TAG DER ABRECHNUNG (Shadow Warriors 2). Stephen England

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TAG DER ABRECHNUNG (Shadow Warriors 2) - Stephen England


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dann war er in sein Leben getreten … ein Mann wie kein anderer, den er je gekannt hatte. Und alles, was er benötigte, war seine Hilfe.

      Wenn du eine Schlange bezwingen willst, dann stich ihr die Augen aus, hatte der Mann voller Weisheit erklärt. Voller Zuversicht.

       Und wer diente dieser Neuen Weltordnung als Augen? Die NSA, die CIA – und die Männer, die diese leiteten. Männer wie David Lay.

      »Bin unterwegs«, flüsterte er in seinen Ohrhörer, der Mund plötzlich ganz ausgetrocknet, und startete die Limousine. »Sic Semper Tyrannus.«

      Tod den Tyrannen.

      Es dauerte einen Moment, bis er die Stimme seines Freundes hörte – die bestärkende Stimme, die ihn auf seinem Weg führte. »Für die Freiheit, mein Bruder.«

       06:38 Uhr

       Auf der I-495 in der Nähe von Tyson’s Corner

       Virginia

      »Was sollte das denn bedeuten?«

      Der Fahrer erlaubte sich ein Lächeln, während er aus den getönten Fenstern des Dodge Durango auf den vorbeifahrenden Verkehr hinausblickte. Ihr Fahrzeug stand auf dem Seitenstreifen der Interstate. Ein abgenutztes T-Shirt hing flatternd im kalten Winterwind zwischen Tür und Fenster und signalisierte, dass der Wagen zurückgelassen worden war – vielleicht mangels Sprit oder wegen technischer Probleme.

      Oder wartete, was eher zutreffend war.

      »Nur so eine Redensart, Pavel«, antwortete der Fahrer und erhaschte für einen kurzen Moment den Blick seines Partners im Rückspiegel. Sieben Wochen der Planung, die sie nun zu diesem Tag geführt hatten. Kürzer, als es ihm persönlich lieb gewesen wäre … aber den Amerikaner zu rekrutieren hatte sich als einfachster Teil herausgestellt. Ein nützlicher Idiot.

      Völlig gefangen von seinen Fantasien über eine neue Weltordnung, mit ihm als Freiheitshelden, war ihm zu keinem Zeitpunkt der Gedanke gekommen, dass sie ihn nur benutzten. Dass er vielmehr nur ein Bauer in einem viel größeren Spiel war.

      Oder dass er in den nächsten zwanzig Minuten sterben würde.

       06:39 Uhr

       Virginia

      »Gerade wird ein Unfall mit zwei Fahrzeugen auf der Hauptroute gemeldet«, bemerkte Ramirez. »Offenbar ist jemand zu nah aufgefahren und ist dann auf dem Eis ins Rutschen gekommen. Diese saublöden Pendler.«

      Ein Lächeln huschte über Lays Gesicht. Der Schnee war gar nicht so schlimm, aber die Leute in Virginia waren nicht daran gewöhnt. Er hatte seine Jugend in Vermont verbracht und dort Autofahren gelernt. Da hatte es Schnee gegeben. »Dann nehmen wir die Alternativroute?«

      Der SEAL nickte. »Ist ein wenig länger, aber die andere wird durch den Unfall sicher verstopft sein. Außerdem sind wir sie seit zwei Tagen nicht mehr gefahren, also sollte es keine Probleme geben.«

      Typisch Ramirez, immer ganz auf die Sicherheit bedacht, dachte der DCIA bei sich. Es mochte Zeiten gegeben haben, in denen er die Bedenken einfach abgetan hätte. Aber nicht in diesen Tagen.

      Hinter ihnen fädelte sich der Toyota in den fließenden Verkehr ein. »Ich hab sie«, meldete der Mann über die kabellosen Kopfhörer seines Handys. Er zog die Glock aus der Seitentasche der Tür und legte sich die Waffe aus Polymer mit schwitzigen Fingern in den Schoß. Er verfluchte seine Angst. »Sie fahren die Route Drei entlang, dieselbe wie vor zwei Tagen. Was soll ich tun?«

      »Bleib einfach an ihnen dran«, hörte er die ruhige Stimme sagen. »Ich erkläre dir unterwegs alles. Alles wird gut.«

       06:43 Uhr

       Ein Appartement

       Manassas, Virginia

      Sein verschwommenes Bild im Spiegel war das erste, was Thomas Parker an diesem Morgen erblickte. Plötzlich drehte sich alles um ihn herum und er streckte die Hand aus und klammerte sich an den Rand des Waschbeckens.

