Faithless Love. Jana Reeds

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Faithless Love - Jana Reeds


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kann“, betonte ich erneut. Zur Bekräftigung stand ich auf, holte meine Collegetasche aus der untersten Schublade meines Schreibtisches und packte alles ein, was ich für die Vernehmung brauchen würde.

      Zögernd nickte Carlos. „Okay, na gut. Aber reiß ihm nicht gleich den Kopf ab!“

      Ich hob stirnrunzelnd den Blick. „Was soll das denn heißen? Natürlich bin ich nett zu ihm.“

      Paco gluckste leise. „Ja, genau!“

      Ich warf ihm nur einen scharfen Blick zu, schnappte mir meine Jacke und verließ das Büro.

      Innerlich grinste ich jedoch. Natürlich wusste ich, wie die Männer des Reviers mich hinter meinem Rücken nannten. Gottesanbeterin. Zwar fraß ich keine Männer, aber ich hatte im Laufe der Jahre durchaus gelernt, mich ihnen gegenüber durchzusetzen. Und dass ich damit erfolgreich war, erkannte ich an diesem Spitznamen. Für mich war es ein Zeichen der Anerkennung und bedeutete, dass meine männlichen Kollegen Respekt vor mir hatten. Fröhlich vor mich hin summend, stieg ich vor der Wache in mein Auto und machte mich auf den Weg zum Krankenhaus.

      4

      Juan

      Die Tür zu meinem Zimmer wurde geöffnet. Genervt schaute ich über den Rand meines Wasserglases hinüber. Da war ich einmal allein, ohne Kollegen, die stundenlang neben meinem Bett saßen, und was geschah? Irgendeine nervige Krankenschwester meinte wahrscheinlich, ausgerechnet jetzt meinen Puls messen zu müssen.

      Dann aber sah ich, wer eintrat.

      Und verschluckte mich prompt.

      Hustend und nach Luft schnappend, röchelte ich wie ein verdammter Vollidiot.

       Mierda.

      Wenn ich mich richtig erinnerte, war unser erstes Treffen genauso verlaufen. Nur die Ohrfeige fehlte, aber die konnte ja noch kommen.

      „Guten Morgen, Señor Alvarez. Wie geht es Ihnen?“, fragte die schwarzhaarige Schönheit, die Gott mir statt eines Engels geschickt hatte, und trat an mein Bett.

      „Scheiße“, war meine Antwort auf ihre Frage, als ich endlich wieder Luft bekam. Innerlich fluchte ich weiter. Welcher Mann will schon in einem Krankenhausbett liegen, wenn er einer Frau begegnet, die er gerne vögeln würde?

      Keiner.

      Erstens sah ich aus wie ein Grufti. Ich bin nicht besonders eitel, aber nach ein paar Tagen hatte ich einen Blick in den Spiegel gewagt. Meine normalerweise dunkle Haut hatte einen grauen Schimmer. Die Schatten unter meinen Augen waren tiefschwarz und so groß wie Untertassen. Ich sah aus, als sei ich gestorben, vergraben und dann wieder ausgebuddelt worden. Genau so fühlte ich mich auch.

      „Das tut mir leid. Ich hatte gehofft, es geht Ihnen schon besser.“

      „Oh, da könnten Sie mir helfen. Hüpfen Sie einfach mit rein.“ Ich hob meine Bettdecke ein wenig an und klopfte einladend auf die Matratze.

      Ein Schatten zog über ihr Gesicht. Genau so, wie ich es geplant hatte. Es gab kaum einen besseren Trick, um eine Frau schleunigst wieder loszuwerden, als sie so richtig blöd anzumachen. Und selbst wenn ich sie tatsächlich in meinem Bett haben wollte, dann garantiert nicht an einem Tag wie heute.

      „Danke, kein Bedarf.“ Sie streckte ihre Hand aus. „Mein Name ist Carmen Rojas, ich bin Polizisten der Guardia Zivil. Ich bin hier, um Ihnen ein paar Fragen zu stellen.“

      Ihr Tonfall könnte die Sahara zum Gefrieren bringen. Wenn ich einen Ständer gehabt hätte, wäre der jetzt garantiert in sich zusammengefallen. Aber auch so wirkten ihre Worte wie eine kalte Dusche. Die Polizei hatte mich bisher in Ruhe gelassen. Ich hatte angenommen, dass die mich nicht mehr belästigen würden. Immerhin hatte die gesamte Crew schon ausgesagt. Jeder hatte gesehen, wie ich die Kugel abbekam, die für Lou bestimmt gewesen war. Jeder wusste, dass ich ein verdammter Held war.

