Ein Junggeselle zum Verlieben. Melody Carlson

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Ein Junggeselle zum Verlieben - Melody  Carlson


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hier aufzustellen. Anfangs hatte er Fotos auf seinem Schreibtisch stehen gehabt, doch die Schüler hatten Bemerkungen und Witze darüber gemacht und gelacht oder ein zu starkes Interesse dafür gezeigt, sodass er sie schließlich weggeräumt hatte. Schon bald lernte er, dass es das Beste war, sein Privatleben – als hätte er eines – zu Hause zu lassen. Trotzdem fühlte er sich am Mittwoch, als er eine weitere schwere Kiste mit Büchern durch das Foyer der Schule schleppte, abgrundtief erschöpft.

      „Mr Emerson.“ Mrs Malcom hielt ihm die Tür auf. „Die Kiste scheint schwer zu sein.“

      Er nickte und dankte ihr, als er ins Freie trat. „Bücher.“

      „Sie haben hoffentlich in der Nähe geparkt.“

      „Ich besitze kein Auto“, keuchte er, als er die Treppe hinunterstieg.

      „Sie haben kein Auto?“, fragte sie schockiert, als sie ihm folgte. „Sagen Sie mir nicht, dass Sie diese Bücher nach Hause tragen wollen.“

      „Das hatte ich vor.“

      „Nicht wenn ich ein Wort mitzureden habe.“ Sie deutete zum Parkplatz hinüber. „Ich bringe Sie nach Hause.“

      George war zu müde, um abzulehnen. „Vielen Dank, Mrs Malcolm. Das wäre höchst willkommen.“

      Sie führte ihn zu einer blauen Limousine, und nachdem er auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte, stieß er einen tiefen Seufzer aus.

      „Allmählich fühle ich mich wirklich alt“, gestand er.

      „Ich habe gehört, dass Sie in den Ruhestand gehen.“

      „Ja. Eigentlich fühlte ich mich noch nicht alt genug für den Ruhestand, aber jetzt denke ich, dass es vermutlich das Beste ist.“ Er beschrieb ihr den Weg zu seinem Haus.

      „Aber so alt sind Sie doch noch gar nicht.“

      „Im Sommer werde ich 55.“

      „Das ist noch nicht sehr alt.“

      „Das höre ich immer wieder.“

      „Ich bin gerade 45 geworden.“

      Er drehte sich zu ihr um. Er hätte sie älter geschätzt. Aber das würde er ihr natürlich auf keinen Fall sagen. „Es wird nicht mehr lange dauern, bis man auch auf Sie Druck ausübt, doch bitte in den Ruhestand zu gehen“, warnte er sie. „Grund dafür sind die neusten Budgetkürzungen.“

      „Nun, das habe ich sowieso schon überlegt. Als mein Mann starb, wollte ich aus dem Schuldienst ausscheiden. Aber mein Sohn hat mich gedrängt, doch noch weiterzuarbeiten. Er dachte, das sei gut für mich. Aber ich bin mir da nicht so sicher.“

      „Wenn es etwas anderes gibt, das Sie machen wollen, dann könnte die Pensionierung gut sein.“

      „Freuen Sie sich denn auf den Ruhestand?“

      „Ich weiß es nicht so genau. Im Augenblick schon. Aber wie es mir im September gehen wird, wird man sehen.“

      „Ja, unser Beruf hat schon etwas für sich, vor allem wenn man Single ist und alleine lebt.“

      „Was meinen Sie?“, fragte er.

      „Nun, Sie sind den ganzen Tag von Menschen umgeben. Manche sind ziemlich nervig. Sie verstehen, was ich meine?“

      Er nickte.

      „Und dann kommen Sie in Ihr hübsches, ruhiges Heim und niemand unterbricht und ärgert Sie. Kein Lachen oder Necken oder Herumtrampeln. Nur Frieden und Stille.“ Sie seufzte tief. „Nun, das macht einen dankbar.“

      „Da haben Sie vermutlich recht.“

      „Auch wenn Sie sich auf nichts weiter freuen als auf eine Mahlzeit aus der Mikrowelle. Es ist trotzdem eine Freude, in aller Ruhe essen zu können.“ Sie lachte. „Aber bei mir gibt es heute Abend selbst gemachtes Boeuf Stroganoff.“

      „Selbst gemachtes Bœuf Stroganoff? Ist das nicht viel Arbeit?“

      „Ich habe es gestern zum Geburtstag meiner Schwester gekocht. Sie liebt mein Stroganoff. Auf jeden Fall habe ich noch jede Menge übrig.“ Sie wandte sich zu ihm um. „Hey, mögen Sie Boeuf Stroganoff?“

