Essentielle Werke des Heiligen Athanasius, Band 1. Athanasius der Große

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Essentielle Werke des Heiligen Athanasius, Band 1 - Athanasius der Große


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denn die ganze Stadt kann es mir bezeugen. Erlaube mir aber gleichwohl, auch diese Sache von Anfang an zu erzählen. Denn wenn Du es vernommen hast, so wirst Du Dich, dessen bin ich gewiß, über den Leichtsinn meiner Feinde wundern. Montanus vom Palaste überbrachte mir einen Brief, als ob ich schriftlich nachgesucht hätte, nach Italien gehen zu dürfen, damit das, was ich in den kirchlichen Angelegenheiten für mangelhaft halte, verbessert werden könnte. Deiner Frömmigkeit bin ich nun dankbar, daß sie sich gewürdigt hat, auf mein vorgebliches Schreiben hin mich zu erhören und für meine Reise Vorsorge zu treffen, daß ich dieselbe unternehmen und ohne Mühseligkeit vollenden könnte. Aber es nimmt mich Wunder, daß die, welche Dir ins Gesicht logen, sich nicht scheuten, weil die Lüge dem Teufel eigen ist, und die Lügner dem ferne stehen, der sagt: „Ich bin die Wahrheit.“31 Denn ich schrieb nicht, und nicht wird der Ankläger einen solchen Brief auffinden können.32 Wenn ich auch täglich schreiben sollte, um Dein gnädiges Angesicht zu schauen, so ist es weder erlaubt, die Kirchen zu verlassen, noch war es billig, Deine Frömmigkeit zu belästigen, zumal Du auch in unserer Abwesenheit unsere Bitten in Betreff der Kirche uns gewährst. Laß mich nun den Auftrag des Montanus vorlesen! Er lautet also. (Ist nicht mehr vorhanden.)

      20.

      Woher haben aber meine Verleumder auch diesen Brief genommen? Ich möchte von ihnen vernehmen, wer ihnen denselben übergeben hat. Veranlasse sie zu einer Antwort. Denn Du wirst daraus abnehmen können, daß sie auch diesen erdichtet haben, wie den an den verrufenen Magnentius, mit dem sie so viel Lärm schlugen. Wenn sie nun auch in Bezug auf diesen Brief entlarvt sind, zu welcher Rechtfertigung werden sie uns weiter noch nöthigen? Denn darauf sind ihre Gedanken gerichtet, und das ist ihr Streben, wie ich sehe, Alles in Bewegung und Verwirrung zu setzen. Vielleicht wohl suchen sie mit vielen Worten Dich gegen uns zu reizen; aber mit Recht verachtet man solche Menschen und weist sie von sich, weil sie annehmen, daß die, welche ihnen Gehör schenken, so wie sie beschaffen seien, und weil sie meinen, daß die Verleumdungen auch bei Dir sich geltend machen können. Es war einst von Erfolg die Verleumdung des Doeg gegen die Priester Gottes;33 aber der ihr Gehör gab, war der ungerechte Saul. Jezabel konnte durch Verleumdung dem gottesfürchtigen Naboth schaden;34 aber der auf sie hörte, war der böse und abtrünnige Achab. Der heilige David aber, dessen Nachahmung Dir geziemt und von Allen gewünscht wird, gewährt solchen Menschen nicht nur keinen Zutritt, sondern er wies sie wie wüthende Hunde von sich, indem er sagte: „Den, der insgeheim seinen Nebenmenschen verkleinert, verfolgte ich.“35 Er befolgte nämlich das Gebot, welches heißt: „Ein leeres Gerede wirst Du nicht annehmen.“36 Vergeblich sind ihre Bemühungen bei Dir. Denn auch Du hast wie Salomo zum Herrn gefleht, und gewiß ist es Dir zu Theil geworden, daß eine leere und lügenhafte Rede von Dir fern sein möge.37

      21.

      Deßhalb also erkannte auch ich, da der Brief von den Verleumdern stammte und nicht einmal die Aufforderung enthielt, zu kommen, daß es nicht der Wille Deiner Gottesfurcht sei, daß ich zu Dir komme. Denn der Umstand, daß Du mich ganz und gar nicht auffordertest zu kommen, sondern daß Du schriebst, als ob ich geschrieben hätte und das in Ordnung bringen wollte, was ich für mangelhaft hielte, ließ mich, auch wenn es Niemand sagte, augenscheinlich erkennen, daß der überbrachte Brief mit Deiner Milde nicht in Einklang sei. Das sahen Alle ein, darüber äusserte ich mich auch schriftlich, und Montanus weiß es, daß ich es nicht überhaupt ausschlug, zu kommen, sondern daß ich es für ungeziemend hielt, nach einem vorgeblichen vorausgegangenen Schreiben zu kommen, damit nicht auch hierin die Intriguanten einen Stoff zur Anklage fänden, als wäre ich Deiner Gottesfurcht beschwerlich gefallen. Wohl machte ich mich reisefertig, wie ihm selbst bekannt ist, um, wenn Du mich mit einem Schreiben beehren solltest, die Reise sogleich anzutreten und Deinem Auftrage mit meiner Bereitwilligkeit zuvorzukommen. Denn ich war nicht so wahnsinnig, um einem solchen Auftrage von Deiner Seite mich zu widersetzen. Da nun aber Deine Frömmigkeit nicht wirklich an mich geschrieben hat, wie war ich ungehorsam, da ich keinen Befehl erhalten hatte? Oder wie können sie sagen, daß ich mich nicht fügte, da kein Auftrag vorhanden war? Wie ist nicht auch das eine Verleumdung der Feinde, welche das, was nicht geschehen ist, erdichten, als ob es geschehen wäre? Ich fürchte, sie möchten auch jetzt, da ich mich vertheidige, aussprengen, daß ich es nicht der Mühe werth achte, mich zu vertheidigen. So leicht kommt es bei ihnen an, daß sie mich anklagen, so schnell sind sie bereit, Ränke zu schmieden und die Worte der Schrift zu mißachten: „Liebe es nicht zu verkleinern, damit Du nicht ausgerottet werdest.“38

