Harmless - Arglos. Nicole Edwards
Читать онлайн книгу.wechselt oder das Fläschchen vorbereitet. Gannon arbeitet in letzter Zeit viel häufiger im Homeoffice.« Cam schenkte ihm ein kleines Lächeln. »Du weißt schon, falls du mal eine Pause brauchst.«
»Milly wird ausflippen«, sagte Gannon grinsend. »Du wirst sie dir nicht mal mit einem Stock vom Leib halten können. Also kannst du ihre Hilfe auch gleich annehmen.«
Roan lächelte, während er seine Freunde musterte. Cam war immer für ihn da gewesen. Selbst, als er anderer Meinung gewesen war. Und Gannon… Obwohl Roan anfangs versucht hatte, Cams und Gannons Beziehung zu sabotieren, trug ihm der Mann anscheinend nichts nach. Roan hatte es ganz allein geschafft, sich von allen zu entfremden. Er wusste, dass er sich jetzt auf sie verlassen musste. Auf gar keinen Fall würde er das allein durchstehen können.
»Vielen Dank.«
»Und wir werden uns von dir nicht wieder wegstoßen lassen«, erklärte Cam und in seinen Augen spiegelte sich die Ernsthaftigkeit dieser Aussage wider. »Du hättest es gar nicht erst tun sollen.«
Roan nickte. Das wusste er. Würde er es anders machen, wenn er die Zeit zurückdrehen könnte? Nein, wahrscheinlich nicht. Aber das musste Cam nicht wissen.
»Wann wirst du es Dare und Teague erzählen?«, fragte Cam.
»Ich weiß es nicht. Schätze mal, das sollte ich bald machen.«
»Sie werden dir helfen wollen, das weißt du.«
Jepp, das wusste er.
Die ganze Zeit hatte er sich ihre Unterstützung gewünscht, doch da er wusste, wie ekelhaft Cassie werden konnte, hatte er ihren Zorn über sich ergehen lassen und sie außen vor gelassen. Stattdessen hatte er sich abgeschottet und war für seine Schwester da gewesen. Und nach Liams Geburt hatte Roan alles in seiner Macht Stehende getan, doch ihm wurde bewusst, dass er aufgehört hatte, Cassie zu helfen, weil er sich stärker darauf konzentriert hatte, für Liam zu sorgen.
Nicht, dass es ihn gestört hätte. Genau genommen war er dem Kleinen innerhalb von vier kurzen Wochen komplett verfallen. So sehr, dass er sich die Hälfte der Zeit gewünscht hatte, Cassie wäre nicht mehr da, damit er das Baby allein großziehen konnte.
Jetzt sah es so aus, als wäre dieser Wunsch in Erfüllung gegangen.
Und diese schweren Schuldgefühle raubten ihm beinahe den Atem.
***
Cam wartete, bis er und Gannon im Bett lagen, bevor er die eine Frage stellte, die er Roan heute Abend nicht hatte stellen können.
»Hast du gesehen, was zwischen Roan und Seg abgelaufen ist?«
»Wer ist Seg?« Gannon wirkte aufrichtig verwirrt.
»Der Verteidiger der Arrows. Colton Seguine. Der Typ, der sich mit Roan unterhalten hat, als wir das Team kennenlernen durften?«
Da schien Gannon ein Licht aufzugehen. »Ich habe gesehen, dass sie miteinander geredet haben. Wirkte auf mich vollkommen harmlos. Außerdem meinte Roan, sie hätten sich in einer Bar getroffen, oder?«
Cam zuckte mit den Schultern und ließ sich in die Kissen sinken. »Das hat er gesagt, ja. Aber irgendwas lief da zwischen den beiden.«
»Da lief was?«
»Ich frage mich, ob sie mal was miteinander hatten.«
»Wie kommst du denn darauf?« Gannon rollte sich näher an ihn heran, legte ein Bein über Cams Beine und einen Arm über seine Brust.
