ARKADIA. Bernhard Kempen

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ARKADIA - Bernhard  Kempen


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habe …

      »Danke für das Angebot«, entgegne ich freundlich, »aber meinem Chef wird es überhaupt nicht gefallen, wenn ich mich auf seine Kosten aus dem Staub mache.«

      »Wenn du wirklich hierbleiben möchtest«, wirft Carl ein, »würden wir dir über alle finanziellen Probleme hinweghelfen, bis du auf Arkadia Fuß gefasst hast.«

      »Ich könnte nie wieder als Reporter arbeiten, wenn ich eurem Verein beitreten würde!«, protestiere ich.

      »Unsere Agentur Arkadia News würde einen erfahrenen Journalisten wie dich bestimmt mit Kusshand für die Öffentlichkeitsarbeit übernehmen«, sagt Carl.

      Ich werfe ihm einen skeptischen Blick zu. »Ich kann mir gut vorstellen, dass ihr jemanden gebrauchen könntet, der euer Image für den Rest des Universums aufpoliert. Ihr wärt bestimmt nicht so großzügig, wenn ich beispielsweise Modedesigner wäre.«

      »Dann könntest du immer noch für unsere Theatergruppe arbeiten«, erwidert Rocky.

      Diese Arkadier lassen sich offenbar durch nichts aus der Fassung bringen.

      »Ich glaube kaum, dass du dich anschließend auf die faule Haut legen würdest, aber selbst dann hättest du keine Repressalien zu befürchten«, erklärt Carl. »Niemand wird gezwungen, für seinen Lebensunterhalt zu arbeiten, aber knapp neunzig Prozent der erwachsenen Arkadier erzielen eine Produktivitätsrate, die zumindest für die Deckung der Grundbedürfnisse ausreicht.«

      »Habt ihr Karl Marx posthum zum Ehrenbürger von Arkadia ernannt?«

      »Karl Marx hatte einen Bart!«, erwidert Rocky mit gespielter Abscheu. »Außerdem konnte seine Theorie nicht funktionieren, weil er die Natur der menschlichen Sexualität völlig verkannt hat.«

      »Aber es muss doch zumindest ein paar Verbrecher, Perverse und Schmarotzer auf Arkadia geben! Habt ihr sie irgendwo eingesperrt oder zur Erde zurückgeschickt?«

      »Selbst dort werden solche Methoden nicht mehr angewandt«, sagt Carl. »Und auf Arkadia schöpfen wir alle psychiatrischen und gentechnischen Möglichkeiten aus, um Verhaltensstörungen zu behandeln. Frag Rocky! Es war keine Übertreibung, als ich sie vorhin als Koryphäe auf diesem Gebiet bezeichnet habe.«

      »Ach, du sollst mir doch nicht schmeicheln, Carl!«, erwidert Rocky mit geradezu tuntenhafter Geziertheit.

      »Sogar ich muss zugeben, dass du rundum gelungen bist«, sagt Carl. »Du bist und bleibst das beste Beispiel für dein Können.«

      »Die Geschmäcker sind verschieden, wie es scheint«, sagt Thela mit säuerlicher Miene. »Ich würde trotzdem einen richtigen Mann vorziehen.«

      Rocky neigt den Kopf und wirft hinter ihrem Schreibtisch einen Blick nach unten. »Vorhin hast du gesagt, du könntest möglicherweise Gefallen an ihm finden«, sagt sie mit enttäuschtem Unterton in der Stimme.

      »Damit habe ich nur ihn gemeint«, erwidert Thela.

      »Ich glaube, ich kann euch beiden nicht mehr folgen«, sage ich.

      »Meint ihr, ich sollte jetzt mein kleines Geheimnis lüften?«, fragt Rocky und sieht abwechselnd Thela und Carl an.

      »Nur zu«, wird sie von Carl ermuntert.

      »So etwas hast du bestimmt noch nicht gesehen, Adrian«, bemerkt Thela mit einem zwiespältigen Lächeln.

      »Also gut«, sagt Rocky, stemmt mit theatralischer Übertreibung die Hände auf die Tischplatte und erhebt sich. Gemessenen Schrittes kommt sie um den Schreibtisch herum und baut sich mit unübersehbarem Stolz vor mir auf.

      Jetzt sehe ich, worauf sie und Thela vorhin angespielt haben – was hinter dem Schreibtisch meinen Blicken bislang verborgen geblieben ist. Zwischen den Beinen verfügt … sie? … über eine unzweideutig männliche Ausstattung.

      Sie – der Einfachheit halber bleibe ich mal bei diesem Pronomen – genießt meine Verblüffung und wippt gleichzeitig mit den Brüsten und dem Schwanz.

