Perry Rhodan 152: Die Raum-Zeit-Ingenieure (Silberband). Detlev G. Winter

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Perry Rhodan 152: Die Raum-Zeit-Ingenieure (Silberband) - Detlev G. Winter


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Macht und dem Gift des Graueinflusses widerstehen und aus den Kerkern der Lordrichter fliehen. Nun haben sie den Platinpass überquert und sind auf dem Weg zum Rand der Welt, zur Letzten Bastion, zum Berg der Schöpfung – und Zorn begleitet sie. Weil sie unwissend sind ...

      Eine Bewegung am Fuß der königsblauen Bastion erregte Myzelhinns Aufmerksamkeit. Er beugte sich über die Brüstung des Turmes und spähte in die Tiefe. Ein Wurm mit fahlweißer Haut, von einem faustgroßen, pulsierenden Organ golden durchschimmert, glitt durch die Fluten aus flüssiger Formenergie. Der Lla Ssann schien nach einem Weg in die Letzte Bastion zu suchen.

      Myzelhinn erkannte ihn sofort: Suu Oon Hoo, der letzte Tiefenschwimmer, der mit den Vitalenergieströmen des Vagendas zur Lichtebene gelangt war. Nur Suu Oon Hoo konnte so verrückt sein und hoffen, dass sich die Tore der Bastion für ihn öffneten.

      In dem Moment entdeckte ihn der Lla Ssann. »Ich verachte dich«, wisperte Hoos telepathische Stimme in Myzelhinns Bewusstsein. »Ich verachte dich für deinen Verrat, für dieses Verbrechen, das beispiellos in der Geschichte der Tiefe und des Hochlands ist. Ich verfluche dich und deinesgleichen für das, was ihr den Völkern der Tiefe angetan habt. Ihr seid schlimmer als die Grauen Lords, schlimmer als der Tod. Es gibt keine Worte, die das Ausmaß eures Verbrechens beschreiben könnten. Über Äonen haben die Völker der Tiefe euch treu gedient, und zum Lohn für ihre Dienste habt ihr sie dem Graueinfluss geopfert. Ich wünschte, ich könnte euch alle töten ...«

      Nichts und niemand kann das, dachte Myzelhinn. Wir Raum-Zeit-Ingenieure haben den Tod besiegt.

      Er wandte sich ab, drehte dem zornerfüllten Lla Ssann den Rücken zu, und war nach zwei Schritten bei dem Schacht, der 1000 Meter abwärts reichte. Der Schacht glühte im königsblauen Licht der Psi-Energie, die unter dem Willen Myzelhinns die Festigkeit molekular verdichteten Stahls angenommen hatte.

      Mit einem letzten Schritt sprang Myzelhinn in die Tiefe.

      Kein Kraftfeld bremste seinen Sturz; kein Sicherheitsmechanismus wurde aktiv, um ihn vor dem tiefen Fall und dem Tod am Grund des Schachtes zu bewahren. Nackte, glatte Wände, die fugenlos nach unten führten – das war alles.

      Trotzdem stürzte Myzelhinn nicht. Er sank sacht. Die Luft wurde dichter und bildete ein schützendes Polster, und der Boden empfing ihn weich und federnd, wie er es verdient hatte.

      Dienstbeflissene Elemente ... Ein Lächeln, bitter und melancholisch zugleich, umspielte Myzelhinns Lippen.

      Verstehst du nun, Suu Oon Hoo?, dachte er. Begreifst du endlich, wie unerfüllbar dein Wunsch ist? Wie willst du jemanden töten, der Raum und Zeit, Materie und Energie als Verbündete hat? Wenn die Waffe versagt, die du auf dein Opfer abfeuerst? Wenn das Gift, das du ihm einflößt, zu wohlschmeckendem Wasser wird? Vor allem, wenn sich deine Mordlust in Liebe verwandelt, sobald du mir gegenüberstehst?

      Myzelhinn lauschte.

      Stille erfüllte die Bastion. Schon vor langer Zeit war Ruhe in den Gewölben der Psi-Festung eingezogen. All die vielen Stimmen, die einst die Säle mit quirligem Leben erfüllt hatten, waren verklungen. Bald würde die Stille endgültig der einzige Bewohner der Bastion sein.

      Aber noch war das Werk nicht vollendet.

      Myzelhinn dachte wieder an Suu Oon Hoo und seufzte. Dieser Hass ... Es schmerzte, mit einem so negativen Gefühl verfolgt zu werden. Hass, der den Tiefenschwimmer dazu trieb, die Gefahren des Purpurmeers auf sich zu nehmen, um jene zu töten, die er für Verräter hielt ... Was wussten die Lla Ssann schon von Verrat? Sie sahen nur die Oberfläche: das Vagenda versiegt, das Tiefenland grau ... weil Verrat im Spiel war. Sie fühlten sich ungeheuerlich hintergangen und reagierten auf die einzige ihnen mögliche Weise, mit verzweifeltem Hass. Die Lla Ssann, die Hüter des Vagendas, die wie die Tiziden, die Jaschemen, die Chylinen und die Archivare von Schatzen zu den ältesten und zuverlässigsten Getreuen gehörten, versuchten in ihrem Zorn das Unmögliche – sie wollten jene töten, für die der Tod nur ein bedeutungsloses Wort war.

