Frauenschneider Gutschmidt. Otto von Gottberg

Читать онлайн книгу.

Frauenschneider Gutschmidt - Otto von Gottberg


Скачать книгу
um in das frische, gesundrote Gesicht des Hochgewachsenen zu sehen. Ein unbestimmtes Gefühl oder vielleicht der Ausdruck strengen, harten Willens über dem breiten Kinn sagte ihr, dass er hier Herr sei. Auch errötete das bedienende Mädchen wie in Verlegenheit, als der Mann ihm mit kurzem Griff Nadeln und Massband aus den Händen nahm.

      Fridas Antwort wartete er nicht ab. Er fasste nach dem Gürtelband über ihren Hüften, glättete mit den Fingern Falten und zog einen Kreidestrich über das Tuch. Niederkniend zupfte er am Rocksaum mit der knappen Frage:

      „Länge richtig?“

      „Etwas kürzer wäre mir lieber.“

      Wieder zog er flink einen Kreidestrich und hob sich hinter ihrem Rücken auf die Füsse.

      Im Spiegel sah sie, dass er den Oberleib zurückbog. Sein Blick prüfte, ob der Rock gut hing, mit grauen Augen, die weit auseinander standen, als könnten sie nichts aus engem Gesichtswinkel schauen. Ärgerlich schüttelte er den Kopf und kniete nochmals nieder. Auch zwischen Hüften und Knien warf das Tuch wohl Falten. Um den Fehler des Zuschneiders zu finden, tasteten dort seine Finger von unten nach oben über ihre Glieder.

      Tief musste Gutschmidt den Kopf senken. Ein Gefühl der Verlegenheit oder gar Beschämung kam. Der Frauenschneider, dessen Hände einst täglich, aber stets gleichgültig, über das Tuch auf Frauenkörpern geglitten waren, fühlte das Blut zu den Wangen steigen. Seine Finger begannen zu zittern.

      Er war fertig und stand hochatmend auf. Das Mädchen griff zum zweiten Kostüm. Sonst wäre Gutschmidt hier geblieben, während eine Kundin den Rock wechselte. Tausend Frauen hatte er im Unterrock gesehen. Heute fühlte er sich nicht als Schneider, sondern als Mann und trat aus der Tür. Als das Mädchen wieder öffnete, trug Frida von Hemmern das nach ihrer Skizze geschnittene Kleid. Von den Schultern liefen nach des Jahres Mode zwei Bänder zu einem runden Kragen im Rücken zusammen. Er legte sie aneinander und wollte mit der Schere einen Streifen vom unteren Saum des Kragens trennen. Fräulein von Hemmern sah es im Spiegel und hob die Hand:

      „So gibt’s einen Buckel!“

      Überrascht trat er zurück. Eine Belehrung hatte er lange nicht gehört. Doch schien ihm der Einwand berechtigt:

      „Sicheres Auge, meine Gnädigste. Überhaupt verstehen Sie sich auf die Schneiderei. Das sah ich an der Skizze.“

      Er prüfte und fühlte weiter. Ihr schmeichelte seine Anerkennung. Sie empfand nicht, dass sie neben einem Lieferanten stand:

      „Die war schnell aus Journalen zusammengestoppelt.“

      Er lächelte: „Ich weiss, wie schwer solch Stoppeln ist.“

      Da kamen sie ins Plaudern über die beiden liebe Schneiderei. Während er heftete und schnitt, betrachtete sie im Spiegel den Mann aus einer fremden Welt, die sie mit Samt und Seide, mit Putz und Tand stets gelockt hatte. Ein merkwürdiger Schneider! Natürlich anders als die Herren, mit denen sie verkehrte, und doch erinnerte seine derbe straffe Männlichkeit an Gefährten vom Sportplatz. In Gottes freier Luft, nicht in der Werkstatt schien auch sie gereift. Keineswegs plump, aber gedrungen sah er aus und schien nicht gemacht, um zu gewinnen, wo feingeklügelte Satzungen das Spiel regelten, sondern gewohnt, seinen Weg mit der Faust zu bahnen.

      Auch über die Kleider der Mutter plauderten sie. Sie freute sich seiner Komplimente noch, während er sie zum Fahrstuhl geleitete. Es schien nicht wunderlich, dass die Gestalten von Männern und Frauen vor dem Vorüberschreitenden in Ehrerbietung erstarrten.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAgGBgcGBQgHBwcJCQgKDBQNDAsLDBkSEw8UHRofHh0a HBwgJC4nICIsIxwcKDcpLDAxNDQ0Hyc5PTgyPC4zNDL/2wBDAQkJCQwLDBgNDRgyIRwhMjIyMjIy MjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjL/wAARCBAlDBwDASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwD1nFBF OoNADQKMUuKWgBpFJinmkxQAnHemkHtT9uaMEUAR7e9JnNSdiKZtwpoAQhcZHWmiUnhhShdue9N6 daYCkgfdFIQc0oPpTWzmgBxzt4pQxVQGpvzDHSkcl+D2oASRgz4ApWDAAKaA67TweKarDPOaBCxg s2Wpwxg/Wl528UhG5cjt1oARQAMUvzE8U3aW5HQU8DuDQMCHUA0m4tyaczMQB704jBHFADfvCnKP lpp++QKd0oATODxTt3HNRnk5FKSSKQDwaN5BxSKDjNKoz1oAcSAMUmM0ox070h4oAAuDmk+8etBY Yyc03A6igAU5YihgFGDQDnGBSlgSRjJNADDtOKNxU4FLg5HFOCDJJoAYcj8aVlBX5etSBBS7cdKA K6rnkU8ipFQKCKNtAERIbtTQADxxUxXnApAgzzQBAVy33qdsqXYN3SnMuOKAIxGSMZ4pSgBAp4TH OaXjdk0AAUUZxQepI6UCgAbikzkZpzDiomBFADw1LnPFMz8maA3GO9ADs4NLkHpTAQTS7gOmaAHc indqYG4JNIXBHFAElLUYYYFLuGaAH4oxTA+TS7uKAFIphRTzTjmmkkcYoAYT2FAPPNA+9xSYycUA OJJPHShhmkQn8KeFNADCNgpm3jNT7eOaYFweelAEXlgfNSqtSlfypGGOlAERHOKMU/FJTAaRjk9K ByDinHk

Скачать книгу