Elfenzeit 7: Sinenomen. Susanne Picard

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Elfenzeit 7: Sinenomen - Susanne Picard


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Cosgrach.

      »Blasphemie«, stieß er hervor. Mit der rechten Hand tastete er nach dem Dolch in seinem Gürtel. »Wie kannst du es wagen, seinen Namen zu missbrauchen?«

      Nadja wich zurück.

      »Was ist los?«, rief Robert auf der anderen Seite des Reittiers.

      »Sie hat …«, begann Artair, doch dann unterbrach er sich und ließ den Dolch los. Er sah Nadja an. »Kommt ihr wirklich aus einem Land, das so soweit entfernt liegt, dass die Macht des Schmieds es nicht erreicht?« Er schien die Worte an sich selbst zu richten. »Kann es einen solchen Ort überhaupt geben?«

      »Es tut mir leid, wenn ich dich beleidigt habe«, sagte Nadja. »Das war nicht meine Absicht.«

      Artair nickte. »Ich glaube dir, aber ein anderer hätte dafür vielleicht deinen Kopf gefordert.« Er sah Robert und Anne an, die links von ihm stehengeblieben waren. »Ihr müsst vorsichtiger sein. Ich bin ein weitgereister Mann und weiß, dass es vieles gibt, was wir nicht verstehen, aber die meisten hier haben die Ebene nie verlassen. Sie können sich nicht vorstellen, dass es einen Ort geben könnte, an dem der Schmied unbekannt ist.«

      Er stieß halb lachend, halb seufzend die Luft aus. »Selbst mir fällt der Gedanke schwer. Aber ihr wirkt auf mich nicht, als hätten Dämonen euren Geist verwirrt und mich anzulügen brächte euch keinen Vorteil. Also muss es wohl stimmen.«

      »Also«, hakte Robert nach, »dürfen wir das Wort G-… das G-Wort nicht benutzen?«

      »Niemals«, sagte Artair.

      »Aber die beiden anderen Ritter haben es verwendet«, warf Anne ein.

      »Natürlich. Das waren Flammenritter, Fanatiker, die glauben, der Schmied spräche direkt zu ihnen und nicht durch die Priester. Sie maßen sich an, ihn bei seinem wahren Namen zu nennen.« Artair schüttelte den Kopf. »Sie morden und plündern, brennen Städte nieder und vergewaltigen Frauen und das alles mit seinem Namen auf den Lippen.«

      »Ihr führt Krieg gegen sie?«, fragte Robert.

      »Etwas anderes bleibt uns nicht übrig.« Er trat dem Cosgrach leicht in die Flanken. Das Tier schnaubte und trottete los. »Kommt. Las’wogg liegt ganz in der Nähe.«

      Nadja wartete, bis er vorbei geritten war, dann schloss sie zu Anne und Robert auf. »Wollen wir wirklich in eine Stadt, in der ein falsches Wort mit dem Tod bestraft werden kann?«, fragte sie.

      Robert schüttelte Staub aus seinen Haaren. »Wo sollten wir sonst hin? Wir brauchen etwas zu essen und am besten Pferde oder …« Mit dem Kopf deutete er nach vorn zu dem Cosgrach. »… so etwas. Wir wissen ja nicht, was uns auf dem Weg zum Berg erwartet, ob wir uns einer Karawane anschließen können oder nicht. Artair kennt sich aus. Er kann uns helfen. Außerdem hat er noch nicht versucht, uns umzubringen, was bei den Begegnungen, die wir in den letzten Tagen hatten, ja keine Selbstverständlichkeit ist.«

      »Aber warum will er uns nicht umbringen?« Anne runzelte die Stirn. Die Bewegung hinterließ dünne weiße Streifen auf ihrer Haut. »Sein Gott wurde beleidigt. Das Recht wäre auf seiner Seite.«

      »Vielleicht weil er ein netter Kerl ist.«

      Nadja sah Robert zweifelnd an. Er hob die Schultern. »Kann doch sein.«

      »Du hast seinen Gesichtsausdruck nicht gesehen, als ich ihn nach seinem Gott fragte«, sagte sie. »Er war für einen Moment so wütend, dass ich dachte, er würde mich angreifen.«

      »Er ist ein Elf.« Anne tat ihre Bemerkung mit einer Handbewegung ab. »Wut kommt schnell, aber verfliegt auch ebenso schnell wieder.«

      Hält sie mich für blöd?, fragte sich Nadja, schluckte jedoch jede Entgegnung herunter.

      »Wir werden vorsichtig sein, okay?« Nicht zum ersten Mal versuchte Robert zu schlichten. Er tat Nadja beinahe leid. Mit ihr und Anne unterwegs zu sein, musste einem Albtraum gleich kommen, aber einem Albtraum, den er sich zur Hälfte selbst ausgesucht hatte.

