Star Trek - The Next Generation: Kollateralschaden. David Mack
Читать онлайн книгу.unbeholfen zum Stehen kamen, murrend und mit klappernder Ausrüstung, als sie auf engstem Raum zusammenstießen. Ich konnte nicht verstehen, was sie sagten, aber ich war mir ziemlich sicher, dass sie sich stritten.
Dann setzten sie sich in Bewegung. Und sie kamen in meine Richtung.
Ich zog meinen Nalori-Blaster und stellte mich mit dem Rücken zur Wand.
Im Kopf hatte ich bis fünf gezählt, aber ich spürte nichts von der tröstenden Umarmung des ringförmigen Begrenzungsstrahls des Transporters. Hatte ich falsch gezählt? War mein Signal verzögert worden? Oder störten die Nausikaaner die Signalverstärker der Stadt?
Wenn dieses Rückruf-Signal nicht durchkommt, wird das ziemlich hässlich enden.
Durch dünner werdende Rauchschwaden sah ich die Nausikaaner – zuerst nur Schatten, dann Silhouetten. Ihre Umrisse wurden mit jedem Schritt, den sie in meine Richtung machten, schärfer.
Wie waren sie mir gefolgt? Durch schieres Glück? Oder waren ihre Helme besser ausgestattet, als sie aussahen? Ich fürchtete, ich würde es auf die harte Tour herausfinden.
Ich hob meinen Blaster und nahm den Anführer aufs Korn.
Mein Finger verkrampfte sich um den Abzug …
Ein dumpfes Druckgefühl, eine lähmende Umarmung. Der Begrenzungsstrahl. Ein paar Sekunden zu spät, aber gerade rechtzeitig, um meine Position zu verraten. Einfach großartig!
Ich war wie erstarrt. Jetzt meine Waffe abzufeuern, wäre Selbstmord gewesen – das geladene Plasma wäre im Begrenzungsstrahl gefangen gewesen, wo es ein paar Tausend Mal abgeprallt wäre und mich in ein gut durchgebratenes Stück Hackfleisch verwandelt hätte. Meine Sicht auf die Nausikaaner verblasste, während ich in schimmernde Partikel eingehüllt wurde, doch im letzten Moment vor dem Transport sah ich noch, wie der Anführer auf mich schoss. Sein Disruptorschuss prallte an dem Begrenzungsstrahl ab und traf den Nausikaaner hinter ihm.
Alles wurde weiß – und dann stand ich in der Transporternische meines Schiffs, eines heruntergekommen aussehenden mancharanischen Sternenhüpfers namens Tain Hu.
Der Begrenzungsstrahl ließ mich frei. Während ich meinen Blaster holsterte und aus der Nische hastete, um mich durch den Mittelgang zum Cockpit zu begeben, betete ich, dass noch immer genug Zeit blieb, um dieses Chaos wieder in Ordnung zu bringen. Ich kam gerade rechtzeitig dort an, um mitzubekommen, wie etwas, das nach einem nausikaanischen Schiff aussah, mit vollem Schub losschoss – direkt auf das Kraftfeld der Stadt zu.
Sind die irre? Wenn sie den Schild treffen, sind sie so gut wie …
Sengend weiße Blitze erhellten den Rand der Kamhawy-Kolonie an mehreren Stellen. Sekundärexplosionen folgten. Der normalerweise unsichtbare Energieschild flackerte einen Sekundenbruchteil lang golden, bevor er stotterte und ausfiel.
Leise fluchend, sah ich zu, wie die Angreifer davonschossen. Dann aktivierte ich die Sensoren der Tain Hu und konnte sie gerade lang genug auf deren Schiff ausrichten, um zu bestätigen, dass die Besatzung komplett aus Nausikaanern bestand – und dass sie die Husnock-Waffe an Bord hatten.
Ich sprang in meinen Pilotensessel und streckte den Arm aus, um den Antrieb der Tain Hu zu starten und die Bastarde zu verfolgen. Im nächsten Moment blockierte ein Kraftfeld den Eingangsbereich meiner Dockbucht. Es schimmerte in unheilvollem Rot, und mein Schiff bebte, als es rüde von einem Traktorstrahl erfasst wurde.
Eine automatische Nachricht aus dem Sicherheitsbüro der Stadt erschien auf meinem Statusmonitor.
Abriegelung erfolgt. Starts oder Landungen sind gegenwärtig verboten. Inspektionen bei allen angedockten Schiffen sind möglich. Bitte bleiben Sie, wo Sie sind, bis Sie weitere Anweisungen erhalten.
Ich seufzte. Großartig! Ich bin geliefert.
