G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner 1 – Western - G.F. Barner


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auf, Hundesohn! Los, wach auf! Hoch mit dir!«

      Sie rissen ihn mit zwei Mann hoch, der andere Mann, es war Harry Morris, schlug ihm rechts und links ins Gesicht. Dann kam auch Liza.

      »Ah, bist du munter, Mort? Na, wie fühlst du dich, du Narr? Ziemliche Überraschung gewesen, was?«

      »Mein Kopf – mein Kopf!« stöhnte Dillon.

      »Du wirst nicht mehr lange Kopfschmerzen haben«, spottete sie. »Bald merkst du gar nichts mehr. Willst du nicht wissen, was du falsch gemacht hast?«

      »Oaah, was… ist mir gleich – mein Kopf zerplatzt!«

      »Du Narr hast alle Lampen ausgemacht. Durch den Vorhang fiel das Licht aus meinem Arbeitszimmer immer auf die Wand des Mietstalles. Es fiel Perkins auf. Ich ließ das Licht immer brennen, das war vereinbart worden.«

      »Pech«, stöhnte Mort Dillon. »Pech für uns – mein Kopf!«

      Das ist es gewesen, dachte Dillon, das also. Verdammt, daran habe ich nicht gedacht.

      »Fall nicht um, sitz grade, Bandit!«

      Die Faust traf seinen Rücken. Er stöhnte, wimmerte und schwankte hin und her, aber nun blieb er sitzen. Das Schwanken würde sie täuschen. Sie hatten auch einen Fehler gemacht und würden ihn zu spät bemerken.

      »Weiter!« befahl Liza kalt. »Vorwärts, Burt!«

      Acht Minuten noch, dachte Dillon, dann sind wir da, wenn Slade die Wahrheit gesagt hat. In acht Minuten kann soviel passieren – ihr ahnt gar nicht, was alles passieren kann!

      *

      Dillon blickte auf das Wasser, den etwa zehn Schritt langen und in der Mitte drei Schritt breiten Spalt, in den das Wasser stürzte. Hier fiel der San Luis Creek über Felsen in eine Tiefe, die man nur erahnen konnte. Vor Dillon standen kaum noch Bäume bis zum Ende des Plateaus. Im Hochreiten – sie waren von Osten aus dem Tal hochgekommen, hatte er den Wasserfall auf halber Wandhöhe gesehen. Dort schoß es unter Gedonner über Klippen fünfundzwanzig Schritt tief in ein Becken.

      Charly glotzte auf den Spalt und zog den Kopf zwischen die Schultern, sein Gesicht war aschgrau, in den Augen saß die nackte Angst.

      »Nun, Mort?«

      Die Frau mußte schreien, damit er sie verstand. Sie hielt neben ihm und zeigte auf den Spalt.

      »Hier ist es zu Ende, Mort. Ich habe immer darüber nachgedacht, wie ich dich genauso spurlos verschwinden lassen könnte, wie du viele hast verschwinden lassen. Slade, erkläre es dem Narren!«

      Burt Slades hageres Gesicht war vollkommen ausdruckslos, als er neben Dillon hielt.

      »Dillon, wir wollten ihr nicht glauben, daß jemand kommen und sie aus dem Haus schaffen könnte. Wenn ich plötzlich verschwunden bin, sagte sie, dann wird mich Dillon niemals am Arkansas River entlang fortschaffen – er reitet dort, wo er seine Spuren verwischen kann und von niemand gesehen wird. Der beste Weg für jemand, der keine Spuren hinterlassen will, ist dieser am San Luis Creek entlang. Das Gelände ist schwierig, man kommt nicht schnell voran, aber Spuren sind binnen weniger Stunden tot. Miß Angel wollte, daß wir uns die Bergroute ansahen. Wir kannten euch nicht, Mister, jetzt kennen wir euch. Sie hatte recht, als sie uns nach Stellen suchen ließ, wo wir jemand blitzschnell erwischen konnten.«

      »Hör auf, ich will nichts hören!« keuchte Dillon.

      »Gleich habt ihr genug für immer«, fuhr ihn Slade an. »Ihr habt genau das getan, was sie uns gesagt hat. Ihr habt Glück gehabt, daß ihr noch lebt. Links vom Poncha Paß ist ein Holzfällercamp. Hätten wir geschossen, wären die Schüsse dort gehört worden. Ich hätte geschossen, aber sie hatte Befehl gegeben, das nicht zu tun. Ihr sollt verschwinden, als hätte es euch nie gegeben.«

      »Du widerst mich an!« ächzte Dillon. »Laß mich in Ruhe, Slade. Charly, reiß dich zusammen, jetzt ist es aus mit uns. Die Kerle werden uns in den Spalt werfen.«

      »Nein!« schrie Charly und zerrte an seinen Fesseln. »Ich will nicht sterben, ich will da nicht hinein. Liza, Liza, wir sind quitt, schone uns, Liza! Ich will nicht sterben, ich will nicht!«

