Nichts Als Verstecken. Блейк Пирс
Читать онлайн книгу.Sie müssen dafür am Indoor-Golfplatz vorbei.”
„Es gibt einen Indoor-Golfplatz?“, fragte Adele entsetzt.
„Neben den beheizten Pools.“, lächelte Otto. „Willkommen in der Welt des einen Prozents der Bevölkerung.”
Er betrachtete sie abwechselnd mit einem geübten, professionellen Lächeln, ging dann zögerlich zur Tür zurück, verschwand und ließ die beiden Agentinnen wieder allein im Raum zurück.
Adele teilte einen Blick mit Agent Marshall. „Haben Sie das gehört?“, sagte sie leise.
„Ich habe viel gehört“, sagte Marshall. „Was meinen Sie genau?”
„Die Geschichte über den Bärenangriff. Die Besitzer haben sie weitergegeben; die Manager. Fast so, als ob sie lieber einen randalierenden Bären auf der Piste hätten als einen Mörder.”
Marshall pfiff. „Das würde Sinn machen. Die Gäste hier zahlen eine Menge Geld. Eine Menge Geld. Die Besitzer wollen niemanden verschrecken.”
Adele stand auf, klappte ihren Laptop zu und ging auf die Tür zu. Dabei griff sie nach ihrer Jacke.
„Wissen Sie, wo Erholung an den Felsen ist?“, fragte sie.
„Ehrlich gesagt, bin ich nicht in der Stimmung für einen Drink.”
„Ja, aber wir müssen mit diesem Joseph Meissner sprechen. Klingt, als hätte er vielleicht etwas gegen das Ehepaar Beneveti gehabt.”
„Sie glauben doch nicht wirklich, dass ein Kellnerjunge sie getötet hat, oder? Wir wissen noch nicht einmal, ob es Mord war. Der Autopsiebericht liegt noch nicht vor.”
Adele zuckte die Achseln. Sie sagte es nicht, aber insgeheim wusste sie, was hier abging. Wie ein Bluthund, der die Fährte aufgenommen hatte, wusste sie es. „In Ordnung“, sagte sie, „glauben Sie, dass es jemanden gibt, der uns in die Bar bringen kann?”
Marshall sammelte auch ihre Jacke ein und folgte Adele. „Sie haben überall Golfcarts, die hier herumfahren; die Schlüssel liegen unten an der Rezeption.”
Adele widerstand dem Drang, mit den Augen zu rollen. Golfcarts auf Anfrage. Beheizte Swimmingpools neben den privaten Golfplätzen. Eigene Bars auf den Zimmern. Es klang alles erstaunlich. Aber gleichzeitig klang es fremd und seltsam. Eine fremde Art zu leben. Trotzdem konnte sich Adele auf den Skipisten an ihre eigene Kindheit erinnern. Sie waren nie an einen so schönen Ort gekommen. Ihre Familie hatte es sich nie leisten können. Aber sie konnte sich an die Skipisten erinnern. An die Gespräche am warmen Feuer. Die nächtlichen Auseinandersetzungen. Sie erinnerte sich an alles.
KAPITEL NEUN
Die Bar Erholung an den Felsen war ganz am Rande des Resorts platziert worden. Das Gebäude bestand aus drei verglasten Stockwerken auf runden Holzplattformen. Es schien auf Stelzen zu stehen, die hoch genug waren, um die Wipfel der umliegenden Bäume zu streifen und einen Blick in das darunter liegende Tal zu gewähren. Adele und Agent Marshall verließen das Golfcart, das sie sich ausgeliehen hatten und gingen die vielen hölzernen Stufen hinauf, die mit kleinen Steinen verziert waren und glitzernd das Licht reflektierten.
Adele hatte ihre Hände tief in den Manteltaschen vergraben. Ihre Nase war von der Kälte gerötet, aber sie konnte immer noch nicht die schiere Schönheit der Landschaft um die erhöhte Bar ignorieren.
Berge im Hintergrund, das Tal im Vordergrund, ringsum Fenster, die alle Vorzüge der Umgebung in ihrer vollen Pracht präsentierten. Adele marschierte mit Agent Marshall im Schlepptau die Treppe hinauf.
Sie öffnete die Tür der Bar und sah, dass an einigen der Tische bereits Gäste Platz genommen hatten. Einer von ihnen hatte sogar eine Familie. Die Kinder nippten an ihrer Cola, während die Eltern aus Weingläsern tranken.
Selbst die Tischplatten waren faszinierend. Sie waren aus Glas, mit in Harz eingelassenen kleinen polierten Steinsplittern versehen. Die Glühbirnen waren in dekorativen Lampenschirmen eingefasst und warfen von der Decke aus funkelnde Muster über die Tische. Die Decke selbst war dunkel und reflektierte die Farbe des Nachthimmels. Die Glasfront ließ vermuten, dass in klaren Nächten, wenn die Wolken ganz verschwunden waren, die Besucher auch einen herrlichen Ausblick des Sternenhimmels erleben würden.
