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SACHE MIT DEM JO-JO-EFFEKT

      Wenn so eine Radikaldiät über einen kurzen Zeitraum angewendet wird, passiert an sich nicht viel. Das kommt erst, wenn die Leute zunächst eine Weile durchhalten, die Diät aber dann aus Frust darüber, dass sich ab einem bestimmten Punkt nichts mehr tut, wieder abbrechen.

      Durch die einseitige oder stark kalorienreduzierte Ernährung hat ihr Stoffwechsel in einen Noterhaltungsmodus auf Energiesparflamme geschaltet, um alle seine Funktionen aufrechtzuerhalten. Jede Kalorie wurde maximal ausgenutzt – was im Übrigen auch erklärt, warum sich so viele während einer solchen Diät ausgelaugt und schlapp fühlen.

      Wer jetzt wieder »normal« isst, führt seinem Körper damit deutlich mehr Energie zu, als er im Energiesparmodus benötigt, und mit dieser überschüssigen Energie werden erst einmal die Fettdepots neu befüllt. Das alte Gewicht ist also schneller wieder da als gedacht. Sehr oft klettert die Anzeige auf der Waage sogar noch höher als zuvor.

      Jahrtausendelang war genau das Motto »Fat first« ein wichtiger Überlebensmechanismus. Schließlich ist Fett der wichtigste Energiespeicher des Körpers und die Menschen waren so gut für die nächste Hungerperiode gewappnet. Da wir heute aber nicht mehr hungern müssen, kommt es durch derartige Diäten schnell zum gefürchteten Jo-Jo-Effekt: hungern, abnehmen, normal essen, zunehmen, hungern, abnehmen, normal essen, zunehmen …

      Und noch etwas kommt dazu: Wenn Sie abnehmen wollen und weniger essen, bekommt Ihr Körper nicht so viel Energie wie gewohnt. Er wird daher zum »Selbstversorger« und greift auf seine eigenen Reserven zurück. An sich macht er also genau das, was Sie sich wünschen. Allerdings geht es den ungeliebten Fettpolstern dabei als Letztes an den Kragen. Zunächst sind die leicht verfügbaren Kohlenhydrat- und Eiweißdepots dran. Da fast 60 Prozent des gesamten Körpereiweißes im Muskelgewebe gespeichert sind, geht während einer herkömmlichen Diät also sehr viel Muskelmasse verloren – und durch diesen Verlust sinkt der Grundumsatz abermals: Der »ausgehungerte« Körper bräuchte noch weniger Energie als ohnehin schon. Wird nun wieder »normal« gegessen, fehlen die Muskeln, die die Energie aus der Nahrung verbrennen. Die Folge auch hier: Was zu viel ist, landet in den Fettzellen und wird zu neuen Speckpölsterchen.

      BESONDERS GEFÄHRLICH: KETOGENE DIÄTEN

      Besonders im Trend liegen aktuell sogenannte Low-Carb-Diäten, die den Stoffwechsel umschalten und so das Fett zum Schmelzen bringen sollen. Die Idee dahinter: Der Körper soll die Energie, die er normalerweise aus dem Zucker in Kohlenhydraten gewinnt, anderweitig aufbringen – vorwiegend aus Fett. Dieses kann in der Leber in sogenannte Ketonkörper umgewandelt werden, die anschließend anstelle des Zuckers zur Energiegewinnung dienen. Diese Form der Energiegewinnung wird als Ketose bezeichnet.

      Ein weiterer angeblicher Vorteil von Low-Carb- und Ketodiäten: der niedrige Blutzuckerspiegel. Viel Zucker im Blut reißt auch den Blutinsulinspiegel nach oben – und Insulin verhindert, dass sich Fettsäuren aus dem Fettgewebe abspalten. Es blockiert also die Fettverbrennung und unterstützt stattdessen die Fetteinlagerung. Die These: Wenn die Bauchspeicheldrüse aufgrund des fehlenden Zuckers weniger Insulin ausschüttet, muss der Körper weniger Fett einlagern.

      Einige »Experten« behaupten sogar, dass sich mit einer kohlenhydratarmen ketogenen Diät Typ-2-Diabetes umkehren ließe. Doch das stimmt leider nicht. Zwar steigt natürlich der Blutzuckerspiegel weniger an, wenn Sie weniger Kohlenhydrate essen. Doch Wissenschaftler haben festgestellt, dass schon eine einzige Mahlzeit mit vielen gesättigten Fetten, also genau so eine Ernährung, wie sie die ketogenen Diäten propagieren, die Insulinresistenz (die Vorstufe des Diabetes) in den darauffolgenden vier Stunden deutlich verschlechtern kann.

      Der Stoffwechsel entgleist

      Und noch etwas hat man entdeckt: Im Blut von Typ-2-Diabetikern lässt sich ein hoher Spiegel des Zuckerabbauprodukts Methylglyoxal (MG) nachweisen, das diabetestypische Entgleisungen des Stoffwechsels auslösen und zu Insulinresistenz, Fettleibigkeit und erhöhten Zuckerwerten führen kann.

