Northern Lights - Die Wölfe vom Mystery Creek. Christopher Ross

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Northern Lights - Die Wölfe vom Mystery Creek - Christopher Ross


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auf ihren Rucksack und zog ihr Handy heraus. Ein Wunder, dass sie in dieser abgelegenen Gegend Empfang hatte. Es klingelte ein paarmal, bis C. J. an den Apparat kam. »Hi, C. J.«

      »Carla! Ich kann dich kaum verstehen. Was gibt’s?«

      Sie erklärte ihm in wenigen Worten den Sachverhalt. »Überrede Randy, dich mit der Cessna herzufliegen.« Randy veranstaltete Touristenflüge zum Gulkana-Gletscher und zum Mount Denali. »Morgen früh am Kenai Inn.«

      »Wird gemacht.«

      »Danke. Sonst alles okay bei dir?«

      »Ja, bis auf die Niederlage im Februar.«

      Im Februar hatten die San Francisco 49ers den Superbowl verloren. Ein Nackenschlag für C. J., einen der größten Fans des Footballclubs.

      »Irgendwann kommst du drüber weg. Bis morgen!«

      Sie steckte ihr Handy weg und kehrte zu Baxter zurück. Der Chief versprach, ihr bei dem Papierkram für die Adoption der Wolfswelpen zu helfen, er habe gute Beziehungen zu den Behörden auf der Kenai-Halbinsel, und rief Phil herbei. Er trug ihm auf, sie zum Tierarzt und zu ihrem Hotel zu fahren. »Und dann komm gleich wieder zurück! Hier gibt’s einiges zu tun.« Er blickte Carla an. »Morgen müssen Sie sich leider selbst einen Wagen in Cooper Landing besorgen. Jetzt kennen Sie ja den Weg. Rufen Sie mich auf dem Handy an, wenn es Probleme gibt. Und sorgen Sie sich nicht wegen des Papierkrams. Es hat bestimmt niemand was dagegen, dass Sie die Welpen in Ihrem Center aufziehen. Im Gegenteil, die Leute sollten Ihnen dankbar sein.«

      »Vielen Dank für alles, Chief! Sie haben mir sehr geholfen.«

      Carla stieg neben Phil in den Geländewagen. Er wäre wohl lieber beim Feuer geblieben und hätte seinen Kameraden geholfen, schien sie aber zu mögen und sich in ihrer Gegenwart wohlzufühlen. Auch sie mochte den Firefighter, vor allem, weil er wenig Aufhebens von seinem Job machte. Sie mochte Männer nicht, die sich als Helden verkauften und den »Action Hero« spielten. Es reichte ihr, wenn sie solche Machos im Kino oder Fernsehen sah.

      »Ganze Arbeit!«, lobte er, als sie die beiden Welpen auf die Rückbank legte und mit einer Wolldecke zudeckte. »Ohne Sie hätten wir die Welpen da nicht mehr rausgeholt. Wie geht es den beiden?«

      »Sie brauchen dringend ärztliche Hilfe.«

      »Dann rufen wir wohl besser Dr. Chandler an.« Er wählte die Nummer des Tierarztes in Cooper Landing und ließ Carla sprechen, als der Arzt sich meldete. Sie nannte ihren Namen, schilderte Dr. Chandler, was geschehen war, und teilte ihm mit, dass sie in spätestens einer halben Stunde bei ihm wären.

      Während der Fahrt blieben die lodernden Flammen in den Rückspiegeln, bis sie den Highway erreicht hatten und nach Cooper Landing zurückfuhren. Noch vor dem Hotel bogen sie nach links ab und parkten vor dem Haus von Doktor Chandler. Der Tierarzt war ein leicht gebückter Mann in den Sechzigern, trug einen Anzug, der ihm mindestens zwei Nummern zu groß war, und violette Crocs, die weder zu seinem geröteten Gesicht noch zu seiner Erscheinung passten. Beim Anblick der Welpen zog er überrascht die Augenbrauen hoch. »Und die haben Sie vor dem Feuer gerettet?«, fragte er den Firefighter.

      »Sie.« Phil deutete auf Carla. »Sie kennt sich mit Wölfen aus.«

      Dr. Chandler wunderte sich. »Auf den Tisch mit ihnen.«

      Der Tierarzt untersuchte die Welpen gründlich, konnte glücklicherweise keine Verletzungen feststellen. »Ich würde sie gerne eine Nacht hierbehalten«, sagte er. »Ich hab die passende Milch hier und würde sie mit einigen Medikamenten aufpäppeln. Bis morgen früh dürften sie transportfähig sein.«

      »Das trifft sich gut«, sagte sie. »Dann hole ich sie morgen früh ab.«

      Bis zum Hotel war es keine zwei Meilen. Obwohl bereits der Abend nahte, war es noch hell, lediglich die Rauchwolken über den Wäldern vermittelten den Eindruck, die Dämmerung habe schon eingesetzt oder ein Unwetter nähere sich der Siedlung. Phil hielt auf dem Parkplatz und druckste ein wenig herum. »Darf ich Sie um einen Gefallen bitten, Carla?«

