mitgenommen?“

      Hackett nickte. „Sie soll ihnen ein paar Kinder zur Welt bringen, dann könnte sie verschwinden, sofern sie noch Lust dazu hat.“

      „Hat der Alte das gesagt?“

      „Ja, und er hat ihr angeboten, sich einen Mann unter seinen Söhnen auszusuchen. Sie wollen sich in Kalifornien niederlassen. Als Schafzüchter.“

      „Diese Stinkratte!“, zischte Forster. „Unser Geld wird seinen Gestank bald angenommen haben“, meinte Hackett wütend.

      Forster stand auf. „Dieser alte Schafbock! Komm, Pinky! Mit seinen verdammten Schafen ist er nicht schnell genug. Ich weiß zwar noch nicht wie, aber auf irgend eine Art kommen wir schon zu unserem Recht.“

      Hackett begriff nicht ganz genau, wie er das meinte. Aber er verstand es. Sie setzten sich in Bewegung und folgten den Wagen.

      Jimmy, Hep und Ol zügelten die Pferde und schauten auf die Ebene hinab. Kurz darauf trafen Matt Jackson und die anderen vier Männer der Circle C-Ranch ein und nahmen die Fährte auf.

      Hep drehte sich im Sattel und sah Matt an. „Nichts zu sehen da drüben? Es war doch deine Richtung. Hast du nicht Stein und Bein geschworen, dass die Kerle mit Marie unbedingt...“

      „Ach! Halt doch den Rand!“, brummte Matt Jackson gereizt. „Ich bin zu müde, um mich mit dir zu streiten. Ihr habt sie ja auch nicht gefunden.“

      „Nee!“, grinste Hep. „Aber wir haben auch nicht Gift und Galle darauf verwettet, sie unbedingt hier zu finden.“

      Matt spie aus und trieb sein Pferd an Jimmys Seite.

      „Jeder erstickt immer an seinem eigenen Gift!“, kicherte Hep. Aber darüber lachte niemand. Die Männer waren zu erledigt.

      „Wenn es mir nicht um diese Marie ging, wäre ich längst dafür, die Sache abzublasen“, meinte der Vormann zu Jimmy. „Aber die Schurken haben sie vielleicht irgendwo zurückgelassen. Wenn wir sie nur finden würden! Alles andere könnte dein Bruder mit einem Steckbrief erledigen. Die Simpsons haben ja eine Menge ausgesagt.“

      „Ich würde vorschlagen, dass wir uns noch einmal trennen, Matt“, sagte Jimmy. „Sollten die Pinkys sich mit Marie noch in den Bergen aufhalten, müssten sie irgendwo im Osten auf diese Ebene gekommen sein. Das steht doch fest, oder?“

      „Im Osten sucht Buster Tom!“, gab Matt Jackson zu bedenken.

      „Er hat sie vielleicht schon erwischt“, warf Ol ein. „Der Boss besitzt doch eine besondere Nase.“

      „Nach Matts maßgeblicher Meinung sucht er an der falschen Stelle“, meinte Hep bissig. „Da nützt ihm auch seine Nase nichts.“

      Nun drehte sich Matt nach ihm um. „All right, ich habe mich geirrt, Hep! Ich gebe es freiwillig zu. Und deshalb bist du jetzt an der Reihe. Wir hören jetzt alle auf dich, Hep!“

      Da drehte sich auch Jimmy um, und er grinste. Auch Ol grinste. Nach einer Weile grinste auch Matt. Die anderen Männer trieben die Pferde nach vorn, um Hep ebenfalls angrienen zu können.

      Doch das alles störte Hep nicht. Er nickte gelassen. „Also well, dann sage ich euch jetzt etwas“, meinte er.

      „Darauf warten wir doch!“, ließ sich Kane vernehmen.

      Hep verzog das Gesicht. „Wir sind zu weit geritten“, erklärte er den Männern. „Forster ist ein großer, hagerer Kerl. Der legt in der Stunde glatt zwei Meilen zurück. Aber er hat eine Frau dabei, die er ja nicht ewig auf seinen Händen tragen kann, wenn er das auch möchte. Aber nicht nur sie bremst seine Schritte. Er hat ja noch einen dabei, und der ist so fett wie eine Junigans. Und daran liegt es.“

      Matt blinzelte. „Also das verstehe ich nicht. Ob er nun fett wie eine Junigans ist oder nicht, er weiß, dass wir ihm den Hals umdrehen, wenn wir ihn erwischen.“

      Hep schüttelte den Kopf. „Junigänse wissen von nichts. Die Frau kann Forster vielleicht treiben, aber nicht die Junigans. Die denkt immer nur ans Futter. Habt ihr schon mal eine Junigans beobachtet?“

      Jimmy verdrehte die Augen. „Nein! Aber ich sehe dich an, und da weiß ich ziemlich Bescheid.“

      Matt Jackson maß Hep mit einem finsteren Blick. „Aus seinem Maul, so weit er es auch aufmacht, kommt nichts als Wind. Habe ich das nicht immer gesagt?“

      „Wir sind zu weit vorgestürmt, Jungs“, meinte Hep gelassen. „Jener Canyon hinter den Bergen ist eine verdammt wildreiche Gegend. Dort kann sich eine Junigans mästen, bis eines Tages eine Eisenbahn gebaut wird, die sie in eine noch wildreichere Gegend bringt. Nach Kalifornien zum Beispiel.“

      „Jetzt hat er eine Menge Zeit zerredet, aber ich bin immer noch nicht gescheiter!“, brummte Matt.

      „Das erwarten von dir nicht einmal die Rinder auf der Circle C“, erwiderte Hep.

      „Durch diesen Canyon, zum Teufel, sind wir doch geritten“, sagte Jimmy.

      Hep hob den Zeigefinger. „Aber zu schnell!“

      „Das ist idiotisches Gequatsche!“, fauchte Matt Jackson und brachte sein Pferd in Gang. „Ich reite mit den Männern in die Ebene hinab. Da gibt es auch Falten und Buckel, in denen sich drei Menschen gut verbergen können. Du bringst Hep am besten nach Hause, ehe ihn die Sonne noch ganz erledigt!“

      Die Männer schlossen sich dem Vormann an. Jimmy und Hep blickten ihnen nach. Das tat Jimmy aber nur, weil er unschlüssig geworden war. Doch als Hep sein Pferd drehte, folgte er ihm, ohne ein Wort zu verlieren.

      Eine knappe Stunde später ritten sie in einem Durchbruch in den Canyon hinab, und dort stießen sie auf Wagenspuren. Hep hielt und pfiff laut.

      Jimmy ritt an seine Seite und zog die Stirn kraus.

      „Was hast du gegen mich?“, fragte Hep. „Da ist die Eisenbahn schon!“

      „Was denn für eine Eisenbahn?“, brummte Jimmy. „Die Sonne knallt wohl wirklich ganz schön.“

      Hep wies die Fährte entlang. „Unsere Junigans! Das habe ich doch gewusst.“ Jimmy stieg ab, um die Fährte zu untersuchen. „Zwei Stunden Vorsprung. Mehr aber nicht!“, sagte er, als er zu seinem Pferd zurückkam.

      Hep nickte. „Das könnte verdammt genau hinkommen.“

      „Aber es handelt sich um Schafzüchter!“


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