Mami Staffel 1 – Familienroman. Gisela Reutling

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Mami Staffel 1 – Familienroman - Gisela Reutling


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Tag zusammen etwas unternehmen. Na­türlich nur, wenn du magst.«

      »Ob ich will?! Fragst du wirklich so ein dummes Zeug? Verrückt vor Freude bin ich. Wenn ich es den Kindern sage, werden sie vermutlich bis Sonntag nicht mehr schlafen wollen. Hast du einen besonderen Wunsch, was wir unternehmen können. Mir ist alles recht, wenn wir nur zusammen sind.«

      »Das hast du lieb gesagt. Sehr lieb sogar. Laßt euch überraschen, Max. Ich packe einen Picknickkorb.«

      »Aber wir können essen gehen! Es ist mir ein Vergnügen, dich und die Kinder einzuladen.«

      »Aber Picknicken ist viel schöner, Max. Wir müssen natürlich mit Ameisen und Bienen und sonstigen Störenfrieden rechnen, aber die Kinder lieben ein Picknick ganz bestimmt. Wo es hingeht, wird nicht verraten. Ich müßt doch unbedingt die Gegend hier kennenlernen, Sie ist bezaubernd, Max.«

      »Ich fürchte, ich werde von der Gegend nicht viel zu sehen bekommen. Wenn du in meiner Nähe bist, haben meine Augen ein ganz bestimmtes Ziel. Da kann ich nichts machen.«

      »Ich werde dich abzulenken wissen«, versprach sie ihm ver­gnügt. »Max, ich kann nicht leugnen, daß mir deine Worte wie Honig hinunterlaufen. Und du sagst, du kannst keine Komplimente machen.«

      »Ach, Marie-Luise.«

      »Du hast doch keinen Grund, traurig zu sein.« Ihre Stimme war wie das Streicheln einer zärtlichen Hand. Er hielt die Augen noch immer geschlossen, ein köstliches Wohlbefinden hüllte ihn ein. »Du hast zwei Kinder, um die dich jeder Mensch beneiden muß. Du hast einen tollen Beruf. Ja, und dann hast du noch mich als Anhängsel. Ich warne dich, Max. Ich kann wie eine Klette sein, ich bin mit meinen Freundschaften sehr wählerisch, aber wenn mein Herz vor Anker gegangen ist, klebt es fest. Ich bin nicht nur wählerisch, ich bin auch sehr beständig.«

      »Etwas Tröstlicheres konntest du mir gar nicht sagen. Ich will sogar damit zufrieden sein, daß du zuerst dein Herz an meine Zwillinge verloren hast. Wenn nur noch ein Fünkchen Zuneigung für mich abfällt!«

      »So bescheiden, Max? Das bin ich nicht. Ich will immer alles ganz oder gar nicht. Ich teile nicht gern. Wenn ich irgendwo vor Anker gehe, ist es endgültig. Überleg’ es dir also, Max, ob du dich in mich verliebst. Ich kann eine sehr anspruchsvolle Geliebte sein. Oh, verflixt, da habe ich dir eine Liebeserklärung gemacht und wollte es gar nicht. Es ist nur, weil du wie ein großer Junge wirkst, Max. Du hast etwas an dir, daß Frauen wie mich aus der Reserve lockt. Schlimmer noch. Du vermittelst verliebten Geschöpfen, daß sie um dich werben müssen, anstatt abzuwarten, bis du wach wirst.«

      »Weißt du, was ich am liebsten tun möchte? Ich möchte mich ins Auto setzen und zu dir fahren.«

      »Warum tust du es denn nicht?«

      Ihre Stimme war ein einziges Locken.

      »Bis gleich.« Er warf den Hörer auf die Gabel, drehte sich um und warf in der Hast ein Buch vom Schreibtisch. Er hob es auf, wollte hinausrennen. Er wäre um ein Haar mit Pat zusammengestoßen. Sie trug den Bademantel, den er ihr einmal geschenkt hatte, aber der war das einzig Farbige an ihr. Ihr Gesicht war vor Empörung weiß wie der Kragen ihres Nachthemdes.

      »Kannst du nicht schlafen?« Max sah nicht nur töricht aus, er fühlte sich auch so.

      »Ich hörte Stimmen. Deswegen bin ich hinuntergekommen.«

      »Es war nur eine Stimme, Pat. Marie-Luises Stimme konntest du nicht hören.«

      »Max, eo willst du denn hin? Du kannst doch nicht um diese Zeit zu einer Dame fahren. Das heißt, wenn sie eine Dame ist.«

      Sie musterten sich. Und es war, als wären sie plötzlich Feinde geworden.

