Butler Parker Staffel 7 – Kriminalroman. Günter Dönges
Читать онлайн книгу.Stirn und blitzte den Butler an.
»Im Dienste der Gerechtigkeit und des Rechts«, sagte Parker würdevoll.
»Also gut!« Madford war zu einem Entschluß gekommen. »Ich gebe Ihnen und Ihnen, Mister Rander, drei Tage Zeit! Wenn Sie bis dahin diese Lämmer nicht aufgespürt haben, lasse ich meine Leute von der Kette los.«
»Das schafft Parker in zwei Tagen«, sagte McLean unvorsichtigerweise.
»Ihre Kommentare sind nicht erwünscht«, bellte Madford sofort dazwischen.
»Jawohl, Sir!« erwiderte der Sergeant, stand auf und nahm so etwas wie Haltung an. Worüber sich Madford zusätzlich ärgerte.
»Es gibt noch eine zweite Möglichkeit«, sagte Madford dann. Ihm war eine Idee gekommen. »Wie wäre es, wenn wir diese Judy Calmer freisetzen? Sie könnte uns als Lockvogel dienen.«
»Ein bestechender Gedanke, Sir«, widersprach Parker in seiner höflichen Art und Weise, »wahrscheinlich weiß Miß Calmer wesentlich mehr als sie zu sagen bereit war. Es ist nur zu befürchten, daß die sanften Lämmer sie umbringen werden. Und dieses Risiko sollte man unnötig nicht eingehen.«
»War ja auch nur so ’n Gedanke von mir.«
McLean grinste unverhohlen, obwohl er wußte, daß er später im Wagen seine private Abreibung erhalten würde.
»Und was geschieht jetzt mit der jungen Dame?« fragte Mike Rander, nachdem dieser Punkt geklärt war. »Es dürfte wohl zu gefährlich sein, sie zurück nach Hause zu schicken.«
»Was ist eigentlich mit ihrer Familie los?« fragte Lieutenant Madford. Er sah betont den Butler an, weil er sich vorstellen konnte, daß Parker selbstverständlich alle wichtigen Details aus Judy Calmer herausgeholt hatte.
»Die Eltern der jungen Dame besitzen eine Kunstgalerie, die erstaunlich gut floriert«, berichtete Parker, »Mrs. und Mister Calmer sind im Kunstbetrieb dieser Stadt tätig, wenn ich mich so ausdrücken darf.«
»Und haben wohl kaum Zeit für ihre Tochter, wie? Ist Judy das einzige Kind?«
»In der Tat, Sir. Miß Judy führt das, was man ein mehr als freies Leben nennt. Sie volontiert in einer Boutique im Loop, aber nach ihren eigenen Auskünften pflegt sie dort nur mehr sporadisch zu erscheinen.«
»Verwöhntes Herzchen, wie?« Madford verzog sein Gesicht.
»Sie kann in der Tat über ihre Zeit frei verfügen und die Mittel ausgeben, die ihre Eltern reichlich zur Verfügung stellen.«
»Und wie geriet sie an die sanften Lämmer?«
»Auf dem Umweg über Marty Galbert. Er nahm sie eines Tages mit in den bereits erwähnten Bierkeller.«
»Okay, bleibt das Problem, wo wir das Mädchen lassen.« Madford sah zu McLean hinüber, der mit dem Schlaf kämpfte.
»Man könnte sie möglicherweise veranlassen, zu einer Freundin zu ziehen, die den ›Lämmern‹ unbekannt ist.«
»Wäre die richtige Lösung«, pflichtete Madford überraschenderweise bei, »ich denke, das sollten Sie in die Hand nehmen, Parker. Aber noch lieber wäre mir, wir könnten dieses Herzchen für ein paar Tage hinter Schloß und Riegel bringen. Handhaben sind vorhanden. Immerhin hat sie zusammen mit Galbert versucht, Sie zu überfallen!«
»Wegen dieser Geschichte können Sie sich später immer noch mit Judy Calmer unterhalten«, warf Rander ein, »jetzt geht es erst mal darum, daß wir diese ›Lämmer‹ aufspüren, Madford.«
Parker brachte Madford und McLean über den Dachgarten hinüber zur geschickt getarnten Panzertür, hinter der sich die steile und absichtlich schmale Treppe hinunter zum Lichthof und Fahrstuhl befand.
Als Parker zurück ins Penthouse kam, stand sein junger Herr am Telefon. Er winkte Parker zu sich heran und deutete auf den zweiten Hörer.
