Nichts Als Verstecken. Блейк Пирс

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Nichts Als Verstecken - Блейк Пирс


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ZWEI

      Das Handy vibrierte ein weiteres Mal auf ihrem Schreibtisch. Adele blickte nach unten und widerstand dem Drang, mit den Augen zu rollen. Angus. Erneut. Er hatte ihr bereits vor drei Tagen eine SMS geschrieben.

      Sie schob ihr Telefon außer Sichtweite unter einen Stapel Papiere, die auf einer Papierablage lagen. Sie war spät dran. Sie hatte den Papierkram schon zu lange vor sich hergeschoben. Agent Grant, ihre Vorgesetzte in San Francisco, war ein geduldiger Mensch, aber selbst sie hatte Adeles Verspätungen langsam satt.

      Ihr letzter Kommentar zu diesem Thema hatte gelautet: „Bleiben Sie verdammt noch mal in Ihrem Büro. Schließen Sie die Tür ab und gehen Sie nicht, bevor ich die Formulare auf meinem Schreibtisch habe. Verstanden? Mein Gott, Adele, mir sitzen sowieso schon so viele Bürokraten im Nacken.”

      Nicht gerade die tröstlichsten Worte, die ihr beim Ausfüllen der längst überfälligen Formulare im Kopf umherschwirrten. Adele kräuselte die Nase und blickte auf ihre leere Tasse. Der schwache Geruch von Kaffee hing in der Luft ihres kleinen Büros. In Wirklichkeit war es kaum mehr als ein begehbarer Schrank mit einer undurchsichtigen Glastür. Fensterlos, mit einem einzigen Schreibtisch, einem Stuhl und einer Deckenlampe, die gelbes Licht ausstrahlte, erfüllte das Büro gerade so seinen Zweck.

      Sie nahm eine weitere Akte, legte sie vor sich hin und begann, die Seiten durchzublättern. Ihre Augen wurden glasig und die Hand, die den Stift hielt, erschlaffte und wurde von der Tischplatte magisch angezogen. Nur noch fünfzig weitere Dokumente.

      Man konnte sich gar nicht vorstellen, wie viel Freude es bereitete ständig mit drei verschiedenen Agencies zu kommunizieren.

      Endlich fand sie den Teil des Dokuments, der ihre Aufmerksamkeit erforderte und bewegte sich dazu, ihn auszufüllen.

      Ihr Handy vibrierte noch einmal.

      „Verdammt nochmal!“, rief sie und warf ihren Stift auf den Papierstapel, der jetzt auf ihr Telefon hinabfiel.

      Sie griff nach dem Telefon, hob es hoch und las: 4 neue Nachrichten. Alle von Angus. Der gutaussehende Coder mit lockigem Haar hatte vor einigen Monaten mit ihr Schluss gemacht. Damals dachte sie, die beiden stünden kurz vor einer Verlobung.

      Sie warf einen Blick auf den Ordnerstapel, dann auf ihr Telefon. Dann klappte sie, leise vor sich hin murmelnd, den Bildschirm auf und blätterte durch Angus' Nachrichten.

      Hey, Adele, hast du kurz Zeit?

      Kurz? Es klang entspannt und auf den Punkt gebracht.

      Ich weiß nicht, ob du meine letzte Nachricht bekommen hast. Können wir reden?

      Sie scannte die Zeiten, zu denen die Nachrichten gesendet wurden. Dazwischen lagen nur zwei Stunden. Bildete sie sich das nur ein oder wirkte Angus verzweifelt? Was wollte er überhaupt von ihr?

      Adele, es tut mir leid, wie die Sache zwischen uns gelaufen ist. Ich habe viel nachgedacht. Meinst du, wir könnten diese Woche noch einmal darüber reden?

      Adeles Augenbrauen zogen sich nach oben und sie tippte mit dem Stift gegen ihre weißen Zähne. Interessant. War… war es möglich, dass Angus wieder mit ihr zusammenkommen wollte?

      Sie las die letzte Botschaft, in der nur ein Wort stand:

      Bitte!

      Sie seufzte und schob ihr Telefon wieder unter den Papierstapel in der Papierablage. Es machte keinen Sinn, es jetzt zu sortieren. Sie war überfordert. Angus' Gefühle ein wenig zu verletzen war nichts im Vergleich zu dem, was Agent Grant ihr antun würde, wenn sie das Ausfüllen der Formulare einen weiteren Tag aufschieben würde. Außerdem hatte Angus beim letzten Mal, als sie miteinander gesprochen hatten, seinen Teil dazu beigetragen, sie zu verletzen.

      Adele zog die Schultern zusammen und versuchte, ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Papierkram zu lenken.

      Es hatte keinen Zweck.

      Sie lehnte sich zurück und stieß einen leisen Seufzer in Richtung Decke aus. Obwohl er ihr wehgetan hatte, wollte sie Angus nicht verletzen. Er war ein guter Freund gewesen – ein treuer Freund. Vorhersehbar? Vielleicht ein wenig. Aber verlässlich? Auf jeden Fall. Ehrlich, nett – wenn auch manchmal zu nett, zu zögerlich.

