Mami Staffel 12 – Familienroman. Sina Holl

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Mami Staffel 12 – Familienroman - Sina Holl


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seufzte ergeben. »In Ordnung. Ich hole euch um die Mittagszeit ab.«

      »Nicht nötig, ich fahre selbst. Wir können uns in dem Lokal treffen.«

      Stirnrunzelnd legte Silvia den Hörer auf. Sie hatte eine dunkle Vorahnung, was Robert mit der Einladung zum Essen bezwecken wollte. Er fühlte sich einsam und wollte sich erneut bei seiner zukünftig geschiedenen Ehefrau einschmeicheln!

      *

      Schon nach einer halben Stunde im Klabautermann fand sich Silvia in ihrer Vermutung bestätigt. Robert machte Komplimente über ihr Aussehen, wie er es seit Jahren nicht getan hatte.

      Jana und Alex warfen sich immer wieder verstohlene Blicke zu; sie wußten nicht, was sie von der ganzen Sache halten sollten. Robert war zu ihnen immer freundlich gewesen, doch sie wußten, daß er oft mit der Mutter tagelang kein Wort gesprochen hatte, als er noch bei ihnen im Haus wohnte.

      Noch vor ein paar Monaten hätte sich Silvia sehr über diese Komplimente gefreut – ob sie nun ernst oder nicht ernst gemeint waren. Doch nun empfand sie es nur als peinlich.

      »Das Kostüm, das du trägst, steht dir übrigens ausgezeichnet«, sagte Robert beim Dessert.

      Silvia räusperte sich. »Jana, wollt ihr nicht ein wenig mit Tobi vor die Tür gehen, wenn ihr aufgegessen habt? Ich denke, er langweilt sich hier ein bißchen.«

      »Gut, Mami. Wir können einen kleinen Spaziergang mit ihm machen.« Das Verhältnis zu Robert war noch immer etwas gespannt, doch hatten sich die Kinder mittlerweile daran gewöhnt, daß ihr Vater mit einer anderen Frau zusammenlebte.

      Als die Kinder das Lokal verlassen hatten, fragte Silvia mit gedämpfter Stimme: »Robert, was soll das alles?«

      Er tat verwundert. »Ich weiß gar nicht, was du meinst.«

      »O doch, das weißt du sehr gut; sogar den Kindern ist dein plötzliches Interesse an mir aufgefallen.«

      »Ich wollte doch nur nett sein – und außerdem siehst du wirklich viel anziehender aus als früher.«

      »Kein Wunder, es geht mir jetzt ja auch blendend, weil ich mir wegen niemandem mehr die Augen aus dem Kopf heulen muß.«

      »Übertreibe doch nicht schon wieder. So schlecht war ich gar nicht als Ehemann und Vater, oder?«

      »Als Vater wohl nicht, aber unter einem guten Ehemann verstehe ich etwas anderes.«

      »Kannst du mir meine harmlosen Abenteuerchen nicht endlich verzeihen? Wenn du willst, beginnen wir noch einmal von vorne und machen das Scheidungsverfahren rückgängig – schon der Kinder wegen.«

      Silvia starrte den Mann, der sie so unglücklich gemacht hatte, entgeistert an. »Das ist jetzt ein Witz, nicht wahr?«

      »Ganz und gar nicht, meine Schöne«, gab er selbstsicher zurück. »Wenn du willst, kannst du mich zurückhaben.«

      Wütend beugte sich Silvia zu Robert hinüber, um nicht alle anderen Gäste auf sich aufmerksam zu machen. »Hast du dir eigentlich schon mal Gedanken darüber gemacht, daß ich dich vielleicht gar nicht zurückhaben will? Ich liebe dich nicht mehr, Robert, und ich weiß, daß du das alles nur sagst, weil deine Manuela dich verlassen hat.«

      Robert wurde blaß. »Woher weißt du das?«

      »Eine gemeinsame Bekannte hat es mir erzählt. Übrigens hatte die Beziehung zu Manuela nichts mit einem harmlosen Seitensprung zu tun. Du kanntest diese Frau bereits seit Jahren. Und nun, wo du dich einsam fühlst, sollen ich und die Kinder wieder herhalten? Nein, mein Lieber, wir alle haben uns an das ruhige Leben zu dritt gewöhnt, und ich habe nicht vor, dies zu ändern.«

      Mit diesen Worten stand Silvia auf. »Die Rechnung übernimmst du wohl; schließlich hast du uns ja eingeladen.«

      Dann verließ sie mit hocherhobenem Kopf das kleine Restaurant. Sie fühlte sich großartig, hatte Robert endlich ins Gesicht sagen können, daß sie von seinem Verhältnis wußte und sie für alle Zukunft für ihn unerreichbar sein würde.

