Mission SOL 2020 Paket (1 bis 12). Madeleine Puljic

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Mission SOL 2020 Paket (1 bis 12) - Madeleine Puljic


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      »Durchmesser etwa eintausendfünfhundert Kilometer«, meldete Tendoron. »Die Nebelzone ist von einer Ringschale aus zwölf Raumstationen umgeben, angeordnet wie die Eckpunkte eines Ikosaeders.«

      Die Positronik markierte die Stationen im Holo mit roten Kreisen und zeichnete Verbindungslinien, sodass der Nebelball von einem roten Netz eingehüllt wurde. Anchi wusste aus der Hypnoschulung, dass jeder Eckpunkt eines Ikosaeders genau gleich weit von den fünf benachbarten Ecken entfernt war. Die Stationen legten tatsächlich ein perfektes Netz um den Nebel. Hatten sie ihn erzeugt? Oder kontrollierten sie ihn?

      Die Optik zoomte einen der Kreise heran und zeigte die Raumstation darin: ein eleganter doppelter Ring, der sich langsam drehte. Etwa ein Drittel der Außenwandung sah aus, als sei sie ein Gerüst.

      Eine der anderen Stationen war ein Gebilde mit bizarrer Form, als sei man dabei, Raumlaboratorien verschiedener Völker in möglichst unmöglichen Winkeln aufeinanderzusetzen.

      Eine weitere Station war eine Kugel, auf die wie Blasen weitere Kugeln aufgesetzt wurden ...

      Jede der zwölf Stationen sah vollkommen einzigartig aus, und alle wirkten sie irgendwie unfertig, als seien sie noch im Bau.

      Je näher die Optik an die Stationen herankam, desto deutlicher sah Anchi zahlreiche kleinere Flugkörper, die unermüdlich aus- und einflogen und um das größere Objekt wimmelten. Baufahrzeuge vielleicht, oder Versorgungsschiffe. Jedenfalls herrschte ein reger Verkehr aus allen nur denkbaren Raumschiffstypen.

      Die Ortungsabteilung der CALAMAR wertete die eingehenden Daten aus, vermaß, registrierte und analysierte die vor ihnen liegenden Objekte sowie den codierten und uncodierten Funkverkehr. Gleichzeitig begann die Positronik, die Lingua franca dieses Systems zu dechiffrieren. Wichtige Daten wie Maße der Stationen und Anzahl identifizierter Raumschiffstypen wurden im Holo angezeigt. Einige von ihnen konnten es mit der Größe der SOL aufnehmen.

      »Sieht aus wie galaktischer Handelsverkehr«, sagte Danton wieder so, als spräche er zu sich selbst, in Wirklichkeit jedoch an alle gerichtet. »Hier sind die Angehörigen von Hunderten, wenn nicht sogar Tausenden von Völkern unterwegs. Keines davon ist uns bekannt. Und es werden immer mehr.«

      Raumschiffe verkehrten nicht nur um die Stationen und zwischen ihnen, sondern es kamen immer wieder neue Schiffe aus dem All und steuerten eine der Stationen an.

      »Sind das Projektoren?« Mit ein paar Handbewegungen an seiner Kommandokonsole schob Danton einige der Großaufnahmen der Raumstationen nebeneinander und hob eine Gemeinsamkeit hervor: Von all diesen Stationen richteten sich röhrenförmige Aufsätze auf die Nebelzone aus.

      »Diese Objekte befinden sich auf allen zwölf Raumstationen«, antwortete die Schiffspositronik. »Sie emittieren Strahlung ins Zentrum der Nebelzone.«

      »Wie beim TERRANOVA-Schirm«, murmelte Danton. Damit meinte er einen Schutzschirm, wie Anchi schon wusste, der vor Jahrhunderten um das heimatliche Sonnensystem der Menschen errichtet worden war.

      Damit war es offiziell: Ihre Arbeitshypothese lautete, dass diese Stationen eine Art Schirmfeld erschufen und damit die Nebelzone bildeten. Nur: Was verbarg die Zone in ihrem Innern?

      Anchi löste seinen Blick von dem Holo und betrachtete Danton. Danton saß starr im Kommandantensessel und blickte konzentriert auf das eigenartige Gebilde im Weltraum, die Raumstationen und die eingeblendeten Daten, als wolle er sich all das einprägen. Zweifellos hatte Rhodan wegen dieser Objekte die CALAMAR in die Weite der Galaxis geschickt: Es musste sich um die Waffenschmiede der Ritter BARILS handeln, die Danton und seine Truppe für Rhodan ausspionieren sollten.

      Danton zuckte mit keinem Lid und wirkte dennoch ... abenteuerlustig. Hatte Rhodans Sohn etwa vor, sie in den Kampf gegen Tausende von Völkern zu schicken, die dieses Geheimnis bewachten – eine Sechzig-Meter-Korvette mit zwanzig Männern und Frauen Besatzung, von denen einer sein Raumfahrertraining vor gerade mal neun Tagen begonnen hatte?