»… ist doch Ihre Sache, ob Sie mir glauben oder nicht«, sagte eine gespielt gelassene, noch jugendliche Stimme, »ich weiß nur, daß meine Informationen bestimmt nicht billig sind. Wenn Sie was über die ›Lämmer‹ erfahren wollen, müssen Sie tief in die Tasche greifen!«
»Wo kann ich mich mit Ihnen unterhalten?« fragte Rander.
»Nur hier in der Stadt«, kam prompt die Antwort, »und noch etwas, Mister Rander, bloß keine Mätzchen! Sonst hau’ ich nämlich sofort wieder ab.«
»Sagen wir, in einer halben Stunde im Loop?«
»Okay, einverstanden. Aber kommen Sie allein! Ohne Ihren komischen Butler. Und bringen Sie gleich mal als Anzahlung fünfhundert Piepen mit.«
»Wo im Loop wollen wir uns treffen?«
»Kennen Sie Andys Flipper-Keller?«
»Ich werde ihn finden. Bis dann.«
»Hören Sie, keine Mätzchen, sonst bekommen Sie aus mir keinen Ton ’raus!«
»Wie erkenne ich Sie?«
»Werden Sie schon merken. Ich werd’ Sie von der Seite anquasseln. Hauptsache, Sie kommen – Ende!«
Rander legte auf und sah seinen Butler abwartend an.
»Es dürfte sich meiner bescheidenen Ansicht nach um eine Falle der sanften Lämmer handeln«, meinte der Butler gemessen, »dennoch sollte man die Chance nutzen, Kontakt zu diesen Lämmern aufzunehmen.«
»Finde ich auch, Parker.«
»Wahrscheinlich ist diesen sanften Lämmern inzwischen bekannt, wo Judy Calmer sich aufhält, Sir. Man braucht also ein Druckmittel, damit Sie und meine bescheidene Wenigkeit sie ausliefern.«
»Genau, Parker. Aber verlieren Sie keine Zeit! Rüsten Sie mich mit ein paar freundlichen Überraschungen aus! Ich möchte nicht gerade wie ein Superlamm auf der Schlachtbank erscheinen.«
»Sie werden mit meinen Ausrüstungsvorschlägen zufrieden sein«, erwiderte Parker, »ich werde mir erlauben, Ihnen eine handliche Auswahl vorzulegen!«
Es ging auf Mitternacht zu, als Mike Rander seinen Sportwagen verließ und sich Andys Flipper-Keller näherte. Es handelte sich um ein Lokal, in dem eine Riesenauswahl von Spielautomaten aller Ausführungen stand. Der große Keller, weiß getüncht, war in grelles, bläuliches Neonlicht getaucht. Der Besuch um diese späte Stunde war nicht besonders groß. Rander schätzte beim Eintreten etwa zwanzig Gäste, in der Hauptsache junge Leute zwischen achtzehn und fünfundzwanzig Jahren.
Der Anwalt, der einen leichten Raglanmantel trug, schlenderte an den Spielautomaten vorbei und blieb vor einem Kleinschießstand stehen. Mittels einer fest montierten Pistole, die kardanisch aufgehängt war, mußte man mit Lichtimpulsen nach wandernden Zielen schießen. Ein nettes Geschicklichkeitsspiel, falls man sich die Zeit vertreiben wollte.
Rander hatte gerade seinen Obulus in den Geldschlitz gesteckt, als hinter ihm ein leises Lachen zu hören war. Langsam wandte Rander sich um.
»Pünktlich wie die Feuerwehr«, sagte einer der beiden jungen Männer. Er war mittelgroß, sehr kompakt und trug über seinem Rollkragenpullover eine Sportjacke.
»Habe ich mit einem von Ihnen eben per Telefon gesprochen?«
»Haben Sie, Mann.« Der Kompakte grinste.
»Neugierig, was?« fragte der zweite Mann. Er war schmal, sah sportlich aus und hatte eine Narbe über der linken Augenbraue.
»Natürlich«, erwiderte Rander lächelnd. »Sie haben mir ja ein paar tolle Informationen angeboten.«
»Haben Sie die Piepen dabei?« wollte der junge Mann mit der lädierten Augenbraue wissen.«
»Wie verabredet.«
»Kommen Sie!« der Kompakte kümmerte sich nicht weiter um Mike Rander, drehte sich um und ging hinüber zur Eingangstreppe. Der junge Mann mit der lädierten Augenbraue blieb hinter Mike Rander.
Der Anwalt hatte keine