Die Rückkehr des Sherlock Holmes. Arthur Conan Doyle

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Die Rückkehr des Sherlock Holmes - Arthur Conan Doyle


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deutlich erkennbare Abdruck eines Daumens.

      »Betrachten Sie dies mit Ihrem Vergrößerungsglas, Mr. Holmes.«

      »Ja, das tue ich.«

      »Ihnen ist bekannt, daß keine zwei Daumenabdrücke sich gleich sind?«

      »Etwas dergleichen ist mir zu Ohren gekommen.«

      »Nun, würden Sie dann bitte diesen Abdruck mit diesem Wachsabdruck vergleichen, der auf meine Weisung heute morgen von McFarlanes rechtem Daumen genommen wurde?«

      Als er den Wachsabdruck dicht neben den Blutfleck hielt, brauchte man kein Vergrößerungsglas, um zu sehen, daß beide unzweifelhaft von demselben Daumen stammten. Für mich war erwiesen, daß unser unglücklicher Klient verloren war.

      »Das ist endgültig«, sagte Lestrade.

      »Ja, das ist endgültig«, echote ich unwillkürlich.

      »Es ist endgültig«, sagte Holmes.

      Etwas in seiner Stimme ließ mich aufhorchen, und ich wandte mich zu ihm um. Auf seinem Gesicht war eine außerordentliche Veränderung eingetreten. Es krümmte sich vor innerer Fröhlichkeit.

      Seine Augen strahlten wie zwei Sterne. Mir schien, er mühte sich verzweifelt, einen Lachkrampf zu unterdrücken.

      »Du liebe Zeit! Du liebe Zeit!« sagte er endlich. »Tja, nun, wer hätte das gedacht? Und wie trügerisch die äußere Erscheinung sein kann, wahrhaftig! Wie nett der junge Mann anzusehen war! Dies soll uns eine Lehre sein, unserem eigenen Urteil nicht zu trauen – nicht wahr, Lestrade?«

      »Jawohl, manche von uns neigen ein wenig dazu, ihrer Sache allzu sicher zu sein, Mr. Holmes«, sagte Lestrade. Die Frechheit dieses Mannes war unerträglich, obwohl wir sie ihm nicht verübeln konnten.

      »Welch glückliche Fügung, daß dieser junge Mann seinen rechten Daumen an die Wand drückte, als er seinen Hut vom Haken nahm! Freilich auch etwas sehr Natürliches, wenn man darüber nachdenkt.« Holmes war nach außen hin ruhig, aber sein ganzer Körper wand sich in unterdrückter Erregung, als er sprach. »Übrigens, Lestrade, wer hat diese bemerkenswerte Entdeckung gemacht?«

      »Die Haushälterin, Mrs. Lexington, lenkte die Aufmerksamkeit des Polizisten darauf, der hier Nachtwache hielt.«

      »Wo hielt sich dieser Polizist auf?«

      »Er hielt Wache in dem Schlafzimmer, wo das Verbrechen begangen wurde, damit dort nichts angerührt werde.«

      »Aber warum hat die Polizei diesen Abdruck nicht schon gestern gesehen?«

      »Nun, wir hatten keinen besonderen Grund, die Vorhalle sorgfältig zu untersuchen. Außerdem fällt die Stelle ja kaum auf, wie Sie sehen.«

      »Nein, nein, natürlich nicht. Ich nehme an, es besteht kein Zweifel, daß der Abdruck bereits gestern da war?«

      Lestrade sah Holmes an, als glaubte er, er hätte den Verstand verloren. Ich muß gestehen, daß ich selbst von seiner Heiterkeit und seiner ziemlich kühnen Bemerkung überrascht war.

      »Ich weiß nicht, ob Sie denken, McFarlane sei mitten in der Nacht aus dem Gefängnis hierher gekommen, um die Beweise gegen sich zu verstärken«, sagte Lestrade. »Ich überlasse es jedem Fachmann von der Welt, festzustellen, ob dieser Daumenabdruck von McFarlane stammt oder nicht.«

      »Es ist unstreitig sein Daumenabdruck.«

      »Na bitte, das genügt doch«, sagte Lestrade. »Ich bin Praktiker, Mr. Holmes, und wenn ich meine Beweise habe, komme ich zu meinen Schlüssen. Falls Sie noch etwas zu sagen haben: Sie finden mich im Wohnzimmer, wo ich jetzt meinen Bericht abfassen werde.«

      Holmes hatte seine Fassung wiedergewonnen, obwohl ich in seiner Miene noch immer einen Schimmer von Belustigung wahrzunehmen glaubte.