      »Faszinierend«, sage ich.

      »Das ist noch längst nicht alles!«, verkündet Rocky dann und spreizt ein wenig die Beine. »Schau ganz genau hin!«, fordert sie mich auf.

      Rocky greift sich zwischen die glatten Schenkel und zieht den Sack nach oben. Sie muss diesen Auftritt genau geplant haben, denn sie hat keineswegs zu viel versprochen. Unter den Eiern kommen unzweifelhaft weibliche Organe zum Vorschein.

      »Alles ist uneingeschränkt funktionstüchtig«, versichert sie mir und spreizt die Scheidenlippen weit auseinander, um mir ihre Vagina zu zeigen. »Der Penis ist im Prinzip nur eine Hypertrophie, eine monströse Vergrößerung der Klitoris, während ich für das Skrotum einen Teil der großen Labien umgewandelt habe.«

      »Eine vielseitig verwendbare Ausrüstung«, bemerke ich und blicke auf. »Wenn ich dich richtig verstanden habe, bist du als Mädchen auf die Welt gekommen.«

      »Ja«, sagt Rocky und hockt sich auf die Schreibtischkante. »Eine solche Umwandlung – oder eine derartige Vervollkommnung, wie ich sie nennen möchte – ist bei Frauen wesentlich einfacher, da sie biologisch viel weiter als Männer entwickelt sind. Man muss nur einige genetische Anlagen aktivieren, die ohnehin vorhanden sind. Die männlichen Sexualgene dagegen haben sich so stark zurückgebildet, dass sie erst einmal rekonstruiert werden müssen, bevor der eigentliche Wachstumsprozess beginnen kann.«

      »Und?«, frage ich nach. »Sind das theoretische Überlegungen, oder ist es dir bereits gelungen, einem Mann auf diese Weise zur Vollkommenheit zu verhelfen?«

      »Daran arbeite ich noch«, sagt Rocky grinsend. »Falls du interessiert bist – ich suche verzweifelt nach Versuchskaninchen!«

      »Danke für das freundliche Angebot«, erwidere ich mit säuerlicher Miene. »Aber ich glaube nicht, dass ich mich damit anfreunden könnte.«

      »Ich wollte dir auch nur einen kleinen Eindruck verschaffen, was wir alles bewerkstelligen können«, sagt Rocky. »Falls du dich wegen irgendwelcher körperlichen Makel schämen solltest – ich weiß ja nicht, was du unter deiner Kleidung versteckst –, könntest du dich auch damit vertrauensvoll an mich wenden.«

      Ich werde den Teufel tun und dieser Schwuchtel mein kostbarstes Stück in die Hände legen! Nicht dass ich etwas zu verbergen hätte, wie Sie jetzt vielleicht glauben. Nein, in dieser Hinsicht bin ich wirklich rundum zufrieden.

      »Keine Sorge«, sage ich. »Mit mir ist alles in Ordnung. Thela wird es dir sicherlich gern bestätigen.«

      »Dein Arsch könnte etwas knackiger sein, aber ansonsten kann ich mich nicht beklagen«, sagt sie grinsend.

      »Heißt das, ihr beiden habt … miteinander gevögelt?«, schlussfolgert Rocky messerscharf.

      »Frank weiß Bescheid«, wirft Thela ein. »Er hat nichts dagegen.«

      »Du bist viel zu schade, um dich nur an einen einzigen Partner zu verschwenden«, sagt Rocky lächelnd. »Außerdem sollen diese Weltraumflüge ja ziemlich langweilig sein.«

      »Dafür sind die Betten im Raumschiff leider nicht sehr bequem«, erwidert Thela. »Ich habe mir einmal den Fuß verstaucht, und Adrian hatte nach einer besonders heftigen Nummer drei Tage lang Rückenschmerzen.«

      »Thela!«, versuche ich, ihren Mitteilungsdrang zu zügeln.

      »Und wie schneiden die Arkadierinnen im Vergleich mit den überall behaarten Erdenfrauen ab?«, möchte Rocky von mir wissen. Es klingt, als würde ihr diese Vorstellung einen gruseligen Schauer über den Rücken jagen.

      »Abgesehen von Thela, die ja noch keine ›richtige‹ Arkadierin ist, hatte ich noch nicht das Vergnügen, mir diesbezüglich ein Urteil zu bilden«, erwidere ich gelassen.

      »Wenn du möchtest, werde ich heute Abend bei dir vorbeischneien«, schlägt sie vor. »Ich verspreche dir, dass es eine unvergessliche Nacht wird.«


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