Erklärung der Psalmen. Athanasius der Große

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Erklärung der Psalmen - Athanasius der Große


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Grube hinabsteigen.“ Die göttliche Schrift pflegt die Unterwelt eine Grube zu nennen.

      V. 3. „Raffe mich nicht zugleich weg mit den Sündern.“ Sünder nennt er das Judenvolk nach den Worten, die der Heiland zu ihnen sprach: „Wenn ihr nicht glaubet, daß ich es bin, so werdet ihr in euren Sünden sterben.“’ 108 Sie sind es, die Unrecht übten, weil sie den Unschuldigen und Gerechten tödteten, den zu tödten das Gesetz verbot. „Die friedlich reden mit ihrem Nächsten.“ Das sagt er, weil sie den Heiland einen Lehrer und gut nannten und gegen ihn Böses sannen.

      V. 5. „Denn sie erkannten die Werke des Herrn nicht.“ Er will sagen: Sie wollten ihr eigenes Heil nicht annehmen.

      V. 7. „Und es wurde mein Fleisch wieder blühend.“ Offenbar sagt er damit die Auferstehung vorher.

      Daniel Barbarus fügt bei: Unser Fleisch wird wieder blühend, wenn wir die Hoffnung der Auferstehung empfangen. Übrigens haben Andere nicht „Fleisch.“ sondern „Herz“ übersetzt. 109

      Daniel Barbarus: „Mit willigem Herzen werde ich ihm bekennen.“ Er hat gesagt: «Mit willigem Herzen“ zur Unterscheidung vom Dienste des Gesetzes, der nur Furcht vor Strafen kannte. Es heißt: Ich werde nicht ein unfreiwilliges und erzwungenes, sondern ein freiwilliges und unerzwungenes Lob vor Dir aussprechen. So hat er auch anderswo gesagt: „Ich werde Dir willig opfern.“110 und: „Laß Dir den freien Willen meines Mundes wohlgefällig sein, o Herr, und erhöre mich!“111 Weil aber das Wort „bekennen“ sowohl auf die Verdammung der Sünden als auch auf Danksagung deutet, so gibt es deßhalb, wenn es an dieser Stelle als Verdammung der Sünde aufgefaßt wird, zu verstehen, daß er nicht aus Menschenfurcht und Menschenrücksicht zu sündigen aufgehört, sondern weil er auf den Haß und den Schaden der Sünde geschaut habe. Wird es aber für Danksagung genommen, so zeigt er, daß er für Alles Dank sage und das mit ganz willigem Herzen thue. Denn das entweder mit Widerwillen oder aus Zwang thun, heißt nicht, mit willigem Herzen bekennen.

      V. 8. „Und der Schirmer des Heiles des Gesalbten.“ Unter dem Gesalbten versteht er hier das zum königlichen Priesterthum gesalbte Volk. Der Herr selbst also, will er sagen, schirmt das durch ihn und in ihm gesalbte Volk, um es zu retten.

      V. 9. „Und weide sie und erhöhe sie in Ewigkeit.“ Denn er selbst wird uns weiden, indem er uns statt seiner gleichsam wie sich selbst den Tröster sendet. Und er erhöht uns auch, das heißt, er macht uns erhaben für die Zukunft und für ewige Zeiten.

      Ps 28.

      V. 1. Ein Psalm Davids, bei der Vollendung des Zeltes.

      Inhalt.Der gegenwärtige Psalm wird gesungen, da die Israeliten vertrieben und, die’ Heiden statt ihrer eingeführt werden. Das zeigt auch die Überschrift, welche sagt: „Bei der Vollendung des Zeltes“ und uns deutlich ihr Ende zu erkennen gibt.

      V. l. „Bringet dem Herrn, Söhne Gottes!“ Söhne Gottes nennt er die heiligen Apostel. Denn er lehrte sie sagen: Vater unser, der Du bist in dem Himmel! 112 „Bringet dem Herrn junge Widder.“ Junge Widder nennt er die, welche durch sie aus dem Judenvolke zum Glauben im Herrn berufen würden, oder auch die Heiden, die den Glauben angenommen haben, weil sie von unvernünftigen Vätern entsprossen sind.

      V. 2. „Bringet dem Herrn Preis und Ehre!“ Preis bringt man dem Herrn durch gute Werte, wie geschrieben steht: «Damit sie euere guten Werke sehen und eueren Vater preisen“ 113 ebenso Ehre, indem man gute Handlungen verrichtet, wie geschrieben steht: „Ehre den Herrn durch Deine gerechten Werke.“114

      V.2. „Betet den Herrn an in seinem heiligen Vorhof.“ Deutlich spricht er damit gegen uns aus, daß man ausserhalb der Kirche nicht anbeten soll. Das sagt er wegen der Versammlungen der Irrgläubigen. Wir können auch, indem wir uns gegen Himmel erheben, unter Vorhof den himmlischen Aufenthalt verstehen.