      »Meine Güte, Watson, welch überaus traurige Entwicklung, nicht wahr?« sagte er. »Und doch ist daran einiges Merkwürdige, das zu Hoffnungen für unseren Klienten Anlaß gibt.«

      »Das freut mich zu hören«, sagte ich von Herzen. »Ich fürchtete schon, es sei gänzlich vorbei mit ihm.«

      »So weit würde ich nun kaum gehen, mein lieber Watson. Tatsache ist, daß diesem Beweisstück, dem unser Freund soviel Bedeutung beimißt, ein einziger wirklich ernster Mangel anhaftet.«

      »Tatsächlich, Holmes? Welcher denn?«

      »Nur dies – daß ich weiß, daß dieser Abdruck nicht da war, als ich den Raum gestern untersucht habe. Und nun, Watson, wollen wir ein bißchen im Sonnenschein Spazierengehen.«

      Verwirrten Sinnes, doch mit einem Herzen, in das erwärmend ein wenig Hoffnung zurückströmte, begleitete ich meinen Freund auf einen Rundgang durch den Garten. Holmes besah sich das Haus eingehend von allen Seiten und untersuchte es mit großem Interesse. Dann begab er sich hinein und ging vom Keller bis zum Dachboden durch das ganze Haus. Die meisten Zimmer waren unmöbliert, gleichwohl aber inspizierte Holmes sie alle aufs genaueste. Im oberen Korridor, an dem drei unbewohnte Schlafzimmer lagen, wurde er schließlich wieder von einem Heiterkeitsausbruch gepackt.

      »Dieser Fall weist wirklich ein paar sehr einzigartige Züge auf, Watson«, sagte er. »Ich denke, es ist jetzt an der Zeit, daß wir unseren Freund Lestrade ins Vertrauen ziehen. Er hat sein kleines Lächeln auf unsere Kosten gehabt, und vielleicht können wir es ihm heimzahlen, falls meine Version des Falles sich als richtig erweisen sollte. Ja, ja; ich glaube, ich sehe, wie wir die Sache angehen müssen.«

      Der Scotland Yard-Inspektor war noch immer im Salon mit Schreiben beschäftigt, als Holmes ihn unterbrach.

      »Wenn ich nicht irre, verfassen Sie gerade Ihren Bericht über diesen Fall?« fragte er.

      »Allerdings.«

      »Halten Sie dies vielleicht nicht für ein wenig verfrüht? Ich kann mir nicht helfen, aber ich denke, Ihr Beweismaterial ist unvollständig.«

      Lestrade kannte meinen Freund zu gut, um seinen Worten keine Beachtung zu schenken. Er legte seine Feder ab und sah ihn neugierig an.

      »Was wollen Sie damit sagen, Mr. Holmes?«

      »Nichts weiter, als daß es einen wichtigen Zeugen gibt, den Sie noch nicht gesehen haben.«

      »Können Sie ihn beibringen?«

      »Ich denke schon.«

      »Dann tun Sie das.«

      »Ich werde mein Bestes tun. Wie viele Beamte haben Sie hier?«

      »Drei in Rufweite.«

      »Ausgezeichnet!« sagte Holmes. »Darf ich fragen, ob sie alle groß und stark sind und über kräftige Stimmen verfügen?«

      »Ich zweifle nicht daran, wenn ich auch nicht wüßte, was ihre Stimmen damit zu haben könnten.«

      »Vielleicht kann ich Ihnen helfen, dies einzusehen, wie auch einige weitere Dinge«, sagte Holmes. »Seien Sie so gut und rufen Sie Ihre Männer zusammen, dann werd ich's versuchen.«

      Fünf Minuten später waren die drei Polizisten in der Vorhalle versammelt.

      »Im Hintergebäude werden Sie eine beträchtliche Menge Stroh finden«, sagte Holmes. »Ich möchte Sie bitten, zwei Ballen davon hierherzubringen. Ich denke, dies wird uns am meisten dabei helfen, den von mir gesuchten Zeugen hervorzulocken. Recht vielen Dank. Ich nehme an, Sie haben ein paar Streichhölzer in der Tasche, Watson. Nun, Mr. Lestrade, möchte ich Sie alle bitten, mir in die obere Etage zu folgen.«

      Wie schon gesagt, befand sich dort ein breiter Flur, an dem drei leere Schlafräume lagen. Sherlock Holmes ließ uns alle an einem Ende des Flurs antreten; die Polizisten grinsten, und Lestrade starrte meinen Freund mit einem Gesicht an, über das Verwunderung, Erwartung und Spott einander jagten. Holmes stand vor uns mit der Miene eines Zauberkünstlers, der einen Trick vorführen will.

      »Würden Sie freundlicherweise einen Ihrer Beamten zwei Eimer Wasser holen lassen? Legen Sie das Stroh


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