Butler Parker Staffel 8 – Kriminalroman. Günter Dönges
Читать онлайн книгу.sprachen die Mitglieder der obskuren Detektei ausgerechnet in dem Augenblick von ihren Plänen, als er vor der Tür auftauchte? Wußten sie, daß er draußen stand? Waren sie durch irgendein geschickt angebrachtes Alarmsystem gewarnt worden?
Parker juckte es zwar in den Fingern, auf der Bildfläche zu erscheinen, doch er unterdrückte diesen Wunsch. Auf leisen Sohlen ging er zurück zur Treppe und dann nach unten. Er wollte nicht gerade das tun, was Stilson, der Hippie und Lana Clint vielleicht von ihm erwarteten.
Er konnte nur hoffen, daß sein Entschluß richtig war.
*
Parker saß in seinem hochbeinigen Wagen und verließ die Fendel Street. Er fuhr allerdings nur um den Häuserblock herum und baute sich erneut in der Nähe der Detektei auf.
Er hatte genau den richtigen Zeitpunkt gewählt.
Er stand in einem Hausflur und beobachtete den Eingang.
Nach etwa fünf Minuten erlosch das Licht in den Räumen der Detektei. Wenige Minuten später erschienen unten auf der ziemlich dunklen Straße Hippie Paul und Lena Clint. Sie gingen auf einen altersschwach aussehenden Chrysler zu, dessen Steuer der Hippie übernahm.
Parker wartete, bis der Wagen verschwunden war.
Kam er zurück? War diese Abfahrt nur ein Trick? Rechneten die Detekteileute damit, daß er sich noch in der Nähe befand?
Nach zehn Minuten tat sich immer noch nichts.
Parker schlenderte gemessen auf das Haus zu, um dann, als er den Eingang fast erreicht hatte, sich plötzlich umzuwenden. Er tat so, als habe er eine wichtige und ihn alarmierende Entdeckung gemacht. Mit ausgesprochen schnellen Schritten ging er zurück in Richtung Hausflur, den er eben erst verlassen hatte.
Seine Taktik erwies sich als richtig.
Plötzlich zuckten zwei grelle Autoscheinwerfer durch die Dunkelheit.
Ein Motor heulte wütend auf.
Parker sah einen Wagen, der mit großer Geschwindigkeit auf ihn zuhielt.
Ob es sich um den Chrysler handelte, vermochte er nicht zu sagen. Er war geblendet und mußte sich höllisch beeilen, wenn er nicht überfahren werden wollte.
Parker hatte keine große Auswahl an Rettungsmöglichkeiten. Der Wagen kam sehr schnell näher, und die Scheinwerfer schnitten ihn aus der Dunkelheit heraus. Sie ließen ihm keine Chance.
Parker tat nun etwas, was Nichteingeweihte entsetzt hätte. Er rannte auf die beiden Schaufenster einer Pfandleihe zu, deren Scheiben durch starke Scherengitter gesichert waren. Parker rannte, was bei ihm etwas zu sagen hatte. Dies tat er wirklich nur, wenn es um sein Leben ging.
Der Wagen schoß näher.
Parker schien die Übersicht verloren zu haben. Warum sah er seine Rettung ausgerechnet vor diesen beiden Schaufenstern? Die Scherengitter waren höchstens geeignet, als eine Art Sieb zu wirken, durch das ihn der Wagen gleich pressen mußte.
Dann geschah alles mit einer brutalen und konsequenten Schnelligkeit.
Parker hatte das linke Schaufenster samt Scherengitter erreicht.
Der Wagen mit den voll aufgeblendeten Scheinwerfern war nur noch wenige Meter von ihm entfernt.
Die Vorderräder sprangen bereits über den Bordstein. Der Kühler war bereit, Parker auf die Hörner zu nehmen, um ihn dann durch das Scherengitter in die Scheibe zu drücken.
Parker schien vor Schreck wie gelähmt.
Vielleicht wollte er den Wagen auch nicht mehr sehen. Er wandte ihm den Rücken zu. Hatte der Butler mit seinem Leben abgeschlossen? Sah er ein, daß er seine Meister gefunden hatte?
Der Kühler war nur noch knapp anderthalb Meter von seinem Rücken entfernt.
Und Parker rührte sich nicht!
