Abnehmen garantiert. Dr. Petra Bracht
Читать онлайн книгу.aber leider – wie genetisch eingebaut – nur bei ursprünglichen und nicht bei industriell veränderten Lebensmitteln. Das heißt: Der Appetit auf Süß kann durchaus gesund sei.
Er meint aber Ananas oder Banane und nicht Schokolade und Kuchen.
Auf Speichern programmiert
Als wäre das noch nicht genug, bekommt unsere »Esslust« auch noch Unterstützung von einer Art »Faulheitsgen« in Form eines fest in uns eingebauten Energiesparprogramms, das uns immer wieder zuflüstert: »Bleib liegen, spar deine wertvolle Energie, wer weiß, wann es wieder was zu essen gibt.« Denn genau das half über Jahrtausende, auch in Zeiten zu überleben, in denen eine regelmäßige, ausreichende Ernährung nicht gesichert war.
In Kurzform lautete die Devise des Körpers also: Futtern und speichern, was das Zeug hält. Deshalb ist jede Bemühung, das Gewicht zu reduzieren, eine Anstrengung gegen unsere eigene Biologie und fühlt sich nicht selten an wie ein Kampf gegen Windmühlen.
DIE VERFÜHRUNG IST GROSS – UND SUBTIL
Wir leben heute, zumindest in den Industrienationen, im Zeitalter der Fülle – oder, wie ich es lieber bezeichne, im Überflusszeitalter. Auch in puncto Essen mangelt es uns an nichts: Allein die Zahl der täglichen Mahlzeiten hat um 25 Prozent zugenommen. Mit menschlich fortschrittlicher und gesunder Ernährung hat all das aber längst nichts mehr zu tun. Vieles, was wir essen, steckt voller Zucker, trieft vor Fett, wird mit Unmengen Salz und Aromen »verfeinert«, künstlich gefärbt und haltbar gemacht. Seit den 1980er-Jahren stieg der Zucker- und Fettgehalt in den Lebensmitteln stetig an, wodurch pro Mahlzeit still und heimlich immer mehr Kalorien zusammenkamen. Gleichzeitig konnte die Lebensmittelindustrie erstmals Fertignahrungsmittel in Massen herstellen, was, das darf man nicht vergessen, stets mit einer minderwertigen Qualität der Nahrung einhergeht.
Fleisch wurde in den vergangenen Jahrzehnten immer billiger – und qualitativ immer minderwertiger. Verantwortlich dafür ist die zunehmende Massentierhaltung, die mit unendlichem Tierleid und der weltweiten Zerstörung von Ressourcen einhergeht.
Dass so viele trotzdem bedenkenlos zugreifen, liegt auch an der großen Verführungskraft der Lebensmittelindustrie. Seit den Wirtschaftswunderjahren werden in Radio, TV und Printmedien, neurdings auch im Internet verstärkt Lebensmittelprodukte beworben.
Schon die Jüngsten werden von den Marketingstrategien der Lebensmittelindustrie als Kunden erkoren. Psychologen zeigen den Unternehmen, wie man Kinder – und über sie auch ihre Eltern – zu bestimmten Kaufentscheidungen manipuliert, insbesondere bei Nahrungsmitteln. Das funktioniert hervorragend. Schließlich werden unser Verhalten und somit auch unsere Kaufentscheidungen bis zu 95 Prozent vom Unterbewussten gesteuert.
Als besonders gewinneinbringend galten und gelten minderwertige Nahrungsmittel mit hohem Zucker- und Fettgehalt. Sie liegen deswegen hoch im Kurs und werden mit riesigen Geldsummen beworben. Auch in den Supermärkten bekommen diese Produkte Spitzenplätze: Süßwaren, Chips und Softdrinks stehen in der ersten Reihe – und wie »zufällig« immer auf Augenhöhe.
Im Vergleich zu Fertignahrung, zu Zucker und zu Fleisch aus Massentierhaltung sind die Preise für Obst und Gemüse unverhältnismäßig gestiegen. Diese »echten« Lebensmittel sind für die Lebensmittelindustrie ja auch völlig uninteressant. Sie haben nur eine geringe Haltbarkeit, ihre Anzucht ist auch zeitaufwendig und die Logistik der Verteilung ist mit einem erheblich größeren Aufwand verbunden als bei ewig haltbaren, verpackten »Scheinlebensmitteln«. Daher werden frische Lebensmittel auch nicht groß beworben. Oder haben Sie schon einmal einen Werbespot für die Ballaststoffe in Hülsenfrüchten gesehen oder für sekundäre Pflanzenstoffe in Salat?
SIE KÖNNEN NICHTS DAFÜR!
Fällt Ihnen etwas auf? Genau: Sie sind nicht selbst schuld daran, dass Sie dick sind. Sie können nichts für Ihr Übergewicht. Lassen Sie sich das bitte von niemandem einreden. Sie leben einfach nur so, wie es die menschliche Biologie von Ihnen erwartet. Sie sind also weder blind noch ignorant. Was Ihnen fehlt, ist das Wissen um die Zusammenhänge, nämlich wie Sie mit zunehmendem Verstehen diesen »instinktiven« Verhaltensweisen immer mehr den Rücken kehren können.
