Die tanzenden Männchen. Arthur Conan Doyle

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Die tanzenden Männchen - Arthur Conan Doyle


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seinem Vater.«

      »Pflegen Sie die Briefe an Ihre Zöglinge zu öffnen?«

      »Nein.«

      »Woher wissen Sie dann, daß der Brief von seinem Vater war?«

      »Weil der Umschlag das Wappen des Herzogs trug, und weil die Adresse, wie ich an der Handschrift sah, von ihm selbst geschrieben war.«

      »Wie lange vorher hatte er keine Briefe erhalten?«

      »Mehrere Tage nicht.«

      »Ist je ein Brief aus Frankreich an ihn gekommen?«

      »Nein, niemals.«

      »Sie werden an meinen Fragen merken, worauf ich hinaus will. Entweder ist der Junge mit Gewalt entführt worden, oder er ist freiwillig gegangen. Im letzteren Fall muß von außen auf ihn eingewirkt worden sein, denn ein Knabe von zehn Jahren tut so etwas nicht aus eigenem Antrieb. Wenn er nun keinen Besuch gehabt hat, so muß diese Einwirkung schriftlich ausgeübt worden sein. Aus diesem Grund erkundige ich mich nach seinem Briefwechsel.«

      »Ich fürchte, daß ich Ihnen darüber wenig sagen kann. Soviel mir bekannt ist, war der Vater sein einziger Korrespondent.«

      »War das Verhältnis zwischen Vater und Sohn ein herzliches?«

      »Seine Hoheit ist gegen niemanden besonders freundlich. Er wird vollständig von den großen politischen Fragen in Anspruch genommen und hat für die gewöhnlichen menschlichen Regungen nichts übrig. Aber in seiner Art war er gegen den Knaben immer gut.«

      »Trotzdem waren die Sympathien des Kindes auf Seiten der Mutter?«

      »Ja.«

      »Sagte er das selbst?«

      »Nein.«

      »Der Herzog doch nicht?«

      »Gott behüte, auf keinen Fall.«

      »Woher wissen Sie's dann?«

      »Ich habe ein paar vertrauliche Unterredungen mit dem Sekretär des Herzogs, Herrn Wilder, gehabt und in deren Verlauf über die Herzensneigung des jungen Lords Aufschluß bekommen.«

      »Ich verstehe. Ist übrigens der letzte Brief des Herzogs, nachdem der Junge fort war, in seinem Zimmer gefunden worden?«

      »Nein; er hatte ihn mitgenommen. – Ich glaube, Herr Holmes, es ist Zeit, daß wir aufbrechen.«

      »Ich will einen Wagen bestellen. In einer Viertelstunde werden wir Ihnen zu Diensten sein. Falls Sie nach Hause telegraphieren, Herr Direktor, so tun Sie nur so, als ob wir noch die Spur in Liverpool weiter verfolgen wollten. Unterdessen werde ich in aller Stille ganz in Ihrer Nähe arbeiten, und möglicherweise gelingt es zwei so alten Spürhunden wie Dr. Watson und mir, die Fährte Ihrer zwei Flüchtlinge doch noch auszuschnüffeln.«

      Gegen Abend erreichten wir das Heim des Herrn Huxtable; es war schon dunkel, als wir die berühmte Anstalt betraten. Im Hausflur auf einem Tisch lag eine Visitenkarte, und der Diener flüsterte seinem Herrn etwas ins Ohr, worauf uns dieser sehr erregt mitteilte, daß der Herzog und sein Sekretär, Herr Wilder, im Sprechzimmer warteten.

      »Kommen Sie mit, meine Herren,« fuhr er dann fort, »ich werde Sie sogleich vorstellen.«

      Ich kannte natürlich die Bilder des berühmten Staatsmannes sehr wohl, aber er sah in Wirklichkeit ganz anders aus. Er war ein schlanker, stattlicher Herr mit langem, aristokratischem Gesicht und einer Nase von seltener Krümmung und Länge; seine Kleidung war sehr sorgfältig. Die kreideweiße Gesichtsfarbe trat durch den langen, hellroten Vollbart noch stärker hervor. Er sah uns streng an. Neben ihm stand sein Privatsekretär, ein blutjunger Mann, klein und gewandt, mit klugen hellblauen Augen und lebhaftem Gesichtsausdruck. Er eröffnete auch sofort die Unterhaltung; sein Ton war schneidend und bestimmt.

      »Ich kam bereits heute früh in Ihre Wohnung, Herr Direktor, leider zu spät, um Ihre Reise nach London zu verhindern. Ich hörte, daß der Zweck derselben war, Herrn Sherlock Holmes den Fall zu übergeben. Seine Hoheit ist ungehalten darüber, daß Sie diesen Schritt getan haben, ohne vorher seine Einwilligung einzuholen.«

      »Als ich erfuhr, daß die Polizei eine falsche Fährte verfolgte –«

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