Blutige Verlockung. Victory Storm
Читать онлайн книгу.mich ein wie eine zärtliche Umarmung. Obwohl er ein Vampir war, roch Blake wirklich gut. Es war das erste Mal, dass ich mit einem Mann so intim war: sein Haus, seine Kleidung, sein Geruch...
Als ich das Wohnzimmer betrat, sah ich ihn, wie er am Herd hantierte und zwei Einkaufstüten auspackte, die er auf der Küchentheke abgestellt hatte.
Diese familiäre, fast intime Atmosphäre, die sich gebildet hatte, beruhigte mich, so dass ich beschloss, näher heranzukommen.
Außerdem sagte Tante Cecilia immer, dass man mit guten Manieren alles erreichen könnte, also beschloss ich, mich nett zu benehmen.
„ Da bin ich wieder! Brauchst du Hilfe?", fragte ich ihn als ich sah, wie er sich abmühte, das Gas anzuzünden.
Blake starrte auf den Herd und drehte sich dann zu mir um. Sein Blick ließ sich nicht deuten, aber er sah mich lange an. Schließlich kam er auf mich zu, nahm in einer sehr langsamen Bewegung eine meiner nassen Haarsträhnen in die Hand und fing an, damit zu spielen. Er schien hypnotisiert, genau wie ich von seinen magnetischen Augen und dieser unerwarteten Liebkosung, die mir einen Schauer über den Rücken jagte.
Dann nahm er plötzlich seine Hand von mir weg, als ob er sich verbrannt hätte, und starrte wieder auf seine makellose Küche.
„ Du tropfst. Der Föhn ist im Schrank unter dem Waschbecken", murmelte er in einem verärgerten, aber gleichzeitig verstörtem Tonfall.
Ich murmelte eine Art Entschuldigung und kehrte schleunigst ins Badezimmer zurück, um den Föhn zu holen. Ich trocknete eilig meine Haare und versuchte, sie so gut es ging in Form zu bringen.
„ Ich habe dir das hier gebracht", hörte ich hinter mir eine Stimme, die mich vor Angst zusammenschrecken ließ.
Ich drehte mich um und sah mich Blake gegenüber. Er reichte mir eine Tasche.
„ Peter, der Typ, der uns hierher gebracht hat, hat dir ein paar Sachen besorgt, weil er dachte, du könntest sie vielleicht brauchen", sagte er.
Ich nahm die Tasche und öffnete sie. Sie enthielt einen Kamm, eine Zahnbürste, eine Feuchtigkeitscreme und eine Packung Pflaster.
„ Danke", flüsterte ich, aber Blake hatte den Raum bereits verlassen.
Ich kämmte mich schnell und ließ das weiche Haar offen auf meine Schultern fallen.
Nachdem ich mich so ein wenig in Ordnung gebracht hatte, fühlte ich mich wesentlich besser.
Ich klebte sogar ein Pflaster auf mein verletztes Knie und ging zu Blake.
Sobald er mich sah, informierte er mich sofort über das Abendessen.
„ Ich habe Peter auch zum Einkaufen geschickt. Ich hoffe, das ist in Ordnung. Ich habe ihn geschickt, weil er erst seit ein paar Jahren ein Vampir ist und er die heutigen Gewohnheiten kennt".
Ich schaute in die Einkaufstüten.
Es gab verschiedene Tiefkühlgerichte, dann ein Fertiggericht für Kartoffelpüree und vier große, dicke Rinderfilets.
Da Blake anscheinend keine Ahnung hatte beschloss ich, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
Ich nahm sogleich das Fleisch und suchte dann nach einer Pfanne.
Zum Glück fand ich sie bei den Tellern, dem Besteck und den Gläsern.
Ich nahm, was ich brauchte, und deckte den Tisch.
Ich zeigte Blake, wie man den Herd einschaltete.
„ Du musst zuerst den Knopf drehen und dann den Einschaltknopf drücken, siehst du?"
Dann ließ ich die Pfanne heiß werden und legte zwei Steaks hinein. Der Geruch des Essens zeigte mir erst, wie hungrig ich war.
