Handlungsfelder des Bildungsmanagements. Ulrich Muller

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Handlungsfelder des Bildungsmanagements - Ulrich  Muller


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Gemeinhin denkt man dabei zunächst an eine Zusammenstellung von Seminaren in einem Programmheft oder an ein Curriculum für eine Schule. Wir verstehen Programm jedoch in einem erweiterten Sinne: Vor dem Hintergrund komplexer Lernanforderungen bedarf eine wirkungsvolle Lernunterstützung einer breiten Palette von Lern- und Unterstützungsformen. Das „Programm“ einer Bildungseinrichtung kann daher auch umfassen: Lernberatung, Coaching, Moderation von Workshops, ein Lernfest, Selbstlernmaterialien etc. In vielen Fällen werden Programme mehrere Lernformen im Sinne eines „Blended Learning“ oder – besser – „Integrierten Lernens“ zusammenführen. Dabei geht es um die wohlüberlegte und didaktisch begründete Verzahnung unterschiedlicher personaler und medialer Lernformen. Die Veranstaltung bezeichnet das Angebot und die Durchführung einer einzelnen, konkret umschriebenen Maßnahme im Rahmen des Gesamtprogramms. Die Prüfung ist ein Erhebungsverfahren, das zu einem bestimmten Zeitpunkt die erbrachte Leistung, das Wissen, Können und Vermögen eines Lernenden feststellen und bewerten soll. Gerade im Hinblick auf Prüfungen lassen sich große Unterschiede zwischen den drei Bildungsbereichen feststellen. Während der Lernalltag in einer Schule maßgeblich von Prüfungsabläufen gekennzeichnet ist, finden weite Teile der Erwachsenenbildung praktisch ohne Prüfungen statt.

      Etwas lernen, das ist die eine Sache. Es im beruflichen oder privaten Alltag anzuwenden – und zwar auf Dauer – das ist die andere. Das Transfermanagement bezieht sich auf alle Aktivitäten, die dazu beitragen können, die langfristige Beibehaltung, die Umsetzung und Anwendung des Gelernten zu unterstützen und sicherzustellen. Dabei ist nicht nur an methodisch-didaktische Maßnahmen zu denken, sondern auch daran, was im Anwendungsfeld zur Umsetzung beigetragen werden kann, z.B. von den Führungskräften (vgl. Müller & Soland, in diesem Band).

      Die Evaluation meint das methodische Erfassen und Bewerten der Wirkungen von Bildung. Sie kann sich beziehen auf das Gesamtprogramm oder auf einzelne Maßnahmen, auf Input-, Prozess-, Output- oder Outcome-Variablen.

      Mit der Programmrevision schließt sich der Regelkreis des Bildungsprozessmanagements. Jeder Steuerungsprozess verlangt am Ende, die Ergebnisse und Erkenntnisse aus dem durchgeführten Prozess wieder auf die eingangs gesteckten Ziele hin rückzukoppeln sowie gleichzeitig den den Blick nach vorne zu richten. Die Programmrevision mündet daher ggf. in die Überarbeitung des Programms. Von Planungszyklus zu Planungszyklus (z.B. ein Jahr, ein Semester) kann das Programm weiterentwickelt und verbessert und so den sich verändernden Rahmenbedingungen angepasst werden. Systemisch gesehen, ist die Programmrevision der entscheidende Schritt zur Selbsterneuerung des Bildungsprozessmanagements.

      Der gesamte Zyklus des Bildungsprozessmanagements ist verknüpft mit der Handlungsebene des Bildungsbetriebsmanagements. Für das gesamte Programm, aber auch bei jedem einzelnen Projekt geht es z.B. darum, Mitarbeiter auszuwählen, Ressourcen zu kalkulieren, zu budgetieren und zu finanzieren, eine Maßnahme zu kommunizieren, zu vermarkten und zu verkaufen, die Qualität zu sichern.

       Leitfragen und Impulse

      ■ Können Sie die dargestellte Terminologie zum Bildungsprozessmanagement nachvollziehen?

      ■ Existiert in Ihrer Organisation ein systematisches Bildungsprozessmanagement? Werden alle Handlungsschritte durchgeführt? Gibt es ggf. Schwächen?

      ■ Bitte gehen Sie die Handlungsschritte der Reihe nach durch und prüfen Sie:

      o Wie wird der Handlungsschritt durchgeführt?

      o Welche Verfahren und Prozesse kommen zum Einsatz?

      o Sind sie in einem Handbuch dokumentiert (z.B. im Qualitätshandbuch)?

      o Wo liegen die Stärken, wo die Schwächen?

