Faust. Der Tragödie erster Teil. Johann Wolfgang von Goethe

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Faust. Der Tragödie erster Teil - Johann Wolfgang von Goethe


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sich der Mensch, die kleine Narrenwelt,

      Gewöhnlich für ein Ganzes hält:

      Ich bin ein Teil des Teils, der anfangs alles war,

      Ein Teil der Finsternis, die sich das Licht gebar,

      Das stolze Licht, das nun der Mutter Nacht

      Den alten Rang, den Raum ihr streitig macht.

      Und doch gelingts ihm nicht, da es, soviel es strebt,

      Verhaftet an den Körpern klebt:

      Von Körpern strömts, die Körper macht es schön,

      Ein Körper hemmts auf seinem Gange;

      So, hoff ich, dauert es nicht lange,

      Und mit den Körpern wirds zugrunde gehn.

      faust . Nun kenn ich deine würdgen Pflichten!

      Du kannst im Grossen nichts vernichten

      Und fängst es nun im Kleinen an.

      mephistopheles . Und freilich ist nicht viel damit getan.

      Was sich dem Nichts entgegenstellt,

      Das Etwas, diese plumpe Welt,

      Soviel als ich schon unternommen,

      Ich wusste nicht ihr beizukommen,

      Mit Wellen, Stürmen, Schütteln, Brand –

      Geruhig bleibt am Ende Meer und Land!

      Und dem verdammten Zeug, der Tier- und Menschenbrut,

      Dem ist nun gar nichts anzuhaben:

      Wie viele hab ich schon begraben,

      Und immer zirkuliert ein neues, frisches Blut!

      So geht es fort, man möchte rasend werden!

      Der Luft, dem Wasser wie der Erden

      Entwinden tausend Keime sich,

      Im Trocknen, Feuchten, Warmen, Kalten!

      Hätt ich mir nicht die Flamme vorbehalten,

      Ich hätte nichts Aparts für mich.

      faust . So setzest du der ewig-regen,

      Der heilsam-schaffenden Gewalt

      Die kalte Teufelsfaust entgegen,

      Die sich vergebens tückisch ballt!

      Was anders suche zu beginnen

      Des Chaos wunderlicher Sohn!

      mephistopheles . Wir wollen wirklich uns besinnnen,

      Die nächsten Male mehr davon!

      Dürft ich wohl diesmal mich entfernen?

      faust . Ich sehe nicht, warum du fragst.

      Ich habe jetzt dich kennenlernen,

      Besuche nun mich, wie du magst.

      Hier ist das Fenster, hier die Türe,

      Ein Rauchfang ist dir auch gewiss.

      mephistopheles . Gesteh ichs nur! Dass ich hinausspaziere,

      Verbietet mir ein kleines Hindernis:

      Der Drudenfuss auf Eurer Schwelle –

      faust . Das Pentagramma macht dir Pein?

      Ei, sage mir, du Sohn der Hölle:

      Wenn das dich bannt, wie kamst du denn herein?

      Wie ward ein solcher Geist betrogen?

      mephistopheles . Beschaut es recht! es ist nicht gut gezogen:

      Der eine Winkel, der nach aussenzu,

      Ist, wie du siehst, ein wenig offen.

      faust . Das hat der Zufall gut getroffen!

      Und mein Gefangner wärst denn du?

      Das ist von ungefähr gelungen!

      mephistopheles . Der Pudel merkte nichts, als er hereingesprungen!

      Die Sache sieht jetzt anders aus:

      Der Teufel kann nicht aus dem Haus.

      faust . Doch warum gehst du nicht durchs Fenster?

      mephistopheles . ’s ist ein Gesetz der Teufel und Gespenster:

      Wo sie hereingeschlüpft, da müssen sie hinaus.

      Das erste steht uns frei, beim zweiten sind wir Knechte.

      faust . Die Hölle selbst hat ihre Rechte?

      Das find ich gut, da liesse sich ein Pakt,

      Und sicher wohl, mit euch, ihr Herren, schliessen?

      mephistopheles . Was man verspricht, das sollst du rein geniessen,

      Dir wird davon nichts abgezwackt.

      Doch das ist nicht so kurz zu fassen,

      Und wir besprechen das zunächst;

      Doch jetzo bitt ich hoch und höchst,

      Für dieses Mal mich zu entlassen.

      faust . So bleibe doch noch einen Augenblick,

      Um mir erst gute Mär zu sagen!

      mephistopheles . Jetzt lass mich los! ich komme bald zurück:

      Dann magst du nach Belieben fragen.

      faust . Ich habe dir nicht nachgestellt,

      Bist du doch selbst ins Garn gegangen.

      Den Teufel halte, wer ihn hält!

      Er wird ihn nicht so bald zum zweiten Male fangen.

      mephistopheles . Wenn dirs beliebt, so bin ich auch bereit,

      Dir zur Gesellschaft hierzubleiben;

      Doch mit Bedingnis, dir die Zeit

      Durch meine Künste würdig zu vertreiben.

      faust . Ich seh es gern, das steht dir frei;

      Nur dass die Kunst gefällig sei!

      mephistopheles . Du wirst, mein Freund, für deine Sinnen

      In dieser Stunde mehr gewinnen

      Als in des Jahres Einerlei.

      Was dir die zarten Geister singen,

      Die schönen Bilder, die sie bringen,

      Sind nicht ein leeres Zauberspiel.

      Auch dein Geruch wird sich ergetzen,

      Dann wirst du deinen Gaumen letzen,

      Und dann entzückt sich dein Gefühl.

      Bereitung braucht es nicht voran:

      Beisammen sind wir, fanget an!

      geister

Schwindet, ihr dunkeln Flatternde Bänder
Wölbungen droben! Decken die Länder,
Reizender schaue Decken die Laube,
Freundlich der blaue Wo sich fürs Leben,
Äther herein! Tief in Gedanken,
Wären die dunkeln Liebende geben.
Wolken zerronnen! Laube bei Laube!
Sternelein funkeln, Sprossende Ranken!

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