Sophienlust Box 14 – Familienroman. Aliza Korten

Читать онлайн книгу.

Sophienlust Box 14 – Familienroman - Aliza Korten


Скачать книгу
freute sich Lieselott. »Das hätte ich kaum zu erwarten gewagt.«

      »Wir machen an heißen Tagen gern Eis, weil die Kinder es lieben. Es ist ja heutzutage keine besondere Mühe«, antwortete das Mädchen.

      »Ihre Schützlinge sind zu beneiden. Vielen Dank.«

      Lieselott nippte an dem hohen Glas, in dem sich Kaffee und Vanilleeis mit Sahne befand.

      »Ich habe Achim übrigens nicht gesagt, dass ich dich besuchen und mit dir sprechen will, Isolde.«

      »Und was hast du auf dem Herzen?« Ohne besondere Spannung oder Unruhe blickte die dunkelhaarige Frau die blonde an, die sich angelegentlich damit beschäftigte, ihren Eiskaffee umzurühren.

      »Es ist nicht ganz leicht, aber ich bin der Meinung, dass man mit Offenheit am besten zum Ziel kommt, Isolde. Immerhin kennen wir uns schon seit der Schulzeit.«

      »Ja, gewiss.« Isolde tappte völlig im Dunkeln.

      »Darf ich dich etwas fragen?«

      »Bitte!«

      »Wie stehst du heute zu Achim?«

      »Ist das wichtig?« Isolde zog sich – wachsam geworden – in sich selbst zurück. Ihr Gesicht wirkte nun starr und maskenhaft.

      »Ja, für Achim und mich schon«, erwiderte Lieselott mit Bedacht.

      »Für Achim und dich? Soll das bedeuten, dass ihr …« Isolde sprach nicht weiter. Ihr Gesicht zeigte auch jetzt keinerlei Bewegung.

      »Ich habe mich um ihn kümmern müssen«, erklärte Lieselott mit verhaltener Leidenschaft. »Irgendjemand musste es doch tun. Er ist ständig allein gewesen. Du hättest nicht fortgehen sollen.«

      »Ja, das habe ich auch schon gedacht, Lieselott.« Die müde, tonlose Entgegnung klang verwirrend.

      »Achim und ich verstehen uns sehr gut, Isolde. Man kann nichts dafür, wenn aus Freundschaft plötzlich mehr wird. Es kam, ohne dass wir uns dagegen wehren konnten.« Auch dies hörte sich fast wie eine Anklage gegen Isolde an.

      Isolde schwieg und nahm einen Schluck aus ihrem Glas. Sie fand das Getränk entsetzlich kalt. Mit einem leichten Erschauern stellte sie das Glas auf den Tisch zurück. Ihr Blick traf das Gemälde der alten Sophie von Wellentin. Nick hatte ihr von seiner Urgroßmutter erzählt, die eine warmherzige Frau mit einer starken Seele gewesen war. Sie hatte sich über Familienvorurteile hinweggesetzt und das getan, was ihr gerecht und richtig erschienen war.

      Gerecht und richtig … Musste sie auf Achim verzichten, wenn er mit Lieselott ein neues Glück finden konnte?

      »Achim denkt natürlich nicht daran, sich von dir zu trennen«, fuhr Lieselott leise fort. »Er meint, dass du krank bist und man dich schonen müsse. Vielleicht später einmal …«

      »Er wünscht die Scheidung?«, fragte Isolde geradezu.

      Lieselott fühlte sich ein wenig in die Enge getrieben. Es widerstrebte ihr, eine Sache, die so hässlich klang, ungeniert beim Namen zu nennen. Außerdem war zwischen ihr und Achim so klar noch nicht darüber gesprochen worden.

      »Du und er, ihr habt euch sehr weit voneinander entfernt, Isolde. Wie soll das weitergehen? Achim reibt sich auf. Er ist ein Mann, der mit beiden Füßen im Leben steht und eine Frau braucht. Als er dich hier besuchte, kam er sehr enttäuscht zurück, wenn ich dir das verraten darf.«

      Isolde nickte. »Ich weiß.«

      »Warum hast du dich nie um ihn bemüht?«, warf Lieselott ihr vor. »Ist er dir denn wirklich gleichgültig geworden?«

      »Muss ich dir darauf antworten?«

      Lieselott senkte den Blick. »Wenn

      er frei wäre, würden wir heiraten, Isolde.« Ihre Worte waren kaum zu verstehen.