Ich ließ das Fleisch nur kurz in der Pfanne braten, ich mochte es am liebsten roh.
Schließlich stellte ich meinen Teller auf den Tisch, setzte mich hin und genoss das Filet.
Blake setzte sich neben mich und beobachtete mich fasziniert.
Unter seinem neugierigen Blick schnitt ich das Fleisch mit dem Messer und ließ das Blut auf den Teller tropfen.
Es war so zart wie Butter.
Ich steckte mir ein großes Stück in den Mund und kostete seinen Geschmack, den ich seit Jahren gut kannte, aber immer als köstlich bezeichnete.
Mir fiel sofort wieder Blakes rätselhafter Blick auf. Es war unmöglich herauszufinden, was er dachte.
„ Möchtest du ein wenig?" fragte ich ihn, um das Eis zu brechen.
Er nickte: „Wenn ich dich so ansehe, muss ich sagen, dass du mich richtig neugierig auf dieses Filet gemacht hast. Ich habe seit Ewigkeiten kein normales Essen mehr angerührt".
Ich versuchte, die Bedeutung dieses letzten Satzes zu ignorieren und konzentrierte mich darauf, ein Stück von meinem Fleisch zu schneiden und auf einen Teller zu legen.
Ich war fasziniert von seiner raffinierten und eleganten Art, das Fleisch zu schneiden, es zum Mund zu führen und langsam zu kauen.
„ Gut" gab er zu, nachdem er das Stück hinuntergeschluckt hatte.
Ich lächelte ihn freundlich an und aß weiter.
„ Ekelt dich dieses ganze Blut nicht an?", fragte er mich erneut.
"Nein, ganz und gar nicht. Ich bin daran gewöhnt. Zu Hause esse ich es jeden Tag", verriet ich.
„ Bist du etwa auch ein Vampir?", neckte er mich.
„ Nein, ich bin anämisch", erklärte ich unbefangen.
„ Das ist nicht wahr", urteilte er mit fester Stimme und mit misstrauischem Blick.
„ Natürlich ist es war. Ich habe eine sehr seltene Form der Anämie, die mich sehr schwächt. Deshalb muss ich eine bestimmte Diät einhalten. So ist es seit meiner Geburt", erzählte ich, in der Hoffnung, nichts Verfängliches preiszugeben.
„ Du bist nicht anämisch", stellte er überzeugt fest.
„ Doch, das bin ich."
Ich begann, mich über seine Dickköpfigkeit zu ärgern.
„ Du riechst aber nicht wie ein Anämiker, so schwach und fade. Dein Geruch hingegen ist intensiv und lang anhaltend. Er ist so stark, dass man ihn schon von weitem riechen kann. Gerade deswegen habe ich dich in dieser Krypta finden können. Du bist also nicht anämisch."
„ Doch, ich bin anämisch.“
„ Nein."
„ Ja."
Diese Unterhaltung fing an, mir auf die Nerven zu gehen.
Meine Tante hätte mich bei so einer wichtigen Angelegenheit bestimmt nie belogen, aber ich hatte in den letzten Tagen auch herausgefunden, dass viele der Dinge, an die ich immer geglaubt hatte, einfach nur eine Menge Lügen waren. Ich konnte jedoch nicht glauben, dass auch dies eine Lüge war. Ich war wirklich krank und wurde schnell schwach, wenn ich nicht meine Hämodose bekam. Ich musste eine Anämie haben.
Aber was wäre, wenn ich etwas Ernsteres hätte?
Meine Tante hätte mich diesbezüglich niemals angelogen!
Ich war schockiert über diesen Zweifel, der in meinem Kopf aufgekeimt war. Nein, das war nicht möglich! Aber...
Ich fühlte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten. Noch einen Moment länger und ich hätte wieder angefangen, zu weinen. Ich stand plötzlich auf und Blake tat das Gleiche.
Mit all der Kraft, die ich noch in meinem Körper hatte, schrie ich ihn verächtlich an: „Was weißt du denn davon, Vampir? Ich bin anämisch. Ende der Diskussion".