Urlaub ist immer!. Isabell Mezger-Schumann

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Urlaub ist immer! - Isabell Mezger-Schumann


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zu müssen. Es gab Zeiten, da wollte ich gefallen und in der Gruppe immer aktiv dabei sein. Heute sitze ich am Rand des Yoga-Raums, beobachte das Kommen und Gehen der einzelnen Frauen, nehme die Gespräche wahr. Ich bin zutiefst dankbar, ganz für mich sein zu können, ohne den Druck, immer mittendrin sein zu müssen.

       Annett Schulz, Life Balance Coach & Entspannungstrainerin

      DankeTag 9 | Fühlen

      Ich sitze an einem Reisfeld auf Bali. Ein weiterer Tag meiner Yoga-Ausbildung liegt hinter mir. Die Sonne geht unter.

      Ich schließe die Augen und lasse die Dankbarkeit für diesen Tag in mir pulsieren.

      Ich bin dankbar dafür,

      dass ich heute eine Stunde mehr zum Entspannen hatte,

      dass ich gesund bin und es mir so gut geht,

      für die Gespräche, die ich heute mit unbekannten Frauen geführt habe,

      dass ich mich gefunden habe,

      dass ich diese Ausbildung ohne Druck absolviere,

      für die einzelnen Erlebnisse jeden Tag

      und für diese unvergessliche Zeit hier auf Bali.

      Die letzten Sonnenstrahlen kitzeln mein Gesicht.

      Wofür bist du gerade dankbar? Notiere es hier:

       Annett Schulz, Life Balance Coach & Entspannungstrainerin

      Die LäuferinTag 10 | Geschichte

      Wie jeden Morgen jogge ich im Park meine Runden. Noch 6 Kilometer. Ich beschleunige und komme an die schmale Brücke, wie jedes Mal. In der Mitte steht eine alte Frau. Ich ärgere mich, denn ich muss mein Tempo drosseln, um an ihr vorbeizukommen. Sie scheint sich nicht zu regen, mich nicht einmal zu bemerken.

      Ich beschleunige wieder. Noch 4 Kilometer. Meine Gedanken kreisen um den Tag, der vor mir liegt. Durchgeplant bis zum Abend. Nach einer Runde laufe ich wieder auf die schmale Brücke zu. Die alte Frau steht noch immer dort. Sie hat wohl nichts Besseres zu tun. Wahrscheinlich ist sie senil und bekommt gar nicht mit, dass sie mir im Weg ist und hier sinnlos herumsteht. Bemitleidenswert oder vielleicht beneidenswert? Bevor ich den Gedanken zu Ende führen kann, fällt mir der Termin mit meinem Chef ein, den ich unbedingt noch vorbereiten muss. Ich laufe schneller.

      Als ich wieder an die Brücke komme, noch 2 Kilometer, muss ich erneut langsamer werden. Sie steht noch immer da. Im Vorbeilaufen werfe ich ihr einen bösen Blick zu und schüttele den Kopf. Plötzlich fragt sie in meine Richtung: „Hast Du gesehen, wie schön es hier ist?“. Empört rufe ich zurück: „Klar, im Gegensatz zu Ihnen bekomme ich mit, was um mich herum passiert!“

      Verrückte alte Frau. Und gleichzeitig tut mir meine Antwort leid. Mit schlechtem Gewissen laufe ich weiter.

      Als ich zum letzten Mal zur Brücke komme, ist die alte Frau fort. An der Stelle, an der sie stand, liegt nun ein zusammengefaltetes Papierstück mit der Aufschrift Schön, dass Du mich gesehen hast. Ich bleibe verdutzt stehen, falte das Papier auseinander und lese:

      „Vergiss nicht, hin und wieder stehenzubleiben und zu genießen, was um Dich herum passiert. Anstatt Dich über Hindernisse aufzuregen, betrachte sie als Chance, neue Energie zu gewinnen. Genieße Dein Leben schon jetzt und nicht später. Du weißt schließlich nicht, ob Du später auch so ein großes Glück haben wirst, wie ich.“

       Deborah Annerl, Business Coach & HR-Consultant

      Stell dir vor, du bist 80 Jahre alt. Was würdest du auf ein Blatt Papier schreiben und einem jungen Menschen übergeben? Schreib deine Botschaft hier auf:

      Solange du dem Glück nachjagst…Tag 11 | Impuls

      …bist du nicht bereit zum Glücklichsein, schrieb Hermann Hesse. Solange du dich nach dem sehnst, was du nicht hast, wirst du dich nicht erfreuen an dem, was du hast. Wenn du Ziele loslässt und das eigene Glück nicht mehr abhängig machst von der Erfüllung deiner Wünsche, kommt Frieden. Wenn du dich nicht an Äußeres klammerst, findet deine Seele Ruhe.

