Zauberwalzer. Barbara Cartland

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Zauberwalzer - Barbara Cartland


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      Zauberwalzer

      Barbara Cartland

      Barbara Cartland E-Books Ltd.

      Vorliegende Ausgabe ©2021

      Copyright Cartland Promotions 1985

      Gestaltung M-Y Books

       www.m-ybooks.co.uk

      1

      »Die Situation ist unerträglich!«

      Fürst Metternich schlug mit der Faust so fest auf den Schreibtisch, daß die goldenen Schreibutensilien leise klirrten.

      »Du hast doch geahnt, daß der Zar ein schwieriger Fall werden könnte, mein Lieber«, warf seine Frau ruhig ein.

      »Ich weiß, ich weiß«, antwortete der Fürst ungehalten, »aber nicht so schwierig. Der Mann ist ja nicht normal. Er ist...«

      Er verstummte, als fehle ihm das richtige Wort.

      » .. .wie sein Vater«, schlug die Fürstin hilfreich vor.

      »Nein, so schlimm nun auch wieder nicht.« Mit raschen Schritten durchmaß der Fürst das Zimmer. Wie immer, wenn er in Gedanken versunken war, streckte er auch jetzt den markanten Kopf ein wenig vor und bekam auf diese Weise etwas von einem Adler, der bereit ist, sich auf seine Beute zu stürzen.

      »Ich weiß nicht, was mit dem Zaren los ist. Manchmal scheinen zwei Seelen in seiner Brust zu wohnen.«

      »Wie bemerkenswert, das von dir zu hören, Clemens«, rief die Fürstin überrascht. »Erst gestern sprachen wir über diese Theorie. Die Fürstin Liechtenstein erklärte, ihr Arzt sei der Ansicht, ein Mensch könne eine gespaltene Persönlichkeit haben und so Gott und Teufel in einer Person sein.«

      »Vielleicht wäre der Zar der richtige Patient für diesen Arzt«, erwiderte der Fürst trocken, »denn in einem Augenblick hält Alexander sich für den geborenen Weltherrscher, den mächtigsten Mann in Europa, und im nächsten scheint er der gütige, christliche Wohltäter sein zu wollen, der allen Menschen die Freiheit und den Frieden schenken möchte.«

      Die Fürstin seufzte. Die Gereiztheit ihres Mannes war nicht zu überhören.

      »Und als wäre dies nicht genug«, fuhr der Fürst fort, »behindert Alexander den gesamten Kongreß, indem er sich ständig in die Unterhandlungen einmischt. Eigentlich sollten sich die Herrscher damit begnügen, sich zu amüsieren, während ihre Bevollmächtigten die wirkliche Arbeit erledigen. Der Zar aber hält sich an keine Absprachen und besteht darauf, selbst mit mir und Castlereagh zu verhandeln. Der arme Graf Nesselrode weiß überhaupt nicht, wie ihm geschieht und was er tun soll.«

      »Du findest das ärgerlich, mein Lieber?« warf die Fürstin ein.

      »Ärgerlich?« rief der Fürst und zog die Augenbrauen hoch. »Es ist unerträglich. So kann das nicht weitergehen. Es muß etwas geschehen - aber was?«

      Seine schlanken, ausdrucksvollen Hände machten eine Geste der Verzweiflung.

      Als sie ihn so vor dem Fenster stehen sah, dachte die Fürstin, was für einen schönen Mann sie doch geheiratet hatte, ein Gedanke, der sie jeden Tag seit ihrer Hochzeit begleitet hatte.

      Nicht daß sein Gesicht von klassischer Schönheit gewesen wäre, aber es zeugte von großem Charakter, und aus seinen Augen sprühte Leben. Es war aber auch das Gesicht eines Mannes, dem die Herzen der Frauen zufielen, dachte sie plötzlich und spürte Eifersucht in sich aufsteigen.

      »Was soll nur geschehen?« fragte der Fürst verzweifelt. »Der Kongreß platzt, wenn wir nicht etwas unternehmen. ,Der Kongreß tanzt', dieser spöttische Satz ist in aller Munde. Meine Feinde prophezeien mir die größte Niederlage meiner bisherigen Karriere und sie könnten recht bekommen - sie werden recht bekommen, Eleonore, wenn nicht ein Wunder geschieht und es mir gelingt, den Zaren von diesem zerstörerischen Kurs abzubringen.«

      »Ein Wunder? Erwartest du nicht ein bißchen viel?« fragte die Fürstin leise lächelnd.

      »Anderenfalls bin ich verloren«, antwortete der Fürst mit finsterer Miene.

