Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner
Читать онлайн книгу.und ihn kommen lassen. Dieser rief von Unterholzers Telefon aus seine Franzi an. Endlich konnten die Liebenden miteinander reden. Berni war sehr glücklich. Nach dem langen Telefongespräch sagte er zu Unterholzer:
»Mei, ich glaube, des passt mit uns! Und dieses Mal lass ich mir von der Tante keinen Keil dazwischen treiben.«
Berni schickte Franzi in einem kleinen Paket alle Umschläge mit Anhängern, die er an die Franziska auf der Berghütte irrtümlich adressiert hatte.
»Mei, Fellbacher! Des sind gute Nachrichten! Ich werde den Unterholzer sofort anrufen. Der Berni soll seine Frances mit auf die Berghütte bringen. Hier in den schönen Bergen werden die beiden sich noch mehr finden. Ich danke dir, Fellbacher!«
»Gern geschehen! Bin glücklich, wenn ich helfen kann. Des war eine schöne Aufgabe und hat nix mit lästigem Papierkram zu tun gehabt.«
Drei Wochen später kamen Unterholzer, Berni und Frances für ein Wochenende auf die Berghütte. In den Bergen fasste Berni den Entschluss, dass er sich eine Arbeit in Frances Heimatstadt suchen wollte, um bei ihr zu sein. Frances konnte nicht nach Kirchwalden ziehen, weil sie in ihrer Heimatstadt eine Ausbildung begonnen hatte. Dieser Ortswechsel hatte für das junge Paar auch den Vorteil, dass ihre Liebe sich ohne den Einfluss von Bernis Tante entfalten und entwickeln konnte.
*
Roland, Nicole und Sabine waren einige Tage bei Nicoles Eltern geblieben. Diese verwöhnten ihre Enkelin über alle Maßen. Bertl spazierte mit ihr durch Waldkogel, wenn Sabine ihren Welpen Gassi führte. Dabei stellte er jedem Sabine vor.
Nach ihrer Rückkehr nach Berlin, führte Nicole ihre Freundin Tamara in die Aufgaben als Vorzimmerdame ihres künftigen Schwiegervaters ein. Tamara hatte die Stelle angenommen. Praktisch veranlagt, wie Tamara war, sagte sie sich, dass eine Arbeit an einem Theater jedes Jahr schwerer zu bekommen sei, je älter sie würde.
Nicole kündigte ihre Wohnung und zog mit Sabine zu den Forsters. Roland baute an der Villa seiner Eltern an. Dabei trieb er die Bauarbeiter an. Sabine gab ihm deshalb den Spitznamen »Sklaventreiber«. Roland ärgerte sich darüber nicht. Er hatte es sehr eilig. Dafür gab es auch einen Grund. Nicole war schwanger. Sie wollte aber erst heiraten, wenn das neue Heim fertig war. Sie wollte mit einer Hebamme daheim entbinden, so wie das früher einmal in Waldkogel üblich gewesen war. Sie fand es als Kind immer schön, dass das Haus, in dem sie aufwuchs, auch der Ort war, an dem sie geboren wurde.
Drei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin zogen sie ein. Sie heirateten auf dem Standesamt in Berlin. Dazu waren Nicoles Eltern angereist. Nicole bekam einen Jungen. Sie nannten ihn Felix, weil das »der Glückliche« bedeutet. Einige Monate später heirateten sie kirchlich in der schönen Barockkirche in Waldkogel und ließen Felix auch dort taufen. Toni wurde Patenonkel.
So oft es Nicole mit ihren Kindern möglich war, besuchte sie ihre Eltern in Waldkogel. Friedhelm zog sich immer mehr aus dem Verlag zurück. Er fand es schöner, den kleinen Felix im Kinderwagen spazieren zu fahren. Begleitet wurde er von Sabine und ihrem Hund. Jule achtete darauf, dass ihr Sohn, neben den vielen neuen Aufgaben als Verleger, sich genug Zeit für seine junge Familie nahm. Schließlich wünschten sich die Großeltern noch weitere Enkel.
Tamara verliebte sich im Verlag in den Abteilungsleiter für Kultur und Unterhaltung. Er war auch ein Theaterliebhaber, und sie spielten beide in einer Laienschauspielgruppe. Noch bevor ein Jahr vorbei war, heirateten sie. Roland und Nicole waren ihre Trauzeugen. Sabine war stolz, dass sie die Blumen streuen durfte.
Toni fuhr in seinem Geländewagen die Hauptstraße von Waldkogel entlang. Schon von weitem sah er Bürgermeister Fellbacher vor der Kirche stehen. Fritz Fellbacher hatte die Hände in den Hosentaschen seines dunkelgrünen Trachtenanzuges und schaute hinauf zur Kirchturmspitze.
