Perry Rhodan 150: Stalker (Silberband). Arndt Ellmer

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Perry Rhodan 150: Stalker (Silberband) - Arndt Ellmer


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Nebelschwaden zu schreiten und dabei keinen realen Boden unter den Füßen zu haben. Dennoch gab das Virengebilde ausreichenden Halt; Argentina sank nicht ein, sondern schwebte; sie glitt wie ... nun, eben wie auf Wolken dahin.

      Gleich darauf stand sie in der Wolke. Die Nebelschwaden lichteten sich und wichen zurück, bis sich ein Hohlraum von gut zehn Metern Durchmesser um sie gebildet hatte. Die so entstandene Hohlkugel verformte sich ein wenig, verlor ihre Rundung und wurde zu einem Würfel ohne Kanten. Die Viren stabilisierten sich zu Wänden.

      Ein Gefühl, eine lautlose innere Stimme, sagte Argentina, dass dies kein Gefängnis war und dass sie diesen Ort jederzeit wieder verlassen konnte. Sie war nicht eingeschlossen. Die Wände, so stabil sie auch schienen, blieben weiterhin so durchlässig wie in ihrer vorherigen Zustandsform.

      Argentina brauchte nur daran zu denken – und schon lösten sich die Wände wieder in neblige Schleier auf. Sie konnte mit der Virenmasse spielen, sie formen, festigen und von Neuem diffundieren lassen. Das war ihr klar, obwohl ihr das scheinbar niemand gesagt hatte. Argentina erkannte, dass sich ihr das Virenimperium telepathisch mitteilte und ihr unaufdringlich das benötigte Wissen zukommen ließ.

      Sie formte klar umrissene Gedanken, und plötzlich bildete sich aus der nebligen Virenmasse eine Konsole mit einem Holoprojektor und einem körpergerechten Kontursessel davor. Argentina nahm in dem Sessel Platz.

      Sie dachte sehr konzentriert an ihren Geliebten. Als Sturmreiter hatte Gregor eine starke Bindung an das gesamte Virenimperium gehabt, nicht nur an jene Bereiche, die vom Element der Finsternis zerstört worden waren. Die Erinnerung an den Sturmreiter Gregor Manda musste demnach in den Resten des Virenimperiums erhalten sein.

      »Wie kann ich den Holoprojektor bedienen?«, erkundigte sich Argentina laut. Sie war gar nicht verwundert, dass die Antwort ebenfalls laut und mit sanfter, dunkler Frauenstimme kam.

      »Du kannst mich durch Gedankenkraft steuern, Tina«, sagte das Virenimperium. »Du brauchst dir nur etwas zu wünschen, und ich werde versuchen, deinen Wünschen zu entsprechen.«

      »So einfach ist das?«, fragte sie und verlangte, ohne eine Antwort abzuwarten: »Projiziere mir aus deiner Erinnerung die Bilder, die du von Sturmreiter Gregor Manda hast!«

      »Willst du das tatsächlich, Tina?«, fragte das Virenimperium. »Hast du es dir gut überlegt? Glaubst du nicht, dass solche Bilder nur neue Wunden aufreißen würden?«

      Argentina war irritiert; sie hatte angenommen, dass das Virenimperium ihrem Wunsch nachkommen würde, ohne über Sinn und Zweck zu diskutieren.

      »Kannst du mir keine Bilder von Gregor Manda liefern?«, fragte sie angriffslustig.

      »Ich könnte«, antwortete das Virenimperium. »Aber wenn ich es tue, wird dich die Versuchung überkommen, deine unbewussten Wünsche zu nennen. Und die werde ich unter keinen Umständen erfüllen. Ich bin dir voraus, Tina, und weiß schon, was als Nächstes kommen wird. Ich will dir nur eine Enttäuschung ersparen.«

      Argentina schluchzte trocken; sie fühlte sich durchschaut und verraten. Das Virenimperium hatte recht. Sie verlangte das Holo ihres Geliebten mit einem Hintergedanken.

      »Sind die Viren nicht mehr mächtig genug, um alles aus sich zu machen?«, fragte sie.

      »Obwohl ich den größten Teil meiner Masse verloren habe, bestehe ich weiterhin aus omnipotenten Viren«, erklärte das Virenimperium. »Ich habe entschieden, mich all jenen zum Geschenk zu machen, die mich brauchen. Ich könnte alles aus mir entstehen lassen, doch mein Verantwortungsbewusstsein verbietet mir das. Gewisse Grenzen darf ich einfach nicht überschreiten.«

      Argentina wurde zornig. Sie wusste, wozu das Virenimperium imstande war, schließlich hatte es vor nicht zu langer Zeit schon Ernst Ellert zu einem neuen Körper verholfen.