»Ich weiß es nicht. Roan sah während des Gesprächs aus, als würde er jeden Moment flüchten.«
»Und das ist inwiefern ungewöhnlich?«
»Keine Ahnung. Sie kannten sich offensichtlich, aber es wirkte intensiver als bloß ein kurzes Hi, wie geht's in einer Sportbar. Ich finde es komisch, dass Roan nie erwähnt hat, dass er mit einem verdammten Hockeyspieler befreundet ist.«
»Und mit befreundet meinst du…?«
Erneut zuckte er mit den Schultern. Cam konnte es nicht beschreiben. »Ich bin mir nicht sicher, aber ich habe Roan vorher noch nie so erlebt. Es war… merkwürdig, schätze ich. Ich weiß noch nicht mal, wie ich es erklären soll. Aber ich hab's gesehen.«
»Tatsächlich?« Gannon wich zurück, um Cam anzusehen. »In all den Jahren, die du ihn jetzt kennst, hat Roan noch nie einen anderen Mann ungezwungen begrüßt?« Er lachte.
»Daran war nichts ungezwungen.«
»Auf mich wirkte es aber so.«
»Sie hatten etwas zu verbergen.« Und Cam wollte wissen, worum es sich dabei handelte. »Roan war nie der Typ, der viele Dates hatte. Zumindest habe ich es nicht mitbekommen. Ich weiß, er hatte ein paar flüchtige Bekanntschaften, aber er hat nie jemanden mitgebracht.«
»Also willst du sagen, dass du keine Ahnung hast, wie Roan zu diesem Kerl steht. Wenn da überhaupt irgendetwas ist.«
»Genau das will ich sagen.« Er wusste es nicht. Allerdings beschlich ihn die Ahnung, dass da irgendetwas zwischen den beiden lief. Oder in der Vergangenheit vielleicht gelaufen war. Cam hatte Seguine beobachtet. Er kannte den Mann nicht, aber er hatte etwas in seiner Miene gesehen.
»Du solltest Roan danach fragen.«
Ja. Vielleicht. Wenn alles geklärt war, würde er das möglicherweise tun.
»Ist der Kerl schwul?«, wollte Gannon wissen.
»Weiß ich nicht.«
»Ich dachte, du wärst ein Hockeyfan.«
»Bin ich auch. Aber ich interessiere mich für das Spiel, nicht für das Liebesleben der Spieler.«
»Willst du mir weismachen, dass du nie in einen dieser Typen verknallt warst?« Gannon rückte näher und sein Atem strich warm über Cams Hals.
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Und du hast einen Gamer-Nerd mit Brille geheiratet«, neckte Gannon ihn und ließ seine Lippen über Cams Hals gleiten.
»Das habe ich. Einen sexy…« Cam neigte den Kopf ein wenig zur Seite. »… Gamer-Nerd… oh, zur Hölle, ja…«
»Mit Brille«, fügte Gannon hinzu.
»Ja, mit Brille. Gott, ich liebe diese verdammte Brille.« Okay, und jetzt klang er außer Atem, dabei bewegte er sich nicht mal. Andererseits stellte Gannon das eben mit ihm an. Selbst nachdem sie in den vergangenen paar Stunden durch die Hölle gegangen waren, konnte der Mann ihn immer noch vor Verlangen wahnsinnig machen.
Und wie in jeder zweiten Nacht würde Cam ihm erlauben, ihn von dem verrückten Mist abzulenken, der auf der Welt passierte. Selbst wenn es nur eine kurze Weile anhielt.
Vier
Drei Tage später…
Roan war vollkommen ausgelaugt.
Liam war in den letzten paar Tagen ungewöhnlich unruhig gewesen. Er fragte sich oft, ob der kleine Junge merkte, dass seine Mutter fort war. Oder vielleicht spürte er die Trauer, die in der Luft lag. Allerdings konnte es auch an der ständigen Anspannung liegen, wovon definitiv mehr als genug vorhanden war.
Sie hatten Cassie heute Morgen beerdigt, was sehr viel weniger aufreibend gewesen war, als Roan ursprünglich angenommen hatte. Zumindest, bis sie bei dem Beerdigungsinstitut angekommen waren. Mit so viel Unterstützung hatte die Organisation nur wenig Mühe bereitet. Cam und Gannon, Dare und sein Verlobter Noah, Teague und Hudson und sogar Milly und AJ hatten ihm zu Seite gestanden und ihm bei allem geholfen, ohne auch nur eine einzige Frage zu stellen.
Na ja, es kamen keine Fragen mehr, nachdem er alle zutiefst schockiert hatte, indem er ihnen Liam vorgestellt hatte. Statt abzuwarten, war Roan am Morgen nach Cassies Tod zum Jachthafen gegangen. Er wusste, es war leichter, das Pflaster mit einem Ruck abzuziehen, statt es hinauszuzögern. Darum hatte er Cam gebeten, dafür zu sorgen,