Toni hupte kurz.
Er hatte erwartet, dass der Bürgermeister ihm wenigstens einen Blick zuwerfen würde, aber der Bürgermeister von Waldkogel war ganz in Gedanken versunken. Toni fuhr weiter, bis zum Ende der Straße und hielt vor seinem Elternhaus. Sein Vater kam mit einem Korb voll Holz aus dem Schuppen.
»Grüß Gott!«, rief Toni ihm zu. »Gib her! Ich trag’s dir hinein.«
»Grüß Gott, Toni! Bist ein braver Bub. Aber den Korb mit Holz, den trage ich fein selbst. Ich bin doch noch kein alter Tattergreis!«
»Mei, Vater, so hab’ ich des doch net gemeint. Und des weißt auch.«
Xaver Baumberger schmunzelte.
»Schon gut, Bub! Wie war dein Einkauf in Kirchwalden? Hast alles bekommen?«
»Ja, des hab’ ich. Ich soll dich schön vom Leo grüßen. Ich war mit ihm einen Kaffee trinken. Zu mehr hat es nicht gereicht. Sein Piepser hat Alarm geschlagen. Er musste zum Einsatz. Des Wetter scheint den Leuten auf den Kreislauf zu schlagen, dann machen sie in den Bergen schlapp.
Der Leo sagte, so viele Rettungseinsätze wie in den letzten Tagen, hätte die Bergwacht schon lange nimmer gehabt. Du, Vater, die sind seit Tagen fast ständig mit mehreren Hubschraubern unterwegs.«
Xaver Baumberger nickte.
»Ja, ständig hört man die Helikopter der Bergwacht.«
Toni deutete auf den Korb mit Holz.
»Wozu brauchst des Holz?«
Xaver Baumberger schmunzelte.
»Des ist für deine Mutter. Die will den alten Holzofen in der Küche anheizen. Sie behauptet einfach, dass die Kuchen in dem alten Herd besser gelingen als im modernen Backofen. Also, ich schmecke da keinen Unterschied, Toni.«
Toni schmunzelte.
»Des ist wahrscheinlich eine reine Weibersach’, Vater. Da haben wir Mannsbilder net des richtige Feingefühl und keinen so ausgeprägten Geschmackssinn.«
Die beiden Baumberger schmunzelten. Sie gingen ums Haus herum und betraten die hinter dem Wirtsraum gelegene Küche durch die Hintertür.
»Grüß Gott, Mutter!«
Meta Baumberger wischte sich die Hände ab.
»Grüß Gott, Toni! Bist aber schon früh wieder zurück.«
»Ja, ich hab’ für die Einkäufe net lang gebraucht. Bin auch froh, dass sich wieder hier bin und will schnell wieder rauf auf die Berghütte. Mei, heute habe ich wieder geglaubt, die Leut’ in Kirchwalden sind alle irgendwie deppert. Des war ein Verkehr und jeder war so ungeduldig.«
»Des liegt am Wetter. Des ist eine seltsame Schwüle, die wir derzeit haben. Ich hoffe, es gibt bald Regen, Toni.«
Meta Baumberger schenkte Toni einen Kaffee ein. Sie gab gleich Milch und Zucker dazu und rührte um. Sie kannte ihren Buben und wusste, wie sehr ihm ein Milchkaffee schmeckte.
»Ja, ja! Ich hoffe auch, dass es bald regnet. Aber es schaut bisher net so aus. Der Himmel ist blau, wenn es auch ein bisserl dunstig in der Höhe ist. Aber es wird Zeit, dass etwas geschieht.«
»Des stimmt. Die Leut’ sind alle so müd’. Toni, du hättest mal gestern Abend den Stammtisch erleben sollen. Die saßen rum und stierten nur in ihr Bier. Sie redeten net und spielten auch keine Karten. Man hätte denken können, dass die auf einem Leichenschmaus sind und net beim Stammtisch. Aber selbst dort geht es lauter und lustiger zu. Alle sind’s dagewesen. Alle haben nur ein Bier getrunken. Der Fellbacher hat sein Bier noch net mal ausgetrunken, die Hälfte hat er stehen lassen. Dann hat er gezahlt und ist gegangen. Des war schon seltsam«, berichtete Tonis Vater.
Toni trank einen Schluck Kaffee.
»Vielleicht liegt es wirklich am Wetter. Ich hab’ den Fellbacher eben vor der Kirche stehen sehen. Ich habe im Vorbeifahren gehupt, aber er scheint ganz in Gedanken gewesen zu sein. Er hat sich die Kirchturmspitze angesehen.
Wisst