      Eine Welle aus Übelkeit war über ihn geschwappt. Er würgte. Ihm war schlecht, sehr schlecht. Er griff nach dem Wasserhahn, drehte das kalte Wasser auf, ließ es sich über seine Hände laufen und spritzte sich etwas davon ins Gesicht. Über seinen schmerzenden Kopf.

      Es wäre leichter für ihn gewesen, wenn er tatsächlich krank gewesen wäre. Das Wissen, dass seine Kopfschmerzen und seine Übelkeit von zu viel Alkohol in der letzten Nacht herrührten, half jedoch wenig, dass er sich besser fühlte.

      So oder so musste er aber einen klaren Kopf bekommen, sonst würde er zu spät kommen. Die CIA wusste nichts von seinem Alkoholproblem, und dabei wollte er es auch belassen. Schließlich gehörte er einer Spezialeinheit an, und da wurden Fehler nicht toleriert. Denn Fehler konnten tödlich enden.

      Sein Blick wanderte zu dem Klebezettel an dem Spiegel und der Telefonnummer, die darauf notiert war. Der Nummer von Harrys Pfarrer. Nichols, sein Teamführer, wusste um sein Problem, und das war seine Lösung dafür gewesen.

      Thomas schnaubte verächtlich. Ja, und was für eine tolle Lösung! Als überzeugter Agnostiker, der er sein ganzes Leben über gewesen war, sah er keinen Sinn darin, seine Meinung diesbezüglich jetzt zu ändern. Der Verrat von Hamid Zakiri hatte seinen Zynismus nur noch stärker werden lassen. Genau wie sein Verlangen nach Alkohol.

      Sie hatten sich ein Appartement geteilt, er und Hamid, was eine gute Möglichkeit gewesen war, die Lebenshaltungskosten in den Außenbezirken von Virginia niedrig zu halten. Das war hauptsächlich Zakiri zugutegekommen, nicht ihm. Er war in den Jahren vor dem elften September Manager einer Fortune-500-Technikfirma gewesen und hatte sein Geld klug angelegt.

      So ziemlich die einzig kluge Sache, die er in seinem Leben getan hatte.

      »Thomas?« Ihre Stimme hörte sich heute Morgen schriller an. Er blickte in den Spiegel und sah eine Brünette mit zerzausten Haaren und in einem seiner Hemden in der Badezimmertür stehen.

      Betrunken hatte sie auch besser ausgesehen, realisierte er verärgert. An ihren Namen konnte er sich nicht mehr erinnern, wie überhaupt nur an sehr wenig von letzter Nacht. Die Agency würde ihm die Hölle heißmachen, wenn sie davon erfuhren.

      Die CIA, die mit Argusaugen über die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften wachte, war von One-Night-Stands noch weniger erbaut als die meisten Eltern. Was das anging, glich die Agency einem Elternpaar mit einem millionenschweren Sicherheitsbudget.

      Er senkte seinen Blick wieder in Richtung Waschbecken und versuchte ihre Stimme aus seinem Kopf zu verbannen. Er würde noch zur spät zur Arbeit kommen …

       06:51 Uhr

       Virginia

      »Ziel nähert sich, noch etwa fünfhundert Meter. Bist du bereit?«

      Sie spionieren uns hinterher, wir spionieren ihnen hinterher, pflegte der Mann zu sagen. Sie nehmen uns ins Visier … und wir sie. Alles, wovor Jones schon immer in Bezug auf die Schattenregierung gewarnt hatte, entsprach der Wahrheit. Die Tyrannen in Washington töteten seit Jahren Menschen … aber nun waren sie an der Reihe. Der Fahrer des Toyotas nickte nervös und überspielte seine Angst mit einem Lachen. »Ja. Ja, ich kriege das hin.«

      »Dann sei leise und konzentriere dich«, lautete die ruhige Antwort. »Ich werde dich leiten. Dreihundert Meter.«

      Für einen kurzen Moment nahm der Fahrer seinen Blick von dem Zielfahrzeug zwei Wagen voraus und sah noch einmal nervös auf die Glock hinunter. Er hatte noch nie einen Menschen getötet – aber hier ging es schließlich um Gerechtigkeit …

      »Zweihundert Meter«, verkündete die Stimme in seinem Ohr. Der Fahrer setzte den Blinker, trat hart aufs Gas und schoss auf die Überholspur.

      Defensives


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