      Die Kinder kamen gerade aus dem Park auf der gegenüberliegenden Straßenseite zurück.

      Tobi bellte freudig mit seiner tiefen Hundestimme, als er Silvia erblickte.

      »Bleibt drüben, wir fahren jetzt nach Hause!«

      Jana und Alex sahen sich achselzuckend an und nickten dann.

      »Müssen wir uns nicht noch von Papa verabschieden?« fragte Alex mit schlechtem Gewissen.

      »Ach was.« Silvia kramte in ihrer Handtasche nach dem Autoschlüssel. »Ich habe Papa noch einen Gruß von euch ausgerichtet. So, und nun rein mit euch.«

      Auf der Heimfahrt warf Silvia einen verstohlenen Blick in den Rückspiegel. Die Kinder hatten den Bernhardiner zwischen sich sitzen und unterhielten sich angeregt über die verschiedensten Arten von Hundefellpflege. Weder Alex noch Jana sahen verstört oder traurig über dem plötzlichen Aufbruch aus, und Silvia wußte, daß sie das Richtige getan hatte.

      *

      »Hast du dich jetzt endlich entschlossen, zum Gartenfest zu kommen?« fragte Sonja ein paar Tage später. »Jörg freut sich bestimmt, wenn er dich mal privat erlebt.«

      »Das glaube ich weniger«, erwiderte Silvia lachend. »Beim letzten Prozeß habe ich es ihm ganz schön schwer gemacht.«

      »Ach, das Berufliche hat doch mit dem Privaten nichts zu tun. Was glaubst du, wie oft ich schon im Gerichtssaal mit ihm zusammengerasselt bin – und danach sind wir zusammen einen Kaffee trinken gegangen.«

      »Also, wenn du meinst…«

      »Gib dir endlich einen Stoß; ich bin sicher, auch Jana und Alex werden sich über die Abwechslung freuen.«

      Noch immer zögerte Silvia. Auf diesem Gartenfest ging es bestimmt ziemlich familiär zu. Würde sie sich dort überhaupt wohl fühlen? Doch auf der anderen Seite war es sicherlich interessant, neue Leute kennenzulernen.

      »Gut, wir werden kommen«, sagte sie schließlich. »Du mußt mir nur noch die Adresse durchgeben.«

      »Kein Problem. Falls das Wetter nicht mitspielen sollte, wird das Fest ins Haus verlegt.«

      »Aha.«

      »Ich sage das nur, damit du nicht eine Ausrede findest, falls es regnen sollte.«

      »Keine Bange, wir werden schon kommen.«

      »Schön, um drei Uhr geht es los. Bring deine Kinder und Tobi und großen Hunger mit. Abends will Jörg ein Spanferkel grillen.«

      »Hm, das klingt gut. Bis denn.«

      Nachdem Silvia den Hörer aufgelegt hatte, sah sie zur Uhr. Der nächste Klient würde bald kommen, die Zeit, die bis dahin verblieb, konnte sie sich schon mal Gedanken darüber machen, was sie zu diesem Frühlingsfest anziehen konnte.

      Ihr Blick glitt über den Schreibtisch. Das Foto vom letzten Urlaub, auf dem Robert zu sehen war, war längst verschwunden. Statt dessen hatte sie ein Bild aufgestellt, daß eine fröhliche Jana und einen fröhlichen Alex mit einem wuscheligen Bernhardinerbaby in ihrer Mitte zeigte.

      Silvia erinnerte sich an den Morgen nach dem plötzlichen Auszug von Robert. Wie elend sie sich gefühlt hatte, wie schutzlos und empfindlich. Diese Zeit zählte schon lange zur Vergangenheit. Die Arbeit machte wieder Spaß, und Silvia freute sich jeden Abend, heim zu ihren Kindern zu fahren.

      *

      Der Sonntag, an dem das Gartenfest stattfinden sollte, begann mit herrlichem Sonnenschein und einer milden Wärme. Schon lange, bevor es losgehen sollte, waren alle drei fertig angezogen. Jana hatte ihr geblümtes Lieblingskleid gewählt, und Alex hatte sich für Jeans und T-Shirt, seinem Lieblings-Outfit, entschieden.

      Silvia hatte länger als gewöhnlich vor dem Kleiderschrank gestanden, bis sie sich endgültig für das Chiffonkleid in Pastellfarben entschieden hatte. Das Kleid hatte einen langen, weiten Rock und schmale Träger. Dazu gehörte


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