      Erneut durchmaß er mit großen Schritten den Raum, dessen Einrichtung von ihm persönlich ausgesucht worden war. Heute hatte er jedoch kein Auge für den herrlichen Perserteppich, der seine Schritte dämpfte.

      Der Fürst nannte das Haus, das er selbst hatte erbauen lassen, sein Landhaus am Rennweg, und Kaiser Franz hatte auf diese Bemerkung hin lachend gemeint, er würde dieses Landhaus liebend gerne gegen die Hofburg eintauschen. Der Fürst hatte auch die Anlage des großen Parks überwacht und dort seltene Bäume und Büsche pflanzen lassen. Das wunderschöne Landhaus am Rennweg bildete nicht nur das Zentrum der Feste, auf denen der Kongreß tanzte, in ihm liefen auch die Fäden der Politik zusammen.

      Nur die Frau des Fürsten und seine engsten Mitarbeiter wußten von der nervlichen Anstrengung, die er sich Tag für Tag zumutete; sein Auftreten, seine geistreichen Gespräche und sein temperamentsprühendes Benehmen verrieten nichts. Unstreitig überragte der Fürst alle übrigen wichtigen Personen, die sich in Wien versammelt hatten.

      Kaiser Alexander von Rußland hatte ein riesiges Gefolge mitgebracht; damit wollte er wohl das einfache Volk beeindrucken, das endlich einsehen sollte, daß er ganz allein Napoleon besiegt hatte.

      Gekommen waren auch Friedrich Wilhelm III. von Preußen, die Könige von Dänemark, Bayern und Württemberg sowie Viscount Castlereagh, der persönliche Beauftragte des Prinzregenten von England, dazu die schönsten Frauen Europas. Aber Kaiser, Könige, Fürsten, Staatsmänner, Politiker, Höflinge, Damen und Kurtisanen drehten sich ständig um die eine Figur in ihrer Mitte, den Fürsten Clemens von Metternich. Mit seinen hellen blauen Augen, der Adlernase, der vornehm blassen Hautfarbe und dem immer spöttischen Mund blieb er vielen unvergeßlich, nachdem die Erinnerung an unzählige Maskenbälle, Empfänge und Paraden längst verblaßt war.

      Dieses alle überragende politische Genie hatte sich jedoch auch viele Feinde gemacht, die nur zu begierig auf seinen baldigen Sturz warteten.

      »Ein Wunder«, wiederholte er jetzt, »ein Wunder muß geschehen, Eleonore.«

      Dieser flehenden Stimme hatte sie sich noch nie entziehen können.

      »Wenn ich dir doch nur helfen könnte« seufzte sie.

      Er kam auf sie zu und legte ihr den Arm um die Schulter.

      »Du hilfst mir bereits sehr«, sagte er.

      Diese einfachen Worte, aus denen seine ungekünstelte Zuneigung sprach, beglückten sie. Rasch wandte sie sich ab, damit er ihre Rührung nicht sah.

      »Danke«, flüsterte sie.

      Wieder wollte er unruhig hin und her gehen, als er plötzlich den Diener bemerkte, der in der Tür stand.

      »Ja, was gibt es?«

      »Eine Dame wartet darauf, in einer privaten Angelegenheit empfangen zu werden, Eure Durchlaucht.«

      »Eine Dame? Wie ist ihr Name?«

      »Sie hat ihn nicht genannt, aber sie bat um eine Unterredung. Sie kommt vom Lande.«

      »Ohne Verabredung kann ich niemand empfangen«, erwiderte der Fürst unwirsch.

      »Ich weiß, Eure Durchlaucht, und ich habe es auch der jungen Dame gesagt. Sie blieb jedoch hartnäckig und meinte, Durchlaucht würden sie sicher sehen wollen.«

      »Sagen Sie ihr, sie habe sich in der üblichen Weise anzumelden«, wies ihn der Fürst an. »Im Augenblick bin ich sehr beschäftigt.«

      »Jawohl, Eure Durchlaucht!« Der Diener eilte hinaus, und der Fürst nahm seinen Rundgang wieder auf.

      »Wir können auf keinen Fall zulassen, daß Polen ein souveräner Staat wird, der von Rußland beherrscht wird«, sagte er nachdenklich, als spräche er zu sich selbst. »Der Zar würde Europa noch stärker beherrschen als Napoleon. Alexander aber legt es darauf an, und König Friedrich Wilhelm neigt dazu, ihm dies zu gewähren, wenn auch vielleicht nur mir und den Engländern


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