Sei stark!. Ник Вуйчич

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Sei stark! - Ник Вуйчич


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      Nicht der Zufall bestimmt unser Leben.

       Sondern unsere Entscheidungen

      Wir können die anderen vielleicht nicht davon abhalten, ihre Kommentare zu machen oder uns das Leben schwer zu machen, aber trotzdem haben wir die ultimative Macht – wir können entscheiden, wie wir darauf reagieren und was für ein Leben wir führen wollen.

      Du bist stärker, als du denkst

      Bei Mobbing suchen sich die Täter Opfer, die sie mit ihren Worten oder ihren Fäusten kleinkriegen, die sie isolieren oder manipulieren können, ob im wahren Leben oder online. Sie suchen nach Schwächen, empfindlichen Stellen oder Unsicherheiten, die sie ausnutzen können. Ich nehme an, du hast von allem etwas, oder? Wer nicht?

      Jeder hat seine persönlichen Problemzonen. Das macht uns aber nicht schwach, sondern menschlich. Und natürlich etwas verletzlich, was aber auch ganz normal ist. Wer sich verletzlich zeigt, ist sympathisch und geht rücksichtsvoll mit anderen um. Man kann verletzlich sein und trotzdem stark.

      Ein beliebtes Ziel sind immer diejenigen, die sich isolieren lassen, wie etwa der Neue an der Schule oder ein Teenager im Internet. Ich komme später noch näher darauf zu sprechen, aber es ist generell keine gute Idee, sich auf längere Zeit von anderen Menschen zu isolieren. Das habe ich alles durch.

      Wer niemanden zum Reden hat, dem fehlt der Schutz gegen negative Gedanken. Selbst Kleinigkeiten, die man sonst mit einem Achselzucken abtun würde, werden plötzlich zu echten Problemen. Genau das wollen die Täter. Sie sind wie ein Wirbelsturm. Sie rauschen heran und zerren an allem, was nicht fest, solide und gut verzurrt ist. Deswegen werde ich dich windfest machen und dir ein starkes Fundament bauen helfen, das nicht so schnell einbricht.

      Ich meine damit nicht, dass du eingebildet und großspurig werden sollst. Es geht darum, so stark und selbstsicher zu werden, dass niemand dir mehr einreden kann, du seist schwach oder wertlos. Darum, dass du genau weißt, wer du bist und was du der Welt zu bieten hast.

      Das bedeutet leider nicht, dass dich in Zukunft alle in Ruhe lassen werden. Manche fühlen sich dadurch noch mehr angestachelt. Aber wer es mit dir aufnimmt, wird das Gefühl haben, mit dem Kopf gegen eine Wand zu rennen. Deine Selbstsicherheit wird deinen Gegner zur Weißglut treiben, und irgendwann wird er sich ein schwächeres Opfer suchen oder sogar merken, dass Mobbing nicht das Wahre ist, und es ganz aufgeben.

      Dazugehören um jeden Preis?

      Jeder Jugendliche kennt dieses Thema, oder? Die meisten Psychologen und Psychiater sind sich einig, dass wir in der Pubertät verstärkt an unserer Identität basteln, lernen, wer wir sind, wohin wir gehören und worauf wir unser Leben bauen wollen. Als ich Jugendlicher war, wollte ich einfach nur dazugehören. Ich wollte nicht, dass man mich als schwach oder unsicher sieht. Was habe ich also gemacht? Ich tat, als wäre ich jemand anderes. Keine gute Idee, Nick.

      Ich versuchte dazuzugehören, indem ich anfing, zu fluchen und auf harten Kerl zu machen. Ich wollte bei den anderen Eindruck schinden. Dabei passte das überhaupt nicht zu mir. Ich kann mich nicht erinnern, bis zur Highschool überhaupt einen einzigen Kraftausdruck gehört zu haben. Und bei mir zu Hause gab es das erst recht nicht.

      Meine Eltern haben mich und meine Geschwister gottesfürchtig erzogen. In jedem Lebensbereich spielte der Glaube eine Rolle. Meine Geschwister und ich wurden von der Welt manchmal sogar etwas abgeschottet; wir durften zum Beispiel nur christliche Radiosender hören.

      Gott war sicher enttäuscht, als er plötzlich derbe Sprüche aus meinem Mund hörte, aber er sah bestimmt auch, dass ich ziemlich auf verlorenem Posten stand. Die ersten Wochen in der Schule waren der reinste Augenöffner. Alle benutzten Kraftausdrücke! Jedenfalls war das mein Eindruck. Es flogen so viele Schimpfwörter durch die Schulflure, dass ich mich schon fragte, ob sie vielleicht doch gar nicht so schlimm waren. Ich hatte das Gefühl, eine ganz neue Sprache zu entdecken.

      Nach einer Weile war ich davon überzeugt, dass Jugendliche nun mal so redeten. Ich wollte nichts lieber sein als normal, cool und ein rauer Kerl, also warf ich den alten Nick über Bord und wurde zu Nick, dem Großmaul.