      »Du musst mir Gregor zurückgeben!«, verlangte sie. »Du kannst ihn für mich erschaffen. So, wie du schon Ellert geholfen hast.«

      »Das darf ich nicht«, entgegnete das Virenimperium sanft. »Ich weiß nicht, was aus Sturmreiter Manda geworden ist. Vielleicht lebt er noch und wurde vom Element der Finsternis lediglich an einen fernen Ort verschlagen ... Warum suchst du ihn nicht?«

      Argentina Galdo blickte ungläubig ins Leere. »Ihn suchen? Wo? Vor allem: wie?«

      »Die Milchstraße ist groß. Ich kann dir weder garantieren, dass du deinen Geliebten findest, noch dass er tatsächlich lebt. Aber ich kann dir helfen, deinen Schmerz zu überwinden. Es hilft niemandem, dir selbst am wenigsten, wenn du dich vor Selbstmitleid und Sehnsucht zerfleischst. Schau nach vorn! Vor dir liegt ein ganzes Leben – und ein Universum voller Wunder und Rätsel. Reiß die Brücken zur Vergangenheit nieder und lebe für die Zukunft.«

      »Ich soll ...?« Argentina fröstelte. Nicht aus Angst vor dem Wagnis, in einen neuen Lebensabschnitt einzutreten, sondern wegen der unglaublichen Wucht dieser Überlegung. Bislang hatte sie nicht das geringste Verlangen verspürt, Terra zu verlassen. Mit einem Mal erschien ihr diese Idee vielversprechend und gar nicht als Flucht vor den Problemen, die sie bedrückten.

      »Du wärst nicht allein, Tina«, redete ihr das Virenimperium zu. »Um dich – innerhalb dieser Virenwolke – sind viele Gleichgesinnte. Manche von ihnen haben mich ebenfalls unter falschen Voraussetzungen aufgesucht. Genau wie du konnten sie ihre Wünsche nicht richtig artikulieren. Eigentlich willst du gar keinen Ersatz für deinen Geliebten. Nichts könnte dir Gregor ersetzen, und ein Doppelgänger würde dich immer nur daran erinnern, dass du falsche Gefühle pflegst. Es wäre eine Flucht vor der Wirklichkeit, nichts als falscher Schein. Wenn du in dich gehst, wirst du erkennen, dass ich recht habe. Stell dich den Tatsachen, ich helfe dir dabei.«

      Argentina ließ das Gesagte auf sich wirken. Sie schwieg lange, bis sie fragte: »Was hast du mir zu bieten, Virenimperium?«

      »Das ganze Universum als Lebensraum für eine neue Existenz.«

      »Das hört sich vielversprechend an«, sagte Argentina und war der Verlockung bereits erlegen.

      Leos Kindergarten:

      Es war ein phantastischer Anblick, als die Wolke sich am Rand der Bungalowsiedlung niederließ und den von der Finsternis verwüsteten Pflanzengürtel überdeckte. Leonard Frood und Anne Piaget beobachteten staunend, wie sich die gewaltige Wolke veränderte und Formen ausbildete.

      Nach einer nicht genau zu bestimmenden Zeitspanne war die Virenwolke zu einem großen flachen Gebilde mit würfelförmigen Aufbauten geworden.

      »Ich schätze, es sind an die achtzig Aufbauten«, flüsterte Anne Leonard zu, dem Gründer des Kinderdorfs.

      »Sie sind eine verkleinerte Nachbildung unseres Kindergartens.« Leo lächelte, obwohl er nicht recht wusste, was das bedeuten sollte. Auf jeden Fall war er gerührt, dass das Virenimperium sich ihnen zur Verfügung stellte. »Das sieht fast aus wie eine Wiedergutmachung für die von der Finsternis angerichteten Zerstörungen.«

      Anne blickte ihn fragend an. »Könnte Srimavo dahinterstecken?«, fragte sie.

      »Vielleicht hat Sri nachgeholfen.« Leo antwortete, obwohl ihm keineswegs nach Reden zumute war. »Aber das allein kann es nicht sein. Ich vermute, dass an vielen anderen Orten Ähnliches vorgeht.«

      »Was bezweckt das Virenimperium damit?«

      Leo schwieg. Er hatte sich eben etwas überlegt und eine vage Vorstellung entwickelt, was dem Virenmodell seines Kindergartens zur Vervollkommnung fehlte. Und kaum gedacht, da sah er diesen Gedanken schon real werden. Aus der Plattform schoben sich transparente Wände vor die Aufbauten, wölbten sich und bildeten ein kuppelförmiges Dach. Auf den freien Flächen zwischen den Bungalows begannen Pflanzen zu sprießen.

      »Xenoforming«, murmelte Anne. »Ich verstehe das nicht.«

      »Ich habe eine Ahnung«, sagte Leo mit belegter Stimme. Er musste sich räuspern, um überhaupt noch ein Wort herauszubekommen. »Weck die Kinder! Sie sollen sehen, welches Wunder sich hier vollzieht.«

      »Und du?«

      »Geh schon!«,


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