      V.3. „Die Stimme des Herrn über dem Gewässer.“ Unter Gewässer versteht er die Menge derer, die durch dasselbe gerettet werden. Gewässer sind die Heiligen, weil Flüsse aus ihrem Leibe strömen werden, nämlich die geistige Lehre, mit der sie die Zuhörer bewässern. Über solchem Gewässer also ist der Herr. Aber nach der Geschichte vernahm Elias nach der regenlosen Zeit eine Stimme von vielen Gewässern.115 Er meint die, welche im Jordan erging von Gott und dem Vater, welche sprach: „Dieser ist mein geliebter Sohn.“116 die er auch mit dem Donner vergleicht.

      V.5. „ Die Stimme des Herrn, der die Cedern zerschmettert.“ Cedern nennt er hier die feindlichen Mächte. „Und es wird der Herr die Cedern des Libanon zerschmettern.“ Unter den Cedern des Libanon versteht er die Hohen des jüdischen Volkes, weil in der göttlichen Schrift Jerusalem oft als Libanon bezeichnet wird.

      V.6. „ Und er wird sie zermalmen wie ein Kalb des Libanon.“ Das Kalb bezeichnet den Altar. Und der Geliebte wie ein junges Einhorn.“ Der geliebte Chor der Apostel, will er sagen, ist wie ein junges Einhorn. Einhörner aber sind die heiligen Propheten und Patriarchen, deren Söhne die heiligen Apostel sind, weil sie ihr Horn und ihre Kraft in Gott allein haben.

      V.7. „Die Stimme des Herrn, der die Feuerflamme zertheilt.“ Er deutet auf jene Verheissung hin, die er den Heiligen mit den Worten machte: „ wenn Du mitten durch das Feuer gehst, wird das Dich nicht verbrennen.“ 117

      V. 8. „Die Stimme des Herrn, der die Wüste in Bewegung setzt.“ „Der in Bewegung setzt“ heißt es hier wieder von dem, was gehört wird, wie: „Da Jesus einzog, gerieth die ganze Stadt in Bewegung.“118 Wüste aber nennt er die Kirche der Heiden, die einst der Kenntniß Gottes beraubt 119 war. „Und der Herr wird bewegen die Wüste Kades.“ Kades bedeutet heilig. Unter der Heiligen aber ist die Kirche Christi zu verstehen.

      V. 9. „Die Stimme des Herrn hält Hirsche in Bereitschaft und wird Wälder entblößen.“ Hirsche sind die Heiligen. „Hält in Bereitschaft“ steht aber für „rüstet aus.“ Denn er war es, der die heiligen Apostel ausrüstete und absendete, wie geschrieben steht: „Gehet hin und lehret alle Völker.“ 120Wälder aber nennt er die Kirche, weil sie einst Mutter unfruchtbarer Bäume war.

      V. 10. „Der Herr wird wohnen machen auf der Wasserfluth.“ Unter Wasserfluth versteht er die Menge der Gläubigen, wie es heißt: „Die ganze Erde wurde erfüllt von der Kenntniß des Herrn.“ wie es reichliches Wasser gibt, das Meer zu bedecken. „Und der Herr wird sitzen als König in Ewigkeit.“ Ähnlich ist: „Vor ihm wird sich jedes Knie beugen.“ 121

      V. 11. „Der Herr wird Kraft geben seinem Volke.“ Ähnlich ist: „Ich vermag Alles in Christus, der mich stärkt.“122 „Der Herr wird sein Volk in Frieden segnen.“ Ähnlich auch: „Meinen Frieden gebe ich euch, meinen Frieden hinterlasse ich euch.123

      Daniel Barbarus fügt am Ende bei: Das von den< s450>Assyriern verwüstete Land wird er wieder herstellen und bewohnbar machen.

      Ps 29.

      V. l. Ein Lobpsalm Davids bei der Einweihung des Hauses, zum Ende.

      Es ist die Einweihung des Hauses entweder die der Kirche, oder sie geschieht, da der innere Mensch erneuert wird, während der äussere dem Verderben anheimfällt.

      Inhalt.

      Diesen Psalm singt er, nachdem er Freiheit von der Sünde erlangt hat, da seine Seele durch die Sinnesänderung erneuert ist, die einst Wohnung des heiligen Geistes war. Er singt ihn auch, indem er für die Vergebung Dank sagt, und indem er fleht, er möge für die Zukunft beständige Sicherheit genießen, und die Andern belehrt, wenn ihnen jemals etwas Solches begegnen sollte, zu Gott Gebete empor zusenden.

      V. 2. „Ich werde Dich erheben, o Herr, weil Du mich aufgenommen hast.“

      V. 4. „Du hast mich gerettet von denen, die in die Grube hinabsteigen.“ Unter Grube versteht er die Unterwelt.

      V. 5. „Und preiset das Andenken seiner Heiligkeit.“


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