Der Fall Jesus. Lee Strobel

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Der Fall Jesus - Lee Strobel


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beeinflusst haben könnte. Hatten sie irgendein persönliches Interesse daran, das Material, das ihnen zur Verfügung stand, zu verzerren?

      „Wir sollten die Tatsache nicht unterschätzen, dass diese Leute Jesus geliebt haben“, erklärte ich. „Sie waren keine neutralen Beobachter, sondern seine hingegebenen Nachfolger. Erhöht das nicht die Wahrscheinlichkeit, dass sie Dinge verändern würden, um ihn ins rechte Licht zu setzen?“

      „Ich kann nicht leugnen“, erwiderte Blomberg, „dass so etwas möglich ist. Aber auf der anderen Seite können Menschen jemanden so sehr schätzen und achten, dass sie sich getrieben fühlen, sein Leben sehr wahrheitsgetreu aufzuzeichnen. Auf diese Weise würden sie ihre Liebe zu ihm beweisen. Und ich denke, genau das ist hier passiert.

      Davon abgesehen hatten diese Nachfolger nichts zu erwarten außer Kritik, Ächtung und Martyrium. Ganz sicher aber keinen finanziellen Gewinn. Wenn überhaupt, dann sollte man erwarten, dass der Druck so groß war, dass sie stillhielten, Jesus verleugneten, das Ganze herunterspielten und versuchten, ihn zu vergessen. Doch wegen ihrer Integrität machten sie öffentlich bekannt, was sie gesehen hatten, selbst wenn das Leiden und Tod bedeutete.“

      6. Die Frage nach der Vertuschung

      Wenn Menschen Ereignisse, die sie gesehen haben, bezeugen sollen, versuchen sie oft, sich oder andere zu schützen, indem sie praktischerweise vergessen, Details zu erwähnen, die sie in Verlegenheit bringen oder schwer zu erklären sind. Das Ergebnis ist, dass man die Glaubwürdigkeit ihres ganzen Zeugnisses infrage stellt.

      Also fragte ich Blomberg: „Nahmen die Autoren in ihre Evangelien Material auf, das sie in Verlegenheit bringen konnte, oder ließen sie Inhalte unter den Tisch fallen, um selbst gut dazustehen? Berichten sie über irgendetwas, das unangenehm oder für sie schwer zu erklären wäre?“

      „Da gibt es tatsächlich eine Menge“, sagte er. „Ein Großteil der Lehren Jesu gehört zu den sogenannten ‚harten‘ Lehren. Einiges davon ist ethisch sehr herausfordernd. Wenn ich eine neue Religion erfinden sollte, dann würde ich vermutlich nicht sagen, dass ich so vollkommen bin wie mein himmlischer Vater es ist, oder Ehebruch so definieren, dass dazu schon der Wunsch gehört.“

      „Aber“, protestierte ich, „auch in anderen Religionen gibt es herausfordernde Aussagen.“

      „Ja, das stimmt. Deshalb sind die überzeugendsten der harten Lehren diejenigen, die die Kirche in Verlegenheit bringen könnten, weil sie nicht dem Bild entsprechen, das die Kirche selbst von Jesus lehren möchte.“

      Das klang sehr ungenau. Ich bat ihn um ein paar Beispiele.

      Blomberg dachte einen Augenblick nach, dann meinte er: „Im Markus-Evangelium, Kapitel 6, Vers 5 heißt es beispielsweise, dass Jesus in Nazareth nur wenige Wunder tun konnte, weil ihm die Bevölkerung sehr skeptisch gegenüberstand. Das scheint seine Macht einzuschränken, oder? Und in Kapitel 13, Vers 32 desselben Buches heißt es, dass Jesus selbst gesteht, dass er den Tag oder die Stunde seiner Rückkehr nicht kennt. Das scheint seine Allwissenheit einzuschränken.

      Theologen haben mit diesen beiden Aussagen keine Probleme, weil Paulus in seinem Brief an die Philipper, Kapitel 2, Verse 5 bis 8 schreibt, dass Gott in Christus freiwillig und bewusst die unabhängige Ausübung seiner göttlichen Fähigkeiten einschränkt.

      Aber ich muss gestehen, dass ich, wenn ich die Freiheit hätte, die Geschichte der Evangelien nach Belieben zu gestalten, dazu neigen würde, dieses ganze Material einfach wegzulassen, weil ich mir dann nicht die Mühe machen müsste, alles zu erklären.

