Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan
Читать онлайн книгу.der Leiter hinauf und betrat den Aussichtsposten auf der Außenhülle des TATHUM-Raumers.
»Viel schlauer sind wir jetzt nicht gerade!« Gry O'Shannon stand zwischen den Sträuchern und Bäumen und sah in die Ferne.
»Ich wusste, dass uns der Halt nicht weiterhelfen würde«, versetzte Bru Shaupaard, der hinter Pen die Leiter erklomm. »Reine Zeitverschwendung.«
»Dafür warst du aber geradezu elektrisiert, als der Taath von der ›vergangenen Unvergänglichen‹ erzählte!«, konterte O'Shannon.
Shaupaard antwortete nicht.
Jalland Betazou stieg nun aus der mit Blechen und Kunststoffplatten verkleideten Öffnung im Stahl. Icho Tolot blieb zurück, da die Leiter sein Gewicht nicht getragen hätte. Stattdessen erkundete er das Schiffsinnere, um vielleicht doch noch Zugriff auf Teile der Positronik zu erlangen, die nicht unwiederbringlich zerstört waren. Die Ladhonen hatten sich nicht getraut, es ihnen zu verwehren.
»Immerhin hat er uns die grobe Richtung genannt, in der das Verlies der VECU liegen könnte«, versuchte Pen die Gemüter zu beruhigen. »Auf dieser Basis können Gry und Jalland eine erneute Triangulation versuchen.«
Die Grau-Späher stiegen über die Abgrenzung aus Metallplastik, darauf bedacht in der Deckung der Pflanzen zu bleiben, die sich mal dicht und mal spärlich auf der Hülle des Raumschiffs ausgebreitet hatte.
Zwar blieben die höherdimensionalen Aggregate der SERUNS weiterhin desaktiviert, aber sie befürchteten, dass die Phersunen mittels Spion- und Überwachungssonden nach ihnen suchen könnten.
Federspinnen, die sie bereits mehrmals sowohl in den Wäldern und Steppen als auch im Inneren des TATHUM-Raumers erblickt hatten, flüchteten vor den Grau-Spähern. Silbern schimmernde Flugkäfer schwirrten davon.
Pen und Shaupaard sondierten die Umgebung. Am Horizont schimmerte der Ozean.
»In Abständen von mehreren Dutzend Kilometern kann ich weitere Wracks erkennen«, sagte Pen.
Sie waren teilweise halb im Erdboden versunken und von Pflanzen überwachsen. Kaum eines glich dem anderen. Sie gehörten zu den unterschiedlichsten Völkern Ancaisins.
»Dort!« Pen zeigte Shaupaard die Richtung an. Sie vergrößerte die Darstellung der Kameras auf ihrer Helminnenseite. »Die längliche Formation, die wie eine riesige Schlange in der Landschaft liegt. Ich kann an manchen Stellen kupferroten, schraffierten Stahl erkennen.«
»Die einzelnen Segmente der Schlange wirken zylindrisch«, sagte der Cairaner. »Das könnte mal ein Raumschiff der Shenpadri gewesen sein.«
Pen stimmte ihm zu. »Die Umgebung des Raumschiffs scheint verwaist. Aber ich kann Bewegungen auf der überwachsenen Außenhülle erkennen, schlangenförmige Wesen mit weißem Federkleid, tatsächlich Shenpadri.« In der Milchstraße trat dieses Volk der ehemaligen Vecuia als kosmische Archäologen auf, sogenannte Ruinenhüter.
O'Shannon und Betazou kehrten zurück und bestätigten den Richtungshinweis des Taaths. »Die Gegend sieht aus wie eine Art Raumschifffriedhof«, sagte der Onryone, der sich einen Grashalm in den Mundwinkel gesteckt hatte. »Die Wracks scheinen zu verschiedenen Zeiten Bruchlandungen hingelegt zu haben. Sie sind unterschiedlich stark bewachsen, manche stärker zerlegt als andere. Aber ich sehe keinen Hinweis auf den Grund ihres Absturzes.«
Shaupaard klatschte in die Außenhände. »Man wird sie abgeschossen haben, so wie uns. Das genauer zu untersuchen ist nicht Teil unserer Mission. Für mich sind die Raumschiffe lediglich ein Hinweis darauf, dass die Völker der Vecuia zu allen Zeiten versucht haben, die VECU zu befreien.«
Pen ignorierte die Ungeduld des Cairaners. Sie empfand eine morbide Faszination beim Anblick der Hochtechnologie, die im Schoß der Natur verging und Leben beherbergte, das neue Wege beschritt. Um manche Wracks waren Siedlungen entstanden, während die Umgebung anderer Trümmerhalden verwaist war.
