Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Glück erfüllten sein Herz, wie er es noch nie gespürt hatte. Es war die Liebe, nach der ich gesucht hatte, die wahre, die große, die einzige Liebe. Die Liebe, die es nur zwischen den beiden Menschen geben kann, die wirklich füreinander bestimmt sind. Katrin gehört zu mir und ich gehöre zu Katrin, dachte er.

      Till wollte sich eigentlich einen Plan zurechtlegen. Es gab da einiges, was er regeln musste. Doch er entschied, dass er sich damit Zeit lassen würde. Es war auch nicht so wichtig. Wichtig war erst einmal nur, dass er geliebt wurde und er Katrin liebte. Für alles andere würde er eine Lösung finden. Till hatte ein schlechtes Gewissen, weil er in gewisser Weise Katrin hinters Licht geführt hatte. Aber es war sein Weg. Dafür hatte er sich entschieden. Er wusste, dass er in naher Zukunft mit Katrin darüber reden müsste. Wenn sie mich wirklich liebt, dann wird sie verstehen, dass ich so handeln musste. Mit dieser Hoffnung schlief er ein.

      Katrin war nicht gleich schlafen gegangen. Sie hatte, bevor sie das Licht löschte, an ihre Arbeitsstelle eine Mail geschickt und zusätzlich den Nachtportier angerufen. Sie nahm sich einen Tag Urlaub, da ihr Vater plötzlich ernsthaft erkrankt war. Katrin sagte sich mehrmals vor, dass dies der Grund sei, warum sie nicht zur Arbeit ging. Doch sie wusste, dass sie sich etwas vormachte. In Wirklichkeit wollte sie nur in Tills Nähe sein. Ach, ich hätte Mutters Vorschlag doch annehmen sollen, ihm eine Kammer hier im Haus zu geben. Dann wäre er mir viel näher, dachte sie. Sie überlegte, wie sie es anstellen könnte, dass er ins Haus umzog. Auf der anderen Seite kann ich jederzeit zu ihm hinübergehen. Er kann auch fensterln, dachte Katrin. Sie lächelte in die Dunkelheit ihres Zimmers. Sie nahm sich vor, ihm beiläufig die große Leiter in der Scheune zu zeigen.

      Am nächsten Morgen war Katrin schon in der Küche, als ihre Mutter kam.

      »Du bist schon auf? Hast nicht schlafen können? Musstest du immer an den Vater denken?«

      »Ja, auch!«

      Luise warf ihrer Tochter einen Seitenblick zu und sah, dass diese ganz rote Wangen hatte. Katrin seufzte.

      »Mutter, ich habe das mit meinem Arbeitgeber geregelt. Ich gehe heute nicht arbeiten.«

      Ihre Mutter wollte etwas einwenden, doch Katrin kam ihr zuvor: »Ich habe alles genau geplant. Du kannst nicht hier auf dem Hof bleiben und diesem Till alles zeigen, Mutter. Du musst zum Vater. Er wird schneller gesund, wenn du bei ihm bist. Ich bleibe hier auf dem Hof und leite Till an.«

      Ihre Mutter unterdrückte ein Schmunzeln.

      »Du sagst ja gar nichts dazu, Mutter?«

      »Doch, doch! Ich war noch am Nachdenken! Du hast recht. Es ist besser so, wenigstens für die ersten Tage. Meinst du denn, du kommst mit diesem jungen Mann zurecht?«

      »Ja, Till ist in Ordnung! Ich habe mich gestern Abend noch eine Weile mit ihm unterhalten.«

      »So? Und?«

      »Mutter, ich denke, sicher ist er etwas geheimnisvoll. Aber er scheint ehrlich zu sein. Außerdem kann er gut zuhören. Und er will länger bei uns bleiben…«

      Luise trat neben ihre Tochter. Sie sah sie an.

      »Katrin, sag mal, kann es sein, dass du für den Burschen etwas empfindest?«

      Katrin schaute ihrer Mutter in die Augen.

      »Ja! Ja, so ist es! Ich habe mich in ihn verliebt!«

      Die Bäuerin schaute Katrin lange an. Dann lächelte sie.

      »Du scheinst dir sehr sicher zu sein, Katrin!«

      »Ich bin mir sehr sicher, Mutter! Ich liebe ihn und er liebt mich. Er hat es mir gesagt. Wir sind uns beide sicher. Er hatte mir schon beim Doktor gefallen, als mir die Katja ihn mir vorstellte, und ich habe ihm gefallen. Es ist einfach so! Mutter, ich habe mein Glück gefunden.«

      Katrin zuckte hilflos mit den Schultern.