      „Früher schon. Meine Großmutter hat das häufiger gekocht, aber ich habe es seit Jahren nicht mehr gegessen.“

      „Dann müssen Sie heute Abend mitkommen.“

      „Nun, ich, äh, ich weiß nicht, Mrs Malcolm –“

      „Bitte nennen Sie mich Patty.“

      „Nun, es ist nur so, dass …“

      „Ich akzeptiere kein Nein als Antwort. Das soll mein Ruhestandsgeschenk für Sie sein. Es ist sogar noch etwas Geburtstagskuchen übrig. Glauben Sie mir, Sie werden das nicht bereuen. Heute Abend werden wir stilvoll speisen.“

      George wusste nicht, wie er ihr das ausreden sollte, außerdem hatte sie den Wagen bereits in eine Richtung gelenkt, in der er ihr Haus vermutete. Und zum Mittagessen hatte er nur einen Apfel gegessen. Er hatte Hunger. Hoffentlich schmeckte ihr Stroganoff.

      Kurz darauf fuhr sie durch ein Viertel, in dem ein braun-beiges Haus genauso aussah wie das andere. Er wollte sie gerade fragen, ob sie sich in dem Gewirr identischer Häuser jemals verirrte, als sie in eine Einfahrt einbog.

      „Da sind wir schon“, verkündete sie fröhlich. „Das wird schön.“

      Sie führte ihn in ein Wohnzimmer mit braunen Wänden und einer riesigen beigefarbenen Sitzlandschaft, die wie ein L angeordnet war.

      „Machen Sie es sich bequem, während ich das Essen vorbereite“, sagte sie. „Und lassen Sie sich von den Katzen nicht stören.“

      „Den Katzen?“

      „Ja. Ich habe drei. Sammy und JoJo sind sehr freundlich. Aber Gordie, nun, nicht so sehr.“

      George schluckte nervös, als er sich auf dem Sofa niederließ. Für Katzen hatte er nicht sonderlich viel übrig. Und das war milde ausgedrückt. Sicher, früher hatte er einmal eine außergewöhnliche Katze geliebt … aber seine Katze Buddy war auch etwas ganz Besonderes gewesen. Seither hatte er keine Katze wie sie mehr erlebt. Er hoffte nur, dass Pattys Katzen seine abweisende Haltung spürten und auf Distanz blieben. Doch es dauerte nicht lange, bis eine große Katze um seine Beine strich und ihre weißen Haare an seiner dunkelblauen Hose hinterließ. Eine zweite dürre Katze sprang auf seinen Schoß und grub ihre scharfen Krallen in seine Oberschenkel. Übertrugen diese Tiere vielleicht Krankheiten? Wann hatte er seine letzte Tetanusimpfung bekommen?

      „Ach du meine Güte“, rief Patty. „Wie es scheint, haben Sie meine Babys bereits kennengelernt. Auf Ihrem Schoß sitzt Sammy, und JoJo streicht um Ihre Beine.“ Sie stellte einen Teller mit Käse und Crackern auf den Tisch. „Bedienen Sie sich mit den Häppchen, während ich das Stroganoff aufwärme.“

      Am liebsten wäre George aufgesprungen und zur Tür gehechtet, doch das war sinnlos. Seine Bücherkiste stand noch im Kofferraum ihres Wagens, und außerdem lag dieses Viertel mindestens sieben Kilometer von seinem Zuhause entfernt. Am besten brachte er das einfach hinter sich – so schmerzlos und schnell wie möglich. Gerade wollte er nach einem Cracker greifen, als die weiße Katze auf den Couchtisch sprang und an dem Teller zu schnüffeln begann. Georges Hunger war im Nu verflogen. Als JoJo ein Stück Käse mopste, schob George Sammy von seinem Schoß, rettete den Teller mit den Crackern und brachte ihn in die Küche.

      „Ich denke, ich leiste Ihnen lieber Gesellschaft“, erklärte er Patty. „Haben Sie etwas dagegen?“

      „Ganz und gar nicht.“ Sie lächelte ihn an und schob einen Topf in den Ofen. „Mein verstorbener Mann hat gern im Wohnzimmer gesessen, während ich das Abendessen vorbereitet habe. Ich dachte, Sie würden das auch gern tun.“

      „Nicht besonders.“ George nahm an der Frühstücksbar Platz. Während er den Teller mit dem Käse und den Crackern betrachtete, versuchte er sich zu erinnern, an welcher Seite


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