Es war noch früh am Abend und noch nicht dunkel geworden.
Adele näherte sich der Bar mit Agent Marshall im Schlepptau. Sie fühlte sich etwas fehl am Platz, als sie sich am Tresen auf einen Barhocker hievte und sich vorbeugte. „Entschuldigen Sie, ich suche Joseph Meissner.”
Die Frau hinter der Theke blickte hinüber und servierte einem kräftigen Mann im braunen Mantel sein Getränk. Sie lächelte den Mann an und unterhielt sich mit ihm, bevor sie sich Adele und Agent Marshall näherte. „Joseph ist draußen“, sagte sie schroff.
„Wissen Sie, wo er ist?”
„Er holt Nachschub. Warum? Wer sind Sie?”
„Mein Name ist Agent Sharp. Ich untersuche das Verschwinden von Mr. und Mrs. Beneveti. Ich habe gehört, dass Joseph eine Auseinandersetzung mit ihnen hatte.”
Manchmal genügte es einfach direkt zu sein, um das Misstrauen der Menschen abzuschütteln. Darauf hatte Adele gehofft. Sie sah die Barkeeperin intensiv an und die Augen der Frau verengten sich. „Joseph ist ein guter Junge. Er hat nichts damit zu tun. Außerdem dachte ich, es war ein Bärenangriff.”
„Also gut, ich höre“, sagte Adele. „Wissen Sie, wann Joseph zurückkommt?”
Die Frau verschränkte die Arme. Sie hatte keine offensichtlichen Tätowierungen. Aber Adele konnte in den Ohren und in der Nase der Frau kleine Löcher sehen, die mit einem Hauch von Make-up überdeckt waren, was darauf hindeutete, dass sie, wenn sie frei hatte, mindestens drei Piercings trug.
„Wie ich schon sagte, Joseph ist ein guter Junge. Außerdem waren die Benevetis Arschlöcher.”
Adele blinzelte. Agent Marshall kam einen Schritt näher.
„Wie aufrichtig von Ihnen“, sagte Adele. „Könnten Sie das erläutern?”
Die Frau hinter der Theke schnaubte. Sie drehte sich um, schnappte sich ein paar Gläser, ging zum hinteren Ende des Tresens hinüber und goss etwas aus einer langen braunen Flasche mit goldenem Etikett ein. Kaum hatte sie fertig eingegossen, hoben zwei der Kunden am Tisch am anderen Ende der Bar die Hände. Einer von ihnen rief: „Noch eine Runde. Noch eine Runde. Bitte.”
Die Frau lächelte, schnappte sich beide Getränke, ging hinüber und stellte sie den Gästen hin ehe sie zurückkam.
Adele wartete geduldig und beobachtete, wie sich die Frau wieder näherte. Die Barkeeperin rieb ihre Hände an dem kleinen Handtuch hinter der Theke ab. „Es waren Arschlöcher. Laut, unausstehlich. Sie führten sich auf, als gehöre ihnen der Laden. Mr. Beneveti hat mich mehr als einmal angemacht. Offensichtlich durfte ich mich nicht zu sehr anstrengen. Aber er wurde handgreiflich. Mrs. Beneveti hat versucht, mehr als einen von uns feuern zu lassen. Joseph auch, soweit ich mich erinnere.”
Adele nickte. „Das habe ich gehört. Sie sagen, dass Mr. Beneveti Sie angegriffen hat?”
Die Frau schnaubte. „Drehen Sie mir bitte das Wort nicht im Mund um. Nein. Ich sagte, er wurde handgreiflich. Widerwärtig. Ich arbeite in einer Bar. Geringe Hemmschwelle und wohlhabende Gäste. Es gibt gutes Trinkgeld, aber etwas von meiner Würde“, sie nickte zur Tür, „lasse ich draußen auf der Eingangstreppe, wenn ich dieses Gebäude betrete ich. Sonst wäre es nicht zum Aushalten.”
Adele starrte die Frau an. „Na gut, Sie mochten die Benevetis also nicht.”
Die Barkeeperin schüttelte einmal den Kopf. „Da gab’s nicht viel zu mögen. Reiche Arschlöcher. Sie gaben gutes Trinkgeld; das ist fair. Aber wenn man so viel verdient wie sie, ist es leicht, Trinkgeld zu geben und zu hoffen, dass die Probleme verschwinden. Ich sage nicht, dass es nicht gut von ihnen war. Aber ja, ich mochte sie nicht. Viele Leute mochten sie nicht.”
Adele klopfte auf den Tresen. „Langsam bekomme ich ein Gefühl dafür, wer sie waren. Nun, ich möchte Ihnen für Ihre