      Wie zur Antwort sagte der Kommandant laut und deutlich: »Unsere Mission besteht im Beobachten und Erkunden. Wir wollen so viel wie möglich über dieses Objekt herausfinden: was es ist, was es kann, wann es fertig wird. Noch operiert die CALAMAR im algorrianischen Ortungsschutz. Ich glaube nicht, dass die uns bemerkt haben, selbst wenn sie in der Lage wären, ein so getarntes Raumschiff zu erkennen. Dafür ist dort einfach zu viel los.« Danton lächelte. »Das bietet uns eine Chance, die wir nutzen werden. Wie weit ist die Auswertung des Funkverkehrs?«

      »Wir haben 937 verschiedene Idiome identifiziert«, antwortete Tendoron. »Es gibt dort sehr viele unterschiedliche Wesen und Völker. Die meisten bedienen sich einer Verkehrssprache, die wir in diesem Moment in unsere Translatoren speichern. Einige der Völker sind sogar humanoid.«

      Danton nickte. »Das dachte ich mir. Wir werden also nicht besonders auffallen. Wir können runtergehen, ohne besondere Maske zu machen, und uns auf einer der Stationen etwas umsehen. Wir gehen mit einem kleinen Trupp.«

      Danton nickte Peet Matabiau zu, Dantons Stellvertreter auf der CALAMAR. Auch Minon Crompton gehörte zu Dantons engsten Vertrauten. Beide Solaner waren schon lange Offiziere in Dantons Elitetruppe und hatten sich im Kampf bewährt.

      Crompton, die an einem der Pults saß, wandte sich direkt an den Kommandanten. »Eine Station unterscheidet sich von den anderen. Sieh dir das an!« Sie schaltete ein Bild auf den Holoschirm.

      Die Raumstation, die im Holo auftauchte, erinnerte Anchi sofort an die dunkle Burg eines grausamen Ritters. Die Außenwände waren beinahe schwarz wie Ricodin – dabei handelte es sich um das geheimnisvolle Material, das die Chaotarchen in ihren Kolonnen-Forts einsetzten. Auch in der SOL war Ricodin-Verbundstoff verbaut worden, als sie im Susmalsystem mit chaotarchischer Kolonnentechnik aufgerüstet worden war. Daher war das Material den Solanern vertraut, wenngleich niemand damit arbeiten konnte.

      Die schwarze Raumstation hatte die Form eines großen Zylinders mit seitlich aufgesetzten Noppen. Der Durchmesser betrug einen Kilometer, die Länge zweieinhalb. Die Zylinderenden waren nach innen gedrückte Halbkugeln, und auf der Seite, die der Nebelzone zugewandt war, saß das röhrenförmige Aggregat, das möglicherweise im Verbund mit den anderen Aggregaten die Zone erst erzeugte.

      Anchi erkannte sofort, dass es bei dieser Station im Gegensatz zu den anderen so gut wie keinen Raumschiffsverkehr gab. Dafür stand eine Wachflotte bedrohlich wirkender Kampfraumschiffe in direkter Nähe im Raum. Die Schiffe wiesen zwar verschiedene Größen und Bauarten auf, aber Anchi nahm an, dass dies keine zivilen Fahrzeuge waren, sondern sie die schwarze Station vom Rest des Systems abriegelten.

      Anchis Herz schlug schneller. Keine Heldengeschichte, die er Nadarr erzählen konnte, war es wert, einen Fuß in diese monströse Weltraumröhre zu setzen. Danton würde doch nicht etwa ...?

      Er hatte sich in Danton getäuscht. Der Kommandant legte erneut den Kopf leicht schief. Dann schnalzte er mit der Zunge.

      »Wir wollen natürlich herausfinden, was es damit auf sich hat«, sagte er ruhig. »Unser Auftrag lautet, Informationen zu sammeln, nicht jedoch, uns einem unkalkulierbaren Risiko auszusetzen. Perry und ich sind oft genug in irgendwelche Kerker geworfen worden. Das wollen wir nicht wiederholen. Wir werden da hinuntergehen. Aber wir gehen auf eine der anderen Stationen, wo wir uns unauffällig umsehen. Unser Job ist lediglich, so viel Wissen wie möglich zu sammeln, das wir später einem Einsatzteam der SOL zur Verfügung stellen können.«

      Anchi atmete tief durch. Die Solaner würden sich also auf einer der harmlosen Stationen in die Menge mischen und Informationen sammeln. Das klang nicht wie ein Agenteneinsatz, sondern vielmehr wie ein Ausflug an einen grandiosen Urlaubsort. Außerdem war noch gar nicht gesagt, dass er persönlich ...

      Sein Herz raste, als sich Crompton, die mit Danton und Matabiau diskutiert hatte, aus der kleinen Gruppe löste und auf ihn zusteuerte.

      Sie lächelte, mehr als in den neun letzten Tagen zusammen, und kam ganz nah an ihn heran. »Sag es mir ganz ehrlich: Bist du bereit, mit uns runterzugehen? Roi hätte dich gerne bei dem kleinen Erkundungstrupp dabei.«

      Anchi sah Crompton mit offenem Mund an und hoffte, dass sie es


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