      Diese Botschaft formulierte Hermann Hesse Anfang des 20. Jahrhunderts in seinem Gedicht Solang du nach dem Glücke jagst.

      Seine Zeilen berühren mich sehr und sind aktueller denn je. Wir leben in einer Gesellschaft, in der Erfolg einen hohen Wert hat. So sind wir bestrebt, alles zu optimieren, auch unsere Glücksmomente. Aber was bedeutet Erfolg für uns? Häufig ist das die Anerkennung durch unser Umfeld. Dadurch angespornt tun wir alles für mehr Likes auf sozialen Netzwerken, eine Beförderung im Job oder Lob von Eltern und Freunden. Wir sind also gedanklich im Außen anstatt bei uns selbst. Ich habe lange gebraucht, um zu begreifen, dass ich mich über Jahre in eine ungesunde Abhängigkeit begeben hatte. Meine Wünsche waren zur Quelle großer Unzufriedenheit geworden. Inzwischen habe ich erkannt: Solange ich dem Glücke im Außen nachjage, werde ich nur flüchtige Momente des Glücks empfinden, bis ich das nächste Ziel für erstrebenswert halte.

      Natürlich setze ich mir auch heute noch Ziele. Doch ich wähle sie achtsam und prüfe, ob sie wirklich meinen innersten Wünschen entsprechen. Dafür richte ich meinen Blick nach Innen, um herauszufinden, wofür mein Herz schlägt. Ich fange an, mich selbst im Alltag zu beobachten: Was weckt mein Interesse? Woran hatte ich heute besondere Freude? Was gibt mir Energie? Mit diesen Fragen reflektiere ich jeden Abend meinen Tag und schreibe die Antworten auf. Mein innerer Kompass ist durch dieses Ritual sehr gut ausgerichtet.

      Für die Tage, an denen ich mich dem Sog sozialer Vergleiche nicht entziehen kann und die Verbindung zu meinem inneren Kompass verliere, hängt nun Hermann Hesses Gedicht an meinem Badezimmerspiegel und erinnert mich, worauf es wirklich ankommt: auf meinen inneren Frieden.

       Johanna Finke, Psychologin, Career & Life Coach

      Kinder & GlückTag 12 | Fühlen

      Manchmal ist das größte Glück ganz klein.

      Macht die Summe aller erlebten Glücksmomente dein qualitatives Glück aus? Kann man das Glück eines Menschen daran ablesen, wie viele glückliche Momente er in seinem Leben gehabt hat? Ich glaube nicht.

      Für mich sind Kinder ein Tor zum Glück.

      Als ich junge Mami war und den lieben langen Tag mit meinen beiden Kindern beschäftigt war, habe ich mich oft nicht besonders glücklich gefühlt. So gerne hätte ich auch mal Zeit für mich gehabt. Oder wäre einfach meiner geliebten Arbeit nachgegangen.

      Es gibt viele Situationen, beispielsweise Tobsuchtsanfälle auf der Straße oder Geschwisterstreit, die mich noch immer auf die Palme bringen, in denen ich ganz und gar nicht glücklich bin. Für mich ist es so, dass Kinder nicht immer den ganzen Tag über Glück bereiten können. Doch wenn sie abends im Bett liegen und schlafen, ich meinen Blick noch mal über die Bettchen schweifen lasse und schaue, ob alles gut ist, ist dieser Moment für mich Glück.

      Das ist mein Glück, wenn ich sehe, wie süß sie mit ihrem Stofftierchen im Arm aussehen und ich ihr Atmen höre. Dann geht mein Herz auf. In diesem Moment fühle ich das Glück, egal, wie anstrengend der Tag war. Kinder erfüllen nicht jeden Moment des Tages mit Glück, doch sie erfüllen ihn mit tiefem Sinn. Sie sind sinn-voll.

       Wiebke Glück, Autorin der Glücksfibel & Grafikdesignerin

      Mit den Augen eines BabysTag 13 | Übung

      Seit ein paar Wochen bin ich Mama. Jeden Tag beobachte ich das kleine Wunder, das noch vor Kurzem in meinem Bauch gewohnt hat. Ich bin hin und weg und mindestens genauso fasziniert wie verliebt. Wie aufgeweckt das kleine Kerlchen bereits nach so kurzer Zeit auf dieser Welt ist. Die ersten Tage und Wochen waren seine kleinen Äuglein oft geschlossen und der Blick eher unscharf in die Ferne gerichtet. Ganz so, als sei er noch nicht richtig in dieser Welt angekommen. Heute aber schaut er mich mit seinen großen staunenden Augen an. Er beobachtet jede Regung


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