      »Ich werde dich weder um Erlaubnis fragen, noch wirst du mich daran hindern können, Pat. Außerdem erlaube ich dir nicht, in diesem Ton von Marie-Luise zu sprechen. Ich liebe sie. Es ist besser, du weißt es. Ich liebe sie sehr und ich bin glücklich, daß sie meine Gefühle erwidert.«

      Max, sei doch nicht so ein Narr. Max, komm doch zu Verstand, ich…«

      »Es ist wundervoll, ohne Verstand zu sein, falls du glaubst, ich habe ihn verloren. Ich fühlte mich wunderbar, so, als hätte ich mehrere Flaschen Sekt getrunken. Mir ist, als schwebe ich auf rosaroten Wolken. Du solltest dich mit mir freuen. Morgen früh bin ich zurück, das kann ich dir versprechen. Ich frühstücke mit den Kindern. Marie-Luise liebt sie genauso innig, wie ich sie liebe. Ob du es nun glaubst oder nicht.«

      Damit lief er an ihr vorbei, ohne ihr auch nur einen Blick zu gönnen.

      Pat stand da wie festgewachsen. Für das Ungeheuerliche fand sie keine Worte. Ihr Fuß schmerzte, aber nicht einmal das bemerkte sie.

      Diese Person hatte ihren sonst so vernünftigen Bruder verhext. Sie machte einen Narren aus ihm. Es war gut, daß sie da war und auf ihn achtete. Sie mußte ihn aus dieser Verrücktheit erretten, nur wußte sie nicht, wie.

      *

      Der Sonntag kam endlich. Die Zwillinge hatten schon nicht mehr geglaubt, daß es Sonntag würde. Lange vor der verabredeten Zeit standen sie am Gartentor. Pat konnte reden, was sie wollte, die Zwillinge rührten sich nicht vom Fleck. Sie trugen Hosen, die Pat nur mit Entsetzen betrachten konnte.

      »Wo habt ihr die denn ausgegraben?« wollte sie händeringend wissen. »Sie sind doch viel zu kurz. Sie sehen ja scheußlich aus.«

      »Reg’ dich lieber nicht auf, Tante Pat«, versuchte Thomas sie zu beruhigen. »Das tut deinem Bein bestimmt nicht gut. Marie-Luise ist es egal, was wir anhaben, wenn er nur bequem für uns ist. Wir fahren bestimmt zu einem See. Sie hat uns gesagt, wir sollten Badesachen mitnehmen, und anziehen wollten wir uns so, daß wir uns auch dreckig machen können. Sie will nämlich nicht, daß Trude Arbeit mit uns hat.«

      »Du mußt dir einen schönen Tag machen, Tante Pat«, lächelte Doris sie an. In ihren blauen Augen las Pat endlich die Zuneigung, die sie erwartete. »Trude hat gesagt, sie will dir etwas extra Gutes kochen. Bestimmt macht sie dir auch einen schönen Nachtisch.«

      Doris hob lauschend den Kopf. »Sie kommt, sie kommt«, schrie sie gellend, daß Pat entsetzt zusammenzuckte und sich die Ohren zuhielt.

      Thomas hüpfte wie ein Gummiball und trat aus Versehen Dago­bert auf den Schwanz. Heulend drehte der Hund sich um sich selbst.

      »Das ist Marie-Luises Wagen. Ich hör es genau. Nur sie nimmt die Kurve am Weg so schnell, ich hab’ ihr schon tausendmal gesagt, daß sie in einen anderen Gang schalten muß.«

      Doris streichelte den Hund und schrie gleichzeitig aufgeregt nach ihrem Vater.

      Der schien nicht minder aufgeregt zu sein. Er trug die Badetaschen und in der anderen Hand sehr vorsichtig einen Korb.

      »Du wirst doch hoffentlich keinen Wein mitnehmen!« Pat konnte ihren Ärger nicht verbergen. Niemand hatte sie aufgefordert mitzukommen, niemand war daran interessiert, wie sie den Sonntag verbrachte. Diese Schauspielerin hatte die sonst so vernünftige Familie total auf den Kopf gestellt.

      »Natürlich. Um die Getränke sollte der Mann sich kümmern, wenn die Dame schon für das leibliche Wohl sorgt. Hör auf, dich wie ein Kreisel zu drehen. Dagobert. Wenn du verrückt spielst, lassen wir dich hier«, warnte er den Hund. Doris lachte ihn aus, und Thomas erklärte weise: »Da würde dir Marie-Luise aber etwas erzählen, Papa. Die mag Dagobert genauso wie wir. Da ist sie.«

      Die Kinder rissen die Gartentür beinahe aus den Angeln, so schnell stürzten sie dem Wagen entgegen. Als Marie-Luise ausstieg, erstickten sie sie mit ihrer Zärtlichkeit. Sie hingen an ihrem Hals, rissen ihr die Arme fast aus, und Dago­bert war mit von der Partie. Er warf sich dem Getümmel entgegen und bellte, daß sogar die Vögel flügelschlagend reißaus nahmen.

      »Hallo. Ich bin doch nicht zu spät?«

      Pat musterte sie gründlich. In diesem Geschöpf konnte niemand die berühmte Schauspielerin vermuten.

      Das Haar hatte sie zu Zöpfen geflochten, ihr Gesicht war ohne jedes Make-up. Sie trug dreiviertellange Hosen, die vielleicht


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