      22.

      Als nun Montanus abgegangen war, kam 26 Monate später der Notar Diogenes, und er übergab mir weder einen Brief, noch haben wir einander gesehen, noch befahl er mir Etwas, als ob ein Auftrag wäre zu überbringen gewesen. Ja auch, als der Feldherr Syrianus nach Alexandria kam, fragte ich ihn, weil die Arianer Allerlei aussprengten und von dem, was sie wünschten, erklärten, daß es eintreten werde, ob er einen Brief habe, von dem sie das Gerede verbreiteten. Ich gestehe es, ich verlangte den Brief mit Deinem Auftrag zu sehen. Als er aber erklärte, einen solchen nicht zu haben, so bat ich, es möchte wenigstens entweder Syrianus selbst oder Maximus, der Eparch von Ägypten, mir hierüber etwas Schriftliches übergeben. Ich stellte aber diese Forderung deßhalb, weil Deine Menschenfreundlichkeit mir geschrieben hatte, wir sollten uns von Niemand in Schrecken setzen lassen und auf Niemand merken, der uns in Unruhe versetzen wolle, sondern unbesorgt bei den Kirchen verweilen. Die Überbringer dieses Briefes sind aber Palladius, der ehemalige Magister des Palastes, und Asterius, der gewesene Feldherr von Armenien. Gestatte mir, daß ich die Abschrift des Briefes vorlese! Der Inhalt lautet, wie folgt.

      23.

      Abschrift des Briefes, die also lautet:

       Constantius, der siegreiche Kaiser, an Athanasius.

      Daß ich immer wünschte, es möchte meinem ehemaligen Bruder Constans Alles glücklich von Statten gehen, ist wohl Deiner Einsicht nicht entgangen. Da ich nun in Erfahrung gebracht habe, daß er durch die List ungerechter Männer getödtet worden sei, so wird euere Einsicht leicht beurtheilen können, in welch große Trauer es mich gestürzt hat. Und da es Einige gibt, die in der gegenwärtigen Zeit, bei diesem so thränenvollen Schauspiele, Dich einzuschüchtern suchen, so entschloß ich mich deßhalb, gegenwärtigen Brief an Deine Ehrwürdigkeit zu senden, und ermahne Dich, Du mögest, wie es einem Bischof geziemt, das Volk anleiten, zum vorgeschriebenen Gottesdienst sich zu versammeln, und mit ihm dem herkömmlichen Gebet obliegen. Denn das ist uns genehm. Und was unsern Willen betrifft, so wollen wir, daß Du jederzeit an Deinem Sitze Bischof bleibest. Und von anderer Hand: „Die Gottheit bewahre Dich viele Jahre, vielgeliebter Vater!“

      24.

      Von diesem Briefe haben Jene auch mit den Richtern gesprochen. Hatte ich aber, da ich im Besitze dieses Briefes war, nicht Recht, ein Schreiben zu verlangen und nicht einfach auf das zu achten, was sie vorbrachten? Da sie keinen Befehl Deiner Gottesfurcht vorzeigten, handelten sie nicht in offenem Widerspruch mit diesem Briefe? Ich aber hielt es, da sie kein Schreiben übergaben, nicht für wahrscheinlich, daß sie ohne ein solches einen Auftrag an mich hätten. Der Brief Deiner Güte forderte mich ja auf, auf so Etwas nicht zu achten. Ich handelte also mit Recht so, gottesfürchtiger Kaiser, damit ich, wie ich mit Briefen meine Vaterstadt betrat, so sie auch auf Deinen Befehl wieder verliesse und mich niemals der Vorwurf träfe, als hätte ich die Kirche verlassen, sondern ich im Auftrag eine Entschuldigung für meine Entfernung fände. Das forderte auch das ganze Volk mit den Priestern, und der größte Theil der Stadt verfügte sich mit ihnen, um nicht mehr zu sagen, zu Syrianus, bei dem sich auch Maximus, der Eparch von Ägypten, befand. Ihre Forderung ging dahin, man solle entweder einen Brief schreiben und an mich senden, oder die Kirchen nicht mehr bedrängen, bis das Volk selbst in dieser Angelegenheit an Dich eine Gesandtschaft absenden würde. Da sie nun sehr in ihn drangen, erkannte Syrianus die Billigkeit ihrer Forderung, und indem er bei Deinem Heile schwur, betheuerte er, — und es war damals auch Hilarius39 dabei zugegen, — er wolle nicht mehr lästig fallen und die Sache Deiner Gottesfurcht anheimstellen. Es weiß das die Umgebung des


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