Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch). William Shakespeare

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Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch) - William Shakespeare


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Der Vers steht im Horaz, ich kenn ihn wohl;

       Ich las ihn in der Schul als Knabe schon.

      Aaron.

       Jawohl, das schreibt Horaz, Ihr traft es gut.

       (Beiseite.) Nun sieht man doch, ein Esel hat kein Arg!

       Dies ist kein Scherz; der Alte hats entdeckt,

       Und schickt mit solcher Aufschrift sein Geschoß,

       Die, ohne daß sie's ahnen, trifft ins Herz.

       Wär unsre witzge Kaiserin wohlauf,

       Sie klatschte Beifall Titus' spitzem Wort:

       Doch mag sie ruhn, unruhig wie sie ist.

       (Laut.) Nun, junge Herrn, wars nicht ein gut Gestirn,

       Das uns als Fremde hergeführt nach Rom,

       Ja als Gefangne, zu so hohem Glück?

       Es tat mir wohl, als ich am Burgtor trotzte

       Im Beisein seines Bruders dem Tribun.

      Demetrius.

       Und mich ergötzt noch mehr, daß solch ein Held

       Uns frönt in Demut und Geschenke beut.

      Aaron.

       Hatt' ers nicht Ursach, Prinz Demetrius?

       Gingt Ihr nicht freundlich mit der Tochter um?

      Demetrius.

       Ich wollt, wir hätten tausend römsche Fraun,

       So in der Eng, uns wechselnd zu erfreun.

      Chiron.

       Ein liebevoller Wunsch! Ein fromm Gebet!

      Aaron.

       Wär Eure Mutter hier, sie spräche Amen.

      Chiron.

       Das täte sie für zwanzigtausend mehr.

      Demetrius.

       Kommt, gehn wir; und zu allen Göttern fleht

       Für unsre Mutter, die in Wehen liegt.

      Aaron (beiseite).

       Zu Teufeln fleht; kein Gott will von uns wissen.

      (Man hört Trompeten im Palast.)

      Demetrius.

       Was blasen die Trompeten im Palast?

      Chiron.

       Vielleicht erfreut den Kaiser jetzt ein Sohn.

      Demetrius.

       Still da! Wer kommt? –

      Eine Wärterin kommt mit einem schwarzen Kinde.

      Wärterin.

       Gott grüß euch, liebe Herrn!

       O sagt mir an, wo Aaron ist, der Mohr

      Aaron.

       Aaron ist hier; was solls mit Aaron sein?

      Wärterin.

       O lieber Aaron! Alles ist vorbei! –

       Nun hilf, sonst komme Fluch auf dich hinab!

      Aaron.

       Was gibts? Was soll das Zeter, das Geschrei?

       Was wickelst und verhüllst du in dein Tuch?

      Wärterin.

       Oh, was ich vor der Sonne gern versteckt,

       Der Kaisrin Schmach, des großen Roms Entehrung;

       Sie ist entbunden, Herrn, sie ist entbunden!

      Aaron.

       Von welchem Eid?

      Wärterin.

       Sie kam ins Wochenbett.

      Aaron.

       Nun denn, der Himmel

       Geb ihr 'ne gute Nacht! Was schickt' er ihr?

      Wärterin.

       Einen Teufel.

      Aaron.

       Eines Teufels Mutter? Welch erwünschter Sproß!

      Wärterin.

       Verwünschter, schnöder, schwarzer, wüster Sproß!

       Hier ist das Kind, so widrig wie ein Molch

       Bei weißen Kreaturen unsres Lands.

       Dein Siegel, deinen Abdruck schickt sie dir,

       Und mit des Dolches Spitze tauf ihn jetzt!

      Aaron.

       Geh mir, du Hur! Ist Schwarz so schlimme Farbe?

       Du Pausback bist 'ne schöne Blüte, gelt?

      Demetrius.

       Schurk, was hast du gemacht?

      Aaron.

       Gemacht, was du

       Nicht kannst zunichte machen.

      Chiron.

       Unsre Mutter

       Hast du vernichtet!

      Aaron.

       Nein, verpflichtet, Schurke.

      Demetrius.

       Und eben dadurch, Höllenhund, vernichtet.

       Fluch dieser Tat! Fluch ihrer eklen Wahl!

       Verflucht der Sprößling solches schnöden Teufels!

      Chiron.

       Er soll nicht leben!

      Aaron.

       Sterben soll er nicht.

      Wärterin.

       Aaron, er muß, und seine Mutter wills.

      Aaron.

       Was muß er? Nun, so soll kein Mann als ich

       An meinem Fleisch und Blut den Spruch vollziehn.

      Demetrius.

       Auf meinen Degen spieß ich gleich den Molch:

       Gib mir ihn her, so ist es abgetan.

      Aaron.

       Eh wühlt dies Schwert in Euern Eingeweiden! –

      (Nimmt der Wärterin das Kind fort und zieht.)

      Halt Mörder! Euern Bruder schont ihr nicht?

       Nun, bei dem Sternenglanz des Firmaments,

       Der lustig schien, als ich den Schelm gezeugt –

       Der stirbt durch meines Säbels scharfen Stahl,

       Der meinem ältsten Sohn und Erben naht.

       Ich sag euch, Burschen, nicht Enceladus

       Mit seiner drohnden Schar aus Typhons Brut,

       Noch Herkules, noch selbst der Gott des Kriegs

       Raubt diese Beut aus seines Vaters Hand.

       Was? Ihr blutdürstgen Buben, schalen Geistes,

       Weißkalkge Wände, bunte Bierhauszeichen,

       Kohlschwarz gilt mehr als jede andre Farbe;

       Denn alle Wasserflut im weiten Meer

       Wäscht nicht des Schwanes schwarze Füße weiß,

       Obschon er stündlich sie im Meere spült. –

       Sag du der Kaisrin, ich sei alt genug,

       Was mein, zu schützen; trag sie's, wie sie mag!

      Demetrius.

       So willst du deine Herrin frech verraten?

      Aaron.

       Herrin ist meine Herrin; dies ist selbst,

      


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