      Sicher. Vielleicht das beste Wort, um ihn zu beschreiben. Reich war er jetzt wohl auch, wenn an dem, was sie über seine letzte Tech-Firma gehört hat, irgendetwas dran war.

      Ihre linke Hand streckte sich wieder in Richtung des Telefons, aber sie hielt inne und ließ es auf der weichen Oberfläche des Papiers unter ihren Fingerspitzen verweilen. All diesen Papierkram hätte sie sich sparen können, zumindest wenn sie nicht gezwungen gewesen wäre, so viel Zeit in Flugzeugen zu verbringen oder zwischen den Behörden zu wechseln. Als sie sich bereit erklärt hatte, mit Interpol als Korrespondentin zwischen BKA, DGSI und FBI zusammenzuarbeiten, dachte sie, sie hätte gewusst, worauf sie sich einließ. Aber jetzt…

      Sie sah erneut genervt den vor ihr liegenden Ordnerstapel an.

      Vielleicht war es an der Zeit, sesshaft zu werden. Ständig in Bewegung zu sein und wie ein Nomade zu leben… Das war nicht unbedingt förderlich für ein glückliches Leben, oder? Vor kurzem hatte Adele einen Artikel in Psychology Meritus gelesen, einer Zeitschrift, auf die ihr die FBI-Verhaltenseinheit empfohlen hatte, in dem es hieß, dass Menschen, die in ihrer Jugend oft an verschiedenen Orten gelebt hätten und ständig in Bewegung waren und dies auch als Erwachsene taten, oft Schwierigkeiten hatten, eine Verbindung zu anderen Menschen herzustellen. Die Angst aus dem gewohnten Umfeld gerissen zu werden und fortzugehen, konnte manchmal sogar eine traumatische Wirkung auf ein Kind haben.

      Adele runzelte die Stirn und dachte darüber nach. Könnte das der Wahrheit entsprechen? Es war nicht so, dass sie viele Freunde hatte.

      Sie dachte an Robert und ein kleines Lächeln huschte über ihre Lippen. Sogar Agent Grant war, obwohl sie ihr Chef war, jemand, dem sie sich anvertrauen konnte.

      Ihr Lächeln verblasste ein wenig, als sie an John Renee dachte. Schürzenjäger, Sprücheklopfer, Oberarschloch. Bei John konnte man sich nie sicher sein. In vielerlei Hinsicht war er der Anti-Angus.

      Stirnrunzelnd griff sie nun nach ihrem Telefon und wollte Angus anrufen. Ein Anruf konnte doch nicht schaden, oder? Besonders, wenn er sie zurückhaben wollte. Was würde sie sagen? Würde sie es überhaupt wissen, bevor sie seine Stimme hörte?

      Als sie ihr Telefon in die Hand nahm und das Gewicht spürte, begann es zu klingeln. Diesmal vibrierte es nicht, sondern es erklang ein schrilles Zwitschern. Die einzige Nummer in ihrem Handy, die ein Geräusch machte, kam von ganz oben.

      Adeles Stirnrunzeln vertiefte sich und sie konnte fühlen, wie sich die Furchen in ihre Stirn bohrten, als sie das Telefon an ihr Ohr hielt. „Agent Grant, ich arbeite an den Akten. Sie sind noch nicht fertig, aber ich sollte…“

      „Adele, vergessen Sie die Akten“, sagte die Stimme am anderen Ende.

      „Wir brauchen Sie oben.”

      „Sind Sie sicher? Wenn Sie mir noch ein paar Stunden Zeit geben, bin ich sicher, ich könnte…“

      „Vergessen Sie die Akten, Adele“, sagte die Stimme von Agent Grant. Sie klang angespannt, etwas widerwillig, aber doch entschlossen. „Beeilen Sie sich. Es ist etwas vorgefallen.”

      „Ich bin gleich da.”

      Adele wartete die Stille am anderen Ende ab, bevor sie das Handy hinlegte und einen Moment lang auf ihren Schreibtisch starrte. Es ist etwas vorgefallen. Die Art und Weise, wie Grant das gesagt hatte, ließ Adele einen Schauer über den Rücken laufen.

      Naja, das mit dem sesshaft werden konnte, zumindest für den Moment, noch warten.

      Adele erhob sich von ihrem Stuhl, steckte ihr Telefon ein und entfernte sich von dem Stapel Papier, eilte in Richtung Tür und ging nach oben in Agent Grants Büro, während sie ein breites Lächeln unterdrückte.

      KAPITEL DREI

      Als sie das Büro von Agent Grant betrat, war Adele überrascht, Mrs. Jayne vor dem Schreibtisch sitzen zu sehen, ihre Hände in geduldiger Haltung über den Knien verschränkt.


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