Zayn & Sila. Inka Loreen Minden

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Zayn & Sila - Inka Loreen Minden


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war er bereits mindestens ein Mal hier gewesen, vielleicht an ihrem freien Tag, denn er hatte zu ihr gesagt: »Für mich bitte noch einmal neunzig Gramm von der kakaohaltigen, krümeligen Süßspeise, die vierzig Prozent Butter und dreißig Prozent Zucker enthält.«

      Sie hatte ihn einfach nur angegrinst, während Tay schnell hinzugesetzt hatte: »Das ist Zayn, unser Neuzugang in der Zentrale. Ich glaube, er hätte gerne ein Stück von deinem fantastischen Schokoladenkuchen.«

      Zayn hatte ernst genickt, sie aber nicht mehr aus den Augen gelassen, während sie zur Vitrine gegangen war. Seine Blicke hatten sogar später noch auf ihr gebrannt, egal wohin sie sich in der Kantine bewegt hatte …

      Er hat eine besondere Art von Humor, hatte sie damals gedacht. Oder vielleicht meinte er seine Aussage auch ernst. Konnte er die einzelnen Bestandteile wirklich so genau herausschmecken? Wundern würde sie das nicht. Es gab einige Krieger, die ganz spezielle Fähigkeiten besaßen. Die von Zayn schien auf jeden Fall nicht nur das Backen eines Kuchens zu sein.

      Gerade machte er auf sie den Eindruck, als wäre er mit seinen Gedanken meilenweit weg. Manchmal schoben sich seine Brauen zusammen, hin und wieder runzelte er die Stirn oder er atmete tief durch. Woran er wohl gerade dachte?

      Sila wusste immer noch so gut wie nichts über ihn, obwohl sie sich schon öfter gesehen hatten. Ab und zu war Zayn schließlich dabei, wenn sich Sila mit ihrer Freundin Taicoon und deren Mann Tay traf und sie alle mit Kind und Kegel einen kleinen Ausflug unternahmen. Sila vergötterte Taicoons Kinder und brachte ihnen natürlich so oft es ging selbstgebackene Kekse mit. Alessya war das süßeste und bravste Mädchen der Welt, doch ihr älterer Bruder Luan war ein richtiger Lausejunge, der definitiv nach seiner Mutter kam. Aber keiner konnte ihm wirklich böse sein.

      Zayn saß dann meistens in der Nähe, sah ihnen zu oder unterhielt sich leise mit Tay. Selbst wenn er nicht im Dienst war, wirkte er ruhig, verschwiegen und nachdenklich. Doch sie hatte sehr wohl mitbekommen, dass er sie auch auf den Ausflügen ständig anblickte. Außerdem hatte zuvor sein süßes Grinsen Bände gesprochen.

      Zayn sah mit den Grübchen in den Wangen total sexy aus, aber auch irgendwie viel jünger als jetzt, wenn er so ernst schaute. Dann wirkte er um Jahre gealtert.

      War sie daran schuld? Sie hatte ihn mit ihrer Fingeraktion wohl ziemlich ins Straucheln gebracht. Dabei hatte sie bloß sein Schneckenhaus knacken wollen.

      War er einfach nur schüchtern? Oder völlig unerfahren? Ein Warrior ließ doch sonst nichts anbrennen und packte jede Gelegenheit am Schopf. Hatte er ihren Wink nicht verstanden? Sie wollte ihn so gerne auf seine sexy Lippen küssen. Sie sahen aus wie richtige Kusslippen, voll und weich.

      Normalerweise mochte Sila zurückhaltende Männer, die ihr nicht ständig auf die Brust oder den Hintern starrten. Zayn schaute ihr meistens ins Gesicht. Vielleicht musste sie ihn noch ein wenig auftauen, ihm weitere Signale geben, damit er sich traute, einen Schritt weiterzugehen …

      »Wie alt bist du eigentlich?«, wollte sie von ihm wissen.

      Er riss beinahe panisch seine faszinierenden grünen Augen auf, als würde ihn ihre Frage erschrecken. »Wie alt sehe ich denn für dich aus?«

      »Das ist bei einem Warrior immer schwer zu sagen, denn die meisten wirken jünger, als sie sind.«

      »Hm«, machte er nur, während er die Kuchenform in den heißen Ofen schob.

      Als sie den Mund öffnete, weil sie noch einen Kommentar zu seinem Alter abgeben wollte, sagte er schnell: »Und wie alt bist du? Wenn ich raten müsste, auf jeden Fall unter dreißig.«

      Sie lachte. »Danke für die Blumen. Ich bin schon über dreißig, genau wie du, schätze ich?«

      Er nickte nur, woraufhin sie ihm, weil sie auf der Arbeitsplatte saß, ihren Fuß leicht in die Seite stieß. »Hey, kannst du mir auch mal konkrete Antworten geben? Sonst schlüsselst du auch immer alles in genaue Einheiten auf, Mister Hundertprozentig.«

      Um seine Nase breitete sich eine sanfte Röte aus und er stammelte: »Tschuldigung, das Backen lenkt mich ab.«

      Oh, dieser süße Schwindler. Sie nahm ihm seine Zurückhaltung jedoch nicht übel. Aber nie im Leben war er über dreißig!