      Während einer Ketodiät produziert der Körper verschiedene Ketone, eins davon ist Aceton. Dieses kann im Blut zu Acetol oxidieren, der Vorstufe des Zuckerabbauprodukts Methylglyoxal. Menschen, die sich streng ketogen ernähren, erreichen daher mitunter ebenso hohe MG-Werte wie Diabetiker.

      Das Gehirn wird durch die fleischlastigen Ketodiäten ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Es ist mehr als jedes andere Organ auf die regelmäßige Zufuhr von Zucker angewiesen. Bei weitgehendem Verzicht auf Kohlenhydrate muss dieser auf dem viel schwierigeren Stoffwechselweg aus Aminosäuren und Körperfetten hergestellt werden.

      Wer immer wieder versucht, sein Übergewicht mit einseitigen Abnehmdiäten in den Griff zu bekommen, gerät mehr und mehr in eine Stoffwechselschieflage, und zwar auch dann, wenn das Fett irgendwann tatsächlich weniger wird. Ich warne, wie gesagt, ganz besonders vor den Ernährungsweisen, die Kohlenhydrate – auch gesunde aus Vollkorngetreide, Gemüse, Hülsefrüchten, Salat, Kräuter, Früchten und Nüssen – auf Dauer stark reduzieren.

      Übersäuerung droht

      Wenn der ketogene Stoffwechsel durch eine stark fleischlastige Ernährung ausgelöst wird, kann das langfristig starke gesundheitsgefährdende Effekte haben. Denn weil Ketone an sich sauer sind, führen Ketodiäten zu einer chronischen Übersäuerung des Körpers, die durch die zugleich hohe Eiweißzufuhr noch verstärkt wird. Das hat viele negative gesundheitliche Folgen. Beispielsweise versucht der Körper, die Schieflage durch Kalzium auszugleichen, das er aus seinen eigenen Depots zieht: den Kochen. Das führt zum Verlust der Knochendichte und damit zur Zunahme der Knochenbrüchigkeit. Osteoporose ist die Folge. Genauso kommt es durch eine Übersäuerung zu Nierenschäden, zu Ablagerungen und Entzündungen in den Gefäßen.

      Das Bindegewebe kann durch chronische Übersäuerung außerdem weniger Wasser binden. Dadurch wird es steif, unflexibel und immer weniger belastbar. Die Verletzungsgefahr steigt. Zudem trocknet das Körpergewebe immer mehr aus und »vermüllt« zunehmend, weil die Zwischenzellflüssigkeit abnimmt, die den Stoffwechselabfall aus den Zellen aufnimmt und entsorgt. Weil diese Flüssigkeit gleichzeitig die Zellen mit Nährstoffen versorgt, leiden sie einen Mangel. Und auch die über die Zwischenzellflüssigkeit laufende Signalübermittlung zwischen den Zellen wird blockiert. Das alles ebnet den Weg für die Entstehung schwerer Krankheiten. Im Klartext bedeutet das: Eine fleischlastige Ernährung kann lebensgefährlich sein.

      Viel Fett essen macht also nicht dünn, sondern krank. Zudem zapft auch hier der Körper zur Energiegewinnung nicht nur die lästigen Fettdepots an, sondern auch seine eigenen Eiweißspeicher. Eine Studie ergab, dass stark übergewichtige Menschen jeden Tag 68 Prozent mehr Fett verlieren, wenn sie statt Kohlenhydraten das Fett in ihrer Nahrung reduzieren. Denn wie heißt es so schön: Fett verbrennt nur im Feuer der Kohlenhydrate.

      PILLEN GEGEN ÜBERGEWICHT?

      Wir sind es gewohnt, dass es heutzutage gegen jede Beschwerde ein Mittel gibt. Von daher lässt sich nachvollziehen, dass manche Menschen versuchen, ihr Übergewicht mit Pülverchen und Pillen anzugehen. Es kommt unserer Natur ja auch durchaus entgegen, einfach nur Tabletten zu nehmen und ansonsten alles so zu belassen, wie es ist – Stichwort »Faulheitsgen«. Bloß nicht aktiv werden!

      Leider ändert sich dadurch aber nichts an der Ursache für das Übergewicht. Nur durch konsequentes Tun werden Sie Ihre lang vermisste Leichtigkeit erreichen. Ganz abgesehen davon, dass es sich ungleich besser anfühlt, die Veränderung durch eigene Aktivität zu erreichen, anstatt nur passiv diverse »Abnehmpillen« zu schlucken. Zumal deren Ergebnis mehr als mangelhaft ist – und zwar egal, ob rezeptfrei oder verschreibungspflichtig.

      Zu den rezeptfreien Mitteln gehören häufig unverdauliche Faserstoffe, die die Aufnahme von Fetten und Kohlenhydraten verringern sollen. Ein Beispiel dafür ist Chitosan, entweder aus den Schalen von Krustentieren gewonnen oder als pflanzliche Variante, das zusätzlich noch den Stuhlgang positiv beeinflussen soll.

      Auch pflanzliche Mittel aus Bohnenextrakt sollen die


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