TAG DER ABRECHNUNG (Shadow Warriors 2). Stephen England

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TAG DER ABRECHNUNG (Shadow Warriors 2) - Stephen England


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Service (NCS)

       Langley, Virginia

      Manchmal war der frustrierendste Teil an einem Verrat, dass man das Warum dahinter nie erfuhr. Oder es keinen Sinn ergab. Carol Chambers strich sich ihre blonden Haare aus den Augen und klickte sich noch einmal durch die geöffneten Fenster auf dem Monitor an ihrem Arbeitsplatz. Nichts.

      So hatte sie sich auch immer bezüglich ihres Vaters gefühlt. Vielleicht war die Suche nach dem Warum der Grund gewesen, weshalb sie sich der Agency angeschlossen hatte.

      Etwas anderes konnte es nicht gewesen sein. Abgesehen von ihrem Abschluss am Massachusetts Institute of Technology war sie schlicht und ergreifend nur eine Hackerin, und auch wenn die CIA zumindest auf halblegalem Wege ihre Talente benötigen konnte, kannte sie doch einige Firmen, die sie deutlich besser bezahlt hätten.

      »Immer noch keine Spur von dem Geld?«

      Carol Chambers sah von ihrem Arbeitsplatz in der Einsatzzentrale auf. »Immer noch nichts, Ron. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Teheran ihm auch nur einen Cent bezahlt hat.«

      Ron Carter nickte, mit einem ernsten Blick in seinem dunklen Gesicht. Der Afroamerikaner leitete die Abteilung Field Support and Analysis des NCS und war einer der besten Fotoanalytiker, die Langley je gesehen hatte.

      »Dann haben wir es wohl mit einem Mann wahren Glaubens zu tun.«

      »Kaum zu glauben, dass wir dachten, er wäre einer von uns.« Carol stieß ein langgezogenes Seufzen aus. Hamid Zakiris Geschichte war wahrscheinlich das größte geheimdienstliche Fiasko seit Bestehen der CIA.

      Geborgen im Irak, oder zumindest hatte er sie das glauben lassen, war er als Folge der Operation Desert Storm als Kind in die USA gekommen. Nachdem er mit neunzehn Jahren in die US-Army eingetreten war, arbeitete er sich bis zu den Special Forces hoch, den legendären Green Berets.

      Zakiri war in Afghanistan mit dem Bronze Star für Tapferkeit und dem Purple Heart für eine Beinverletzung in Tikrit im Irak ausgezeichnet worden. Und dort war er der CIA aufgefallen.

      Sechs Jahre in der Armee, beinahe zehn Jahre im Clandestine Service. Sie hatten ihm vertraut. Selbst jetzt, mehr als zwei Monate nach seinem Verrat, war es immer noch schwer zu glauben, dass er ein iranischer Schläferagent gewesen war.

      Die Akten die Operation betreffend waren versiegelt worden. Nur diejenigen, die ein Teil der Operation gewesen waren, kannten die ganze Wahrheit. Jene, die er betrogen hatte.

      Die Welt hatte am Rande eines Krieges gestanden. Ein biologischer Anschlag auf die al-Aqsa-Moschee in Jerusalem, vom Regime des iranischen Präsidenten Mahmoud F’Azel Shirazi orchestriert und von Mitgliedern der Hisbollah ausgeführt. Ein geschickt eingefädelter Plan, Israel in den Angriff hineinzuziehen und seine Zerstörung zu bewirken.

      Die CIA hatte ein Einsatzteam in Stellung gebracht, um die Freisetzung der Pestbakterien zu stoppen, aber sie hatten nicht geahnt, dass ihnen jemand aus den eigenen Reihen in den Rücken fallen würde.

      Am Ende konnte der Angriff vereitelt werden, aber zu einem furchtbaren Preis. Ein weiterer Stern an der Wand, für den gefallenen Offizier Davood Sarami. Getötet von einem muslimischen Glaubensbruder.

      Carter ergriff wieder das Wort. »Widmen wir uns erst einmal einer anderen Aufgabe«, sagte er und legte ihr einen USB-Stick auf den Tisch. »Sergei Ivanovich Korsakov.«

      »Ehemals Speznas, richtig?«, erkundigte sich Carol und ordnete ihre Gedanken. »Scheint mir schon einmal auf unserem Radar aufgetaucht zu sein.«

      »Hundert Punkte. Ist er auch. Nach seiner Entlassung aus der russischen Armee in 2000 mauserte er sich zu einer Art Söldner mit engen Verbindungen zur russischen Mafia und einem halben Dutzend anderer ähnlich dubioser Organisationen in ganz Osteuropa. Seit dem Attentat auf den Finanzminister der Ukraine vor drei Jahren, mit dem er in Verbindung gebracht wird, war er verschwunden.«

      »Bis er vor zwei Tagen plötzlich in Philly wieder auftauchte.«

      Der Analyst nickte. »Ich gebe dir und Danny die Leitung in dieser Sache. Der DCIA hat für 0800 eine Telefonkonferenz anberaumt, in der wir Haskel und seinen Leuten berichten werden, was wir wissen. Sieh zu, dass wir irgendwas für ihn haben.«

      »Ist nicht sowieso das FBI dafür zuständig?«, fragte Carol und gestattete sich ein amüsiertes Lächeln in Bezug auf Carters Anspielung. FBI-Direktor Eric Haskel war in Langley alles andere als beliebt.

