Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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gefallen – und du ihr auch!«

      Lotti errötete. Sie stand auf.

      »Ich muß gehen! Soll ich dich noch zurückfahren?«

      »Nein, danke! Kommst du morgen wieder? Es ist noch so viel im Garten zu tun.«

      »Vielleicht!«

      Lotti schaute ihm in die Augen und lächelte. Dann rannte sie davon.

      Kilian ging langsam den Mittelgang des Friedhofs zurück. Pfarrer Zandler kam ihm entgegen.

      »Grüß Gott, Kilian! Schön, daß du dich um des Grab kümmerst!«

      »Ich will die Haltingers bitten, das weiterhin zu tun, wenn ich wieder daheim bin. Übrigens, der Haltingerbauer kauft den Bernreither Hof.«

      Da staunte der Pfarrer doch.

      »Mei, so schnell hast du einen Käufer gefunden. Wie kam’s?«

      »Das ging ganz schnell und einfach. Wahrscheinlich haben die Engel vom ›Engelsteig‹ ein bissel geholfen.«

      »Ja, so wird es sein! Da wird sich dein Großvater freuen. Dann sind deine Tage hier gezählt.«

      »Nein, ich will schon noch etwas bleiben. Es dauert auch noch mit den Papieren. Das wissen Sie ja.«

      Pfarrer Zandler wünschte Kilian alles Gute und Gottes Segen. Dann verabschiedeten sich die beiden.

      Kilian fuhr heim auf den Hof. Er suchte die alten Fotoalben und schaute sich die Bilder darin an. So verbrachte er den Abend.

      Währenddessen saßen auf dem Haltinger Hof Lotti und ihr Bruder Titus mit den Eltern zusammen. Auf dem Tisch lag eine Gemarkungskarte von Waldkogel.

      »Des ist net viel Gemeindegrund auf der gesamten Südseite, der die beiden Höfe trennt. Ich rede mit dem Fellbacher. Die Wiesen kosten die Gemeinde nur Geld. Vielleicht können wir sie kaufen oder in Erbpacht erwerben. Der Kilian hat uns einen guten Preis gemacht, da können wir noch ein bissel Land dazukaufen. Wenn wir die Wiesen dazunehmen und sie später zum Bernreither Hof zuordnen, dann schaffen wir es, daß die Buben zwei Höfe bekommen, die genau gleich groß sind. Außerdem hängen sie noch zusammen.«

      Elli war von dem Vorschlag begeistert. Lotti und Titus freuten sich mit den Eltern.

      Mitten im Pläneschmieden kam Thomas heim. Grußlos betrat er die Wohnküche.

      »Ah, der verlorene Sohn ist wieder heimgekehrt!« spottete er.

      »Grüß Gott, Thomas!« überging Titus die Bemerkung. »Ja, ich habe mir einige Tage Urlaub genommen. Jetzt bin ich wieder hier!«

      Thomas ging nicht darauf ein. Er hatte Hunger und wollte essen. Elli wärmte ihm das Essen auf.

      »Was schaut ihr da die Karte an?« fragte Thomas.

      Sein Vater räusperte sich.

      »Ich will vielleicht die Wiesen an der Südseite pachten oder kaufen! Was hältst du davon?«

      »Net schlecht! Es kommt auf den Preis an. Aber die Idee ist gut. Sogar auf der Hochalm wird erzählt, daß ein Erbe vom Bernreither gekommen sein soll. Der Fahrer, der die Milch abholt, hat es erzält. Es soll ein junger Bursche sein. Er will wohl den Hof verkaufen. Wer weiß, an wen er verkauft. Da ist es besser, wir eignen uns die Wiesen an.«

      Lotti, Titus und Elli sahen den Bauern an.

      »Thomas! Der Berneither Hof ist schon verkauft.«

      »So? An wen?«

      »Deine Mutter und ich sind uns mit dem Erben einig geworden.«

      Thomas traute seine Ohren nicht. Mit großen Augen schaute er seinen Vater an.

      »Was wollt ihr mit dem Hof?«

      »Wir sind uns in der Familie einig. Die Lotti wird ihr Erbe ausbezahlt bekommen. Dann haben wir zwei Höfe, einen für dich und einen für deinen Bruder. Dann gibt es auch keinen Streit mehr.«

      Thomas starrte seinen Vater an.