      Isolde schaute noch einmal auf das Bild von Nicks Urgroßmutter. Sie fühlte sich hier in Sophienlust geborgen. Niemand würde sie fortschicken …

      »Wenn Achim es will, werde ich ihm keine Schwierigkeiten in den Weg legen«, hörte sie sich sagen und wunderte sich, dass ihre Stimme nicht einmal schwankte.

      Lieselott konnte ihre freudige Überraschung nicht ganz verbergen. Ihre Wangen färbten sich dunkelrot. »Das ist …, das ist sehr großzügig von dir«, brachte sie etwas heiser hervor. »Für uns wird dadurch die ganze Sache sehr viel unkomplizierter. Möglicherweise ist es für dich der richtige Ausweg aus deinen Schwierigkeiten. Du bist dann zu nichts mehr verpflichtet.«

      »Nein, ich bin dann zu nichts mehr verpflichtet.«

      Plötzlich wusste Lieselott nicht mehr, was sie sagen sollte. Sie trank von ihrem Eiskaffee und rutschte unruhig auf ihrem Sessel hin und her.

      »Deshalb bist du also hergefahren«, stellte Isolde gleichmütig fest.

      »Ja, man kann so etwas nicht schreiben und auch nicht am Telefon sagen. Irgendwie hab’ ich gespürt, dass du einverstanden sein würdest. Wir werden noch etwas Zeit verstreichen lassen. Achim wird sicher am besten wissen, wie man die Scheidung ohne viel Aufsehen regelt. Wie ist es eigentlich mit den Möbeln?«

      Lieselott merkte nicht, dass ihre Frage reichlich taktlos war. Doch seltsamerweise schien Isolde nicht gekränkt.

      »Die Möbel gehören uns gemeinsam, Lieselott. Aber ich würde wahrscheinlich darauf verzichten, weil ich sie nicht brauche. Es ist eben aus.«

      »Du musst das mit Achim besprechen«, besann sich Lieselott. »Es fiel mir nur so ein, weil alles passend für das Haus angefertigt worden ist.«

      »Ja.« Isolde hätte jetzt hinzufügen können, dass das Haus ihr persönlicher Besitz sei. Aber sie presste die Lippen zusammen und sagte nichts mehr.

      Wieder trat eine Pause ein, länger noch als die erste. Lieselott hatte erreicht, was sie wollte. Nun war es schwer, zu einem neutralen Gesprächsstoff zurückzufinden.

      »Ich sehe Achim am Montagabend«, erklärte sie schließlich mit einem Seufzer. »Dann kommt er aus Hamburg zurück. Ich hole ihn am Flughafen ab. Er wird dir danach wohl schreiben.«

      »Ja.« Isolde tat nichts, um es Lieselott zu erleichtern.

      »Ich bin sicher, dass er dir genauso dankbar sein wird wie ich. Heutzutage sieht man die Dinge so, wie sie sind, und macht um eine Scheidung kein Theater wie früher. Das ist vernünftig. Ich glaube, so hundertprozentig hat es zwischen Achim und dir nie gestimmt.«

      Nun stand Isolde auf. »Ich denke, du brauchst nicht weiter darüber zu sprechen«, schnitt sie der blonden Besucherin etwas abrupt das Wort ab. »Ich habe ja gesagt – sofern Achim mir den gleichen Wunsch vorträgt. Mehr wolltest du doch nicht.«

      »Ich möchte nicht so gehen, Isolde. Wir waren immer die besten Freundinnen. Kann das nicht so bleiben?«

      »Wir werden wohl nicht mehr oft Gelegenheit haben, uns zu sehen, Lieselott.«

      Die blonde Frau biss sich auf die Unterlippe. Das war nun doch, ob sie es wahrhaben wollte oder nicht, eine Abfuhr gewesen.

      »Wenn du dich beeilst, könntest du heute noch zurückfahren«, fuhr Isolde kühl fort. »Du hast sicher nicht geglaubt, dass es so schnell gehen würde. Das Zimmer im Gasthof kann ich absagen.«

      Nun stand auch Lieselott auf. »Du hast recht, es ist das Beste, wenn ich gleich losfahre.«

      Isolde öffnete die Tür des Biedermeierzimmers. »Bitte, Lieselott. Ich bringe dich noch bis zu deinem Auto.«

      »Nicht nötig, Isolde. Aber es sieht natürlich besser aus.«

      Sie gingen nebeneinander her, ohne sich anzusehen.

      »Gute Fahrt, Lieselott.«

      »Danke … und überhaupt … ich möchte mich bedanken. Du hast es mir leichtgemacht. Das ist anständig von dir.«

      Isolde hob die Schultern. Es war eine matte, resignierende Geste.


Скачать книгу