*
Mike Rander hatte seinen Sportwagen in die Tiefgarage des Bürohochhauses gesteuert und wartete, bis sich die Tür zu den privaten Parkboxen hob.
Diese Parkboxen hatte er sich als Eigentümer des Hochhauses reservieren lassen. Durch starke Gitter und Maschengeflecht geschützt, befanden sich die Parkboxen in der äußersten linken Ecke der Tiefgarage. Von diesen Boxen aus konnte man mit einem Expreß- und Privatlift hinauf zum Penthouse fahren.
Mike Rander hatte die Einfahrt zu den Privatboxen über Funkimpulse veranlaßt, sich zu öffnen. Das breite Tor hob sich bereits, und genau in diesem Moment erschien rechts vom Wagen ein Mann, dessen Gesicht von einer Maske verdeckt war.
Dieser Mann hielt eine Maschinenpistole in der Hand.
»Raus!« sagte er fast lässig, »und die Flossen hoch!«
Sue Weston, die sich ebenfalls angesprochen fühlte, hob sofort die Arme. Sie hatte erkannt, daß Gegenwehr sinnlos und selbstmörderisch gewesen wäre.
Rander folgte ihrem Beispiel. Wobei er sich darüber ärgerte, daß er ziemlich leichtsinnig in die Tiefgarage gefahren war. Hier hatten sich in der Vergangenheit schon wiederholt Kidnappingsversuche ereignet, die ihm, Sue und Parker gegolten hatten.
Rander stieg also aus und hörte im gleichen Moment schräg hinter sich ein scharrendes Geräusch.
Instinktiv wollte er sich umwenden, doch in diesem Moment erhielt er einen harten Schlag ins Genick. Er sah die oftmals geschilderten bunten Sterne und fiel dann in den ebenfalls immer wieder zitierten grundlos tiefen und schwarzen Brunnen seines Bewußtseins. Mit anderen Worten, Rander war sofort ohnmächtig und nicht mehr in der Lage, etwas für seine Sekretärin zu tun.
Sue rührte sich nicht.
Sie hatte den Niederschlag Randers beobachtet. Aus den Augenwinkeln sah sie den Mann, der das getan hatte, Auch er trug eine Gesichtsmaske.
Sue stieg aus dem niedrigen Sportwagen und versuchte den Mann mit der Maschinenpistole zu erkennen.
»Umdrehen!« kommandierte der Mann, dessen Stimme hinter der Strumpfmaske dumpf und hohl klang.
Sue gehorchte.
»Hände auf den Rücken!«
Sie folgte auch diesem Befehl.
Der zweite Mann, der Rander niedergeschlagen hatte, baute sich knapp vor ihr auf. Er hielt eine Stahlrute schlagbereit in der Hand.
»Dein Gesicht geht drauf, wenn du Dummheiten machst«, warnte er.
Sue holte tief Luft. Sie glaubte diesem untersetzten, muskulösen Mann aufs Wort.
Inzwischen spürte sie, daß ihre Hände mit einem dünnen Strick zusammengebunden wurden.
Sue kam sich schrecklich hilflos vor. Sie ahnte, in wessen Hände sie gefallen war. Und sie konnte sich vorstellen, was sie erwartete, denn der Mann vor ihr griff schamlos nach ihrer Brust.
Ein hartes, brutales Zupacken wäre ihr lieber gewesen. Doch dieser Mann strich fast sanft über ihren Pullover, abschätzend, irgendwie mit einer dennoch schmierigen Geste.
Sue schloß die Augen.
*
Parker schien keine Chance mehr zu haben.
In der nächsten Sekunde mußte der Autokühler ihn erfassen und durch das Scherengitter in die Schaufensterscheibe drücken.
Aber Parker wäre nicht Parker gewesen, wenn er keinen Ausweg entdeckt hätte.
Im letzten Augenblick schnellte sein Arm hoch, in dessen Hand sich sein Universal-Regenschirm befand.
Er hielt die untere Stockzwinge in der Hand. Mit dem starken Bambusgriff des Schirms hakte er in das Scherengitter und zog sich daran mit einer erstaunlichen Leichtigkeit hoch.
Parker zog die Beine an und brachte sie in Leibeshöhe. Dennoch spürte er einen leisen Schlag gegen die Fersen, als das Wagendach unter ihm hindurchschoß, um sich krachend gegen das Scherengitter