      »Runter mit ihm!« sagte sie eiskalt vom Sattel aus. Sie zog ihr Pferd herum und ritt an den Spalt. Dann nahm sie die schwere Tasche vom Sattel hoch und hielt sie dem brüllenden, um sein Leben flehenden Charly entgegen. »Das wolltet ihr haben – das bekommt ihr! Los, Slade!«

      Slade war abgestiegen, Morris hielt jetzt Charlys Gaul und sah zu Perkins. Der packte Charlys linkes Bein, schnitt den Strick, mit dem es an den Bauchgurt gebunden war, los und gab dem nun heulenden Mann einen Stoß, daß er vom Pferd kippte, aber mit dem rechten Stiefel an der anderen Seite am Bauchgurt hängenblieb. Charly trat verzweifelt aus, er brüllte wie ein Stier, so daß das Pferd bocken wollte. Perkins konnte ihn gerade noch die andere Beinfessel zerschneiden.

      Dann sprang das Pferd zur Seite. Charly schlug hin, wollte hoch, aber Slade und Morris packten ihn, während Collins neben Morts Pferd, das er am Zaumzeug gepackt hielt, auf den sich verzweifelt mit den Beinen wehrenden Charly Dillon starrte.

      In diesen Sekunden achtete niemand auf den gebundenen Mort Dillon. Der Outlaw konnte nicht anreiten, da seine Beine fest an den Sattelgurt gebunden waren. Mit den auf dem Rücken gefesselten Händen war Dillon völlig ungefährlich für sie.

      Liza, die kälteste, berechnendste und gnadenloseste Frau, die Dillon jemals gekannt hatte, hob jetzt die Tasche hoch. Sie hatte sich die richtigen Galgenvögel für diese Arbeit ausgesucht, denn keiner zauderte das zu tun, was sie befohlen hatte.

      »Charly, sieh her, dafür habt ihr alles riskiert – und dafür stirbst du!« schrie sie ihm zu. »Hier, Charly!«

      Charly Dillon war kaum zwei Schritt von dem Spalt entfernt, als Morts Hände jäh in den hinteren Wulst des Sattels fuhren. Die Dillons hatten immer Mexican Stock Sättel geritten, deren geschwungener und hochreichender Rückenwulst gut gepolstert wie eine kleine Rückenlehne wirkte. Dieser Sattel war alt, die Nähte an vielen Stellen nachgenäht worden. So war es allen entgangen, daß auch die hintere Wulstnaht erneuert worden war.

      Mort Dillon hatte die Zeit genutzt, den Faden auf gut Handlänge herausgezogen und griff in die nun wie ein Maul aufstehenden Wulstberge hinein. Das Roßhaar hatte er längst beim Hinaufreiten­ herausgeworfen. Jetzt schoß seine Hand nach dem am unteren Leder angenähten Messer. Der blitzschnelle Druck preßte die Schnappklinge nieder, und dann schoß die Klinge auch schon heraus.

      Die Klinge ragte jetzt vier Zoll weit aus dem Sattel. Dillon hatte das Messer so angenäht, daß die Klinge senkrecht und die Schneide nach unten stand. Mit einem einzigen Schnitt zerfraß die rasiermesserscharfe Schneide den Strick von Dillons Handfessel. Und dann zuckte Dillons Rechte noch einmal in den Sattelwulst hinein.

      Als sie wieder zum Vorschein kam, lag der Revolver in ihr.

      »Charly!«

      Der scharfe, peitschende Schrei Dillons ließ Collins erschrocken herumfahren. Collins, der bis jetzt vier Männer im Auftrag anderer getötet hatte, sah noch, daß Charly Dillon bei dem Schrei seines Bruders die Beine einstemmte und sich mit fürchterlicher Kraft zurückwarf. Der Mann winselte nicht mehr um sein Leben. Slade und Perkins hatten schon geglaubt, daß seine Kräfte erlahmt waren.

      Jim Collins aber hatte den Kopf nun ganz herum – und er blickte mitten in den Achtunddreißiger in Dillons ausgestreckter Hand. Der Revolver war ihm so nahe, daß er ihn beinahe berührte. Dann kam das Brüllen mit dem Feuerstrahl und tötete Collins im Bruchteil einer Sekunde.

      Mort Dillons Revolver zuckte sofort herum. Blitzschnell schlug Dillon auf Morris an. Der Mann hielt Charlys Pferd, riß im Brüllen des ersten Schusses den Kopf herum und bekam die Kugel mitten in die Brust. Als er seine Hände um das Zaumzeug des Pferdes krampfte und einen gellenden Schrei ausstieß, ging der Gaul mit ihm durch. Das Pferd raste los, Morris wurde ein Stück mitgeschleift, bis das Pferd über die Kante des Steilhanges preschte. Hier erst ließ Harry Morris los. Er kollerte den Hang hinunter, während das Pferd an ihm vorbeiraste und verschwand.


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