      »Das stimmt. Wir schnüren es wie ein großes Weihnachtsgeschenk zusammen und überreichen es ihnen. Wenn du es besonders hübsch zurechtmachst, werden vielleicht die Götter der Bürokratie in Zukunft auf uns herablächeln.«

       06:31 Uhr

      »Wann haben Sie Hamid Zakiri das erste Mal getroffen?«

      »2004«, antworte Harry knapp. »In Tikrit.«

      Ellsworth schüttelte den Kopf. »Ich meine das erste Mal, als Sie ihn rekrutierten. Oder war es genau andersherum? Sie waren dafür verantwortlich, dass er den Clandestine Service infiltrieren konnte. Was hat man Ihnen dafür im Gegenzug geboten? Geld?«

      Zorn flackerte in Harrys Augen auf und schwelte dort unter der Oberfläche. Ein weiterer Gefühlsausbruch würde ihm nichts nützen. »Er rettete mir im Irak das Leben. Ich hielt ihn für einen Patrioten – ich hielt ihn für einen von uns.«

      Der Generalinspekteur fuhr fort, als hätte Harry die Frage nicht beantwortet. »Haben Sie ihn nicht deswegen getötet? Damit nur einer von Ihnen den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen muss?«

      »Genug!« Harry sprang auf, hieb mit beiden Händen auf den Tisch und beugte sich zu Ellsworth herüber. Die Welt schien um die beiden Männer zusammenzuschrumpfen und beinahe konnte er die Angst im Atem des Bürokraten riechen, so wie den Alkohol. Das Gefühl war übermächtig, beinahe berauschend. Er hätte dem Mann im Handumdrehen das Genick brechen können, und sie beide wussten es. Nichts hätte ihn dann retten können.

      »Sie haben doch keine Vorstellung, wie es dort draußen ist, außerhalb dieser Wände«, flüsterte er mit einem drohenden Unterton in der Stimme. »Da draußen, wo ein Fehler mit dem Tod enden kann und nicht einfach nur mit einer Verwarnung und einem Klaps auf die Hand. Da draußen gibt es niemanden, dem Sie vertrauen können. Niemandem außer Ihrem Team. Und manchmal nicht einmal denen.«

      Hände ergriffen ihn am Arm und zogen ihn sanft auf seinen Stuhl zurück. Sicherheitsleute, wie ihm nach und nach bewusst wurde, während er den zitternden Ellsworth anstarrte. Vielleicht genügte es, aber es würde hier nicht aufhören. Vielleicht hörte es niemals auf …

       06:35 Uhr

       Virginia

      Der Mann rieb die Handflächen aneinander. Die Heizung des Toyota Corolla schaffte es kaum, die Kälte aus dem Wagen zu vertreiben. Es musste jeden Moment soweit sein, dachte er und warf einen Blick auf die Glock in der Seitentasche der Tür. Man hatte ihm versichert, dass die Waffe sauber wäre und man sie unmöglich zu ihm zurückverfolgen könne.

      Er ließ seinen Blick über den Parkplatz wandern und sah zu, wie ein State Trooper aus Virginia mit einem dampfenden Becher Kaffee in der Hand aus einem Gemischtwarenladen trat und zu seinem Streifenwagen zurückkehrte.

      Ein Gauner in Polizeistiefeln, dachte der Mann, ohne die Pistole an der Hüfte des Troopers aus den Augen zu lassen. Ihre Zeit würde noch früh genug anbrechen … und dann würde Amerika sich wieder erheben.

      »Er ist auf der Straße«, informierte ihn eine Stimme in seinem Ohr, und er griff nervös nach oben, um die Lautstärke seiner Bluetooth-Lautsprecher herunterzudrehen. Fast so, als hätte er Angst, dass die Polizei es hören könnte.

      Diesen Mann zu treffen … hatte seinem Leben einen neuen Sinn gegeben. Ein Ziel. Seit Jahren hatte er hilflos und frustriert mit ansehen müssen, wie sich die Globalisten zusammenfanden, Pläne schmiedeten und ihm sein neugefundenes Land wegnahmen. Dreiste Unternehmen


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