      Myzelhinns Lachen hallte kühl von allen Seiten zurück. Nicht einmal die Jaschemen, die so klug und mächtig waren, dass sie lange dem Graueinfluss und den Angriffen der Lords widerstehen konnten, hatten herausgefunden, warum Myzelhinn und die anderen seiner Art gegen jede Gefahr gefeit waren.

      Mit schnellen Schritten durchmaß er den Bogengang, der den Turm an der Südmauer der Bastion mit dem Saal der Zeit-Porträts verband. Niemand begegnete ihm. Die Bastion war groß und der Weg zum Bildersaal weit, dennoch verzichtete Myzelhinn darauf, den Raum oder die Zeit seinen Wünschen gefügig zu machen, sodass aus Metern Millimeter und aus Minuten Sekunden wurden.

      Selbst er, dem die Zeit nichts bedeutete, hatte zuweilen Anlass, sich ihren Gesetzen zu unterwerfen.

      Myzelhinn war verwirrt von seinem plötzlichen Bedürfnis nach Ruhe. Nach einer Atempause vor der entscheidenden Begegnung mit den Kundschaftern der Hohen Mächte, den drei Rittern der Tiefe, die den Platinpass im Grenzwall überquert hatten und nun in die Lichtebene eindrangen. Ungezählte Generationen waren im Tiefenland geboren worden und gestorben, ohne dass sich in der Letzten Bastion etwas verändert hatte. Und nun, da die größte Umwälzung seit dem Scheitern der Rekonstruktion bevorstand, versuchte er Zeit zu gewinnen ...

      Es ist die Furcht vor dem Versagen, dachte er. Die Furcht vor einem erneuten Fehlschlag unserer Pläne. Zweimal sind wir schon gescheitert, mit katastrophalen Folgen. Versagen wir erneut, werden die Konsequenzen extrem: Dann wird das Tiefenland untergehen und alle unsere Schutzbefohlenen werden sterben ...

      Myzelhinn blieb schwer atmend stehen. Er war lange Fußmärsche nicht gewohnt.

      Schnurgerade verlief der Gang durch die Bastion. In kilometerweiter Ferne, wo Wände, Boden und Decke zu einem vagen blauen Fleck zu verschmelzen schienen, war das Tor zum Saal der Zeit-Porträts.

      Des Laufens müde, befahl er dem Raum, sich stärker zu krümmen, damit die Entfernung zum Bildersaal schrumpfte. Binnen eines Augenblicks lag das Halbrund des riesigen offenen Tores vor ihm. Er brauchte nur mehr einen Schritt, dann befand er sich am Ziel.

      Der Bildersaal war keineswegs das größte Gewölbe in der Letzten Bastion, jedoch das einzige, das Myzelhinn eine gewisse Ehrfurcht einflößte. Die Decke wölbte sich in schwindelerregende Höhe, die Rückwand lag so weit entfernt, dass die perspektivische Verzerrung sie in ein handtellergroßes Rechteck verwandelte, und jeder Laut erzeugte ein fernes, vielfach reflektiertes Echo.

      Myzelhinn zögerte. Die Leere und die Stille bedrückten ihn. Er war lange nicht hier gewesen, hatte diesen Bereich gemieden. Die Atmosphäre im Allerheiligsten seines Volkes weckte Erinnerungen an die Zeit der Hoffnung, an Tausende Gesichter, die er seit Äonen nicht mehr gesehen hatte, an Freunde, die den grauen Weg gegangen waren.

      Myzelhinns Herz krampfte sich zusammen, gequält von dem einzigen Schmerz, den ein Wesen wie er fühlen konnte. In endlosen Reihen hingen Bilderrahmen aus goldenem Licht und verstofflichter Vitalenergie an den Wänden aus goldenem Licht – 150.000 Rahmen, und fast alle waren leer.

      Er sah hinauf zu jener Stelle, wo ein Farbtupfer zwischen den leeren Rahmen aufblitzte: ein Zeit-Porträt. Sein Blick glitt weiter, fand das zweite, das dritte, das vierte und schließlich das fünfte Porträt.

      Nur fünf, dachte er bedrückt. Fünf von 150.000!

      Es brauchte eiserne Willenskraft, im Saal der Zeit-Porträts zu bleiben und nicht vor dem Entsetzen zu fliehen. Stumm und von endloser Traurigkeit erfüllt, hielt Myzelhinn den Blick auf das letzte der fünf Bilder gerichtet.

      Es war das Porträt eines verwachsenen, knapp einen Meter großen Humanoiden mit brauner, faltiger Haut, runzlig und verschrumpelt wie die Schale eines alten Apfels. Der Rumpf war schmächtig, schien kaum kräftig genug, die Last des wuchtigen, kahlen Kopfes zu tragen. Das Gesicht wurde von großen braunen Augen beherrscht, und sie muteten dunkel und tief wie Brunnenschächte an. Die Nase und der Mund waren dagegen verschwindend klein. Die schlenkernden Arme reichten bis zu den Knien der kurzen Beine, die unter dem Gewicht von Rumpf und Kopf krumm geworden waren; die Füße zehenlos, von dunklem Horn überzogen und auf grotesk anmutende Weise überdimensioniert.

      Seit


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