      Nadja versuchte nicht an das zu denken, was aus ihm geworden war. Es war geschehen. Niemand konnte mehr etwas daran ändern.

      »Du hast mir das … Leben gerettet«, sagte Robert und riss sie damit aus ihren Gedanken. »Danke.«

      Nadja fiel sein kurzes Zögern vor dem Wort Leben auf. Er wusste nicht, was er war oder was noch aus ihm wurde.

      Sie nickte. »Du bist mein Freund.« Und das war den Preis wert, den sie bezahlt hatte.

      »Bin ich das?« Robert sah Anne kurz an. Nadja fragte sich, was der Blick zu bedeuten hatte.

      Sie stolperte, als ihr Fuß an etwas hängenblieb. Es war ein Knochen, weiß gewaschen von Wind und Sand. Ein Pfeilschaft lag daneben. Die Spitze fehlte.

      Nadja sah auf. Sand und Staub wehten in breiten Fahnen über die Ebene. Sie sah Artair auf seinem Cosgrach einige Schritte vor ihr. Er ritt an einem gewaltigen Katapult vorbei, das zerbrochen im Sand steckte. Die breiten Holzräder waren unter ihm eingeknickt, zersplittertes Holz ragte in den Himmel. Es sah aus wie das Skelett eines Ungeheuers.

      Nach ein paar Schritten schälten sich Türme und Mauern aus dem Staub hervor. Artair drehte sich im Sattel um. »Bleibt hinter mir«, sagte er. »Lasst mich reden.«

      Er ritt auf ein hölzernes, geschlossenes Tor zu. Es war rund vier Meter hoch und doppelt so breit. Auf den Mauerzinnen darüber standen Männer in Rüstungen, die mit Armbrüsten bewaffnet waren. Rechts und links von ihnen ragten Wachtürme aus Holz und Stein auf. Die Mauern waren beschädigt. An einigen Stellen waren Zinnen abgebrochen und Steine aufgeplatzt. Nadja nahm an, dass die Stadt belagert worden war.

      Die Soldaten legten ihre Armbrüste an. »Wer da?«, rief einer der beiden.

      Artair klopfte sich den Staub vom Wappenrock. »Der Mann, der euren Sold bezahlt«, rief er zurück.

      Hastig ließen die beiden Männer die Armbrüste sinken. Einer von ihnen winkte jemandem hinter dem Tor zu, der andere verneigte sich. »Verzeiht, Artair.«

      »Ich dachte, hier wäre jeder reich«, murmelte Robert, während sich eine Torhälfte langsam öffnete.

      »Du weißt nicht, in welcher Währung der Sold bezahlt wird«, sagte Anne. Sie folgte Artair als erste durch das Tor und in den Gang, der sich dahinter befand. Die Männer auf den Mauern sahen sie, Robert und Nadja an. Die meisten hatten sich Tücher vor Mund und Nase gebunden. Man konnte nicht erkennen, ob sie neugierig, misstrauisch oder vielleicht sogar feindselig waren. Nadjas Mund wurde trocken, als sich das Tor hinter ihr wieder schloss. Sie drehte sich um und sah, wie vier Männer schwere Riegel vorschoben.

      Artair stieg von seinem Cosgrach und streckte sich. Ein Soldat führte das Reittier davon. Nadja bemerkte die Schießscharten zu beiden Seiten des Gangs und die vergitterten Löcher in der Decke. Über einem sah sie einen Kessel stehen. Der Gang stellte wohl die letzte Falle für Angreifer dar, denen es gelungen war, das Tor zu öffnen.

      »Wir mussten es erst darauf ankommen lassen«, sagte Artair, der offenbar Nadjas Blick bemerkt hatte. »Wie ihr seht, erfüllt die Anlage ihren Zweck.«

      Mit langen Schritten ging er durch den Gang auf ein zweites, offenstehendes Tor zu. Die Soldaten, die er passierte, verneigten sich tief. Sie alle trugen das Abbild des Hammers, entweder stilisiert in ihrer Brustpanzerung, oder auf Schilden und Wappenröcken.

      »Er ist ein mächtiger Mann«, sagte Anne leise, als sie Artair folgten.

      Sie hatte Recht. Nadja sah es an der Art, wie er sich bewegte und an den Reaktionen der Leute, die ihm begegneten. Als sie den Gang verließen und eine belebte Gasse betraten, versuchte fast jeder, der ihm entgegenkam, irgendwie seine Aufmerksamkeit zu erregen. Die Händler, deren Karren die Häuserwände säumten, zeigten ihm laut rufend ihre Waren, Frauen winkten ihm aus den Fenstern zu, während alte Männer, die im Schatten saßen und ein kompliziert aussehendes Spiel mit Würfeln und Holzstäben spielten, ihm Ratschläge zuriefen. Artair lächelte oder sagte gelegentlich etwas, meistens nickte er den Rufern nur zu.

      Die


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