Es war davon auszugehen, dass die Signalkontrolle von Kamhawy alle regulären Subraumfrequenzen blockierte. Glücklicherweise – oder angesichts meiner misslichen Lage vielleicht auch nicht – funkte das verborgene Quanten-Komm-Gerät der Tain Hu auf keiner Frequenz, die die Station blockieren oder abfangen konnte. Ich aktivierte den Quantensendeempfänger und wählte den Kanal meiner Mitstreiter. Ich wusste, dass ihnen nicht gefallen würde, was ich ihnen zu melden hatte. Wie gewöhnlich.
Ein Hinweislämpchen leuchtete grün und bestätigte damit, dass der Kanal offen und gesichert war. »Exeget, hier ist Agonist. Hören Sie mich?«
Ich hatte mal gefragt, warum wir eigentlich Codenamen auf einem Kanal nutzten, der eigentlich unmöglich abzuhören sein sollte. Die Antwort hatte exakt meiner Erwartung entsprochen: Gehen Sie immer davon aus, dass jemand zuhört. Selbst wenn es unmöglich ist? Gerade dann.
Eine fröhliche Frauenstimme meldete sich über die Verbindung. »Hier Exeget. Sprechen Sie, Agonist.«
»Ich nehme an, Protektor hört mit?«
Eine kraftvolle Männerstimme antwortete. »Natürlich tue ich das. Wie ist Ihr Status, Agonist?«
»Operation Marrakesch ist schiefgegangen.«
»Was für eine Überraschung«, erwiderte Protektor. »Einzelheiten, bitte.«
Ich streifte verbrannte Haarüberreste von meinem Schädel. »Das Treffen wurde von nausikaanischen Banditen gestört. Gut bewaffnet, gut ausgebildet, und sie wussten, wonach sie suchten.«
Exeget stöhnte. »Oh nein! Bitte sagen Sie mir nicht, dass sie …«
»Die OPK mitgenommen haben? Ich fürchte doch. Einer von Kimas Leuten muss geredet haben.«
»Können Sie sie verfolgen?«, fragte Protektor.
»Negativ. Die Nausikaaner haben sich ihren Weg rausgeschossen und eine Menge Chaos hinterlassen. Ich sitze zusammen mit dem Rest der Stadt in einer Abriegelung fest – Gott weiß, für wie lange.« Ich überprüfte meine Sensorlogbücher. »Ihr letzter bekannter Flugvektor war zwei fünf acht zu zwölf. Aber sie könnten einfach überallhin unterwegs sein, und sie haben niemanden zurückgelassen, den ich befragen kann. Das heißt, die sind fein raus, und wir stehen dumm da.« Erschöpfung und der unvermeidliche Adrenalinsturz überwältigten mich, und meine Hände fingen an zu zittern. Es wurde höchste Zeit für einen ordentlichen Drink. »Also, was machen wir jetzt, Leute? Irgendwelche Vorschläge?«
Protektor klang nicht glücklich. »Für einen Mann, der soeben eine Husnock-Waffe verloren hat, die einen Planeten knacken kann? Ich empfehle Seppuku.«
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»Ein sauber erledigter Auftrag! Trinkt, meine Freunde!« Ich lasse eine halbe Flasche risanischen Wein meine Kehle hinunterfließen, schlucke und rülpse so laut, dass die Schotten wackeln. Dann lache ich, während Kradech mir auf den Rücken schlägt, und reiche die Flasche an Majaf weiter. Niemand schert sich darum, wie selten der Wein ist. Oder dass Risa genauso tot ist wie Nausikaa und dass dort niemals wieder Weintrauben wachsen werden. Wir wissen bloß, dass der Wein gut und reich an Ethylalkohol ist, der uns den Geschmack des Sieges versüßt.
Selbst unser junger Heißsporn Grendig feiert ausgelassen, und dieser Keebets wurde von meinem Querschläger erwischt. Er lehrt seine zweite Kanne tiburonianischen Schnaps und präsentiert Kiruna seine »Kampfwunde«. Sie ist ein doppelt so guter Scharfschütze, wie er jemals sein wird, aber sie lässt ihm seinen Spaß, denn für beide ist es schon eine lange Zeit her, seit sie die Gelegenheit hatten, sich mit jemandem zu paaren. Das scheint eine heiße Nacht zu werden. Ich bedaure schon jetzt ihre Kojennachbarn.
Drogeer bleibt wie immer in sich gekehrt. Er sitzt mit dem Rücken an die Wand gelehnt auf dem Deck und zieht sich narkotisierende Dämpfe durch seine flüssigkeitsgekühlte Pfeife rein, die im Moment auf Ferenginar der letzte Schrei ist. Die nebelhafte Droge passt zu unserem Venolar-Bruder. Sie macht ihn ernst. Vertieft seine Ruhe.
Ich? Ich halte mich an den Fusel.
Kradech kommt mit einem Paar Erdentrommeln aus seinem Quartier