Sie ging zur gegenüberliegenden Seite des Aussichtspostens und entdeckte weit entfernt den Ring eines cairanischen Augenraumers, dessen Energiekugel im Ringinneren erloschen war. Ohne sie wirkte das Raumschiff wenig bedrohlich. Dabei waren solche Schiffe in der Milchstraße der Inbegriff militärischer Macht.
Einige Wracks waren isoliert. Zum Beispiel der kaum überwachsene Kubus. Wachtürme und Wälle waren im engen Umkreis errichtet worden. Einem ihr bekannten Volk der Vecuia konnte sie das Raumschiffswrack nicht zuordnen. Zwischen anderen schien reger Handel zu herrschen. Befestigte Wege verbanden sie miteinander. Von Tieren gezogene oder von Dampfmaschinen angetriebene Wagen fuhren darauf. Manche Straßen führten so weit von den Raumschiffstrümmern fort, dass Pen nicht erkannte, wo sie endeten.
»Hier gibt es viele interessante Dinge«, sagte O'Shannon in das Schweigen. »Aber Vektormaterie kann ich weder sehen noch spüren, außer dem diffusen Druck. Der wird zwar stetig stärker, aber wir scheinen derzeit weit davon entfernt zu sein.«
Jalland Betazou stimmte ihr zu. Auch Shaupaard fand keinen Hinweis auf das Verlies der VECU und drängte zur Eile.
Ein Ruf drang aus dem Schacht, durch den sie auf den Aussichtsposten geklettert waren. Pen lief zu der Öffnung und sah Icho Tolot am Grund stehen. Seine drei roten Stielaugen glommen in der Dunkelheit.
»Kommt, meine Kleinen!«, rief er. »Ich habe jemanden entdeckt, der uns behilflich sein könnte!«
9.
Shukkner
»Ich kann mich nicht entscheiden«, klagte Shukkner.
»Na, das ist ja Klagen auf hohem Niveau.« Obshez saß ihm gegenüber und polierte Gläser. Das hätten seine Sklaven übernehmen können, doch der Herbergsvater gefiel sich in der Pose des Machers, der sich nicht scheute, wichtige Gäste höchstpersönlich zu bewirten.
Shukkner stieß ein heiseres Lachen aus. Natürlich galt Obshez' Aufmerksamkeit nicht ihm, sondern den Splitterjägern. Sie gehörten einer Zunft an, die eigentlich nichts Besonderes tat – sie plünderten Himmelssplitter. Aber dabei hatten sie solch eine Kunstfertigkeit erreicht, eine so sensible Riechspalte entwickelt, dass sie den stählernen Trümmern die wertvollsten Gegenstände entlockten.
Die zwei Splitterjäger am Spucktresen waren neu in Bossonu. Sonst hätte ihre Suche nach einer Unterkunft nicht in Obshez' Herberge geendet. Der alte Krautstrecker hatte ein gutes Netz an Werbern gesponnen, das ahnungslose Gäste einfing wie Maulblütler unvorsichtige Silberkäfer.
In diesem Moment legten die Splitterjäger Münzen auf den Tresen, hieben zum Abschied mit der Faust darauf, dass die Geldstücke klirrten, und verließen das Gasthaus.
»Wenn du Glück hast, kommen sie wieder«, sagte Shukkner. »Oder sie empfehlen dich sogar weiter.«
Er bemerkte, dass Klurn ebenfalls ging. Kaum hatte sich die Tür geschlossen, stand er in seiner Ecke auf und verließ die Krautstube. Sollte er nur. Momentan gab es nichts für den Sklaven zu tun. Vielleicht sprang sogar wieder ein gutes Geschäft dabei heraus, wie es Klurn mit dem letzten Splitterjäger gelungen war.
Für einen Augenblick verharrte Obshez. Er sah ins Leere, als müsste er sich seine nächsten Worte genau überlegen. Zaghaft griff er sich unter die Halskrause an den Nacken und rieb sich die Haut.
»Das hat nichts mit Glück zu tun, sondern mit einer gewieften Riechspalte«, prahlte Obshez dann. »Ich weiß halt, für welchen Gast sich Aufwand lohnt und für welchen nicht.«
Er ging zum Tresen und drückte einem der Sklaven Glas und Poliertuch in die Hände. Unter dem Protest der übrigen Gäste steckte er das gute Halmkraut ein und ersetzte es durch die übliche Ware.
»Nimm dir besser nicht zu viel vor, Shukkner«, riet Obshez ihm, als er sich wieder zu Shukkner an den runden Tisch mit dem Spucknapf in der Mitte gesetzt hatte. Der Herbergsvater stopfte sich eine Portion seines besten Krauts in den Mund und fuhr schmatzend fort. »Zhitiye ist noch liebreizender geworden als bei deinem letzten Besuch. Die Männer spitzen den Luftmund, sobald sie einen Raum betritt. Und sie speien anerkennend Halmsud auf den Boden, über