Und damit wären wir auch schon bei einem, wenn nicht dem wesentlichen Punkt dieses Ratgebers: Ich garantiere Ihnen, dass Sie mit ihm Ihr Wunschgewicht dauerhaft erreichen können. Warum ich da so sicher bin? Weil unser Körper genau nach diesen Prinzipien funktioniert. Allerdings kann ich Ihnen weder versprechen, dass es einfach ist, noch dass es eine Sache von ein paar wenigen Tagen ist. Und genauso wenig geschieht Abnehmen leider im Schlaf. Was ich aber mit gutem Gewissen sagen kann: Wenn Sie sich an die Empfehlungen in diesem Buch halten, werden Sie Ihre Ernährungsauswahl und damit auch Ihr Leben bald wieder selbst in der Hand haben. Sie sind dann nicht weiter Sklave von Instinkten, Verführungen und subtilen Werbestrategien, sondern können endlich (wieder) frei entscheiden. Es ist das ureigene Privileg von uns Menschen, einen freien Willen zu besitzen. Und dieses Privileg können Sie nutzen, indem Sie Ihren Willen einsetzen und sich für ein normales Gewicht und die bestmögliche individuelle Gesundheit entscheiden.
Die Lösung: Wissen und verstehen
Solange Sie nicht über das entsprechende Wissen verfügen, nichts von den Fallstricken ahnen, denen wir heutzutage ständig ausgeliefert sind, und nicht wissen, wie Sie sich die vielen wissenschaftlichen Forschungsergebnisse zunutze machen können, lässt sich dem Übergewicht schwer entgegentreten.
Es geht in diesem Buch daher nicht nur um die fünf großen Ernährungsfragen: was, wann, warum, wie und wie viel. Ich möchte Ihnen auch zeigen, wie uns das körpereigene Belohnungssystem in der Hand hat und was Sie tun können, um die Psyche mit ins Boot zu holen. Warum das Thema Bewegung nicht ausgelassen werden kann. Und warum es Sie glücklich macht, endlich einen ehrlichen und gangbaren Weg gefunden zu haben, der Sie schnurstracks zu Ihrem Wunschgewicht führt. Eins ist sicher: Es wird sehr spannend.
Wissen ist allerdings vor allem dann machtvoll, wenn Sie es mit neuen Gewohnheiten paaren. Denn dann gelingt Ihnen etwas, was mehr als die übergewichtige Hälfte der Bevölkerung braucht: Sie können damit Ihre eigentlich gesund erhaltende Genetik korrigieren, sich bewusst für Ihr Wunschgewicht entscheiden, endlich nachhaltig abnehmen und damit für ein langes, gesundes und damit einhergehend glückliches Leben sorgen. Ist das nicht ein wundervoller Ausblick?
WARUM HERKÖMMLICHE ABNEHMMETHODEN NICHT FUNKTIONIEREN
Es gibt Hunderte von Diäten, und doch haben die meisten eins gemeinsam: Sie scheitern so gut wie immer – und zwar immer dann, wenn »Diät« als Synonym für »Schlankheitskur« benutzt wird und vorgaukelt, das Problem mit dem Übergewicht in wenigen Wochen oder sogar nur in ein paar Tagen lösen zu können. Dabei bedeutet »Diät« ursprünglich etwas ganz anderes: Der Begriff stammt aus dem antiken Griechenland und stand für eine gesunde Lebens- und Ernährungsweise. Erst seit einigen Jahren wird er im deutschsprachigen Raum wieder wie ursprünglich gedacht auch für bestimmte Kostformen zur Gewichtsreduktion und zur Behandlung von Krankheiten verwendet.
Insbesondere Frauen verbinden »Diät« aber nach wie vor mit zwei ganz bestimmten Wörtern: schlank und schön. Und jedes Jahr gibt es neue verheißungsvolle Angebote, die angeblich dabei helfen, diesem Schönheitsideal näher zu kommen. Doch die Realität schaut anders aus. Denn egal ob sie nur noch Ananas essen, komplett auf Kohlenhydrate verzichten oder die tägliche Kalorienzufuhr auf 500 herunterschrauben: Die meisten Abnehmwilligen scheitern an solchen Trenddiäten und Ernährungskonzepten – leider oft auch gerade deshalb, weil sie es immer wieder versuchen. Woran das liegt? In erster Linie daran, dass es biologisch schlicht und ergreifend unmöglich ist, einen »eingeschlafenen« Fettstoffwechsel in kurzer Zeit derart massiv zu aktivieren, dass tatsächlich so viel Fett verbrannt wird. Je nach Art der Diät kann es zwar durchaus zu beeindruckenden Gewichtsverlusten kommen. Aber meistens verliert der Körper einfach nur