      »Ich kann dir nur sagen, dass es einfach geschehen ist. Ich habe mich zuerst dagegen gewehrt. Aber gegen die Gefühle in meinem Herzen kam ich nicht an. Oh Mutter, es ging alles so schnell! Katja hat uns einander vorgestellt, wir sahen uns kurz an und ich wusste es einfach – er ist es. Es war, als hätte ich schon immer nach ihm gesucht und nun war er da. In meinem Kopf drehte sich alles. Ach, Mutter, ich weiß, dass du im Augenblick großen Kummer mit Vater hast. Ich kann mir denken, dass es ein völlig falscher Zeitpunkt ist, dass ich jetzt auch noch mit einem Burschen ankomme und dazu noch mit einem Vagabunden. Doch gegen die Gefühle in meinem Herzen komme ich nicht an, Mutter.«

      Katrin schaute ihre Mutter an. In ihrem Blick lagen das Glück der Liebe und gleichzeitig Unsicherheit. Ihre Mutter lächelte sie an.

      »Katrin, kein Mensch kann sich aussuchen, wo und wann er sich verliebt. Es ist das Wunder der Liebe und geschieht einfach. Ich kann mir vorstellen, wie durcheinander du bist. Aber du musst kein schlechtes Gewissen haben, dass du dich ausgerechnet jetzt verliebt hast. Till ist ein fescher Bursche. Sicherlich wäre es mir etwas leichter ums Herz, wenn wir etwas mehr über ihn wüssten. Aber Pfarrer Zandler ist ein guter Menschenkenner. Er würde uns niemanden auf den Hof schicken, der ein schlechter Mensch ist.«

      Luise Küchler lächelte ihre Tochter an.

      »Katrin, außerdem spürst du in deinem Herzen am Besten, was er für ein Mensch ist. Was fühlst du?«

      »Till ist einfühlsam, ehrlich, geduldig und bescheiden. Er kann gut zuhören und ist gewiss kein Hallodri. Er legt wenig Wert auf Äußerlichkeiten. Er will alles über Landwirtschaft lernen. Ach Mutter, es ist schwer zu beschreiben, was ich für ihn empfinde. Mein Verstand sagt mir, Katrin, du bist verrückt. Er ist ein Dahergelaufener. Aber die Liebe flüstert mir zu, halte ihn fest. Er ist der Richtige.«

      »Dann wird Till schon der Richtige für dich sein! Genieße das Gefühl, verliebt zu sein. Es ist ein wunderbares Gefühl. So wirst du dich nie mehr im Leben fühlen. Lass einfach alles so geschehen, wie es kommt. Dein Herz wird dir den Weg weisen.«

      Die Bäuerin schaute Katrin ernst an.

      »Was die Zukunft bringt, weiß niemand. Es gibt auf dem Weg des Lebens immer wieder Hindernisse. Glaube mir, niemand hat ein Leben, in dem nur die Sonne scheint. Und wenn sich Hindernisse auftürmen so groß wie die Berge rund um Waldkogel, dann ist es wichtig, dass du liebst, wirklich liebst. Nur die Liebe gibt dir Kraft, diese Berge zu überwinden. Sie ist die beste Versicherung gegen Schicksalsschläge. Die Liebe macht stark. Sie ist das untrennbare Band zwischen zwei Menschen. Dieses Band überwindet Entfernungen, Entbehrungen, Leid und Not. Stelle dir das Schlimmste vor, was dir im Leben geschehen könnte, Katrin. Und stelle dir weiter vor, dass du und Till euch dann an den Händen nehmt und euch sagt, wir gehen gemeinsam weiter, wir schaffen es, einer gibt dem anderen Kraft und Stärke. Wenn du bei dem letzten Gedanken ein gutes Gefühl in deinem Herzen hast, dann ist Till der Richtige für dich.«

      Katrin schlang ihre Arme um den Hals ihrer Mutter und drückte sie zärtlich.

      »Das hast du schön gesagt, Mutter! Danke!«

      »Schon gut, Madl! Außerdem kann ich keine Entscheidung für dich treffen. Eltern können viele Entscheidungen für ihre Kinder treffen. Wenn du selbst einmal Kinder hast, dann wirst du das erleben. Aber wen du heiratest, das ist ganz allein deine Entscheidung. Du musst ihn erwählen. Du musst dir sagen, er soll der Vater meiner Kinder sein. Diese Entscheidung nimmt dir niemand ab. Es ist die wichtigste Entscheidung, die eine Frau in ihrem Leben trifft. Treffe sie mit dem Herzen, Katrin, und nicht mir dem Verstand!«

      Sie hörten durch die offenen Küchenfenster, wie Till drüben beim Altenteil aus dem Haus kam.

      »Mutter, ich verdrücke mich durch die Hintertür. Ich fahre zum Doktor, hole die Krankmeldung ab und bringe sie nach Kirchwalden.«

      »Gute Idee, dann bin eine Weile mit deinem Till alleine. Ich sehe ihn mir einmal an.«

      Katrin nickte.

      »Mutter, ich denke, wir sollten Vater davon erst einmal nichts sagen. Ich will damit noch warten, – nicht weil ich unsicher bin.«

      »Sondern weil du dir Gedanken und Sorgen machst, wie


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