      Aber ich ließ mir nichts anmerken. Schüttelte ihre Hand, als hätte ich sie nicht gerade in mein Bett eingeladen. Schenkte ihr ein falsches Lächeln und sagte: „Dann fragen Sie mal los. Ich habe nichts zu verbergen.“ Und weil ich so tolle Manieren hatte, deutete ich auch noch auf den Stuhl, der neben meinem Bett stand. „Setzen Sie sich, machen Sie es sich bequem. Ich habe eh nichts Besseres zu tun, als mich mit einer schönen Frau zu unterhalten.“ Der letzten Bemerkung schickte ich ein anzügliches Grinsen hinterher, nur um sie wissen zu lassen, dass ich doch nicht so gute Manieren hatte.

      „Wie schön für Sie.“ Carmen blieb natürlich stehen. War ja klar, eine Frau wie sie kam einer solchen Aufforderung nicht nach. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und musterte mich. Wahrscheinlich dachte sie, mich so einschüchtern zu können, aber da kannte sie mich schlecht.

      „Ich bin nur froh, dass Sie mich heute nicht mit einer Ohrfeige begrüßen“, sagte ich, um das Schweigen zu unterbrechen. Denn irgendwie störte es mich schon, diese Musterung. Die zusammengezogenen Augenbrauen. Die Gedanken, die hinter diesen wunderschönen Augen lauerten.

      „Ach, daran erinnern Sie sich?“

      „Ja, und daran, dass ich etwas frustriert war. Jeder, der aus einer Bewusstlosigkeit erwacht, sieht einen zauberhaften Engel. Und was bekomme ich? Eine dunkelhaarige Furie, die mich schlägt.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Und auf Schläge stehe ich nun mal nicht. Wenn Ihre Neigungen in diese Richtung gehen, muss ich mein Angebot von vorhin wieder zurückziehen.“

      Treffer.

      Versenkt.

      Ich sah es ihr an. Sie war kurz davor, umzudrehen und davonzurauschen.

      Ich zumindest hätte es getan. So einen Scheiß würde ich mir von niemandem bieten lassen.

      „Nach meiner Erfahrung haben die Männer mit der größten Klappe einen extrem kleinen Penis. Deshalb, danke. Ich muss das großzügige Angebot leider ablehnen.“ Sie lehnte sich nach vorn und nagelte mich mit ihrem Blick fest. „Wenn Sie noch mal so was zu mir sagen, schleife ich Ihren Arsch hier raus und werfe ihn in die nächste Zelle wegen Beamtenbeleidigung.“

      Mierda.

      Treffer für sie.

      „Schön, dass wir das klären konnten“, sagte sie, als ich ausnahmsweise mal die Klappe hielt. „Und jetzt zu dem, was auf der Sea Shadow passiert ist. Sie wurden am fünfzehnten August überfallen. Ist das korrekt?“

      „Ich denke schon. Sie wissen das wahrscheinlich besser als ich; mir irgendwelche Daten zu merken, ist nicht so mein Ding. Wenn Sie also meine Aussage dazu wollen, dann kann ich Ihnen nur mitteilen, dass die uns irgendwann im August angegriffen haben. Könnte der fünfzehnte gewesen sein oder der vierzehnte. Meinetwegen auch der sechzehnte oder der siebzehnte. Moment mal.“ Ich tat so, als würde ich nachdenken. „Der achtzehnte käme genauso infrage.“

      Diese Carmen schaute mich genervt an, aber ich war so schlau, mir ein Grinsen zu verkneifen. Kein Gesetz besagte, dass ich mich an irgendwas erinnern musste. Vor allem, nachdem ich angeschossen worden war, stundenlang im eiskalten Wasser rumpaddelte wie ein verdammter Seehund und dann von der Guardia Civil rausgefischt wurde. Diese Carmen konnte froh sein, dass ich meinen eigenen Namen wusste.

      „Gut. Dann erzählen Sie mal der Reihe nach, was passiert ist“, sagte sie. Ihrer Stimme konnte ich anhören, wie sie sich um einen neutralen Tonfall bemühte.

      „Die Typen kamen mitten in der Nacht. Sie haben mich und Dylan aus dem Schlaf gerissen. Zwei Piraten, beide mit Sturmhauben und Gewehren. Sie haben uns in eine andere Kabine gebracht, wo wir mit Tyler, Fabio und Logan eingesperrt wurden. Tyler haben sie irgendwann befragt und zusammengeschlagen, weil er nicht verraten wollte, wo sich Lou und Marli versteckt hatten. Aber auch ohne Tylers Mithilfe fanden sie die beiden Frauen. Kurz darauf mussten wir alle an Deck, weil Tyler mal wieder nicht kooperieren wollte. Dieses Mal ging es um die Kombination von seinem Safe. Was dort oben passiert ist, wissen Sie ja.“

      „Oh,


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