Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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nahm eine Binde und wickelte sie ihm um die Hand.

      »Danke! Der Schmerz lässt schon nach!«

      »Gute Besserung!«

      »Oh, danke! Du kannst ja richtig nett sein. Dabei bin ich sicher, dass hinter der rauen Schale ein guter Kern steckt.«

      Katrin wandte sich ab und packte die Verbandsachen ein.

      »Du sagst nichts!«

      »Warum sollte ich etwas sagen? Mir ist es nicht nach Reden, Till. Es war ein schlimmer Tag!«

      Sie schaute ihn an und lächelte zaghaft. Eine Röte färbte ihre Wangen.

      »Till, wenn ich etwas barsch zu dir war, dann richtet es sich nicht gegen dich. Entschuldige! Ich bin nur so wütend – auf alles – auf Gott und die Welt – auf meinen Onkel – auf meinen Vater – ach, einfach auf jeden!«

      »Das klingt nicht gut und ist nicht gut. Kann ich irgendwie helfen? Du hast meine Hand versorgt. Ich kann dir nichts dafür geben, ich habe nichts. Ich kann dir nur zuhören, wenn du magst. Ich bin nicht aus Waldkogel, kenne hier niemanden außer Pfarrer Zandler näher… Ich meine damit, ich laufe nicht zu einem Nachbarn und erzähle, was du mir anvertraut hast. Also, was hat dich so wütend gemacht?«

      Katrin schwieg. Sie vergrub die Hände in den Taschen ihrer Dirndlschürze. Sie schaute auf den Boden.

      Tillmann griff ihr ganz vorsichtig unter das Kinn. Er hob ihren Kopf an.

      »Du hast ja feuchte Augen.«

      In diesem Augenblick rollten zwei Tränen ihre Wangen hinunter.

      »Entschuldige, ich bin sonst keine Heulsuse. Es ist einfach nur so viel. Ich habe es schon lange kommen gesehen. Ich habe immer und immer wieder versucht, mit ihm zu reden. Aber ich kam nicht an ihn heran. Und jetzt ist er krank. Ich bin mir fast sicher, dass es von diesem Zeugs kommt. Aber ich kann ihn doch nicht so einfach verdächtigen oder? Und mit meiner Mutter kann ich nicht drüber reden.«

      »Was ist, Katrin? Geht es um deinen Vater?«

      Katrin nickte.

      »Ich habe solche Angst um ihn!«

      »Das ist doch verständlich!«

      Er lächelte sie an.

      »Katrin, Pfarrer Zandler sagte mir, euer Doktor sei wirklich ein guter Arzt. Er kann ihn bestimmt behandeln.«

      »Ich will es hoffen. Aber auch wenn er ihn behandelt, damit ist das alles noch nicht vorbei.«

      »Was ist noch nicht vorbei?«

      Katrin sank auf einen Stuhl. Sie stützte die Arme auf den Tisch und barg den Kopf in den Händen. Tillmann beobachtete sie. Sein Herz war voller Mitleid.

      »Wollen wir einen Spaziergang machen? Mir hilft es immer, wenn ich ein Stück laufe. Dabei wird der Kopf frei, Katrin. Gibt es hier in der Nähe einen schönen Weg?«

      »Till, es ist Nacht!«

      Er lächelte.

      »Das weiß ich! Aber gerade die Stille der Nacht bringt Frieden in die Herzen.«

      Er streckte ihr seine gesunde Hand entgegen.

      »Deine Mutter hat gesagt, dass ich jederzeit in euren Garten darf. Komm, lass uns gehen!«

      Er nahm sie einfach bei der Hand und zog sie fort.

      Sie gingen über den Hof, an der Scheune vorbei, in den dahinterliegenden Garten. Sie setzen sich auf eine Bank unter dem alten Nussbaum.

      »Also, nun schütte dein Herz aus. Weißt du, es ist immer gut, mit einem neutralen Außenstehenden zu reden, wenn man Kummer hat. Er ist unparteiisch. Ich biete mich dir als neutraler Zuhörer an.«

      »Vater nimmt heimlich irgendwelche Pillen. Ich beobachte ihn schon lange. Einmal habe ich ihn dabei gesehen, wie er sie geschluckt hat. Till, ich bin doch nicht bescheuert. Wenn jemand so müde ist wie er und dann plötzlich frisch und munter. Dann… dann geht das nicht mir rechten Dingen zu. Es müssen solche Tabletten zum Wachbleiben sein, ein Aufputschmittel. Und jetzt ist er zusammengebrochen. Aber ich kann ihn doch nicht verraten! Er würde mir das nie verzeihen. Dabei bin ich mir ganz sicher.«

      Katrin öffnete ihr Herz. Alle Angst und Sorgen sprudelten hervor. Sie erzählte von Vaters Bruder, der Schulden auf dem Hof gemacht hatte, der heimlich gespielt und ein Doppelleben geführt hatte. Sie sprach von dessen Verschwinden und die Folgen für ihren Vater. Sie sprach von dessen Ehrgeiz, als besonders ehrlich, fleißig und anständig gelten zu wollen.