      »Ich will den Bernreither Hof net! Ich bleibe auf unserem Hof. Der steht mir wohl zu. Ich bin der Ältere. Aber im Grunde ist es schon gut so. Dann kann der Titus drüben sein eigenes Zeug machen und kommt mir nimmer in die Quere.«

      Jetzt war es Helmut Haltinger genug. Er schlug mit der Hand auf den Tisch.

      »Du gibst jetzt Ruh’, Thomas! Des ist ja nimmer zum Aushalten mit dir. Noch leben deine Mutter und ich. Noch sind wir net unter der Erde. Noch haben wir net festgelegt, wer welchen Hof bekommt. Es ist noch nicht einmal der Kaufvertrag unterschrieben, da machst du schon wieder Ärger.«

      »Ich mache keinen Ärger! Ich will nur, was mir zusteht! Ich bin der Älteste.«

      Titus versuchte zu beruhigen. Da brauste Thomas noch mehr auf. Lotti sprang auf. Der Stuhl fiel um. Sie brüllte los:

      »Es ist wirklich ein Kreuz! Was war es heute so schön hier, wie du auf der Hochalm gewesen bist, Thomas.«

      »Es war auch schön, wie der Titus auf der Berghütte war«, schrie Thomas seine Schwester an. »Da hast du nichts geredet. Da war’s richtig friedlich hier. Was ich mit dem Titus hab’, des geht dich nix an, Lotti!«

      Titus sprang auf und schnappte sich Thomas. Er verpaßte ihm einen Kinnhaken.

      »Du, wenn du gegen die Lotti

      gehst, dann lernst du mich von einer anderen Seite kennen!« brüllte Titus.

      Lotti hielt sich die Ohren zu. Sie rannte aus der Küche hinauf in ihr Zimmer. Sie zog ihre Wandersachen an und packte den Rucksack.

      »Ich muß hier fort! Ich kann da nicht länger zusehen!«

      Sie legte einen Zettel auf das Bett und verließ das Haus durch das hintere Treppenhaus. Sie wollte der Familie, ihren Brüdern nicht mehr begegnen.

      Es hatte zu regnen begonnen. Der Regen wurde immer heftiger. Es war, als habe der Himmel alle Schleusen geöffnet.

      »Verflixt! Das hat mir gerade noch gefehlt!«

      Es wäre schon gefährlich gewesen, in der Dunkelheit auf die Berghütte zu wandern, bei diesem Sturm wäre es lebensgefährlich, dachte Lotti.

      Den Kopf voller Gedanken stapfte sie durch den Regen. Sie war wie in Trance. Erst als sie vor der Haustür des Bernreither Hofes stand, nahm sie wahr, wo sie wahr.

      Da hat mir mein Unterbewußtsein einen Streich gespielt, gestand sie sich ein. Ach, egal! Bis der Regen vorbei ist, kann ich hier warten. Kilian kann mich dann auf die Oberländer Alm bringen. Sie klingelte.

      Gleich darauf öffnete Kilian die Tür.

      »Kann ich ein bissel bei dir bleiben, bis der Regen aufhört?« fragte Lotti schüchtern und verlegen.

      Kilian sah sie an. Er griff nach ihr, zog sie in den Hausflur und hielt sie fest in seinen Armen. Er hielt sie ganz fest. Lottis Herz klopfte. Sie schloß die Augen. Dann spürte sie seine Lippen auf den ihren. Sie wehrte sich nicht. Sie ließ es geschehen. Sie genoß seine Nähe.

      Kilian spürte, wie sie leicht zitterte.

      »Du Arme! Du bist völlig durchnäßt!«

      Er hob sie hoch und trug sie ins Wohnzimmer. Dort brannte ein Feuer im Kamin.

      »Ich hole Handtücher! Du erkältest dich!«

      Kilian legte mehr Holzscheite auf. Dann eilte er davon.

      Lotti zog ihre Jacke und ihren Pullover aus. Die Bluse darunter war nur etwas feucht. Kilian kam zurück. Auf dem Arm trug er Handtücher, ein Hemd, einen Pullover und eine Hose.

      »Das sind alte Sachen! Sie sind sauber und ganz! Ich fand sie heute in einer Truhe, in einem der oberen Zimmer. Ich vermute, sie gehörten einmal meinem Großvater. Im Hemd ist ein Monogramm. Ich gehe jetzt in die Küche und koche dir einen schönen heißen Kräutertee. Du ziehst dir inzwischen die trockenen Sachen an!«


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