       4 Ausblick

      Die Menschheit als Ganzes, die Einzelstaaten und die Staatengemeinschaft, die Unternehmen, aber auch jeder einzelne Mensch stehen heute vor großen Herausforderungen. Ob auf politischer, betrieblicher oder individueller Ebene: Zur Bewältigung dieser Herausforderungen bedarf es Menschen, die kritisch und eigenständig denken, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und sich engagiert einzusetzen, die Mut haben, auch Schwieriges anzupacken und Geduld, es bis zum Ende durchzuhalten. Bildung ist nicht die Lösung der genannten Probleme, doch sie kann dabei einen wichtigen Beitrag leisten. Wohl keines der angesprochenen Themen wird sich ohne geeignete Formen der vorbereitenden oder begleitenden Unterstützung durch Bildungsprozesse und -maßnahmen lösen lassen. Das Bildungsmanagement sorgt für die Gestaltung der notwendigen Rahmenbedingungen. Es steuert den zielgerichteten, sparsamen und wirksamen Einsatz der Ressourcen mit dem Ziel einer optimalen Ermöglichung des Lernens von Menschen.

      Wir verstehen Bildungsmanagement als eine Form didaktischen Handelns. Im Mittelpunkt des vorgeschlagenen Rahmenmodells steht der lernende Mensch. Führungskräfte handeln im Alltag unter hohem Druck. Tag für Tag drängen sich neue Fragen und Probleme in den Vordergrund, wie z.B. eine plötzlich auftretende Finanzierungslücke oder ein akuter Konflikt zwischen Mitarbeitern. Bildungsmanagement als didaktisches Handeln erinnert daran, dass das Leitungshandeln auf das Lernen von Menschen zielt. Jedwede Aktion, ob es sich um Entscheidungen im Finanzbereich, um die Organisation von Verwaltungsakten oder um Personalauswahl handelt, muss vor diesem Zielhorizont reflektiert, getroffen und verantwortet werden.

       Literatur

      AU, C. VON (Hrsg.) (2017): Eigenschaften und Kompetenzen von Führungskräften. Achtsamkeit, Selbstreflexion, Soft Skills und Kompetenzsysteme. Wiesbaden: Springer

      BEHRMANN, D. (2006). Reflexives Bildungsmanagement. Frankfurt a.M.: Peter Lang.

      BUNDESREGIERUNG (2016): Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie. Berlin. Online unter https://www.bundesregierung.de/Content/DE/_Anlagen/Nachhaltigkeit-wiederhergestellt/2017-01-11-nachhaltigkeitsstrategie. pdf?__blob=publicationFile…v=20 (Abruf: 23.02.2018)

      BARTZ, A. (2006). Grundlagen organisatorischer Gestaltung. In H. Buchen & H.-G. Rolff (Hrsg.), Professionswissen Schullleitung (S. 365–417). Weinheim und Basel: Beltz.

      BUCHEN, H. & ROLFF, H. (Hrsg.) (2006). Professionswissen Schulleitung. Weinheim und Basel: Beltz.

      CRAINER, S. & DEARLOVE, D. (2006). Der Atlas des Managements: Navigationshilfen für die Reise durch die Business-Welt. Frankfurt: Manager Magazin.

      DIERKES, M. & MÜTZEL, S. (2014). Unternehmensethik jenseits von Rhetorik (S. 718-725). In: L. v. Rosenstiel, E. Regnet & M. E. Domsch (Hrsg.): Führung von Mitarbeitern. Handbuch für erfolgreiches Personalmanagement. Stuttgart: Schäfer-Poeschel

      DÖNHOFF, M.; WEIß, J.; BUHL, D. (HG.) (2005): Die Zeit. Das Lexikon in 20 Bänden; mit dem Besten aus der ZEIT. Band 10. Hamburg: Zeitverl. Bucerius.

      DUBS, R. (2005). Die Führung einer Schule: Leadership und Management. Zürich: Franz Steiner.

      DUBS, R., EULER, D., RÜEGG-STÜRM, J. & WYSS, C. (Hrsg.) (2009). Einführung in die Managementlehre. 5 Bände. Bern: Haupt.

      FLECHSIG, K. & HALLER, H. (1975). Einführung in didaktisches Handeln. Stuttgart: Klett.

      HENTIG, H. vON (1996). Bildung: Ein Essay. München: Hauser.

      HENTIG, H. vON (2004). Einführung in den Bildungsplan 2004. URL: http://www.bildung-staerktmenschen.de/service/downloads/Sonstiges/Einfuehrung_BP.pdf (11.05.09).

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      KAISER, A. (1985). Sinn und Situation: Grundlinien einer Didaktik der Erwachsenenbildung. Bad Heilbrunn: Klinkhart.

      KLAFKI, W. (1996). Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik: Zeitgemäße Bildung und kritischkonstruktive Didaktik. Weinheim: Beltz.

      KRÜGER, M. (2016). Das Lernwissen der Bildungsmanagement-Studiengänge im deutschsprachigen Raum. Seine Entstehung sowie seine Formen und Auswirkungen. Hamburg: Kovac

      MACK,


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