      Moment, verriet er ihr vielleicht deshalb nicht sein wahres Alter, weil er auch in einer Kühlkapsel eingefroren gewesen war? Sila hatte Geschichten über Koa und Cameron gehört, die genau wie Zayn aus der Unterwasserstadt Paradisia stammen sollten. Während es Cam nicht verbarg, dass er ein Cyborg war – eine auffällige Metallraute prangte auf seiner Brust –, zeigten sich bei Zayn keine äußeren Anzeichen für eine solche Modifikation. Er wirkte ziemlich normal, bloß manchmal gab er seltsame Sachen von sich und erschien Sila eher steif. Das war eigentlich ganz niedlich. Würde es sie stören, wenn er ein Cyborg wäre?

      »Du kommst also aus Paradisia?«, fragte sie wie beiläufig und blieb auf der Arbeitsplatte sitzen, während er mit präzisen Bewegungen sauber machte und penibel darauf achtete, ja keinen Krümel zu übersehen. Verflixt, selbst das fand sie sexy!

      Er gab nur ein zustimmendes Brummen von sich und tat so, als müsste er sich auf die Reinigung sowie die Temperaturanzeige des Backofens konzentrieren.

      »Wie ist es da so? Ich meine … man lebt schließlich nicht jeden Tag in einer Unterwasserstadt.«

      Zayn zuckte mit einer Schulter.

      »Sehr gesprächig bist du ja nicht.«

      Sofort blickte er sie zerknirscht an, doch in seinen Augen schimmerte auch ein bisschen Traurigkeit. »Tut mir leid, mir liegt nur dieses Thema nicht.«

      Verdammt, da hatte sie wohl in einer Wunde gebohrt. Bestimmt hatte er etwas Schreckliches erlebt. Sprachen deshalb auch Koa und Cam nie über Paradisia?

      Viele von ihnen waren durch ein Höllental geschritten, egal wo sie aufgewachsen waren oder gelebt hatten, selbst Sila. Deshalb sollte sie es besser wissen. Sie war nur so furchtbar neugierig auf diesen Mann!

      »Welche Themen liegen dir denn?«, fragte sie sanft und lächelte ihn aufmunternd an. »Außer Backen.«

      »Ich würde gerne mehr über dich erfahren.«

      Sie warf einen Lappen nach ihm, den er reflexartig auffing. »Zayn! Das ist unfair! Du gibst ja auch nichts von dir preis.«

      Er wusch den Lappen gründlich aus, hängte ihn ordentlich über den Wasserhahn und schlenderte zu ihr zurück. »Okay, machen wir einen Deal. Du erzählst mir, wie du hier in der Kantine gelandet bist, und ich erzähle dir etwas von mir.«

      »Deal!« Endlich traten sie nicht länger auf der Stelle. Vor Aufregung lief ein leichtes Zittern durch ihren Körper und sie krallte die Finger in den Rand der Arbeitsplatte.

      Zayn legte leicht den Kopf schief und blickte ihr tief in die Augen. »Du scheinst anders zu sein als die meisten Huntress. Die Frauen, die ich hier bisher kennengelernt habe, gehen gerne jagen oder kommen sogar zu Einsätzen mit.«

      »Ich liebe die Jagd.« Sie musste wirklich mal wieder mit Taicoon durch die Wälder streunen. Früher hatten sie das öfter gemacht. Dabei töteten sie aber nicht wahllos, sondern nur das, was ihre Gemeinschaft brauchte, um zu überleben. »Doch ich habe schon immer gerne etwas erschaffen, was den Gaumen erfreut.«

      »So wie dein Kava-Bier?«

      Aha! Der Kerl hatte sich also über sie informiert! Ihr inneres Beben verwandelte sich in ein kitzelndes Magenflattern.

      Zayn stützte sich dicht neben ihr mit einer Hand an der Arbeitsfläche ab und lehnte sich zu ihr vor. »Ich habe gehört, du hast hier irgendwo eine Plantage, auf der du die Pflanze selbst anbaust.«

      »Ich zeige sie dir mal, wenn du willst. Ich benutze allerdings überwiegend die Wurzeln.«

      Als er raunte: »Ich würde sie wirklich gerne einmal sehen«, und dabei auf ihre Lippen starrte, durchfuhr Sila ein wohliges Prickeln.

      Mit leicht rauer Stimme sagte sie: »Das Backen erfüllt mich jedoch am meisten.« Und es lenkte sie von ihrer


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