      »Das ist doch verständlich, Katrin. Er schämt sich für die Blamage, die sein älterer Bruder verursacht hat. Dein Vater muss Frieden mit sich selbst machen. Ihn trifft doch keine Schuld.«

      »Das sagte ihm Mutter, das sagte ich ihm. Er lässt sich nicht belehren. Till, ich habe solche Angst um ihn!«

      Till legte seinen Arm um Katrin. Sie ließ es geschehen.

      »Ich verstehe dich, Katrin. Ich bin ganz auf deiner Seite. Nun lass uns gemeinsam überlegen, was wir tun können.«

      »Nichts, kann man tun, Till. Er wird so weitermachen, da bin ich mir ganz sicher!«

      »Langsam, langsam, Katrin! Mir kommen zwei Gedanken. Erstens solltest du mit Pfarrer Zandler reden. Er kennt deinen Vater und kann ihm ins Gewissen reden. Außerdem fällt es nicht auf dich zurück. Ich bin sicher, als Geistlicher hat er einen Weg, mit deinem Vater zu reden, ohne dass dieser je erfahren wird, dass der Tipp von dir kam.«

      »Du meinst, ich sollte…«

      »Ja, genau! Das meine ich! Und weiter! Ich wollte zwar nur einen Tag in Waldkogel bleiben. Aber ich habe Zeit, viel Zeit. Ich kann dir anbieten, länger zu bleiben und euch auf dem Hof zu helfen. Ich habe von Landwirtschaft wenig Ahnung, aber was ich nicht weiß, das kannst du mir oder deine Mutter zeigen oder dein Vater, wenn er wieder daheim ist. Um die Bezahlung, da mache dir keine Sorgen. Ich arbeite immer nur für Kost und Unterbringung. Geld ist für mich nicht wichtig.«

      »Du bist ein sonderbarer Bursche, Till! Warum ist dir Geld nicht wichtig?«

      »Weil Geld viel unglücklicher machen kann als glücklich!«

      Katrin sah ihn im Mondlicht an.

      »Geld kann beides machen, glücklich und unglücklich! Das Geld, das sich mein Onkel geborgt hat, um zu spielen, das macht meine Eltern und mich unglücklich. Wenn wir auf irgendeine Art und Weise plötzlich zu viel Geld kämen, dann könnten wir unsere Hypothek bezahlen und glücklich sein. Also würde im zweiten Fall Geld glücklich machen. Oh, Till, ich habe schon sooft von einem Lottogewinn geträumt. Dann wären alle Probleme gelöst.«

      Till lächelte Katrin im Mondlicht zu und strich ihr eine Locke aus der Stirn.

      »Du zweifelst daran?«

      »Ich sagte dir doch, dass ich Geld als eine Last ansehe. Ich halte mich lieber an etwas, was wirklich wertvoll ist.«

      »Was ist wertvoll für dich?«

      »Freiheit, Unabhängigkeit, Fröhlichkeit, Ehrlichkeit und Liebe.«

      »Liebe«, stöhnte Katrin.

      »Du glaubst nicht an die Liebe?«

      »Im Allgemeinen soll sie sehr schön sein. Aber ich habe damit wohl so meine Bedenken, wie du deine Bedenken mit Geld hast.«

      »Das musst du mir näher erklären! Geld ist etwas Materielles und Liebe ist ein tiefes, ein wunderbares Gefühl! Warum lehnst du die Liebe ab?«

      »Ich lehne die Liebe nicht wirklich ab. Ich habe nur Bedenken – und Erfahrungen. Vater leidet unter dem Schuldenberg. Ich weiß, dass mein Onkel auch mein Leben belastet. Es ist schlimm einen Spieler in der Familie gehabt zu haben. Wer will schon eine Frau, in deren Familie es ein schwarzes Schaf gibt?«

      Till legte seinen Arm fester um Katrin. Er zog sie an sich und schaute ihr tief in die Augen.

      »Ich


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