      Sie wusste nicht, was sie von seinen Worten halten sollte. »Nämlich?«

      »Würden Sie die beiden Welpen Maya und Duke nennen?«

      »Maya und Duke?«

      »So hießen die beiden Kinder, die bei einem meiner letzten Einsätze ums Leben kamen. Die Eltern sind mit uns befreundet, und es würde ihnen sicher viel bedeuten. Natürlich nur, wenn es geht. Ich wäre Ihnen sehr dankbar.«

      Sie lächelte, erleichtert darüber, keine unerfüllbare Bitte gehört zu haben. »Ich denke, das lässt sich machen. Wir haben einen Cody, Ghost, Kawa, Merlin und Doc Holliday, da würden eine Maya und ein Duke gut zu passen.«

      »Danke … und mailen Sie mir ein Foto von der Taufe, okay?«

      Carla kramte eine Visitenkarte aus ihrer Anoraktasche und reichte sie ihm. »Okay … aber vorher mailen Sie mir die Adresse des Ehepaars. Wir müssen das Einverständnis der beiden einholen. Nicht dass wir Ärger bekommen.«

      »Geht klar«, erwiderte er. »Wir sehen uns morgen.«

      Die Adresse kam noch vor dem Abendessen, das bei Pearl im Preis enthalten war. Und in der Begleitmail stand: »Es hat Spaß gemacht mit Ihnen. Phil.«

      3

      In Cooper Landing gab es keinen Mietwagenverleih, aber Pearl stellte ihr den Pick-up zur Verfügung, den sie sonst nur für Geländefahrten und größere Einkaufstouren einsetzte. Die Miete hielt sich im Rahmen. C. J. hatte bereits angerufen und Carla mitgeteilt, dass er gegen acht Uhr beim Hotel sein würde.

      »Das muss er sein«, sagte Carla, als sie den Motor einer Cessna hörte und die Maschine auf dem Kenai Lake landen sah. Sie verabschiedete sich von ihrer Wirtin, legte ihren Rucksack auf den Beifahrersitz des Pick-up und kletterte zum Ufer hinab. Die Morgensonne hatte sich durch den Rauch gekämpft und spiegelte sich auf dem Rumpf und in den Fenstern der kleinen Maschine.

      C. J. kletterte heraus und begrüßte sie sorgenvoll, ein schlaksiger Mann um die Vierzig mit wachen Augen. Er trug einen Overall, einen weinroten Anorak und die rote Kappe mit dem Logo der San Francisco 49ers. »Sieht nicht gut aus, das Feuer. Ich dachte zuerst, wir fliegen in Gewitterwolken.«

      »Aus der Nähe gefällt es mir noch weniger«, erwiderte Carla. Sie kletterten die Uferböschung hinauf und stiegen in den Pick-up. Carla fuhr auf den Highway und lenkte den Wagen nach Westen. »Schon von Rosita gehört? Wie lange ist sie jetzt weg? Zwei Monate? So lange kann das doch nicht dauern.«

      »Die Tierfreunde, die Salva un amigo von ihr übernommen haben, kommen mit dem Laden nicht zurecht. Sie verstehen was von Hunden und wie man die verwahrlosten Straßenhunde wieder landfein bekommt, aber von Politik und Marketing haben sie keine Ahnung, und ohne das Wissen kriegt man so einen Laden nicht in Schwung. Die Polizei ist auch keine große Hilfe.«

      »Dann müssen sie jemanden einstellen, der davon Ahnung hat.«

      »Solche Leute wachsen nicht auf den Bäumen. Und die, die Bescheid wissen, wollen nicht umsonst arbeiten. Die meisten glauben, die Arbeit dort hätte doch sowieso keinen Zweck. Die Straßenhunde vermehren sich schneller, als man sie retten kann, und die Arbeit bei Salva un amigo ist ziemlich frustrierend. Rosita hält den Laden mit ihrer Begeisterung und ihrer Tatkraft beisammen, aber ihre Freundinnen machen langsam schlapp. Ohne Rosita könnten sie das Center bald zumachen.«

      »Das hört sich nicht gut an.«

      »Nein, das tut es nicht, aber …«

      »Aber?«

      »Ich glaube, dass Rosita nicht nur wegen der Hunde nach Pereira geflogen ist. Sie hat Heimweh. Sie hat es nie zugegeben, solange sie hier war, aber sie sehnt sich nach Kolumbien zurück. Seine Heimat vergisst man nicht so schnell.«

      »Dann fällt die Hochzeit erst mal flach?«

      »Sobald wir etwas Luft haben, fliege ich zu ihr. Ich weiß nicht,


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