      Ich fing an, mit Kraftausdrücken um mich zu werfen, weil ich Angst hatte, nicht dazuzugehören.

      Jeder möchte akzeptiert und angenommen werden, aber sich dafür von seinen Werten und Überzeugungen zu verabschieden, halte ich für keine gute Idee.

      Ich legte mein altes Ich ab in der Hoffnung, dass mich dann niemand mehr ablehnt. Verrückt, oder? Natürlich passen wir uns alle ein wenig an, um mit unseren Mitmenschen klarzukommen. Bis zu einem gewissen Grad muss man auf die Bedürfnisse derjenigen reagieren, mit denen man Kontakt hat. Das gehört nun mal zum Leben in Gemeinschaft dazu.

      Dazugehören um jeden Preis ist aber die falsche Strategie. Man sollte dafür nie Dinge tun, von denen man überzeugt ist, dass sie falsch sind. Verstelle dich nicht, um dazuzugehören. Du hast auch so schon einen Platz auf dieser Welt.

      Mein Gegenvorschlag: Fühl dich so wohl in deiner Haut, dass sich andere bei dir wohlfühlen. Bau an deinem Lebenstraum, bis du so glücklich bist, dass andere an deinem Glück teilhaben wollen.

      Maske ab

      Eine ganze Weile machte ich das Spiel mit und tat so, als wäre ich einer von den „Coolen“. Ich weiß nicht, warum gerade Fluchen als cool angesehen wurde, aber ich hatte es bald drauf. Wir Jugendlichen hatten unsere ganz eigene Sprache, und das gab uns das Gefühl, unabhängig und erwachsen zu sein.

      Zugleich fühlte ich mich aber schuldig, den jedes Mal, wenn ich einen Kraftausdruck vom Stapel ließ, widersetzte ich mich den Regeln meiner Eltern. Dabei hatte ich überhaupt keinen Grund, ihnen die Stirn zu bieten. Sie liebten mich und wollte nur das Beste für mich. Das war mir stets klar, auch damals.

      Vielleicht versuchte ich unbewusst, mich von ihnen abzunabeln. Diese kleinen Revolten gehören zum Erwachsenwerden dazu, auch wenn es wohl nur wenige Eltern gibt, die sich auf diese Phase freuen.

      Als Kind bekommt man gesagt, was man wann zu tun hat. In der Pubertät kämpft man mehr oder weniger stark um seine Unabhängigkeit. Das ist ganz normal. Das Problem ist nur, dass man als Jugendlicher noch nicht unabhängig ist. Man wohnt noch im Hotel Mama. Die Eltern bezahlen das Essen, die Klamotten und alles andere, und deshalb erwarten sie auch, dass man sich an ihre Regeln hält.

      Diese Schlacht tobt seit Menschengedenken, aber wenn man versucht, mit etwas Verständnis an die Sache heranzugehen, und nicht nur emotional reagiert, muss es nicht in einen Atomkrieg ausarten. Ich hatte Glück, dass meine Eltern immer das Beste für mich wollten, selbst wenn wir nicht einer Meinung waren. Dafür hatten meine Eltern einen ziemlich starken Beschützerinstinkt. Das kann ich ihnen nicht verdenken, aber ich war weitaus risikofreudiger als sie.

      Als ich mein Arsenal an Kraftausdrücken aufstockte, fühlte ich gleichzeitig, dass das nicht zu mir passte. Ständig fand dieses innere Streitgespräch statt: Wieso redest du auf einmal so? Was soll das? Und der harte Nick antwortete: Ich bin cool wie alle anderen auch. Ich tue ja nur so. Das muss eben sein, wenn man dazugehören will.

      Ich versuchte, mein negatives Handeln durch positive Argumente zu rechtfertigen. Und ich legte mir eine Maske zu. Dass mir der „gute“ Nick zuflüsterte, ich sei überhaupt nicht mehr authentisch, ignorierte ich. Schließlich wollte ich einfach nur den Tag überstehen, ohne die Zielscheibe für Hänseleien zu sein oder als der „behinderte Nick“ dazustehen.

      Schall und Rauch

      Je länger man sich verstellt, desto schwerer wird es, zum Original zurückzukehren. Als ich mir selbst untreu wurde, bekam ich plötzlich Probleme in meinen Beziehungen, mit meinen Leistungen in der Schule und meinem Selbstwertgefühl. Irgendwann musste ich mir ein paar Fragen von mir selbst gefallen lassen. Wie willst du zu dir selbst ehrlich sein, wenn du alle anderen belügst? Es dauerte noch einige Zeit, aber dann hatte ich die Fassade satt. Ich machte Inventur und fragte mich: Wie lange willst du dieses Spiel noch spielen? Wie lange hältst du das noch durch? Was denken deine Eltern, wenn du dich so aufführst? Und wem willst du wirklich gefallen – denen, die dich lieb haben, oder denen, die dich für ihre Zwecke missbrauchen?

      Nach


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