      Die Taufe Jesu ist ein weiteres Beispiel. Sie können natürlich erklären, warum Jesus, der völlig fehlerlos war, sich taufen ließ, aber warum konnte man die Dinge nicht einfacher machen und die ganze Sache weglassen? Und am Kreuz schrie Jesus laut: ‚Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?‘ Im eigenen Interesse der Autoren dürfte dieser Satz nie auftauchen, weil er zu viele Fragen aufwirft.“

      „Natürlich“, fügte ich hinzu, „gibt es auch viel Material, das die Jünger in Verlegenheit bringt.“

      „Absolut“, sagte Blomberg. „Das Bild, das uns Markus von Petrus vermittelt, ist durchgängig wenig schmeichelhaft. Und dabei ist Petrus doch der Anführer! Und auch die anderen Jünger missverstehen Jesus wiederholt. Jakobus und Johannes wollen die Plätze zur Rechten und zur Linken Jesu und er erteilt ihnen stattdessen eine Lektion über dienende Leiterschaft! Die Jünger sehen meistens wie ein Haufen egoistischer und eigennütziger Leute aus, die manchmal ziemlich schwer von Begriff waren.

      Wir wissen natürlich schon, dass die Autoren der Evangelien tatsächlich selektiert haben. Das Johannes-Evangelium endet mit der etwas übertreibenden Aussage, dass die gesamte Welt nicht in der Lage wäre, alle Informationen aufzunehmen, die man über Jesus niederschreiben könnte. Sie ließen also Dinge aus, was aber nicht notwendigerweise heißt, dass sie dadurch die Geschichte verfälschten.

      Und das ist doch der entscheidende Punkt: Wenn sie sich nicht die persönliche Freiheit nahmen, Dinge wegzulassen, bei denen es vielleicht angemessen und leicht gewesen wäre, warum sollte man dann annehmen, dass sie einfach so Material ohne jede historische Grundlage erfanden und hinzufügten?“

      Blomberg ließ diese Bemerkung eine Zeit lang im Raum stehen, bis er voller Selbstvertrauen fortfuhr: „Ich glaube nicht daran.“

      7. Die Frage nach der Bestätigung der Beweise

      Ich führte diesen nächsten Punkt ein, indem ich Blomberg fragte: „Wenn die Evangelien Menschen, Orte und Ereignisse erwähnen, versucht man dann herauszufinden, ob man diese Angaben in anderen unabhängigen Quellen bestätigen kann?“ Oft kann man auf diese Weise feststellen, ob sich ein Autor um Genauigkeit bemüht.

      „Ja, das versucht man, und je mehr man sich damit beschäftigt, desto mehr Details bestätigen sich“, antwortete Blomberg. „Innerhalb der letzten hundert Jahre haben Archäologen wiederholt Funde gemacht, die bestimmte Dinge bestätigen, die in den Evangelien erwähnt werden. Interessanterweise beziehen sich diese Funde vor allem auf das Johannes-Evangelium, also auf das Evangelium, das vermeintlich so suspekt ist.

      Natürlich gibt es immer noch ungelöste Fragen und es gab Zeiten, in denen die Archäologie mehr Fragen aufgeworfen als gelöst hat. Doch im Vergleich zu den Funden, die die Angaben der Evangelien untermauern, sind die Funde, die neue Probleme aufwerfen, bedeutend weniger zahlreich.

      Außerdem können wir aus nichtchristlichen Quellen viele Fakten über Jesus erfahren, die sich mit den wesentlichen Lehraussagen und Ereignissen seines Lebens decken. Und wenn Sie bedenken, dass sich die Geschichtsschreiber der Antike überwiegend mit politischen Herrschern, Kaisern, Königen, militärischen Schlachten, offiziellen religiösen Führern und den großen philosophischen Bewegungen beschäftigten, ist es bemerkenswert, wie viel wir von ihnen über Jesus und seine Nachfolger erfahren, obwohl sie in keine der Kategorien passen, über die diese Geschichtsschreiber normalerweise berichteten.“

      Diese Antwort war präzise und hilfreich. Obwohl ich keinen Anlass hatte, an Blombergs Aussage zu zweifeln, entschloss ich mich, in dieser Richtung noch weiterzuforschen. Ich nahm meinen Stift und schrieb an den Rand meiner Notizen: „Expertenmeinung von einem Archäologen und einem Historiker einholen.“

      8. Die Frage nach dem Zeugnis der Gegner

      Bei diesem Test geht es um die Frage, ob es andere Personen gab, die den Aussagen der Evangelien widersprochen oder sie korrigiert hätten, wenn sie verdreht oder falsch gewesen waren. Mit anderen Worten: Gibt es Beispiele, dass sich Zeitgenossen Jesu darüber beschweren, dass die Aussagen der Evangelien offensichtlich falsch sind?

      „Viele Menschen hätten Grund gehabt, diese Bewegung in Misskredit zu bringen und hätten es sicher auch getan, wenn sie in der Lage gewesen wären, die Geschichte besser zu erzählen“, sagte Blomberg.

      „Doch schauen Sie, was seine Gegner sagten. In späteren jüdischen Schriften wird Jesus als ‚Hexenmeister‘ bezeichnet, der das Volk Israel in die Irre führte. Dadurch wird anerkannt, dass er tatsächlich unglaubliche Wunder vollbrachte. Die Gegner diskutieren nur über die Quelle seiner Macht.

      Das


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